NDR, 16.07.2015
20:15
mare TV - Istanbul
Europa trifft auf Asien, zwei Kontinente, nur durch eine Meerenge getrennt: Istanbul, das ehemalige Konstantinopel. MareTV porträtiert eine faszinierende Stadt der Gegensätze.
Der Bosporus ist eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas. Für Mehmet Uygun ist es ein riesiges Revier, das er von Unrat befreien muss. Der Kapitän des Müllbootes fischt täglich alles aus dem Wasser, was dort nicht hinein gehört, von der Plastiktüte bis zur Couchgarnitur.
Cemil Dikbas dagegen jagt eine Kostbarkeit: den Meerraben. Der seltene Fisch fühlt sich ausgerechnet hier wohl. Er wird aber nicht gegessen! Cemil will den Meerraben im Weckglas für die nachfolgenden Generationen konservieren. 410 verschiedene Arten hat er schon in seiner Sammlung.
Die Stadt der zwei Kontinente
Adalet Uslu ist eine der wenigen Frauen unter den Anglern auf der berühmten Galatabrücke. Schulter an Schulter mit Hunderten Männern versucht sie, wenigstens ein paar der kleinen Mirmirfische abzubekommen und zu verkaufen. Denn Angeln ist für sie nicht nur Hobby, sie bessert damit auch ihren Lebensunterhalt auf.
Beim Kaffeesatzlesen im Basar von Ortaköy sind die Frauen unter sich. Besonders junge Frauen nutzen den Wahrsageservice von Aynur Abla, Kaffeesatzleserin in dritter Generation. Vor allem zwei Fragen sind interessant: Wann heirate ich und wie viele Kinder bekomme ich?
Wirbelnde Tradition: Die Derwischkultur
80 Umdrehungen in der Minute schafft Bekir Yenerer locker. Er lebt nach den Grundsätzen der 800 Jahre alten Derwischkultur, einer muslimisch-asketischen Ordensgemeinschaft. Im Sema, dem Tanz der Derwische, drehen sich die Anhänger mehrere Stunden lang um die eigene Achse in Trance.
Kraulen zwischen den Kontinenten
Der Bosporus wird sogar als Schwimmbecken genutzt. Der 85-jährige Levent Aksüt ist nicht nur der älteste Schwimmer, sondern hat auch die ungewöhnlichste Trainingsmethode: Er spannt sich ein Seil um den Bauch und zieht damit ein Schlauchboot samt Freund durchs Wasser. Kraulen zwischen den Kontinenten, das geht nur in Istanbul am Bosporus.
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21:00
mareTV
Istanbuls Prinzeninseln - Sommerfrische im Marmarameer
Die Prinzeninseln liegen zwar vor den Ufern der Zwölf-Millionen-Metropole Istanbul, dennoch sind sie ein Stadtteil davon. Den Namen bekam der aus neun Inseln bestehende Archipel im Marmarameer, als Söhne von Sultanen hierher verbannt wurden, um Thronfolgestreitigkeiten zu vermeiden. Die Istanbuler sagen meist nur kurz Adalar: die Inseln. Autos dürfen hier nicht fahren. Staatsgründer Atatürk hatte es so verfügt, um seine Ruhe haben. Das einzige Verkehrsmittel dort sind Pferdekutschen. Und davon gibt es reichlich.
Der Teenager Fäthi Yilmaz ist hier Kutscher. Den Beruf hat er vom Vater "geerbt", auch der Großvater saß schon auf dem Kutschbock. Seine Familie hat miterlebt, wie die Reichen aus Istanbul auf der Hauptinsel Büyük Ada prunkvolle Sommerresidenzen mit prächtigen Gärten errichteten und damit das Gesicht der Inseln prägten. Zu jedem Haus auf der Insel hat Fäthi eine Geschichte zu erzählen.
In einer der noblen Holzvillen wohnt Aysel Yenal. Sie ist Hobbygärtnerin und "Herrscherin" über einen großen Park, den die über 80-Jährige selber pflegt. Noch stolzer ist sie aber auf die Einrichtung ihres Hauses, das zu Beginn des letzten Jahrhunderts erbaut wurde. Das Klosett ist handbemalt und stammt, wie die Fliesen, aus Deutschland. Ein paar sind ihr kaputt gegangen. Nun sucht die alte Dame auf der ganzen Welt Ersatz.
Kraft tanken im Luxushotel
Angetan von der Architektur auf den Inseln ist auch Judith Mok aus Irland. Die Operndiva weilt nur für einen Tag auf den Prinzeninseln. Sie möchte Kraft tanken nach einer Konzertreihe in Istanbul. Im Hotel Splendid, einem Atriumbau aus Holz, entdeckt sie eine unerwartet gute Akustik und nutzt die Gelegenheit für eine spontane Stimmprobe, sehr zur Freude der anderen Gäste.
Bedrohtes Unterwasser-Paradies
Nicht ganz so leicht nimmt Serco Eksiyan das Leben auf den Inseln. Der erfahrene Taucher sieht das Paradies bedroht. Seit vielen Jahrzehnten kennt er die Unterwasserwelt im Marmarameer und trauert um den Rückgang des Korallenreichtums und der Fischschwärme vergangener Tage. Serco will vor den Adalar aufräumen und sucht nach verlorenen Fischernetzen, tödliche Fallen für die Meeresbewohner.
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