Gelebter Islam

Wie leben Muslime in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.? (für Gäste lesbar)
malaika

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von malaika »

Hallo Silli, herzlich willkommen. :flower:

Ich würde zu den obigen Posts noch ergänzen: Es gibt auch Leute, die sich nicht an die vorgegebenen Gebetszeiten halten, sondern die Gebete so in den Tagesablauf integrieren wie es am besten passt. Das ist ja im Prinzip auch das, was die frühen Muslime gemacht haben. Damals stand man halt mit dem Sonnenaufgang auf, ging nach Sonnenuntergang zu Bett usw. Dementsprechend wurden die Gebetszeiten festgelegt. Ob es daher heutzutage noch sinnvoll ist, sich an die traditionellen Vorgaben zu halten, ist durchaus einen Gedanken wert. :) Der Sinn der Sache ist doch eigentlich, die Gebete harmonisch in den Tagesablauf zu integrieren und nicht, seinen gesamten Tagesablauf nach den Gebetszeiten umzustellen und es sich damit schwieriger als nötig zu machen.

Und es gibt auch Leute, die nur dreimal am Tag beten, oder den Begriff "Salat" gar nicht als Ritualgebet verstehen. Aber das ist wirklich schon ziemlich ultra-progressiv und würde in einem Vorstellungsthread zu weit führen ... :P :P :P
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Rabia
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Rabia »

Salam alaikum!
Zum Zusammenlegen der Gebete gibt es hier, auf einer Shiaseite, eine Reihe von Ahadith:
http://shia-schwestern.forumieren.com/d ... -t2915.htm

Viele Überlieferungen vom Propheten (s) belegen klar, dass er ohne jeden besonderen Grund Gebete zusammenlegte.

□ Der Prophet (s) betete in Medina, während er dort residierte und nicht auf Reisen war, sieben und acht (ein Hinweis auf die sieben Rak'at der zusammengelegten Maghrib und Ischa sowie auf die acht Rak'at der zusammengelegten Zuhr und Asr).
[Ahmad ibn Hanbai, aC-Musnad, Bd. 1, Seite 221]

□ Der Prophet (s) betete Zuhr und Asr zusammengelegt ohne einen Grund von Furcht oder Reise.
[Malik ibn Anas, cd-Muzoattd, Bd. 1, Seite 161]
Tatsächlich wird uns sogar in einigen Überlieferungen die Vernünftigkeit hinter dieser Praxis des Propheten (s) mitgeteilt. Es diente der Erleichterung für die Umma!

□ Ibn 'Abbas berichtete, dass der Gesandte Allahs (s) das Mittags- und das Nachmittagsgebet sowie das Sonnenuntergangs- und das 'Ischa'-Gebet in Medina kombiniert hatte, ohne sich in einer Situation von Gefahr oder Regen zu sein. Und im Hadith, überliefert von Wakil (dessen Worte waren): "Ich sprach zu Ibn 'Abbas: 'Was hat ihn veranlasst, dies zu tun?" Er sagte: Damit seine (des Propheten) Umma nicht (unnötiger) Härte ausgesetzt wird."
\Sahih Muslim (englische Übersetzung), Kitab al-Salat, Buch 4, Kapitel 100 Zusammenlegen von Gebeten, während man zu Hause ist, Hadith Nr. 1520; Sunan d-Tirmidhi, Bd. 1, S. 26]

□ Der Gesandte Allahs (s) verrichtete das Mittags- und das Nachmittagsgebet in Medina, ohne in der Situation von Furcht oder auf Reisen zu sein. Abu Zubair sagte: "Ich fragte Sa'd (einen der Überlieferer), warum er das tat. Er sagte: "Ich fragte Ibn 'Abbas , wie du mich fragst, und antwortete, dass er (der Heilige Prophet) wollte, dass niemand seiner Umma (unnötiger) Härte ausgesetzt werde."
\Sahih Muslim (englische Übersetzung), Kitab al-Salat, Buch 4, Kapitel 100 Zusammenlegen von Gebeten, während man zu Hause ist, Hadith Nr. 1516]

Wasalam
Sprich: "Mein Gebet und mein Opfer und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten." (6:162)
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Cat
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Cat »

Selamualeykum und Herzlich Willkommen Silli :dancing:

Also mir erschienen die Gebete am Anfang auch sooo aufwendig und sooo oft... Ich habe dann mal damit angefangen und habe ein Gebet gemacht (Abend). Nach ein paar Tagen bin ich dazu übergegangen das Abend- und Nachgebet zu machen. Und jetz nach ein paar Wochen nehme ich das Nächste Gebet dazu. Und ehrlich: Sooo oft und sooo aufwendig ist es gar nicht :D
Ich fand den vergleich mit der Zigarette gar nicht so blöd... wenn man den Ablauf drin hat ist man mit den fard (Pflicht) in 10 min auch fertig und eine Zigarette dauert auch so lang :lol:
Man muss ja nicht alles auf einmal machen, dann lieber Stück für Stück bevor man gar nix macht :D
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Musafira
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Musafira »

UmmAbdurrahman hat geschrieben:Hallo und herzlich willkommen, liebe Silli.

Hier mein gelebter Islam:

- (derzeit) 4 Uhr: Aufstehen, rituelle Waschung vollziehen, Morgengebet (Fadschr) machen, danach bisschen Koran lesen und wieder ins Bett
- 13.30 Uhr: rituelle Waschung, Mittagsgebet (Zuhr)
-18 Uhr: rituelle Waschung, Nachmittagsgebet (Asr)
-22 Uhr: rituelle Waschung, Abendgebet (Maghrib)
-23 Uhr: Nachtgebet (Ischa)

Um dieses Gerüst herum baue ich meinen Alltag in Form von (Heim-)Arbeit, Putzen, Kochen, Besuch bekommen/besuchen gehen ...
Wobei ich bei diesen Alltagsdingen auch darauf achte, sie so weit möglich auf die Weise zu verrichten, wie sie der Prophet s.a.w. bzw. seine Frauen getan haben (Sunnah).

:D

Dann besteht "gelebter Islam" hauptsaechlich aus dem puenktlichen Einhalten von Gebeten? Und sonst nix? :confused:
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
malaika

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von malaika »

Ich habe mich, ehrlich gesagt, auch darüber gewundert, dass zu dem Stichwort "gelebter Islam" bislang nur das Beten beschrieben wurde. :confused:
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mona43
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von mona43 »

@Musafira und malaika stimmt Beten ist nicht alles beim Thema gelebter Islam. Aber es ist das Gerüst, was mich in meinem Alltag immer an Allah heranführt. Ist natürlich nur mein persönliches Ding. Sonst würde mich der Alltag und der Streß auffressen und ich würde mich weit vom Gedenken an Allah entfernen. So bin ich in einer Art dazu gezwungen. Wie gesagt rein persönliche Sichtweise.
Sonst lebe ich den Islam, in dem ich versuche Geduld zu haben, Gutes zu tun, nicht schlecht über andere reden, freundlich/aufermerksam zu meinen Mitlebewesen zu sein. ich versuche mein Wissen zu mehren, den Koran zu lesen und bestimmt einiges mehr, was mir jetzt nicht einfällt. ;)
"I wish religion would reach politicians, but I don't wish the religious reach political life"
UmmAbdurrahman

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von UmmAbdurrahman »

@ Musafira: wie ich im letzten Teil meines Postings schon sagte:
Um dieses Gerüst herum baue ich meinen Alltag in Form von (Heim-)Arbeit, Putzen, Kochen, Besuch bekommen/besuchen gehen ...
Wobei ich bei diesen Alltagsdingen auch darauf achte, sie so weit möglich auf die Weise zu verrichten, wie sie der Prophet s.a.w. bzw. seine Frauen getan haben (Sunnah).
sind die Gebete das Gerüst, um das sich der Alltag herum aufbaut, der wiederum nach der Sunnah gestaltet ist.

Noch deutlicher: Ich esse nach Sunnah, ich behandele meine Nachbarn, Postboten, Verwandten, Besucher, Haustiere ... nach Sunnah, ich versuche mein Inneres und Äußeres der Sunnah anzupassen. :D
Das bedeutet für mich gelebter Islam.
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starlight1210
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von starlight1210 »

Hallo und herzlich willkommen. :D
Salam aleikum



Er (Allah) aber zürnt denen, die ihren Verstand nicht gebrauchen. [Qur'an, 10:100]
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Asandra
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Asandra »

Salam aleykum!
Und herzlich willkommen, Silli! :hallo:

Du wirst hier sicher auch einen Eindruck davon bekommen, wie facettenreich "der Islam" ist :engel_lieb:

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Sufyas

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Sufyas »

Hallo
herzlich willkommen
ka1960

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von ka1960 »

malaika hat geschrieben:Ich habe mich, ehrlich gesagt, auch darüber gewundert, dass zu dem Stichwort "gelebter Islam" bislang nur das Beten beschrieben wurde. :confused:
Ein guter Punkt.

Aus Sicht eines (in religiösen Dingen) "Außerirdischen" stellt es sich auch hier leider so dar, dass sich "gelebter Islam" in Form einer Verbotsreligion mehrheitlich im Weglassen folgender verwerflicher Lebensweisen materialisiert:

- kein Schweinefleisch essen
- keinen Alkohol trinken
- keine "berauschende Musik" hören
- nicht mit den Kindern zum Baden gehen
- kein Glücksspiel
- nicht das Tanzbein schwingen
- kein außerehelicher Sex

um hier nur das auffälligste zu nennen.

Verneinung gibt es aber nur in der Sprache, also was tut man als Moslem/Muslima, was andere nicht tun?
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von iman07 »

ka1960 hat geschrieben: - nicht mit den Kindern zum Baden gehen
:?: :?: :?:
Diese Regel ist mir neu.

Ansonsten natuerlich ebenfalls ein Herzliches Willkommen von mir und viel Spass hier :kette:
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Rabia
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Rabia »

Salam alaikum, Silli!
Natürlich bedeutet Islam zu leben mehr, als nur zu beten. Es bedeutet vor allem Allahs (swt) Schöpfung respektvoll zu behandeln. Also zuerst mit der eigenen Familie liebevoll und rücksichtsvoll umzugehen. Bereit zu sein, die eigenen Wünsche und Interessen zurückzustellen, um helfen zu können. Es bedeutet eine gute Nachbarin zu sein. Sich um alte Menschen in der Nachbarschaft zu kümmern. Also nachzufragen, wenn man weiß, dass es einem Nachbarn nicht gut geht. Oder stehen zu bleiben, um ein paar Worte zu wechseln, weil der andere einsam ist. Oder unaufgefordert die Hausordnung für einen Menschen zu übernehmen, von dem wir wissen, dass dieser Mensch sie nicht mehr erledigen kann. Es bedeutet im Alltag aber auch nicht hinter anderen herzulästern, keine Seitenhiebe auszuteilen und zu versuchen, das Gute in einer Situation zu sehen. Also das Glas halb voll zu sehen und dankbar für das zu sein, was wir haben. Ein Muslim sollte die Natur lieben, denn in ihr manifestiert sich die Größe und Allmacht Gottes. Fordert Er selber uns doch im Qur'an auf, zu beobachten wie in der Natur aus Totem Lebendes hervorkommt. Da wir auf Erden nur Allahs (swt) Verwalter sind, sollten wir unbedingt versuchen gute Verwalter zu sein. Also sorgsam mit den uns anvertrauten Ressourcen umzugehen und Wasser und Energie zu sparen. Muslim zu sein, bedeutet auch wahrhaftig zu sein. Also für die Wahrheit einzutreten, auf sogenannte Notlügen ganz bewusst zu verzichten, andere nicht zu beschimpfen, nicht "auszurasten", bereit zu sein, ständig zu lernen und Ihn in Seiner Schöpfung zu erkennen und zu lieben. Deshalb sollen wir auch Bettlern Almosen geben und vertraute Vorurteile auf den Prüfstand heben.
Muslim zu sein, bedeutet für mich auch dankbar für all die schönen Dinge zu sein, die tagtäglich passieren, aber meine Sorgen und Ängste an Gott abzugeben. Denn mein Muslim sein bedeutet auch zu akzeptieren, dass alles, was in meinem Leben passiert, die Schönen ebenso wie die weniger schönen Dinge, zu meinem von Ihm bestimmten Schicksal gehören.
Wasalam
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Anisah

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Anisah »

Amin...Deine Worte können mich immer wieder anrühren
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Asandra
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Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Asandra »

Danke, Rabia! :blumen: "Kraut und Rüben" meiner Gedanken superschön aufgeräumt :D

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Sprich: "Mein Herr, vergib, und erbarme dich! Du bist doch der beste Erbarmer!"
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