Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Wie leben Muslime in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.? (für Gäste lesbar)
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nurhrii
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von nurhrii »

Islamische Länder gibt es nicht, nur Länder mit islamischer Mehrheitsgesellschaft.

Und zu verallgemeinern, dass Europa islamfeindlich ist, finde ich nicht so schön. Ist das Deine persönliche Auffassung?
Auch wenn ich versuchen wollte, Liebe zu beschreiben, wenn ich sie erfahre, bin ich sprachlos. - Rumi
malaika

Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von malaika »

nouar hat geschrieben: Ja, so ist es leider. Aber nicht jeder, der will, kann in ein islamisches Land auswandern.
Ich persönlich halte das auch für Unsinn. In islamischen Ländern kann man zwar gewisse Dinge besser praktizieren, wie eben z.B. Kopftuch tragen oder öffentlich beten; aber meiner Erfahrung nach gibt es in diesen Ländern weniger "Islam" als zum Beispiel in Deutschland.

Um nochmal beim Beispiel Ägypten zu bleiben ... Lügen, Betrügen, Korruption, Faulheit, Gewalt gehören dort zum Alltag, und zwar in einem Maße, dass es einem manchmal wirklich das Leben schwer macht. Religion spielt zwar theoretisch eine große Rolle, aber eher nach außen hin. Jeder ist bestrebt, so religiös wie möglich zu wirken, aber oft geht es dabei eben nur um Äußerlichkeiten.

Ein ägyptischer Freund von mir, der ein sehr konservativer Muslim ist, hat mir mal gesagt, dass er findet, wir würden in Deutschland viel islamischer leben als die meisten Menschen in Ägypten. Weil wir ehrlicher sind, uns an Regeln halten (das fängt schon bei der Straßenverkehrsordnung an), weil wir nicht bedenkenlos die Umwelt ruinieren, Menschen mit dunklerer Hautfarbe nicht so diskriminieren und öffentlich anpöbeln, Wert auf Bildung legen und so weiter und so fort.

Ich sehe das ähnlich.
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Madeleine
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von Madeleine »

Ich schließe mich Nur an, Europa allgemein als islamfeindlich zu bezeichnen, ist doch etwas zu pauschal gewertet. Sicher gibt es Leute, die den Islam gar nicht leiden können, ich kenne jedoch auch solche, die ein neutrales Bild haben, und auch viele, die dem Islam positiv gegenüber stehen. Das kann man nicht so über einen Kamm scheren.

Nachtrag: Wobei ich es gar nicht leiden kann, wenn bei jedem kritischen Wort gleich "Islamfeindlichkeit" gerufen wird. Ich persönlich bin ja keine Muslima, ich bin Christin, und es gibt so einiges, was ich an allen drei Abrahamitischen Religionen zu kritisieren habe. Am meisten nerven mich, als bekennende Feministin, die patriarchalen Stukturen, die Frauen oftmals stark benachteiligen.
Ein anderer Kritikpunkt ist für mich die von einigen praktizierte wortwörtliche Auslegung der Schriften. Das ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann, ich würde mir so eingesperrt vorkommen, wie in einem Käfig. Für mich ist die Botschaft hinter den konkreten Worten entscheidend, aber um diese zu verstehen, muss man sein Gehirn einsetzen (welches Gott uns gegeben hat), und das fällt vielen Leuten leider schwer.
Zuletzt geändert von Madeleine am So 27. Jun 2010, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. (G. B. Shaw)
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nouar
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von nouar »

@Malaika: Da muss ich dir Recht geben.
Und ich muss auch zugeben, dass ich sowieso Marokkosüchtig bin, seit lange bevor ich den Islam entdeckt habe. Wenn ich es mir also leisten könnte, dort zu leben, hätte ich sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das ist natürlich nur ein Wunschtraum... die Realität ist anders, das ist mir klar ;) .
@Madeleine: Ich kenne leider persönlich keinen einzigen Europäer, der dem Islam positiv gegenübersteht. Die sind wohl eher die Ausnahme... oder ich kenne nur die falschen Leute. OK, ich sollte das deshalb nicht gleich verallgemeinern - sehe ich ein.
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nurhrii
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von nurhrii »

nouar hat geschrieben:@Madeleine: Ich kenne leider persönlich keinen einzigen Europäer, der dem Islam positiv gegenübersteht. Die sind wohl eher die Ausnahme... oder ich kenne nur die falschen Leute. OK, ich sollte das deshalb nicht gleich verallgemeinern - sehe ich ein.
Ich bin zwar nicht Madeleine, aber da ich ja Dein Statement angesprochen habe, muss ich dennoch etwas sagen:

Ja, ich glaube, dass Du eventuell entweder die falschen Leute kennst, oder es Dir einfach machst indem Du pauschalierst. Ich hoffe ja fast für ersteres, auch wenn ich mir weder noch wünsche.

Sicherlich gibt es auch in meinem Umfeld einige, die den Muslimen nicht wohlgesonnen sind und den Islam bzw. die Muslime hinterfragen, allerdings gibt es bei mir im Umfeld auch nichtmuslimische Europäer, die das Gute im Islam sehen. Wir - ergo die konvertierten europäischen Muslime - leben den nichtmuslimischen Europäern doch vor, was Islam ist. Nur anhand dessen wird sich im Endeffekt eine Meinung gebildet, da wir den nichtmuslimischen Europäern "näher" sind als geborene Muslime mit ausländischen Wurzeln. Es liegt an uns, dass wir auch einen Islam vermitteln, der von nichtmuslimischen Europäern auch akzeptiert und angenommen werden kann.
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nouar
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von nouar »

Vielleicht ist die negative Haltung gegenüber dem Islam hier in Spanien, und besonders in Andalusien, aufgrund der Geschichte ausgeprägter als im Rest Europas. Moslems sind hier die traditionellen Feinde. Sie werden vom Großteil der Bevölkerung abfällig als "moros" (Mauren) betitelt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einfacher ist Engländer oder Deutsche mit positiver Einstellung zum Islam zu finden als Spanier.
Was meint ihr, warum ich in diesem deutschen Forum unterwegs bin, anstatt in einem spanischen, wo ich vielleicht Leute aus meiner Umgebung kennenlernen könnte? Abgesehen davon, dass ihr echt super seid :clapp: , liegt es daran, dass es kaum spanische Islamforen gibt. Und in denen die es gibt, geht es zu wie..... Erst gestern habe ich eins entdeckt, das wegen der ständigen Beleidigungen geschlossen wurde. Ich kenne bis jetzt nur eins, bei dem es zivilisiert zugeht, aber auch nur weil die Moderatoren ständig hinterher sind.
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von Hiyam »

Ein ägyptischer Freund von mir, der ein sehr konservativer Muslim ist, hat mir mal gesagt, dass er findet, wir würden in Deutschland viel islamischer leben als die meisten Menschen in Ägypten. Weil wir ehrlicher sind, uns an Regeln halten (das fängt schon bei der Straßenverkehrsordnung an), weil wir nicht bedenkenlos die Umwelt ruinieren, Menschen mit dunklerer Hautfarbe nicht so diskriminieren und öffentlich anpöbeln, Wert auf Bildung legen und so weiter und so fort.
Malaika, dein Freund bekommt Zustimmung von meinem Schatzi. Er sieht es genauso.
malaika

Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von malaika »

nouar hat geschrieben: Und ich muss auch zugeben, dass ich sowieso Marokkosüchtig bin, seit lange bevor ich den Islam entdeckt habe. Wenn ich es mir also leisten könnte, dort zu leben, hätte ich sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das ist natürlich nur ein Wunschtraum... die Realität ist anders, das ist mir klar ;) .
Das kann ich schon verstehen. Ich finde Marokko auch wunderschön, auch Tunesien liebe ich. :D
nouar hat geschrieben: Ich kenne leider persönlich keinen einzigen Europäer, der dem Islam positiv gegenübersteht. Die sind wohl eher die Ausnahme... oder ich kenne nur die falschen Leute.
Ich kenne eher sehr wenige Leute, die ausgesprochen islamfeindlich sind. Das mag aber auch an meinem spezifischen Freundes- / Bekanntenkreis liegen.
rosaveilchen
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von rosaveilchen »

Ich habe einen guten Mischmasch ^^ Menschen die dem Islam wirklich feindlich gegenüberstehen (leider vorwiegend aus meiner Verwandtschaft), Menschen die keine konkrete Meinung zum Islam haben, dem aber dennoch eher skeptisch gegenüber stehen, Menschen die neutral sind und zum Schluss Menschen die den Islam mögen.

Und ich stimme Nur zu: es kommt darauf an, wie wir europäischen Muslime uns verhalten und den Islam leben.
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von Asandra »

Jawoll: meine Tante lässt nichts über "die Türken" kommen - sie muss viele Treppen zu ihrer Wohnung steigen, und "die tragen mir immer meine Einkaufstaschen hoch, wenn sie mich sehen - das würde keinem Deutschen einfallen!" :engel_lieb:

23,118:
Sprich: "Mein Herr, vergib, und erbarme dich! Du bist doch der beste Erbarmer!"
Hiyam
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Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von Hiyam »

:D stimmt, meine Mutter war auch mal sprachlos, was selten vorkommt, sie hatte ein ähnliches Erlebnis: sie hat den Einkauf vom (türkischen) Gemüsehändler ins Auto eingeladen bekommen.
Jasmina1805

Re: Die Beziehung zwischen geborenen und konvertierten Muslimen

Beitrag von Jasmina1805 »

Salam aleikum !

Also ich habe bevor ich habe schon damals wo ihc mich nur mit dem Islam befasst habe gemerkt wie offen alle waren , auch als ich das erste Mal in der Moschee war ( 14 ) waren alle sehr begeister und haben versucht mich in gespräche zu verwickeln wie es denn kommt das ich dort hingegangen bin.

Nun, da ich meine ersten Tage als Konvertierte gemacht habe ist es sehr gespalten. Ich muss sagen das die ältere Generation sehr gut damit umgeht und siech auch sehr freut und mich voll mit aufnimmt und unterstützt.
Die Jugend hingegen ( insbesondere Jungs ) gucken sehr erstaunt und lachen eher.. bzw. sie fangen an zu tuscheln und sich komisch umzudrehen... kann auch sein das es gar nicht böse gemeint ist. Aber sie gucken halt schockierter und strenger als die älteren.

Im großen und ganzen habe ich aber gemerkt das geborene Muslime sehr Positiv darüber denken und einen nicht ausgrenzen sondern eher daran interessiert sind einen noch mehr zu integrieren.
´
Liebe Grüße und wetter genießende Wünsche :clapp:

Jasmina
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