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Als islamischer Theologe habe ich mich dafür entschieden, die Dinge insofern weiter zu hinterfragen und sich mal genauer anzuschauen, was ist es denn eigentlich mit dem historischen Mohammed? Wenn wir uns anschauen, wie die Muslime mit der Person Mohammeds umgehen, dann wird man, bei genauerem Hinschauen, feststellen, dass Muhammed ohnehin nur die Projektion für sozusagen das Bild eines idealen Menschen ist. Schauen Sie sich an, wie die Fundamentalisten, die Dschihadisten ihren Mohammed zeichnen und wie die liberalen Muslime oder die sogenannten Modernisten Mohammed zeichnen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Mohammed-Bilder, die aus einer großen Tradition von Überlieferungen herausgenommen werden. Das heißt, wenn man sich das mal ehrlich eingesteht, ist Mohammed ohnehin nur eine Projektionsfläche für theologische Ideen. Und insofern hat der historische Mohammed, glaube ich, ohnehin kein allzu großes Interesse in diesem Bereich. Und insofern denke ich, wenn man sich das eingesteht, kann man auch weiterhin islamische Theologie betreiben. Im Übrigen, man hat ja keine Wahl. Wenn man zu dieser Erkenntnis gelangt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man tut so, als hätte man diese Erkenntnis nicht, heuchelt sich selbst an und auch andere und macht so weiter, oder aber man muss versuchen, damit umzugehen. Christliche Theologie hatte ähnliche Probleme, als sie angefangen hat mit der historisch-kritischen Theologie. Und da hat es auch ähnlich gescheppert an den Universitäten.