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Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 03:36
von Musafira
Sumayyah hat geschrieben: Vielleicht liegt es daran, weil dies die Punkte, die den Islam insbesondere "besonders" machen und eigentlich vom Christentum unterscheiden?
Der Islam ist besonders wegen Kopftuch, Schwein- und Alkoholverbot? :confused:

Man kann ja auch als Christ auf Schwein und Alkohol verzichten, wenn man das so essenziell haelt. Wenn DAS der einzige Unterschied ist und es im Islam wirklich um nichts anderes geht, finde ich das ziemlich aermlich.

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 03:40
von Musafira
Sumayyah hat geschrieben:Nehmen wir mal die Bedeckung der Frau: Natürlich ist heute ein gewandt mit einem Überwurf keine Übliche Bekleidung. Aber es diente der Regel der Keuschheit und die Blicke fremder Männer zu Vermeiden. Was wäre wenn es heute einen koran gäbe? Würde es vielleicht auch heißen, warum tragt ihr bloß keine Gewänder mehr? Oder ganz einfach bedeckt eure Reize und stellt eure Ausschnitte nicht zur schau.
Wie es genau heute lauten würde, kann keiner beantworten, aber eben was der Zweck ist, der hinter dem ganzen steht, kann man nur versuchen herauszufinden und irgendwie für sich zu schützen um eben doch irgendwie im großen und ganzen auf dem richtigen Weg zu bleiben..
Davon abgesehen dass ich auch denke, dass das nicht das essenzielle ist ...

Das angebliche Bedeckungsgebot der Frau hat mittlerweile genau das Gegenteil bewirkt, naemlich ein Freibrief fuer sexuelle Belaestigungen der Frau. Worum dieser Gedanke, dass Frauen sich zu "schuetzen" zu haben? Ja nur, weil Maenner so einen Freibrief haben. Ich wuerde sagen, ein zeitgemaesser Prophet wuerde sich da an die Maenner wenden und sagen "Ihr habt keine fremden Frauen zu belaestigen, egal wie sie sich bekelidet. Kontrollt eure Hormone. Und wenn ihr das nicht koennt, bleibt in euren Haeusern".

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 09:46
von Maira
Musafira hat geschrieben:Das angebliche Bedeckungsgebot der Frau hat mittlerweile genau das Gegenteil bewirkt, naemlich ein Freibrief fuer sexuelle Belaestigungen der Frau. Worum dieser Gedanke, dass Frauen sich zu "schuetzen" zu haben? Ja nur, weil Maenner so einen Freibrief haben. Ich wuerde sagen, ein zeitgemaesser Prophet wuerde sich da an die Maenner wenden und sagen "Ihr habt keine fremden Frauen zu belaestigen, egal wie sie sich bekelidet. Kontrollt eure Hormone. Und wenn ihr das nicht koennt, bleibt in euren Haeusern".

:top:

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 11:30
von malaika
Kasimir hat geschrieben:
malaika hat geschrieben:
Sumayyah hat geschrieben:Nehmen wir mal die Bedeckung der Frau: Natürlich ist heute ein gewandt mit einem Überwurf keine Übliche Bekleidung. Aber es diente der Regel der Keuschheit und die Blicke fremder Männer zu Vermeiden.
Warum galt diese "Regel" dann für Sklavinnen nicht? Sind Sklavinnen nicht in der Lage, "Unkeuschheit" zu verursachen oder Blicke fremder Männer auf sich zu ziehen?
Vielleicht weil Sklavinnen nicht als "ehrbare Frauen" galten und ihnen daher eine Verhüllung nicht zustand?
Meine Frage war rhetorisch. Natürlich waren auch Sklavinnen in der Lage, Lust zu erwecken; dennoch durften sie ohne Kopftuch und z.T. barbusig herumlaufen. Mein Punkt ist, dass es bei dem vermeintlichen Verhüllungsgebot eben nicht in erster Linie darum geht, Lust oder Blicke zu vermeiden, um somit die Moral in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Oder, wie Khaled Abou el Fadl es ausdrückt – Awrah und Fitnah sind zwei unterschiedliche Kategorien, die eigentlich nicht in kausalem Zusammenhang stehen. Die Vermischung beider ist ein relativ neues Phänomen.

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 11:47
von Waldschrat
malaika hat geschrieben:Warum galt diese "Regel" dann für Sklavinnen nicht? Sind Sklavinnen nicht in der Lage, "Unkeuschheit" zu verursachen oder Blicke fremder Männer auf sich zu ziehen?
Meiner Meinung nach ist das einfach die Doppelmoral die man so oft in Gesellschaft antrifft.

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 13:09
von Hannah
@Musafira: :applaus:

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 13:49
von Kasimir
malaika hat geschrieben: Meine Frage war rhetorisch. Natürlich waren auch Sklavinnen in der Lage, Lust zu erwecken; dennoch durften sie ohne Kopftuch und z.T. barbusig herumlaufen. Mein Punkt ist, dass es bei dem vermeintlichen Verhüllungsgebot eben nicht in erster Linie darum geht, Lust oder Blicke zu vermeiden, um somit die Moral in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Oder, wie Khaled Abou el Fadl es ausdrückt – Awrah und Fitnah sind zwei unterschiedliche Kategorien, die eigentlich nicht in kausalem Zusammenhang stehen. Die Vermischung beider ist ein relativ neues Phänomen.
War das Verhüllungsgebot für muslimische Frauen nicht eine Art Kleidervorschrift, wie sie in vielen vormodernen Gesellschaften üblich war, um gesellschaftliche Hierarchien sichtbar zu machen? Und da verschleierte Frauen im Rang höher standen, wurde die Verschleierung zum erstrebenswerten Kleidungsstil.

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Mo 31. Aug 2015, 15:30
von malaika
Ganz genau. Mehr dazu findest du im Thread zum Thema Awrah. :)

http://www.muslima-aktiv.de/forum/viewt ... f=7&t=4301

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Di 1. Sep 2015, 03:34
von Musafira
Ganz genau, es ging da um eine Rangordnung. Ich halte es daher etwas, was allein auf die damalige Zeit bezogen ist. So etwas wie eine Rangordnung ist eigentlich etwas, was auf Dauer abgeschafft gehoert, denn es zementiert Feudalismus und Ausbeutung. Und genau dies sind ja heutzutage noch die Probleme vieler muslimischer Gesellschaften. Pakistan hat noch immer ein Feudalsystem, z.B.

Re: Koran: progressiver Ansatz

Verfasst: Di 1. Sep 2015, 08:46
von Beate
zurück zu dem Aspekt der Abgrenzung:
die Abgrenzung basiert natürlich auf der Vorstellung, dass es Rechtgeleitete und Irregeleitete gibt oder eben Gläubige und Kuffar. NUR, durch den gesamten Koran hindurch erfolgt diese Unterscheidung aufgrund von Charaktereigenschaften und NICHT aufgrund von Äußerlichkeiten wie Konfession, Kleidung, Riten.
Der Ungläubige ist zweigesichtig, verlogen, egoistisch, machthungrig, aggressiv, verletzend, respektlos, unbarmherzig etc. etc. etc.
Der Gläubige hingegen hat zumindest erkannt, dass oben aufgeführte Eigenschaften schlecht sind, schlecht für andere und schlecht für ihn, sie sorgen für Konflikte, führen zu Unrecht, zu Ungerechtigkeit und entwickeln oft eine Eigendynamik, die man dann schwer kontrollieren kann, und bemüht sich, sich in Empathie und Selbstlosigkeit zu üben.
Gott trifft keine Unterscheidung aufgrund von Äußerlichkeiten, sondern einzig und allein aufgrund von Charaktereigenschaften und den Handlungen, die daraus resultieren.
Wenn es nicht so wäre, gäbe es auch keine Heuchler, aber gerade die werden im Koran ja besonders scharf kritisiert.