Wie gehts euch?

[Hiyam]

Ich weiß nicht, vielleicht ist das wieder eine von den Aussagen, die man vorrangig im kulturhistorischen Kontext betrachten sollte, und demnach richtete sie sich zunächst mal an Araber, und da sind die Zeiten nun mal anders als in Mitteleuropa. Also 12 Stunden - vom dortigen Sonnenauf- bis Untergang, erscheint mir natürlich.

Das stimmt schon, aber dafür ist das Klima dort etwas heißer als bei uns. Hinzu kommt, im Winter fasten wir nicht 12 Stunden sondern erheblich kürzer

Ich kann mir nicht vorstellen, daß da schon geplant war, sich nach dem Frühstück noch mal hinzulegen (das finde ich eigentlich nicht natürlich).

Nach dem Frühstück vielleicht nicht, aber Mittags?

Ich habe im Fernsehen mal einen Bericht über Tuareg gesehen die mit der (Kamel) Karawane von Oase zu Oase gezogen sind und so in 10 Tagen einige km zurückgelegt haben. Ich meine mich zu erinnern daß sie eine ausgiebige Mittagsrast eingelegt zu haben - geht ja auch nicht anders bei der Hitze.

[iman07]

Ich hatte mit meinem Mann zu Beginn des Fastenmonats auch besprochen dass ich die Zeiten ziemlich heftig finde und man sich vielleicht an die Zeiten von Mekka oder so halten sollte. Auch mit dem Argument dass die Araber dort so eine krasse Zeitspanne gar nicht kennen.

Naja, er fand es sch***. Er kam mir mit dem Argument dass im Koran nunmal steht man sollte Fasten von Sonnenaufgang bis Untergang. Und es hätte damals schon für die ganze Welt gegolten.

Ich weiß nicht was ich davon halten soll, was meint ihr? Gott wusste ja bei der Offenbarung schon, dass in manchen Ländern viel längere Fastenzeiten anstehen werden

Also ich sags mal so - Gott wusste ja bei der Offenbarung auch schon dass im 20. Jahrhundert Frauen genauso gebildet und aktiv im Berufsleben sind wie Maenner (da er allwissend ist), und "trotzdem" offenbarte er in 2:282 (grad ein gutes Beispiel weil woanders gepostet) dass als Zeugen entweder 2 Maenner oder ein Mann und zwei Frauen vorhanden sein sollten. Heisst das nun dass auch jetzt im 20. Jahrhundert Frauen als Zeugen nur halb so viel gelten wie Maenner?

Meine Logik sagt mir - entweder ich interpretiere Suren und Ayats im Kontext oder ich nehm sie wortwoertlich. Meine Herangehensweise ist der Kontext. Deshalb interpretier ich 2:282 sowie die Offenbarung bezueglich Fastenzeiten im Kontext (der Zeit, der Umstaende, der Gellschaft usw).

Deshalb fand ich eben das Argument mit "herumbasteln" nicht nachvollziehbar (sie auch Musafira's Beitrag). Mir ist irgendwie nicht verstaendlich wie man bei bestimmten Ayat darauf pochen kann "aber das steht doch da so wortwoertlich im Quran" und bei anderen dann sagt "naja, aber damals waren ja andere Zeiten usw"

[iman07]

Ahja, davon abgesehen gehts mir mit dem langen Fasten dieses Jahr gar nicht wirklich gut.
Letztes Jahr hatten wir nach Mekka Zeit gefastet, was auch super geklappt hat (mal abgesehen vom Unverstaendnis mancher anderer Muslime). Und deshalb hab ich mir dieses Jahr gedacht - naja, probieren wir es mal aus mit den "echten" Zeiten (hier ist das von 4:18 bis 21:00 im Moment). Mein Magen revoltiert jeden Morgen und es wurde jetzt so schlimm dass ich heute aussetzen musste. Davon abgesehen bin ich dauer uebermuedet und in der Arbeit deswegen extrem unproduktiv, was ich mir echt nicht leisten kann.
Deshalb werd ich wohl die Zeiten wieder etwas "modifizieren", evtl wieder nach Mekka. Denn ich persoenlich bin mir hundertprozentig sicher dass Allah nicht von mir moechte dass ich mich jeden Tag hundsmies fuehle und mich durch den Tag quaele. Ob mein Fasten angenommen wird weiss nur Allah, aber ich fuehl mich wohl mit meiner Entscheidung

[Musafira]

Also ich sags mal so - Gott wusste ja bei der Offenbarung auch schon dass im 20. Jahrhundert Frauen genauso gebildet und aktiv im Berufsleben sind wie Maenner (da er allwissend ist), und "trotzdem" offenbarte er in 2:282 (grad ein gutes Beispiel weil woanders gepostet) dass als Zeugen entweder 2 Maenner oder ein Mann und zwei Frauen vorhanden sein sollten. Heisst das nun dass auch jetzt im 20. Jahrhundert Frauen als Zeugen nur halb so viel gelten wie Maenner?

Genau, auf dieser Ebene wuerde ich auch argumentieren. Und wusste dann Gott auch nicht, dass spaeter mal die Sklaverei abgeschafft wird? Dass es spaeter in einigen Laendern eine Rentenversicherung gibt (zum Thema Polygamie als Witwenversorgung)? Sorry, also diese Argumentation ist doch Schmarrn. So viele Dinge im Qur'an sind nur im Kontext der damaligen Zeit zu verstehen und wie ich schon gesagt habe, eine solche minimale Interpretation vollziehen doch auch die traditionellen Gelehrten.

[Elinor]

Ich oute mich jetzt auch mal: ich faste dieses Jahr nicht die volle Zeit.
Nachdem ich mir schon Wochen vor Ramadanbeginn Gedanken darüber gemacht habe, wie ich das schaffen soll und auch schon so weit war, dass ich gar nicht fasten wollte, habe ich dann einfach damit angefangen. Ich faste etwa 12 - 13 Std (interessant, dass dies den Zeiten von Mekka in etwa entspricht) und so stimmt es für mich. Leicht finde ich es trotzdem nicht. Nicht trinken ist im Moment nicht so das Problem, bei diesem Wetter... Nicht essen schaffe ich auch, wenn es auch manchmal soo verlockend wäre... Allerdings habe ich ständig leichte Kopfschmerzen und nachmittags kann ich mich nicht mehr so gut konzentrieren, manchmal ist mir leicht schwindlig.
Ich habe gerade Urlaub und könnte nach dem Frühstück nochmals schlafen, aber das geht gar nicht. Da bin ich nachher den ganzen Tag wie durch den Wind und zu nichts zu gebrauchen.

Wenn ich nächste Woche wieder arbeite, werde ich an den Arbeitstagen auch nicht fasten, denn das schaffe ich auf keinen Fall. Diese Tage werde ich nachholen.

Ich hoffe halt darauf, dass Gott mein Fasten auch so annimmt.

Aber erzählen darf man das ja nicht, ausser hier , da alle meine muslimischen Bekannten das Fasten ja problemlos schaffen und es überhaupt nicht einsehen, dass man da irgendwelche Probleme damit haben kann...

Elinor

[ummmohammed]

Ich würde denen nicht immer glauben, ich kann nicht glauben, das einer voll im leben steht und 17 std ohne probleme fastet,in ägypten erledigt man doch auch alles vor dem ramadan hat verkürzte arbeitszeiten, und das nicht sim ramadan funktioniert,...weiss jeder!!! sogar die händler im Khan el Khalili(die die fasten) lassen einen in ruhe, weil sie nihct reden wollen,... ich hätte kein schlechtes gewissen wenn ich es nicht schaffen würde....Allah kennt doch unsere absicht, und die zählt, oder,...
ich hab suhur verschlafen!!! mal sehen, wie ich jetzt den tag rumkriege ohne nierenkoliken,...insha allah,...
die kinder gehen heute nachmittag schwimmen, mit oma, dann kann ich zumindest versuchen zu schlafen...

[Musafira]

Eben. Es stimmt einfach nicht, dass es alle andere so problemlos fasten. Nur traut sich keiner zuzugeben, dass es ihnen schwerfaellt, weil einem da leicht ein "schwacher Glaube" unterstellt wird. Aber es ist wirklcih eine Tatsache, das in den muslimischen Laendern im Ramadan wenig laeuft.

[Dona]

Hallo Ihr Lieben, zunächst wünsche ich euch eine schöne und leichte Fastenzeit, dass es Allah auch inshAllah annimmt!
Ich persönlich habe dieses Jahr (aber auch letztes Jahr war es so) keine Probleme mit dem Fasten, es fällt mir echt leicht elhamdulilah! Ich bekomme nur manchmal leicht Hunger, aber das legt sich dann gleich wieder. Aber gegen Abend, wenn wir den Tisch eindecken, da könnte ich mich auf das Essen stürzen!

[Ayda92]

Meine Logik sagt mir - entweder ich interpretiere Suren und Ayats im Kontext oder ich nehm sie wortwoertlich. Meine Herangehensweise ist der Kontext. Deshalb interpretier ich 2:282 sowie die Offenbarung bezueglich Fastenzeiten im Kontext (der Zeit, der Umstaende, der Gellschaft usw). Deshalb fand ich eben das Argument mit "herumbasteln" nicht nachvollziehbar (sie auch Musafira's Beitrag). Mir ist irgendwie nicht verstaendlich wie man bei bestimmten Ayat darauf pochen kann "aber das steht doch da so wortwoertlich im Quran" und bei anderen dann sagt "naja, aber damals waren ja andere Zeiten usw"

Also ich habe unlängst erst gelesen, und das ist wiederum eine Logik, die mir auch hinsichtlich anderer Diskussionen durchaus einleuchtet, daß der Koran nicht "entweder/oder"-les- und auslegbar sei. Vielmehr müsse man unterscheiden lernen, ob es sich um eine Sure handelt, die im Kontext auch kulturhistorisch zu betrachten ist (also in erster Linie für die damalige Zeit gedacht) oder um eine der Suren mit immerwährender gleichbleibender Bedeutung und Gültigkeit. Eine erste Hilfe für diese Unterscheidung sei demnach allein schon die Entstehungszeit. So gesehen also die meisten Offenbarungen in Medina für die damalige Zeit gedacht und die Offenbarungen aus Mekka als Immerwährende.
Natürlich trifft das wiederum nicht einfach von vorneherein für alle Suren zu, d.h. der Koranleser sei stets zu eigenständigem Denken und Reflektieren aufgerufen. Weil selbst auf diese Einteilung könne man sich nicht verlassen, weil es eben bei jeder Sure anders zu verstehen sei.
Ich muß sagen, die darin zum Vorschein kommende Logik sagt mir sehr zu. Und je mehr Beiträge ich hier über die mögliche Fastenzeiten lese, desto schwieriger fällt es mir, mich auf eine Seite zu schlagen, weil alle Argumentationen etwas für sich haben. Wenngleich mir die Variante nach Mekka-Zeit zu fasten eher entspricht, wenngleich ich bei vielen anderen Dingen ja der Ansicht bin, SA-autonom zu denken und zu handeln.

[regina]

Ich hatte mit meinem Mann zu Beginn des Fastenmonats auch besprochen dass ich die Zeiten ziemlich heftig finde und man sich vielleicht an die Zeiten von Mekka oder so halten sollte. Auch mit dem Argument dass die Araber dort so eine krasse Zeitspanne gar nicht kennen.

Naja, er fand es sch***. Er kam mir mit dem Argument dass im Koran nunmal steht man sollte Fasten von Sonnenaufgang bis Untergang. Und es hätte damals schon für die ganze Welt gegolten.

Ich weiß nicht was ich davon halten soll, was meint ihr? Gott wusste ja bei der Offenbarung schon, dass in manchen Ländern viel längere Fastenzeiten anstehen werden

Ramadan und Mitternachtssonne steht ja die nächsten Jahre nicht nur z.B. für die 1,6% Norweger muslimischen Glaubens an... so ist die Welt nunmal geschaffen

[Rosalie]

Hm, ich hab heute nacht 2 Stunden geschlafen, dann ein bisschen gegessen und getrunken und dann weitergeschlafen. Bin dieses mal wenigstens um 10 aufgestanden und nicht um 12, eigentlich wollte ich ja um 9, aber naja... Ich denke, ich werde versuchen, noch ein paar Stunden mehr Schlaf nachts unterzubringen.
Nach der Arbeit schlafen (wenn ich wieder arbeite) fände ich unpraktisch, weil dann so wenig Zeit zum Kochen bleibt

[ka1960]

Also ich habe unlängst erst gelesen, und das ist wiederum eine Logik, die mir auch hinsichtlich anderer Diskussionen durchaus einleuchtet, daß der Koran nicht "entweder/oder"-les- und auslegbar sei. Vielmehr müsse man unterscheiden lernen, ob es sich um eine Sure handelt, die im Kontext auch kulturhistorisch zu betrachten ist (also in erster Linie für die damalige Zeit gedacht) oder um eine der Suren mit immerwährender gleichbleibender Bedeutung und Gültigkeit. Eine erste Hilfe für diese Unterscheidung sei demnach allein schon die Entstehungszeit. So gesehen also die meisten Offenbarungen in Medina für die damalige Zeit gedacht und die Offenbarungen aus Mekka als Immerwährende.
Natürlich trifft das wiederum nicht einfach von vorneherein für alle Suren zu, d.h. der Koranleser sei stets zu eigenständigem Denken und Reflektieren aufgerufen. Weil selbst auf diese Einteilung könne man sich nicht verlassen, weil es eben bei jeder Sure anders zu verstehen sei.
Ich muß sagen, die darin zum Vorschein kommende Logik sagt mir sehr zu.

Und wo ist hier jetzt die Logik, wenn ich fragen darf, confused und tuedeltue?

Wiki: Logik ist die Lehre des vernünftigen (Schluss-)Folgerns.

[Hiyam]

Rosalie, wann bist Du denn wieder zu Hause nach der Arbeit?
Ich lege mich nämlich auch immer hin für eine Stunde, manchmal etwas mehr (bin so gegen 5 Zuhause).
Was das Kochen betrifft: Schatzi hat gleich letzte Woche einen Riesentopf (mit Fleisch) und einen kleinen Topf (ohne) Suppe gekocht. Das habe ich portionsweise eingefroren, so daß ich bis Ende der Woche um die Suppe keinen Kopf machen muß. Wenn Du die Möglichkeit zum Einfrieren hast, kann ich wärmstens empfehlen.

So muß ich nur den folgenden Gang zubereiten. Z.B. hatten wir jetzt 2 Tage unterschiedliches Gemüse aus dem Backofen. Das ist echt kein Arbeit: Zucchini waschen in dicke Scheiben schneiden, Kartoffelstücke, Tomaten usw.... Ich versuche an Tagen wo ich fitter bin mehr und/oder größere Mengen zu kochen damit ich was im TK habe (gekochten Reis und Nudeln kann man wunderbar einfrieren und dann hat man was und der Rest drumherum ist nicht mehr so zeitaufwendig, finde ich) und auch am Wochenende mache ich Essen für 2 Tage und noch was für den Gefrierfach

Ich muß noch sagen, wir essen ziemlich so im Ramadan wie sonst auch. Also ich muß kein 5 Gänge Menü auftischen oder Gerichte die mehrstündigen Aufenthalt in der Küche erfordern.
Was Tabu ist irgendwelche Tütensachen oder Fertiggerichte. Das mögen wir beide nicht.

[malaika]

naja, in ägypten wurde ja auch die uhr auf winterzeit gestellt, damit das fasten erleichter wird,...

Und nach dem Ramadan werden die Uhren wieder zurückgestellt. Somit wird dort dieses Jahr viermal die Zeit umgestellt.

Die spinnen, die Ägypter ...

[malaika]

Naja, er fand es sch***. Er kam mir mit dem Argument dass im Koran nunmal steht man sollte Fasten von Sonnenaufgang bis Untergang. Und es hätte damals schon für die ganze Welt gegolten.

Die Anweisungen im Qur'an KÖNNEN nicht für die ganze Welt gegolten haben oder gelten.

Welchen Sinn würde es beispielsweise ergeben, einem Isländer zu sagen, er solle Kamele als Transportmittel verwenden, oder dass Gott Datteln geschaffen hat, die der Mensch essen soll?

Die Anweisungen, Gleichnisse und Geschichten im Qur'an müssen immer im historischen und kulturellen Kontext gesehen werden, das hatten wir ja hier schon ganz oft.

Mir fällt dazu immer das Beispiel ein, das ich schon öfters beschrieben habe ... wenn Muhammad in der Antarktis gelebt hätte und im Qur'an Pelzmäntel mit Pelzkapuzen, oder der Verzehr von Seehunden oder Fischen, die man durch Löcher im Eis geangelt hat, beschrieben wären, käme niemand auf die absurde Idee, wir sollten nun auch in Europa oder Afrika Pelzmäntel tragen oder Robben essen. Man würde keine künstlichen Eisseen anlegen, damit alle Muslime durch Eislöcher angeln könnten, oder Robbenfleisch in sämtliche Teile der Welt exportieren.

Ich könnte mir allerdings durchaus vorstellen, dass einige grönländische Hardliner-Scheichs Lebertran zu einem prophetischen Heilmittel erklären würden und er weltweit vertrieben würde, so wie das heute mit Datteln, dem Miswak oder Schwarzkümmelöl passiert.

Wenn es aber um Dinge geht, die spezifisch für die kulturellen und geografischen Gegebenheiten Saudi Arabiens im siebten Jahrhundert sind, heißt es immer, wir sollten das auch heute unabhängig von unserem Aufenthaltsort und der Gesellschaft, in der wir leben, eins zu eins übertragen. Für mich ergibt das null Sinn und hat meiner Meinung nach gar nichts mit *Islam* zu tun. Wenn ein Muslim in Norwegen glaubt, dort mit knöchellanger Gallebeia, Sandalen und Prophetenbart herumlaufen zu müssen, finde ich das genau so absurd, als wenn ein Muslim aus meinem obigen Beispiel mit Pelzmantel und -kapuze durch Kairo spazieren würde und versuchen würde, dort Robbenfleisch zu kaufen.

Daher finde ich Musafiras Argumente zu den Fastenzeiten absolut logisch und nachvollziehbar.