http://www.sueddeutsche.de/politik/846/500117/text/
Wer mit den "westlichen Werten" ebenso kämpferisch umgeht, wie es der radikale Islam mit seinen heiligen Schriften tut, wird selbst zum Fundamentalisten.
Es muss nur irgendetwas geschehen, ein missglücktes Attentat wie zu Anfang des Monats zum Beispiel, und schon geht die Debatte wieder los, mit immer den gleichen Argumenten - halt, nein, was da angeführt wird, sind schon lange keine Argumente mehr, sondern es sind Parolen: "Die Muslime müssen sich von der Scharia lösen, sie müssen den politischen Islam ächten und sich vorbehaltlos zur Bürgergesellschaft und (zu) deren Rechten und Pflichten bekennen", sagte die Berliner Soziologin Necla Kelek in der vergangenen Woche. "Es gibt keinen anderen Weg, außer man setzt auf Konfrontation."
Sie bemerkt offenbar nicht, dass die Forderung, die Muslime hätten dem Vertrauen in ihre religiösen Autoritäten und Führer abzuschwören, schon die Konfrontation ist, mit der sie erst droht. Es herrscht Kulturkampf, und wie immer, wenn gekämpft wird, erscheint, wer nachdenken will, als "Duckmäuser" (Necla Kelek), und bereits der Versuch eines Abwägens und Begründens gilt als Schwäche. Absolut selbstgerecht schauen die Kulturkämpfer auf sich selbst, und was ihnen entgegentritt, das wird geächtet. Der Debatte tut das nicht gut.