Koran: progressiver Ansatz

Große Fragestunde: Was Sie schon immer über den Islam wissen wollten, sich aber nie zu fragen getraut haben (für Gäste lesbar.)
Maira
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 5085
Registriert: So 26. Aug 2012, 12:55

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von Maira »

Musafira hat geschrieben:Das angebliche Bedeckungsgebot der Frau hat mittlerweile genau das Gegenteil bewirkt, naemlich ein Freibrief fuer sexuelle Belaestigungen der Frau. Worum dieser Gedanke, dass Frauen sich zu "schuetzen" zu haben? Ja nur, weil Maenner so einen Freibrief haben. Ich wuerde sagen, ein zeitgemaesser Prophet wuerde sich da an die Maenner wenden und sagen "Ihr habt keine fremden Frauen zu belaestigen, egal wie sie sich bekelidet. Kontrollt eure Hormone. Und wenn ihr das nicht koennt, bleibt in euren Haeusern".

:top:
malaika

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von malaika »

Kasimir hat geschrieben:
malaika hat geschrieben:
Sumayyah hat geschrieben:Nehmen wir mal die Bedeckung der Frau: Natürlich ist heute ein gewandt mit einem Überwurf keine Übliche Bekleidung. Aber es diente der Regel der Keuschheit und die Blicke fremder Männer zu Vermeiden.
Warum galt diese "Regel" dann für Sklavinnen nicht? Sind Sklavinnen nicht in der Lage, "Unkeuschheit" zu verursachen oder Blicke fremder Männer auf sich zu ziehen?
Vielleicht weil Sklavinnen nicht als "ehrbare Frauen" galten und ihnen daher eine Verhüllung nicht zustand?
Meine Frage war rhetorisch. Natürlich waren auch Sklavinnen in der Lage, Lust zu erwecken; dennoch durften sie ohne Kopftuch und z.T. barbusig herumlaufen. Mein Punkt ist, dass es bei dem vermeintlichen Verhüllungsgebot eben nicht in erster Linie darum geht, Lust oder Blicke zu vermeiden, um somit die Moral in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Oder, wie Khaled Abou el Fadl es ausdrückt – Awrah und Fitnah sind zwei unterschiedliche Kategorien, die eigentlich nicht in kausalem Zusammenhang stehen. Die Vermischung beider ist ein relativ neues Phänomen.
Waldschrat
Nistet sich hier ein
Nistet sich hier ein
Beiträge: 193
Registriert: Sa 28. Feb 2015, 13:37

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von Waldschrat »

malaika hat geschrieben:Warum galt diese "Regel" dann für Sklavinnen nicht? Sind Sklavinnen nicht in der Lage, "Unkeuschheit" zu verursachen oder Blicke fremder Männer auf sich zu ziehen?
Meiner Meinung nach ist das einfach die Doppelmoral die man so oft in Gesellschaft antrifft.
Wahrer Moral ist die Moral egal.
Benutzeravatar
Hannah
Forums-Mufti
Forums-Mufti
Beiträge: 1170
Registriert: Fr 6. Jan 2012, 09:18

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von Hannah »

@Musafira: :applaus:
Irgendwas ist immer.
Benutzeravatar
Kasimir
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 9944
Registriert: Mo 28. Okt 2013, 21:23

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von Kasimir »

malaika hat geschrieben: Meine Frage war rhetorisch. Natürlich waren auch Sklavinnen in der Lage, Lust zu erwecken; dennoch durften sie ohne Kopftuch und z.T. barbusig herumlaufen. Mein Punkt ist, dass es bei dem vermeintlichen Verhüllungsgebot eben nicht in erster Linie darum geht, Lust oder Blicke zu vermeiden, um somit die Moral in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Oder, wie Khaled Abou el Fadl es ausdrückt – Awrah und Fitnah sind zwei unterschiedliche Kategorien, die eigentlich nicht in kausalem Zusammenhang stehen. Die Vermischung beider ist ein relativ neues Phänomen.
War das Verhüllungsgebot für muslimische Frauen nicht eine Art Kleidervorschrift, wie sie in vielen vormodernen Gesellschaften üblich war, um gesellschaftliche Hierarchien sichtbar zu machen? Und da verschleierte Frauen im Rang höher standen, wurde die Verschleierung zum erstrebenswerten Kleidungsstil.
malaika

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von malaika »

Ganz genau. Mehr dazu findest du im Thread zum Thema Awrah. :)

http://www.muslima-aktiv.de/forum/viewt ... f=7&t=4301
Benutzeravatar
Musafira
Administratorin
Administratorin
Beiträge: 9215
Registriert: Do 15. Mai 2003, 17:34
Wohnort: Jenseits von Afrika

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von Musafira »

Ganz genau, es ging da um eine Rangordnung. Ich halte es daher etwas, was allein auf die damalige Zeit bezogen ist. So etwas wie eine Rangordnung ist eigentlich etwas, was auf Dauer abgeschafft gehoert, denn es zementiert Feudalismus und Ausbeutung. Und genau dies sind ja heutzutage noch die Probleme vieler muslimischer Gesellschaften. Pakistan hat noch immer ein Feudalsystem, z.B.
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
Benutzeravatar
Beate
Administratorin
Administratorin
Beiträge: 11265
Registriert: Fr 18. Jun 2004, 14:59

Re: Koran: progressiver Ansatz

Beitrag von Beate »

zurück zu dem Aspekt der Abgrenzung:
die Abgrenzung basiert natürlich auf der Vorstellung, dass es Rechtgeleitete und Irregeleitete gibt oder eben Gläubige und Kuffar. NUR, durch den gesamten Koran hindurch erfolgt diese Unterscheidung aufgrund von Charaktereigenschaften und NICHT aufgrund von Äußerlichkeiten wie Konfession, Kleidung, Riten.
Der Ungläubige ist zweigesichtig, verlogen, egoistisch, machthungrig, aggressiv, verletzend, respektlos, unbarmherzig etc. etc. etc.
Der Gläubige hingegen hat zumindest erkannt, dass oben aufgeführte Eigenschaften schlecht sind, schlecht für andere und schlecht für ihn, sie sorgen für Konflikte, führen zu Unrecht, zu Ungerechtigkeit und entwickeln oft eine Eigendynamik, die man dann schwer kontrollieren kann, und bemüht sich, sich in Empathie und Selbstlosigkeit zu üben.
Gott trifft keine Unterscheidung aufgrund von Äußerlichkeiten, sondern einzig und allein aufgrund von Charaktereigenschaften und den Handlungen, die daraus resultieren.
Wenn es nicht so wäre, gäbe es auch keine Heuchler, aber gerade die werden im Koran ja besonders scharf kritisiert.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
Antworten