Naja, letztendlich ist doch die ganze Hadj kommerzialisiert, inszeniert und bis ins kleinste Detail logistisch durchorganisiert. Anders wäre es bei der Menge von Leuten ja auch gar nicht zu schaffen.*Perrsönlich dachte ich immer, dass Mekka, als unsere heiligste Stätte, so vor Rummel und kommerziellen Umtrieben geschützt werden solle.
Ich finde schon alleine die Tatsache, dass die Steine für die Steinigung auf Förderbändern abtransportiert und Millionen neue ständig herangekarrt werden, irgendwie skurril. Und ich frage mich, ob es wirklich gottgewollt ist, dass Milliarden von Menschen unglaublich viel Geld, Zeit und Energie investieren, um an genau diesem Ort der Erde Rituale zu vollziehen …
" … Die Experten der Logistik werden aber besonders bei der Teufelssteinigung in Mina gefordert. Auf Einbahnstraßen und durch Ausweichschleusen werden die Pilgergruppen nach einem genauen Zeitplan an den Teufelssäulen vorbeigeführt. Mittlerweile geht die Lenkung der Pilgermassen sogar so weit, dass man per GPS ortbare Chipkarten einsetzt, um verlorene Pilger aufzufinden oder eben antizyklische Bewegungen zu erkennen und zu entspannen.
Die Millionen von Steinen werden auf unterirdischen Fließbändern abtransportiert und in der Wüste entsorgt.
Für das nächste Pilgerjahr werden hunderte Tonnen neue Steine herbeigeschafft. …"
http://www.papyrus-magazin.de/Papyrus_o ... Hadsch.pdf
Zum Thema … selbst die Ingenieure, die maßgeblich an der Konzeption von Sicherheitsmaßnahmen in Mekka beteiligt waren, durften nicht vor Ort arbeiten. Das finde ich absurd und beschämend.
In der Operation Sicherheit-für-Mekka prallten Kulturen aufeinander. Deutsche und Araber, Imame und Generäle, Beamte, Physiker und Ingenieure. »Es war viel Überzeugungsarbeit notwendig«, sagt ein Mitarbeiter des saudischen Bauministeriums, der die Maßnahmen mit koordiniert hat, doch das Ziel war für alle das Gleiche: »Menschen sicher von A nach B zu bringen und wieder zurück«.
Zu den umstrittensten Vorschlägen gehörte die Idee mit den Einbahnstraßen von Dirk Serwill und Reiner Vollmer. Die beiden Verkehrsplaner hatten 2005 mit dem Aachener Ingenieurbüro IVV das Mobilitätskonzept für den katholischen Weltjugendtag erarbeitet.
Ein Acker westlich von Köln, 50 Kilometer provisorische Straßen, mehr als eine Million Pilger, 12000 Dixi-Klos. Als alles vorbei war, dachte Serwill: »So etwas kommt nie wieder.« Er täuschte sich. Die Saudis wollten diesmal nicht nur eine neue Brücke bauen, sondern die Fußgängerströme von den Zeltstädten zur Brücke besser lenken.
Damit beauftragten sie die Aachener Ingenieure. Die konnten allerdings nicht selbst nach Mekka reisen, um sich alles vor Ort anzuschauen, das dürfen nur Muslime. Also schickten die Saudis ihnen Fotos von der Steinigung.
…
Dazu gehörte auch der wohl größte Stundenplan der Welt, den der Logistiker Knut Haase von der TU Dresden entwickelte: 30000 Gruppen mit jeweils 100 Pilgern wies er jeweils eine Route und einen Zeitpunkt für das Steinigungsritual zu. Der Verkehrspsychologe Bernhard Schlag beriet die Saudis bei der Gestaltung der Hinweisschilder, und das Hadsch-Ministerium drehte einen Aufklärungsfilm über die Neuorganisation des Steinigungsrituals – er wurde den Hadschis während der Anreise im Flugzeug gezeigt.
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2007/06/ ... ophe-Mekka