Solidarität mit Muhammad Kalisch!

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vera

Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von vera » Di 23. Sep 2008, 10:28

Beate hat geschrieben:PS:

Soll es nun so sein, dass der Gläubige nur noch das glauben darf, was sich beweisen lässt?
Dann müssen sofort alle Religionen aufgehoben werden.
Ich meine, Luxenberg und auch Ohlig haben einen völlig voreingenommen Ansatz! Sie wollten nachweisen, dass der Koran eigentlich eine christliche Schrift sei. WOW.
Also eine islamische Schrift kann er nicht sein, weil sich Muhammad nicht nachweisen lässt, aber dafür dann eine christliche! Ist Jesu Existenz eigentlich bewiesen?
Und um an dieses Ziel zu gelangen, vergewaltigen sie die arabische Sprache, negieren Sachverhalte und berufen sich nur auf Thesen!
Und das im Namen der Wissenschaft. Mir graut. Und solchen Leuten soll ich dann noch meine Solidarität bekunden?

Also wenn das Ziel sein soll, dass der Koran nach objektiven und wissenschaftlichen Kriterien untersucht werden soll, dann müssen unseriöse Arbeiten auch angeprangert werden dürfen und nicht mit dem Verweis auf die Todesfatwa gegen Rushdie
schöngeredet werden.
Salam


Salam, Beate,

nochmal: ich will hier keinesfalls Kalischs oder Luxembergs oder Ohligs wissenschaftliche Thesen verteidigen, das ist DEREN akademischer Disput. Und wenn man was dagegen hat, dann kann man sich an diesem Disput auch beteiligen.
Ich glaube auch an die Wissenschaftlichkeit der Geisteswissenschaften, und da lautet die Regel, dass sich falsche Thesen durch Thesen, die anschlußfähiger sind, sowieso erledigen. Wenn ich aus meiner Praxis als Wissenschaftslektorin mal aus dem Nähkästchen plaudern darf, dann überlebt nur ungefähr ein Zehntel von "Forschungsergebnissen" die Überprüfung durch die nächste Generation.
Also nochmal: Für die INHALTE von Kalischs Arbeit sehe ich keine Notwendigkeit zur Solidarität.

Aber hier ist eben passiert, was Du - unbewußt - auch so benannt hast: er wird ANGEPRANGERT (Du weißt sicher, was anprangern bedeutet, oder? Und Du willst die Erlaubnis dazu haben, einen Menschen anzuprangern, und ich will nicht, dass ein Mensch angeprangert wird, denn danach ist er erledigt).

Die wie auch immer berechtigte Kritik hat durch die unüberlegten Handlungen der Verbände und durch die aufgeheizte Stimmung durch persönliche Querelen zwischen Kalisch und seiner Assistentin eine Dimension erreicht, die halt gefährlich ist. Sie haben es durch ihre unüberlegten Handlungen, dieses "wir wollen aber anprangern dürfen" geschafft, dass ein Mensch für seine persönliche und wissenschaftliche Meinung zum Schutz seines Lebens Begleitschutz benötigt. Ist Dir das egal?

Und, wenn ich an die Morde an Theo van Gogh, an die Rushdie-Fatwa, an diesen ägyptischen Professor, der zwangsgeschieden wurde, etc. denke, (und nein, mit denen stimme ich auch nicht inhaltlich überein, jedenfalls nicht, dass ich wüßte), dann werde ich wirklich wütend, wenn Du mir hier vorwirfst, ich würde irgendwas "schönreden". DU redest m.E. etwas schön, wenn Du meinst, dass dieses Affentheater der Verbände irgendetwas mit "berechtigter Anprangerung von Minderheitenmeinungen durch die Mehrheit" zu tun hat.

Soweit ich das hier sehen kann, sind alle im Thread Schreibenden der Meinung, dass das so jedenfalls nicht hätte passieren dürfen. Und ich bin dann der Meinung, dass dann die Konsequenzen daraus eben Solidarität erfordern, selbst wenn man damit eine Meinung schützt, die sich nicht mit der eigenen deckt.

Anders gefragt: können alle, die sich aus dem Grund nicht mit Kalisch solidarisieren, weil sich andere mit ihm solidarisieren, die man nicht mag, ihre Hände in Unschuld waschen, wenn Kalisch tatsächlich etwas passieren sollte? (Also etwas, was über die Unmöglichmachung seiner Arbeit, wie es jetzt schon geschehen ist, hinausgeht?).
Kann man sich einfach hinsetzen und sagen, ach, die Welt ist groß, irgendwo wird der schon wieder Arbeit finden (mit seiner Minderheitenmeinung)?

Und es gibt hier noch einen anderen Denkfehler: Mein Mittelalterprof, der annimmt, dass das Mittelalter nicht existiert, hat auch Lehrer für mittelalterliche Geschichte ausgebildet. Und das gut (er galt an der TU trotz seiner seltsamen Ansichten als Koryphäe, und das zurecht).

Wie geht das? Wie kann man denn etwas lernen von jemanden, der so häretische Ansichten hat? Ach ja, weil Studierende genau durch so etwas zum eigenen Forschen und Erkennen und sich selbst ein Bild machen.
Gerade ein Wissenschaftler mit einer Minderheitenmeinung garantiert - so meine Erfahrung, und da war mein Geschichtsprof nicht der einzige - dass auch andere, neue, ungewöhnliche Gedanken von den Studierenden ernst genommen werden.

Hier hingegen höre ich raus, dass die meisten am liebsten einen so verkrusteten und dogmatischen Lehrstil pflegen würden, wie es die katholischen Universitäten haben. :confused: Also: Denkverbot und Vorehekußverbot für alle Studierenden. Gleiches Recht für alle Dogmatiker!


Und ja: ich wäre auch dafür, dass sich irgendein toller, gebildeter, weltoffener, trotzdem mehrheitenfähiger Professor für den Lehrstuhl finden ließe. Ist aber offensichtlich nicht so, dass es den hier gibt.
Und es glaubt ja wohl niemand von Euch, irgendein Parteigenehmer Funktionär der Verbände würde die Stelle angenehmer ausfüllen...


LG

Vera
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Beate » Di 23. Sep 2008, 11:04

Salam,
vera hat geschrieben: Und Du willst die Erlaubnis dazu haben, einen Menschen anzuprangern, und ich will nicht, dass ein Mensch angeprangert wird, denn danach ist er erledigt).
Wie bitte?
Sie haben es durch ihre unüberlegten Handlungen, dieses "wir wollen aber anprangern dürfen" geschafft, dass ein Mensch für seine persönliche und wissenschaftliche Meinung zum Schutz seines Lebens Begleitschutz benötigt. Ist Dir das egal?
Ich wüsste nicht, dass die Verbände eine Todesfatwa gegen Kalisch ausgesprochen haben.
Aber ich sehe, in welche Richtung es läuft. Gewisse Dinge dürfen nicht geäußert werden. So etwas ist Zensur.
DU redest m.E. etwas schön, wenn Du meinst, dass dieses Affentheater der Verbände irgendetwas mit "berechtigter Anprangerung von Minderheitenmeinungen durch die Mehrheit" zu tun hat.
Und wo bitte schön, habe ich das geschrieben? Ich habe geschrieben, dass Kalisch mit "Wissenschaftlern" sympathisiert, die völlig unseriös arbeiten. Und deswegen will ich ihn auch nicht unterstützen.
Ein paar Beiträge vorher schreibst du
Aber nur weil Applaus von den falschen Leuten kommt, wird eine Solidaritätsaktion nicht falsch.
Genauso gut könnte ich schreiben
Aber nur weil Applaus von den Verbänden kommt, sind die Methoder der Saarbrücker Schule nicht seriös.
Ist das die Meinungsfreiheit, die du dir vorstellst? Dass ich mich selbst zensiere? Dass ich meine Meinung nicht äußere, weil es Menschen gibt, die zufällig, aber aus ganz anderen Motiven heraus, in diesem Punkt mit mir konform gehen? Ich muss sagen, wenn wir jetzt schon so weit sind, dann haben die Extremisten doch auf ganzer Strecke gewonnen.


Hier hingegen höre ich raus, dass die meisten am liebsten einen so verkrusteten und dogmatischen Lehrstil pflegen würden, wie es die katholischen Universitäten haben. :confused: Also: Denkverbot und Vorehekußverbot für alle Studierenden. Gleiches Recht für alle Dogmatiker!
Sag mal, was unterstellst du mir denn hier eigentlich alles?
Ich bin echt sprachlos!
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
Ismail

Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Ismail » Di 23. Sep 2008, 11:25

Liebe Beate

Nur zum Verständnis:

Du bist nicht bereit, dich mit Kalisch zu solidarisieren, obwohl der massive Drohungen erhält, weil einige Muslime in ihm einen Murtadd sehen, der ihrer Meinung nach getötet werden darf.
Und zwar weil er - angeblich - die Thesen von Ohlig und "Luxenberg" vertritt (bzw. für diskutabel hält).

Soweit richtig?
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Musafira » Di 23. Sep 2008, 11:31

Mal eine reine Verstaendnisfrage: hat Kalisch wirklich schon Morddrohungen erhalten?

Ich bin bereit, mich mit jedem zu solidarisieren, der Morddrohungen und selbst wenn er wirklich ein Murtadd waere, das rechtfertigt noch keine Morddrohung. Aber ich will einfach nicht auf DIESER Liste unterschreiben, weil ich meinen Namen nicht zusammen mit Ulfkotte stehen haben will.

Die Diskussion, ob Kalisch nun geeignet ist oder nicht, Religionsauslehrer auszubilden, ist m.E. eine andere Baustelle.
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
vera

Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von vera » Di 23. Sep 2008, 11:33

Salam, Beate, nochmal von vorn:

Du hast von zuerst von "anprangern" gesprochen. Das hier ist ein Pranger:

http://de.wikipedia.org/wiki/Pranger

Ich möchte nicht, dass Menschen "angeprangert" werden. Das heißt nicht, dass man sie nicht kritisieren darf. Der Ort, wo man eine wissenschaftliche These am besten kritisiert, ist der wissenschaftliche Diskurs.
Ich wüsste nicht, dass die Verbände eine Todesfatwa gegen Kalisch ausgesprochen haben.
Aber ich sehe, in welche Richtung es läuft. Gewisse Dinge dürfen nicht geäußert werden. So etwas ist Zensur.
Damit, dass die Verbände von "Apostasie" oder, noch schlichter von "der Kalisch glaubt nicht an Mohammed" sprechen, brauchen
sie das auch gar nicht, um jemanden zu erledigen. :cry:
Und jeder soll alles sagen dürfen, was ihm auf der Zunge liegt. Nur würde Nachdenken darüber, was man damit eventuell anrichtet, auch nicht schaden. Hier geht es aber NICHT um Inhaltliches. Dass jemand wie Kalisch jetzt Geleitschutz benötigt, IST ein Skandal. Und den haben sich m.E. hauptsächlich seine Kritiker zuzuschreiben.


Und wo bitte schön, habe ich das geschrieben? Ich habe geschrieben, dass Kalisch mit "Wissenschaftlern" sympathisiert, die völlig unseriös arbeiten. Und deswegen will ich ihn auch nicht unterstützen.
Ich würde ihn dann wissenschaftlich zu widerlegen versuchen. Aber ich unterstütze ihn als Menschen, der nun wegen seiner Meinung gefährdet ist. Denn sonst mache ich mich durch Solidaritätsunterlassung mitschuldig an seiner Verfolgung.


Ist das die Meinungsfreiheit, die du dir vorstellst? Dass ich mich selbst zensiere? Dass ich meine Meinung nicht äußere, weil es Menschen gibt, die zufällig, aber aus ganz anderen Motiven heraus, in diesem Punkt mit mir konform gehen? Ich muss sagen, wenn wir jetzt schon so weit sind, dann haben die Extremisten doch auf ganzer Strecke gewonnen.
Ich bin gegen Zensur. Ich bin für angemessene Kritik.



Hier hingegen höre ich raus, dass die meisten am liebsten einen so verkrusteten und dogmatischen Lehrstil pflegen würden, wie es die katholischen Universitäten haben. Also: Denkverbot und Vorehekußverbot für alle Studierenden. Gleiches Recht für alle Dogmatiker!


Sag mal, was unterstellst du mir denn hier eigentlich alles?
Ich bin echt sprachlos!
Sorry, Du warst gar nicht gemeint. Es ging mir um folgende Beiträge:

Drum, warum sollen dann nicht auch die Muslime das Recht haben, auf unwissenschaftlicher, sondern rein religiöser, frommer Ebene ihre Lehrer ausbilden zu lassen.
Nachtrag:
Was muss ein Professor für islamische Theologie glauben?

Kalisch glaubt nicht mehr, dass Muhammad wirklich gelebt hat. An den Koran als Gottes wortwörtlich geoffenbarte Rechtleitung auch nicht mehr. Für die Vertreter der islamischen Gemeinden in Deutschland kann einer wie Kalisch nicht mehr die Ausbildung von islamischen Religionslehrern verantworten.

Auch die Kirchen können bei den Universitäten Widerspruch einlegen, wenn jemand zum Professor berufen werden soll, der nicht die Lehrmeinung der Kirche teilt. Auch die Abberufung ist denkbar und bisweilen schon praktiziert worden.

Was die Muslime nun fordern, steht ihnen in gewissem Maße zu, wenn man auf die Rechte der christlichen Kirchen schaut.

Kalisch hat die junge islamische Gemeinde in Deutschland ebenso wie die Universität Münster in eine schwierige Situation gebracht.

Die Wissenschaft ist frei und das muss in jedem Fall auch so bleiben. Ob man, wenn man ihre grundlegenden Überzeugungen nicht mehr teilt, weiterhin an einem Lehrstuhl unterrichten will, der eine Symbolkraft für die Integration einer Glaubensgemeinschaft hat, steht auf einem anderen Blatt.

von Alexander Görlach
http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=28&kol_id=10750

Salam

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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Rabia » Di 23. Sep 2008, 11:44

Salam alaikum, Vera!
Ich darf bitte daran erinnern, dass die Verbände ihren Mitgliedern verpflichtet sind und nicht Kalisch. Die Verbände haben nämlich die Interessen der Muslime, die über sie organisiert sind zu vertreten. Und Kalisch war eigentlich mal beauftragt worden, diejenigen Religionslehrer auszubilden, die den Kindern dieser Muslime Religionsunterricht erteilen sollen.
Was die Todesdrohungen angeht: Diese sind natürlich sehr bedauerlich/schrecklich/unentschuldbar, was auch immer du willst, aber sie kommen wohl kaum von den Verbänden, denn diese bedienen sich legaler Mittel. Aber man kann von den Verbänden wohl kaum erwarten, dass sie schweigen und Missstände auf diesem, für uns Muslime hier in Deutschland so wichtigen Gebiet hinnehmen, nur um vorwegnehmend Drohungen gegen Kalisch zu verhindern. Kalisch hat doch wohl selber gewusst, dass seine Ansichten früher oder später für Ärger sorgen werden.
Wasalam
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Judy » Di 23. Sep 2008, 11:50

Salam Vera und alle anderen,

ich schliesse mich voll Musafiras Meinung an:
Ich bin bereit, mich mit jedem zu solidarisieren, der Morddrohungen und selbst wenn er wirklich ein Murtadd waere, das rechtfertigt noch keine Morddrohung.
Und auch diesem Statement
Die Diskussion, ob Kalisch nun geeignet ist oder nicht, Religionsauslehrer auszubilden, ist m.E. eine andere Baustelle.
Und allein darauf war der von Dir zitierte Satz bezogen:
Drum, warum sollen dann nicht auch die Muslime das Recht haben, auf unwissenschaftlicher, sondern rein religiöser, frommer Ebene ihre Lehrer ausbilden zu lassen.
Ich sehe nicht, warum nicht die islamischen Verbände genauso ihre Religionslehrer ausbilden lassen dürfen, wie katholische!
Was nicht heisst, dass ich persönlich nicht dafür bin, dass in einem islamischen Religionsunterricht nicht kritisch hinterfragt werden darf und soll.
Wa aleikom salam, Judy :cheer:

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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Beate » Di 23. Sep 2008, 11:57

Ismail hat geschrieben:Liebe Beate

Nur zum Verständnis:

Du bist nicht bereit, dich mit Kalisch zu solidarisieren, obwohl der massive Drohungen erhält, weil einige Muslime in ihm einen Murtadd sehen, der ihrer Meinung nach getötet werden darf.
Und zwar weil er - angeblich - die Thesen von Ohlig und "Luxenberg" vertritt (bzw. für diskutabel hält).

Soweit richtig?
Soweit falsch!

Wenn es Leute gibt, die ihm nach dem Leben trachten, dann NICHT weil ich laut äußere, dass ich von Ohlig und Luxenberg nichts halte, sondern weil es verblendete Menschen sind, die der Meinung sind, ein Abweichen vom "rechten" Weltbild solle mit dem Tod bestraft werden.

Und ich gehe stark davon aus, dass diese Menschen auch dann dieser Meinung sind, wenn sie nicht wissen, dass ich von Ohlig und Luxenberg nichts halte.
Es ist also völlig unzulässig, einen Zusammenhang zwischen den Mordgelüsten einiger Fanatiker und meiner Meinung zu Ohlig und Luxenberg herstellen zu wollen!

Eine Todesfatwa seitens der Verbände gibt es nicht. Was es gibt, ist der Bruch zwischen Kalisch und den Verbänden bzw. dem KRM.
Ich habe gelesen, dass Kalisch die Thesen Ohligs und Luxenbergs teilt. Und ich habe Verständnis dafür, dass der KRM einen Professor, der der Ansicht ist, der Koran sei eine christliche Schrift, für nicht mehr geeignet hält.

Es ist auch für mich ein Unterschied, ob man festhält, dass Muhammad sich nicht nachweisen lässt, oder ob man daraus folgert, es habe ihn nie gegeben und der Koran sei eine christliche Schrift.
Ersteres ist wissenschaftlich, letzteres Ideologie!

Bei der Solidaritätsbekundung geht es darum, so wie ich es verstanden habe, sich dafür einzusetzen, dass Kalisch auf seinem Posten bleibt und NICHT darum, dass der KRM oder die Verbände sich von irgendwelchen Todesfatwas distanzieren.

Natürlich muss er geschützt werden, natürlich soll auch der Islam und der Koran einer objektiven kritischen wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden. Natürlich müssen Wissenschaft und Forschung frei sein.
Aber darum geht es doch gar nicht bei dem Streit. Es geht darum, dass ein Mensch, der von DEM Dogma des Islams nachweislich nicht mehr überzeugt ist, nicht geeignet ist, dieses Dogma authentisch zu vermitteln. Aber genau darum geht es doch beim Bekenntnisunterricht.

Salam
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Ismail » Di 23. Sep 2008, 12:02

Es ist also völlig unzulässig, einen Zusammenhang zwischen den Mordgelüsten einiger Fanatiker und meiner Meinung zu Ohlig und Luxenberg herstellen zu wollen!
Danke.
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Musafira » Di 23. Sep 2008, 12:06

Ich habe gelesen, dass Kalisch die Thesen Ohligs und Luxenbergs teilt
Wo hast du das denn gelesen?
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
vera

Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von vera » Di 23. Sep 2008, 12:08

Rabia hat geschrieben:Salam alaikum, Vera!
Ich darf bitte daran erinnern, dass die Verbände ihren Mitgliedern verpflichtet sind und nicht Kalisch. Die Verbände haben nämlich die Interessen der Muslime, die über sie organisiert sind zu vertreten. Und Kalisch war eigentlich mal beauftragt worden, diejenigen Religionslehrer auszubilden, die den Kindern dieser Muslime Religionsunterricht erteilen sollen.
Salam Rabia,

das verstehe ich ja, aber nach westlichem Verständnis gibt es da keinen Widerspruch. Man kann sehr wohl auch einen Mainstream lehren, an dem man selbst "nicht glaubt". Oder eingeschränkt glaubt. "Glauben" ist in Deutschland nämlich Privatsache. "Lehrinhalte" wiederum sind Sache des Bildungsministeriums.

Was die Todesdrohungen angeht: Diese sind natürlich sehr bedauerlich/schrecklich/unentschuldbar, was auch immer du willst, aber sie kommen wohl kaum von den Verbänden, denn diese bedienen sich legaler Mittel. Aber man kann von den Verbänden wohl kaum erwarten, dass sie schweigen und Missstände auf diesem, für uns Muslime hier in Deutschland so wichtigen Gebiet hinnehmen, nur um vorwegnehmend Drohungen gegen Kalisch zu verhindern. Kalisch hat doch wohl selber gewusst, dass seine Ansichten früher oder später für Ärger sorgen werden.
Wasalam
Also doch: Zensur für Kalisch, der hätte wissen müssen, dass er leider eines Tages bedroht werden wird.

@Judy:
Ich sehe nicht, warum nicht die islamischen Verbände genauso ihre Religionslehrer ausbilden lassen dürfen, wie katholische!
Was nicht heisst, dass ich persönlich nicht dafür bin, dass in einem islamischen Religionsunterricht nicht kritisch hinterfragt werden darf und soll.
Da sind wir dann doch einer Meinung. Es ist m.E. nicht mit dem Bildungsauftrag unseres Staates vereinbar, dass religiöse DOGMEN gelehrt werden. Ich bin gegen das Schulgebet in Suzanmariams Schule, und genauso bin ich daher GEGEN staatsfinanzierte katholische Dogmenlehre. Und ich finde, man macht das nicht besser, wenn man nun genauso islamische Dogmenlehre haben will.
Die "kritische Hinterfragung", müsste allen Studierenden zu jeder Zeit auch inneruniversitär zur Verfügung stehen. Ein Dogmenbekenntnis kann m.E. nicht Voraussetzung für Lehre oder Lernen sein.


Um auf die Verbände zurückzukommen: die Dogmenlehre müßte dann innerislamisch gelehrt werden. Aber nicht durch Steuergelder finanziert an einer staatlichen Universität. Das ist echt zu viel verlangt! (Das gleiche gilt für Christentum und Judentum und überhaupt).

Salam

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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Beate » Di 23. Sep 2008, 12:12

Musafira hat geschrieben:
Ich habe gelesen, dass Kalisch die Thesen Ohligs und Luxenbergs teilt
Wo hast du das denn gelesen?
Hier:

Kalisch gab im FOCUS-Interview zu erkennen, dass er mit der Theorie der Saarbrücker Schule der Islamwissenschaft sympathisiert, nach der der Koran im Grunde eine christlicher Text sei.
http://www.focus.de/magazin/kurzfassung ... 34818.html
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von vera » Di 23. Sep 2008, 12:14

Salam Beate,

schön, zu sehen, dass wir einfach mit verschiedenen Schwerpunkten diskutiert haben, und gar nicht so weit auseinanderliegen. Den Knackpunkt sehe ich jetzt nur noch hier:
Aber darum geht es doch gar nicht bei dem Streit. Es geht darum, dass ein Mensch, der von DEM Dogma des Islams nachweislich nicht mehr überzeugt ist, nicht geeignet ist, dieses Dogma authentisch zu vermitteln. Aber genau darum geht es doch beim Bekenntnisunterricht.
Muß ein Ausbilder - für was auch immer - ein Dogma authentisch vermitteln? Oder hat er nur dafür Sorge zu tragen, dass die Auszubildenden a) selbst Dogmen authentisch leben dürfen und b) andere Auszubildende das Dogma ablehnen dürfen - und trotzdem - im Rahmen staatlichen Schulunterrichts - lehren?

Ich persönlich hatte gläubige und ungläubige Religionslehrer in der Schule. Das war nie auch nur im Ansatz ein Problem für die Schüler, die persönlich gläubig waren oder aber persönlich ungläubig.

LG

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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Beate » Di 23. Sep 2008, 12:38

Salam,
vera hat geschrieben: Muß ein Ausbilder - für was auch immer - ein Dogma authentisch vermitteln? Oder hat er nur dafür Sorge zu tragen, dass die Auszubildenden a) selbst Dogmen authentisch leben dürfen und b) andere Auszubildende das Dogma ablehnen dürfen - und trotzdem - im Rahmen staatlichen Schulunterrichts - lehren?
War dann Muhammad doch ein machtgieriger lüsterner Kriegsherr?
Ich denke, es ist schon ein Unterschied, ob man Hadithe überprüft oder einen Text in seinem historischen Kontext sieht oder ob man Ungereimtheiten auf den Grund geht oder ob man DAS Dogma kippt.
Denn wenn Muhammad kein Prophet war, dann war er ein elendiger Lügner und dann ist die ganze Offenbarung nichts als eine Lüge.
Ich sehe da unterschiedliche Dimensionen.
Salam
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Re: Solidarität mit Muhammad Kalisch!

Beitrag von Hayat_Intisar » Di 23. Sep 2008, 12:50

Ganz ehrlich, ich habe sie kennengelernt, Religionslehrer, die eindeutig nicht hinter den Lehrinhalten standen.
Das habe ich schon damals als das Allerletzte empfunden und sosehr ich für Religionsfreiheit und kritisches Denken bin, ein Religionslehrer sollte doch zumindest von den Grundlagen der Religion überzeugt sein.
Was bringen wir sonst den Kindern in religiöser Hinsicht bei? Beliebigkeit? Dass Religion Quatsch ist? Und Kinder haben da ein sehr gutes Gespür für.
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