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Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Di 14. Jul 2015, 12:53
von Maira
Also bisher habe ich mich einmal im islamischen Jahr / Monjahr hingesetzt, mein Gesamtvermögen ermittelt, davon 2,5 % Zakat ausgerechnet und das Geld an eine Spendenorganisation überwiesen.

Mir ist das aber ehrlich gesagt ein wenig zu aufwendig und auch andere Gründe, die mich gerade zum Umdenken zwingen.

Deshalb kam ich zu der Überlegung 2,5 % Zakat vom Nettogehalt monatlich zu entrichten.
Das hat Vorteile
1. es ist einfacher, ich muss mich nicht jedes Jahr aufs Neue hinsetzen und den Wert ermitteln
2. ich muss mir keine Erinnerung mehr machen, damit ich es nicht versehentlich vergesse
3. die 2,5 % vom Nettogehalt sind letztendlich aufs Jahr gesehen sogar mehr als das was ich bisher an Zakat entrichtete. D.h. die Armen und Bedürftigen würden davon profitieren


(Ich weiß, es gibt einige die zahlen keinen Zakat, weil sie der Meinung sind mit der Lohnsteuer sei es bereits abgegolten. Meiner Meinung nach ist die Lohnsteuer etwas, zwischen dem Staat und mir, während der Zakat einer der Säulen des Islam ist und eine von Gott auferlegte Pflicht.
Da ich Staat und Religion voneinander trenne, ist der Zakat keineswegs mit der monatlichen Zahlung der Lohnsteuer abgegolten.)

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Di 14. Jul 2015, 15:47
von starlight1210
Gibt es diese Meinung wirklich? Habe ich noch nie gehört, also das mit der Lohnsteuer.
Ich spende auch monatlich an Islamic Relief.

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Di 14. Jul 2015, 16:27
von Beate
Maira hat geschrieben: Ich weiß, es gibt einige die zahlen keinen Zakat, weil sie der Meinung sind mit der Lohnsteuer sei es bereits abgegolten.
Aber ganz sicher. Du zahlst über die Lohnsteuer weitaus mehr als das, was islamisch betrachtet nötig wäre. Und von den Steuergeldern wird ja auch unter anderem das Arbeitslosengeld, die Rente und Hartz 4 finanziert. Eine zusätzliche Zakat-Abgabe ist da aus meiner Sicht nicht mehr notwendig.

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Mi 15. Jul 2015, 03:29
von Musafira
Zakat ist eine Vermoegenssteuer, keine Lohnsteuer. Ich sehe darin schon einen Unterschied. Ja, 2.5% vom Nettogehalt sind u.U. mehr als 2.5% vom Vermoegen. Damals (sozusagen in der"goldenen Zeit des Islam") waren die 2.5% Zakat die einzige Steuer - wenn es die einzige Steuer ist, ist es laecherlich wenig. Im Qur'an wird sadaqa und zakat synonym verwendet, die Zakat als Pflicht mit all ihren Regeln wurde erst unter Kalif Umar eingefuehrt. Daher halte ich es auch fuer legitim, wenn man einen Teil der Zakat mit den Steuern abgegolten sieht und darueber hinaus, spendet, was man fuer angemessen haelt, aber nicht peilich genau Zakat ausrechnet.

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Mi 15. Jul 2015, 11:30
von starlight1210
Und was du meinst, Beate, ist ja auch die Sozialversicherung und nicht die Lohnsteuer.

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Mi 15. Jul 2015, 11:59
von Morgendämmerung
Bismillah,
assalamualaikum,

ich möchte bestätigen, dass die Zakat eine Art "Vermögenssteuer" ist. Eine Steuer auf Tiere, die Ernte, für Ware und Gold, Silber und Geld usw.. Das monatliche Einkommen aus Lohn und Gehalt gehört nicht dazu. Nur der ersparte Teil nach einem Jahr ist Zakatpflichtig.

Entgegen den Bestimmungen über die Zakat gibt es aber tatsächlich Zakatrechner im Internet, die das monatliche Gehalt mit einrechnen. Grundsätzlich ist es ja nicht falsch mehr zu spenden, als notwendig.

@ Beate
Aber ganz sicher. Du zahlst über die Lohnsteuer weitaus mehr als das, was islamisch betrachtet nötig wäre. Und von den Steuergeldern wird ja auch unter anderem das Arbeitslosengeld, die Rente und Hartz 4 finanziert. Eine zusätzliche Zakat-Abgabe ist da aus meiner Sicht nicht mehr notwendig.
Liebe Beate,
würdest Du mir bitte erklären, wo und wie sich die Empfänger der Lohnsteuer mit den Empfängern der Zakat aus dem Koran gleichen? Allah zählt die Empfänger in Sure 9 Vers 60 auf:
"Die Almosen sind nur für die Armen und Bedürftigen und die, welche sich um sie bemühen, und die, deren Herzen gewonnen sind, und für die Gefangenen und die Schuldner und den Weg Allahs und den Sohn des Weges. (Das ist) eine Vorschrift von Allah; siehe Allah ist wissend und weise."
Vielen Dank vorab!
Wassalam

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Mi 15. Jul 2015, 13:31
von Beate
grundsätzlich werden sämtliche staatlichen Unterstützungsleistungen wie Arbeitslosengeld und Hartz 4 durch Steuereinnahmen finanziert.
Außerdem werden von den Steuereinnahmen die Schulen finanziert, die Straßen, Infrastrukturen, die Universitäten, Kindergeld etc.
Dass ich die Anweisungen des Korans vor ihrem historischen Hintergrund sehe und demnach auch keinen Sinn in einer direkten Übertragung in unsere heutige Zeit erkennen kann, dürfte doch bekannt sein.
Meiner Meinung nach kommt ein Muslim, der hier seine Steuern ordnungsgemäß zahlt, mehr als ausreichend seiner Zakatpflicht nach.

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Do 16. Jul 2015, 03:27
von Musafira
starlight1210 hat geschrieben:Und was du meinst, Beate, ist ja auch die Sozialversicherung und nicht die Lohnsteuer.

ALG II (sog. Hartz IV) ist steuerfinanziert.

Re: Zakat - Überlegungen zur Handhabung

Verfasst: Do 16. Jul 2015, 03:29
von Musafira
Morgendämmerung hat geschrieben:würdest Du mir bitte erklären, wo und wie sich die Empfänger der Lohnsteuer mit den Empfängern der Zakat aus dem Koran gleichen? Allah zählt die Empfänger in Sure 9 Vers 60 auf:
"Die Almosen sind nur für die Armen und Bedürftigen und die, welche sich um sie bemühen, und die, deren Herzen gewonnen sind, und für die Gefangenen und die Schuldner und den Weg Allahs und den Sohn des Weges. (Das ist) eine Vorschrift von Allah; siehe Allah ist wissend und weise."
Vielen Dank vorab!
Wassalam
Genaugenommen steht aber in diesem Vers "Sadaqat" nicht "Zakat". Wie gesagt ist das Zakatwesen etwas, was erst spaeter entstanden ist. Man kann daher auch nicht ganz genau mit quranischem Wortlauf argumentieren fuer etwas, was erst spaeter entstanden ist.