Nun anderswo gibt es dieses Phänomen auch. Der Schotte unterscheidet sich vom Engländer. der Bretone vom Südfranzosen, der Baske vom Andalusier, der Sizillianer vom Lombarden...
Wo ist das Problem?
Das ist gar kein Problem.
Es ist nur schwer, von "britischer" Kultur zu schreiben, wenn einem nur zur "englischen" Kultur was passendes einfällt.
Genauso schwierig wäre es wohl, über "amerikanische" Traditionen zu schreiben (es sei denn, man meint damit, dass der Independance Day gefeiert wird, den dürfte es in allen Staaten dort geben) - einfach, weil ein Texaner mit einem Hawaianer nicht unbedingt viel gemeinsam hat.
"Lokale" Traditionen könnte man besser umschreiben.
*** I could be wrong now - but I don't think so ***
Üb noch ein wenig, Mechthild, aber für den Anfang war es schon ganz hübsch. Super! Ich denke, das lässt sich noch ausbauen!
Besser nicht. In meiner Familie gibt es nämlich eine hübsche Tradition von psychisch Gestörten und Selbstmördern.
Diese Tradition solltest Du bitte unbedingt unterbrechen! Sag ich doch, Traditionen sind nicht in jedem Fall gut, manchmal ist es einfach besser, nach vorne zu schauen und eigene Traditonen zu entwickeln!
Rajaa hat geschrieben:Ja, Zahra - wenn in einem Land sicher keine Einigkeit herrscht, ist es der Iran. Auch auf der aktuellen Führungsebene ist keine Geschlossenheit vorhanden, da muss man nicht einmal bis zur Opposition schauen. Wir haben es von außen schwer, uns heranzutasten, welche Allianzen da geschlossen und wieder verworfen werden. Leider kommen dann auch manchmal relativ Unbeteiligte unter die Räder einer solchen unruhigen politischen Phase.
Es finden seit langem Iran Bestrebungen statt, Präsident Ahmadinejad politisch zu entmachten oder abzusetzen, und zwar durch Imam Khamene'i. Alles, was ihn diskriminiert und international weiter isoliert, wird von einer gewissen Führungsschicht hochgradig willkommen geheißen.
Wobei die Analyse, dass Khamene'i als Alleinherrscher an die Spitze möchte, möglicherweise nicht tief genug greift. Denn ohne den Wächterrat wäre auch er nicht in seinem Amt.
"Ich habe in einem langen Leben in den verschiedensten Gesellschaftssystemen mit ihren Hoffnungen und Ängsten gelebt. Vielleicht ist es meine einzige Art von Weisheit, sicher zu sein, dass auf Erden eine gute Gesellschaft nicht existiert. " (Zygmunt Bauman)
Ich halte das Brauchtum der Deutschen im Ausland weder für besonders ursprünglich noch für besonders geeignet zur Selbstvergewisserung der Deutschen in Deutschland geschweige denn als nützlich für in Deutschland lebende Migranten.
Die Rußlanddeutschen zum Beispiel konservieren einen Dialekt, den selbst Schwaben kaum noch verstehen und in dem große Teile des heutigen Wortschatzes gar nicht vorkommen. Der Kulturschock der in den 80-ger und 90-ger Jahren aus den Ostblockstaaten nach Deutschland kommenden war keinesfalls geringer als der der ganz neu zugewanderten Türken. Es war nicht nur der Unterschied zwischen Mangelwirtschaft und Supermärkten, es ging auch um Werte- und Moralvorstellungen, um öffentliche Auseinandersetzungen und Umgang mit Kritik und Meinungsvielfalt. Was in diesen Gruppen als "deutsch" überlebt hat, waren Reste der unterdrückten Sprache, ein unklares Überlegenheitsgefühl mit Betonung auf Sauberkeit und Ordnung, Rudimente einer ländlichen Tracht, speziell Hauben, und oft traurige Familiengeschichten.
In den USA überleben ehr folkloristische Elemente mit einem bayrischen Übergewicht, ganz egal, woher die Leute ursprünglich mal kamen, und was da in Südamerika so alles überlebt, dass will man sich lieber so genau nicht angucken.
Das man sich heute mehr als in meiner Jugend Gedanken um das spezifisch eigene, das gegen die Globalisierung zu Verteidigende macht, ist mir grundsätzlich sympatisch. Nun haben wir auf der Brauchtumsebene (Essen, Trinken, Dialekte, Feste ... ) nun mal fast nur lokale Traditionen. Die Kehrseite dieses Föderalismus besteht darin, dass wir solange noch nicht alles kaput gespart ist, mehr Orchester, mehr Theater, mehr Chöre und mehr Museen haben, als in fast allen Weltgegenden. Als Kunden sind Migranten in all diesen Institutionen ehr unterrepräsentiert, obwohl sie sie als Steuerzahler mitfinanzieren. Einladendes Verhalten auf der Anbieterseite und Neugier auf Seiten der Migranten in diesem Bereich finde ich da wesentlich sinnvoller als krampfhaft nach irgendwas typisch deutschem zu suchen, obwohl dann doch zuviel Alkohol, Schwein, christlicher Hintergrund für die Migranten bei rauskommt.
Wer von Euch möchte an einem westfälischen Wursten teilnehmen oder an einer Karnevalsfeier der Kolpingfamilie?
Rajaa hat geschrieben:Ja, Zahra - wenn in einem Land sicher keine Einigkeit herrscht, ist es der Iran. Auch auf der aktuellen Führungsebene ist keine Geschlossenheit vorhanden, da muss man nicht einmal bis zur Opposition schauen. Wir haben es von außen schwer, uns heranzutasten, welche Allianzen da geschlossen und wieder verworfen werden. Leider kommen dann auch manchmal relativ Unbeteiligte unter die Räder einer solchen unruhigen politischen Phase.
Es finden seit langem Iran Bestrebungen statt, Präsident Ahmadinejad politisch zu entmachten oder abzusetzen, und zwar durch Imam Khamene'i. Alles, was ihn diskriminiert und international weiter isoliert, wird von einer gewissen Führungsschicht hochgradig willkommen geheißen.
Wobei die Analyse, dass Khamene'i als Alleinherrscher an die Spitze möchte, möglicherweise nicht tief genug greift. Denn ohne den Wächterrat wäre auch er nicht in seinem Amt.
Die "Kultur" eines Landes ist kein Museumsstück, sondern eine Momentaufnahme. Wertende Debatten oder solche, ob dieser oder jener Brauch wirklich authentisch ist, sind nicht zielführend, ja sogar kontraproduktiv, wie wir hier erleben mussten.
Zur Kultur gehört eben auch u. a. die im betreffenden Landstrich vorherrschend Religion. Man muss dafür nun wahrhaftig kein Theologiestudium absolvieren oder an irgendwelchen Ritualen teilnehmen, es reicht, sich aus der "Vogelperspektive" einen Überblick zu verschaffen. einfach auch um über eventuelle Empfindlichkeiten oder Tabus Bescheid zu wissen und sich so unnützen Verdruss zu ersparen. Natürlich kann man niemanden dazu zwingen, aber der Erwerb von Allgemeinbildung hat genau wie der einer Fremdsprache noch niemandem geschadet.
Mechthild hat geschrieben:Die "Kultur" eines Landes ist kein Museumsstück, sondern eine Momentaufnahme. Wertende Debatten oder solche, ob dieser oder jener Brauch wirklich authentisch ist, sind nicht zielführend, ja sogar kontraproduktiv, wie wir hier erleben mussten.
Zur Kultur gehört eben auch u. a. die im betreffenden Landstrich vorherrschend Religion. Man muss dafür nun wahrhaftig kein Theologiestudium absolvieren oder an irgendwelchen Ritualen teilnehmen, es reicht, sich aus der "Vogelperspektive" einen Überblick zu verschaffen. einfach auch um über eventuelle Empfindlichkeiten oder Tabus Bescheid zu wissen und sich so unnützen Verdruss zu ersparen. Natürlich kann man niemanden dazu zwingen, aber der Erwerb von Allgemeinbildung hat genau wie der einer Fremdsprache noch niemandem geschadet.
Ja, dem kann ich mich gerne anschließen, besonders der Aussage des letzten Satzes!
Leider muss man aber auch sehen, dass es sogar manche Deutsche noch nie bis in ein Museum, in eine Kirche (als kulturellen Ort), in ein Theater oder ähnlich weiterbildende Einrichtungen geschafft haben. Es gibt leider einfach Leute, die nie über ihren Tellerrand schauen - sowohl bei Migranten als auch bei den Alteingesessenen.
Na ja, wenn man sich selbst ins Abseits schießt, sollte man sich aber nicht gleichzeitig über mangelnde Integration beschweren.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
Beate hat geschrieben:Na ja, wenn man sich selbst ins Abseits schießt, sollte man sich aber nicht gleichzeitig über mangelnde Integration beschweren.
eben das will der Artikel doch sagen. Wie kann man ohne Deutschkenntnisse verlangen, dass sich die Mehrheitsbevölkerung für einen großartig interessiert?