"Binationale Ehen / Beziehungen"

Wie leben Muslime in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.? (für Gäste lesbar)
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mamamia
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von mamamia »

Fatima hat geschrieben: Manche heiraten gar eine 2. Frau, obwohl sie die Mittel dazu nicht haben, mit der Ausrede "sie arbeitet ja" oder "sie wird vom Staat versorgt, das muss ich dann nicht tun". Und dafür habe ich null Verständnis. :devtwisted:
Mein Ex zahlt keinen Kindesunterhalt mit der Begründung "Für die Kinder sorgt eh der Staat, wenn du dich scheiden lässt" (von Mann Nummer zwei, nachdem Ex herausgefunden hat, dass für Sozialhilfe nun mal das Haushaltseinkommen zählt, vorher hat er mir geraten, diese zu beziehen).

An Tochter (16) ging letztes Mal, als sie wegen einer Zuzahlung zur Zahnspange gefragt hat, die erfreuliche Meldung "Dafür habe ich kein Geld, ich muss für meine Familie (Next und vier weitere Nachkommen, Tendenz steigend) sorgen." DAS allerdings war kontraproduktiv, denn Tochter hat es weitererzählt (an die Brüder des Ex, und drei davon stehen in dieser Hinsicht nicht auf seiner Seite).
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Beate
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Beate »

ich sehe die Ausgabe, die ich für die Familie mache, auch nicht als Sadaqa an. Mit dem Gehalt meines Mannes könnten wir zwar überleben, aber wir müssten auch auf manches verzichten. Wir könnten uns z.B. keinen Urlaub in seinem Heimatland leisten, wenn nur er für die Familie aufkommen würde und ich hingegen mein Geld ausschließlich für die Befriedigung meiner persönlichen Bedürfnisse verwenden würde. Ich käme mir da wirklich wie ein Schmarotzer vor.
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[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von mamamia »

Elisabeth hat geschrieben:Ich sehe das ein bisschen als "Pseudo-Recht" genaus so wie das Recht z.B.auch einen Hort-oder Krippenplatz. Wenn keiner da ist dann hilft einem auch das Anrecht darauf nichts.

Und es ist auch kein freiwilliges Geldausgeben für die Familie, denn da ist ja ein konkreter Zwang. Und aus der Freiwilligkeit wird ein Muss - denn die Alternative wäre eben die Kinder bekommen keine neuen Kleider etc.

Sachzwänge sind leider auch Zwänge!
Seh ich nicht so.

Nach islamischem Recht bekämen die Kinder in diesem Fall keine Kleider, nach deutschem Recht ist die Frau verpflichtet, für die Kleider zu sorgen.

Ich gebs gerne zu: in einem islamischen Recht hätten meine Kinder schlicht alte Fetzen an, wenn die Kohle des Mannes nicht ausreicht. Wenn Kids in die Verantwortung des Mannes fallen, dann bitte auch dann, wenns ums Bezahlen geht.
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Birtanem »

Wow.

Du stellst also persönlichen Trotz über das Wohlergehen Deiner Kinder?
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Beate
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Beate »

Meine Güte, diese Regelungen stammen aus einer Zeit, in der eine gute Versorgung aus einem Gewand und einem Sack Datteln bestand.
Ich kenne Familienväter, die einen Vollzeitjob machen und trotzdem nicht in der Lage sind, alle Kosten für die Familie zu übernehmen, weil sie eben wenig verdienen und die Lebenshaltungskosten weitaus höher sind als zur Zeit des Propheten.
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von mamamia »

Birtanem hat geschrieben:Wow.

Du stellst also persönlichen Trotz über das Wohlergehen Deiner Kinder?
In einem islamischen Land, wo ich für meine Kinder nicht mal zuständig bin - sicher doch.

Hier? Nö.
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Birtanem »

Ja, daß Du hier die ganze Last alleine schulterst, weiß ich. Aber hypothetisch gesprochen, was können die Kinder dafür, wenn derjenige, der für sie zuständig wäre, sich nicht kümmern will oder kann? Sich da trotzig darauf zurückzuziehen, daß man ja auch nichts zu sagen hat, finde ich zumindest zweifelhaft.
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Elisabeth »

Beate hat geschrieben: Ich kenne Familienväter, die einen Vollzeitjob machen und trotzdem nicht in der Lage sind, alle Kosten für die Familie zu übernehmen, weil sie eben wenig verdienen und die Lebenshaltungskosten weitaus höher sind als zur Zeit des Propheten.
Eben!

Und da wird das Recht, eigenes Geld auch für sich auszugeben zu einem absoluten Luxusgut, das sich defintiv nicht alle Frauen leisten können!

Das mag sich jetzt verbittert anhören, aber ich habe jahrelang mit dieser Überzeugung gelebt, und jetzt wo ich endlich ein regelmäßiges eigenes Einkommen erarbeite, kann ich das Recht, es für mich auszugeben, leider nicht wahrnehmen!
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Mena »

Fatima hat geschrieben:@chrikru: Ich würde es mir verbitten, alles "in einen Topf" zu tun. Was ich verdiene, gehört mir, basta. Ansonsten ist es Sache der Absprache, das soll jedes Paar so regeln, wie es ihnen gefällt. Allerdings steht der Islam auf dem Standpunkt, dass der Mann dafür zuständig ist, die Familie zu erhalten, auch wenn die Frau mehr verdient, es gehört ihr allein.
Dieses "alles in einen Topf werfen" ist für mich ausschlaggebend für eine funktionierende Beziehung. Jeder gibt sein Bestes für die Familie.

Wenn die Frau dann natürlich darauf besteht alles zu behalten und für Schuhe und Hüte auszugeben, sollte sie eventuell lieber zuhause bleiben. Wäre ich Mann würde ich platzen!
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von mamamia »

Birtanem hat geschrieben:Ja, daß Du hier die ganze Last alleine schulterst, weiß ich. Aber hypothetisch gesprochen, was können die Kinder dafür, wenn derjenige, der für sie zuständig wäre, sich nicht kümmern will oder kann? Sich da trotzig darauf zurückzuziehen, daß man ja auch nichts zu sagen hat, finde ich zumindest zweifelhaft.
Und ich finde es reichlich naiv, einerseits die Kosten zu tragen, andererseits aber die Entscheidungen dem Vater überlasen zu müssen - nö, wenn schon, denn schon (in einem islamischen Land könnte ich mich eventuell sogar scheiden lassen, wenn mich der Mann nicht mehr ernähren kann, und davon würde ich Gebrauch machen, immerhin heiratet man dort nicht aus Freundschaft sondern aufgrund handfester Abmachungen).

Warum sollte ich etwas finanzieren, wenn ich weder zuständig noch entscheidungsberechtigt bin?
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Dilara »

Fatima hat geschrieben:Dilara, Elisabeth: Ihr redet von Notlagen. Als mein Mann damals seinen Job verlor, wäre ich notfalls auch Klos putzen gegangen, das ist es nicht. Aber Gott sei Dank hat Allah uns einen anderen Weg eröffnet.
Fatima, das ist bei uns seit 4 Jahren so. 8)
Es funktioniert für uns gut und wir werden das inshAllah auch so beibehalten, auch wenn wir mal Kinder haben sollten.
“God has revealed to me
that there are no rules for worship.
Say whatever and however your loving tells you to.
Your sweet blasphemy is the truest devotion.”
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von mamamia »

Mena hat geschrieben: Wenn die Frau dann natürlich darauf besteht alles zu behalten und für Schuhe und Hüte auszugeben, sollte sie eventuell lieber zuhause bleiben. Wäre ich Mann würde ich platzen!
Aus islamischer Sicht kannst du als Mann den Heiratsvertrag unterschreiben, der deiner Frau das RECHT auf Berufstätigkeit zugesteht, oder es sein lassen (eventuell hast du dann auch keine Frau).

Und dann hast du - egal, was du unterschrieben hast - schlicht die verdam*te Pflicht, deiner Frau genau das Leben zu ermöglichen, das sie aus dem Elternhaus gewöhnt ist. Wenn da also Schuhe und Hüte durch den Herrn Papa finanziert wurden, zahlst du auch Schuhe und Hüte :tuedeltue:

Einen Grund, zu platzen gibt es da nicht. Es sei denn, du meinst, die "Erlaubnis", berufstätig zu sein, erpressungsmäßig nur im Gegenzug zur Finanzierung der Lebenserhaltungskosten durch die Frau zu geben. Auch da: Möglicherweise hast du dann halt keine Frau, weil sich keine so weit erpressen lassen möchtest.

Im Grund ist es doch so, als würde ich sagen: Als Frau würde ich platzen, wenn ich meinem Mann Unterhalt zahlen müsste (im österreichischen Gesetzeskontext muss ich das unter gewissen Umständen, da kann ich platzen, wenn ich mag, helfen wirds mir eher nicht).
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Birtanem
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Birtanem »

mamamia hat geschrieben:Warum sollte ich etwas finanzieren, wenn ich weder zuständig noch entscheidungsberechtigt bin?
Sorry, mamamia, Sätze wie dieser lassen mich wundern, was mit Dir nicht stimmt. Wie wäre es mit, "weil die meisten Mütter ihre Kinder nunmal lieben und darum deren Bestes wollen"? Da können Deine ja bloß dem Herrgott auf Knien danken, daß sie in Österreich großgeworden sind.
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von mamamia »

Birtanem hat geschrieben: Sorry, mamamia, Sätze wie dieser lassen mich wundern, was mit Dir nicht stimmt. Wie wäre es mit, "weil die meisten Mütter ihre Kinder nunmal lieben und darum deren Bestes wollen"? Da können Deine ja bloß dem Herrgott auf Knien danken, daß sie in Österreich großgeworden sind.
In einem islamischen Land brauche ich meine Kinder weder zu lieben noch sie großzuziehen noch zu unterstützen - alles Job des Vaters, der auch alle Entscheidungen ganz alleine trifft. Folglich würde ich da frühzeitigst persönliche Grenzen ziehen. :engel_lieb:

Wären meine Kinder in Ägypten großgeworden, würde sie der Vater versorgen (müssen). Ob es ihnen finanziell dann schlechter ginge als es ihnen hier geht, kann ich nicht beurteilen (ich glaube, für ägyptische Verhältnisse verdient er ausreichend Kohle, immerhin besuchen seine vier jügeren Kinder private Kindergärten und Schulen).

Eventuell hätte ich in einem islamischen Land aber auch gar nicht erst geheiratet und keine Kinder bekommen.
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Re: "Binationale Ehen / Beziehungen"

Beitrag von Lila »

Da danken wir dann doch Gott und der Familienrechtsreform von 1972, da sind in Deutschland lebende Mütter zuständig und entscheidungsmächtig egal ob und mit wem sie verheiratet sind.
Manches der letzten Seiten kommt mir arg weltfremd vor. Man kann es ja "Notlage" nennen, wenn der Mann allein nicht genug verdient, um Frau und Kinder würdig zu unterhalten, aber es ist nun wirklich nicht der Ausnahmefall.
Und wie man ein Wohlstandsgefälle sinnig organisiert, in dem die Familie nur so grade überlebt, die Frau ihr Gehalt aber als freies Taschengeld zur Verfügung hat, kann ich mir gar nicht vorstellen.
Soll ich dann meine viel zu enge Wohnung allein aufgestylt mit dem Taxi zum Frisör und dann ins Theater verlassen und Mann und Sohn gucken, wie sie mit 2,50€ ein Abendessen zustande bringen?
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