Talk um den Turm

Wie leben Muslime in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.? (für Gäste lesbar)
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Muslim6161

Talk um den Turm

Beitrag von Muslim6161 »

Die Doku "Halbmond über Köln" (Sa, 16.55 Uhr, Arte) komprimiert den Konflikt um einen Moscheebau. Sie wird Befürwortern wie Kritikern gerecht, weil er sie ausreden lässt.

BERLIN taz | Mittlerweile hat die große Moschee ihr Richtfest hinter sich, der Rohbau steht, die Minarette ragen seit längerer Zeit fröhlich in den Himmel. An die Zeit der kleinen Hinterhofmoschee an der Ecke Innere Kanalstraße/Venloer Straße erinnert in Köln-Ehrenfeld nur noch wenig - genau wie an die Diskussion, die im Jahr 2007 die ganze Stadt beschäftigte und auch deutschlandweit Aufsehen erregte: Brauchen wir ein großes, repräsentatives Gotteshaus für unsere Mitbürger muslimischen Glaubens?

Obwohl Ehrenfeld als eher alternatives Viertel gilt, in dem multikulturelles Zusammenleben funktioniert, formiert sich früh unerwartet heftiger Widerstand gegen das muslimische Gotteshaus. Der Dokumentarfilm "Halbmond über Köln" von Birgit Schulz und Gerhard Schick zeigt, wie sehr sich an dieser Frage die (nicht nur) kölschen Geister scheiden. Es ist ein guter Film, denn er schafft es, in 52 Minuten der Komplexität des Konflikts gerecht zu werden, ohne die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen vorverurteilend zu behandeln.

Ralph Giordano, in Köln lebender Publizist und Träger des Bundesverdienstkreuzes, sieht die Integration als gescheitert an. Seine provokant geäußerte Angst vor einer muslimischen Parallelgesellschaft wird von aufgebrachten alteingesessenen Urehrenfeldern geteilt, die sich auf der Straße in Rage reden und Angst um das Klima in ihrem Veedel haben. Die rechtsextreme Partei Pro Köln tritt auf den Plan, kleistert die Stadt mit aggressiven Plakaten zu und warnt vor der Gefahr einer drohenden Islamisierung.

Auch die Befürworter der Moschee kommen zu Wort: Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) und Kölns früherer OB Fritz Schramma (CDU) glauben beide, dass das Gotteshaus ein wichtiger Schritt für die Integration ist, Schramma kämpft dabei sogar gegen seine eigene Fraktion. Die teilweise seit Jahrzehnten in Köln lebenden Muslime nehmen die Ablehnung mit einer Mischung aus Unverständnis, Wut und Enttäuschung auf - ihnen steht ein repräsentatives Gotteshaus einfach zu, davon sind sie überzeugt.
Mehr: http://www.taz.de/1/leben/medien/artike ... -den-turm/
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