Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Verschiedene Richtungen im Islam. Theologische Konzepte. Forschung (für Gäste lesbar)
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von hal » Mi 14. Sep 2011, 16:26

Birtanem hat geschrieben:Ja, aber tot zu sein, setzt üblicherweise das Sterben vorraus.
um tot zu sein, setzt sterben voraus, aber nicht, wenn man vorher bereits tot war, da man stirbt um tot zu sein.

vielleicht sitze ich mit dem Stuhlbein, auf dem Luftschlauch, des Tauchers?:-)
Beate hat geschrieben:ich glaube auch, dass es einen Tod nur hier im Diesseits gibt.
das glaube ich auch, dass es nur einen Tod im Diesseits gibt, aber tot, kann doch vor dem Leben und nach dem Leben sein?

ansonsten kapier ich das nicht:

Wie könnt ihr an Gott nicht glauben, wo ihr doch tot waret und er euch lebendig gemacht hat, und er euch dann (wieder) sterben läßt und darauf (bei der Auferstehung wieder) lebendig macht, worauf ihr zu ihm zurückgebracht werdet?
2:28
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Birtanem » Mi 14. Sep 2011, 16:30

Man kann aber nicht tot sein, ohne vorher den Prozess des Sterbens durchzumachen.
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von chrikru » Mi 14. Sep 2011, 16:45

Und wann ist ein Stein gestorben? Oder ist er in deiner Definition nicht "tot"? "Tot" als Gegenteil von "lebending".
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Birtanem » Mi 14. Sep 2011, 17:15

Ist das eine ernstgemeinte Frage oder wieder eines dieser ermüdenden Kindergartenspielchen?

Ein Stein ist nicht tot, er ist unbelebt, das ist nicht das gleiche.
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von chrikru » Mi 14. Sep 2011, 17:41

Birtanem hat geschrieben:Ist das eine ernstgemeinte Frage oder wieder eines dieser ermüdenden Kindergartenspielchen?
Komisch, dass nur du mitspielst. :smifun:

Meine Frage war ernst gemeint und zielte auf die exakte Bedeutung des Wortstamms des arabischen Gegenstücks zu "tot" ab. Habe ich aber selbst nachgeschaut und hat sich somit erledigt.
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von hal » Mi 14. Sep 2011, 18:34

Vom Diesseits aus betrachtet, muss man sterben um tot zu sein.
Seele mit Körper, zur Seele ohne Körper.

Vom Jenseits aus betrachtet, kann man tot sein, ohne zu sterben.
Seele.

Vom Jenseits, ins Diesseits, ins Jenseits
Seele, zur Seele mit Körper, zur Seele ohne Körper.

Der Prozess vom sterben, Seele mit Körper, zur Seele ohne Körper, muss sich im Jenseits erübrigen.

Da der Körper im Diesseits erhalten und abgegeben wird.

Die Seelen kommen von Gott, leben mit dem Körper, sterben, werden als Seelen zu Gott zurück genommen.
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Lila » Mi 14. Sep 2011, 19:00

Mich erstaunt, wie eingängig vielen Beiträgen die Idee einer Seele gänzliich unabhängig von einem Körper ist. Ist das islamisch zwingend? Ich kenne ein solches Konzept nur aus Philosophiegeschichte, biblisch ist es jedenfalls nicht.
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von jalees » Mi 14. Sep 2011, 21:16

Lila hat geschrieben:Mich erstaunt, wie eingängig vielen Beiträgen die Idee einer Seele gänzliich unabhängig von einem Körper ist. Ist das islamisch zwingend? Ich kenne ein solches Konzept nur aus Philosophiegeschichte, biblisch ist es jedenfalls nicht.
Ich bin mir nicht sicher, was Du mit "gänzlich unabhängig" meinst, aber eine gewisse Unabhängigkeit von Seele/Geist und Koerper gibt es im Islam schon. Der irdische Koerper ist sterblich, die Seele/Geist hingegen wird laut traditioneller Sichtweise im Paradies oder der Hoelle weiterleben.

Wenn ich mich recht entsinne, benutzt doch die hebraeische Bibel auch den Begriff Ruach (ich glaube, dies enstpricht dem arabischen Ruh) fuer den Geist. Der arabische Begriff Nafs (hebraeisch Nephresh) ist schon komplizierter, weil Nafs sowohl materielle als auch nicht-materielle Aspekte hat.

@Lila

Wunderst Du Dich darueber, dass hier Seele/Geist in einen Topf geworfen wird und dass es eigentlich eine Dreiteilung von Seele-Geist-Koerper geben sollte, oder wunderst Du Dich darueber, dass Muslime ueberhaupt den materiellen Koerper von der nicht-materiellen Seele/Geist unterscheiden?
"Wie der stille See seinen dunklen Grund in der tiefen Quelle hat, so hat die Liebe eines Menschen ihren rätselhaften Grund in Gottes Licht."
Søren Kierkegaard

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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Mena » Mi 14. Sep 2011, 22:46

Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit dem Thema Reinkarnation. Bis heute bin ich immer davon ausgegangen, dass es im Islam dafür keine Bedeutung gibt. Heißt, dass es nur ein irdisches Leben gibt.

Ist Euch noch nie passiert, dass Ihr glaubt etwas schon einmal "erlebt" oder "gesehen" zu haben, obwohl ihr es definitiv noch nie erlebt / gesehen haben konntet?
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Lila » Mi 14. Sep 2011, 23:15

Weder noch, ich habe mich generell gewundert, dass in dieser Zeit, wo man geradezu überschwemmt wird von sozialwissenschaftlichen, neurologischen usw Erkenntnissen über die Bedingtheit von Geist und Seele, in der viele Menschen ganzheitlich medizinisch behandelt werden wollen und essen und Sport treiben wollen, damit sie ihre Stimmungen beeinflussen, niemand auch nur nachgefragt hat, ob es so etwas wie eine vom Körper unabhängige, oder gar eine schon vor der Zeugung existierende Seele überhaupt gibt.
Kurzschlüssig, wie ich leider manchmal bin, habe ich vermutet, vielleicht liegt es am Islam.

Die Begriffe ruach und nefesch in der hebräischen Bibel bezeichnen ursprünglich Atem und Schlund, das Leben, das nach Schöpfungsbericht dem geformten Erdklumpen von Gott eingehaucht wird. Im erweiterten Sinn werden diese Begriffe als Mensch einschließlich Körper, als Leben mit allen Bedürfnissen und Bestrebungen, gebraucht. Das Beispiel fällt mir jetzt nicht ein, aber nefesch wird auch auf Tiere angewandt.
Erst in der Zeit des zweiten Tempels und im Exil entwickeln sich im Judentum Gelehrtenschulen, die an eine unsterbliche Seele glauben. Catherine weiß da sicher mehr als ich.

Im griechischen neuen Testament wird zwar das griechische Wort psyche benutzt, aber mit wenigen Ausnahmen (vor allem in der Apokalypse und späten
Briefen) im Sinne von ruach gebraucht. Deshalb wird in den Evangelien so sehr die leibliche Auferstehung Jesu betont: die Jünger berühren ihn, er ißt, der un-gläubige Thomas darf seine Wunde überprüfen.
Aber sehr schnell geriet das Christentum in Auseinandersetzung mit dem Platonismus und fast die gesamte Kirchenväterliteratur ist entweder christliche Gnosis oder Polemik gegen sie.
Letztlich gibt es im Christentum große Theologen wie Augustinus, der die Seele als das einzig wahre am Menschen sah und den Körper überwinden wollte, und wie Thomas von Aquin, der die Einheit des Menschen betonte.
Ich selber bin ehr unschlüssig, wenn es eine vom Körper, und das meint ja dann auch von meiner Geschichte, losgelöste Seele gibt, kann ich sie mir jedenfalls nicht vorstellen
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von jalees » Mi 14. Sep 2011, 23:38

Lila hat geschrieben:Die Begriffe ruach und nefesch in der hebräischen Bibel bezeichnen ursprünglich Atem und Schlund, das Leben, das nach Schöpfungsbericht dem geformten Erdklumpen von Gott eingehaucht wird. Im erweiterten Sinn werden diese Begriffe als Mensch einschließlich Körper, als Leben mit allen Bedürfnissen und Bestrebungen, gebraucht.
Dass nefesch einen leiblichen Aspekt haben kann, habe ich auch schon gelesen (so aehnlich wie nafs, das ja auch in unserem Koerper verankert ist), aber ich dachte immer, dass Ruach (der Atem) eher nicht koerperlich ist.

Ruh im Arabischen bedeutet auch Atem/Wind. In der Surah von Maryam haucht Gott den "Ruh" in Maria, und dadurch wird Jesus erschaffen.

Edit: Rechtschreibung
Zuletzt geändert von jalees am Do 15. Sep 2011, 13:42, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von hal » Do 15. Sep 2011, 07:00

Mena hat geschrieben: Ist Euch noch nie passiert, dass Ihr glaubt etwas schon einmal "erlebt" oder "gesehen" zu haben, obwohl ihr es definitiv noch nie erlebt / gesehen haben konntet?
ja, das hatte ich eine zeitlang des öfteren, es waren belanglose Situationen, nichts spezielles, trotzdem aber, immer wieder dieses Gefühl...das hab ich schon gesehen.
Irgendwann, glaubte ich mich an einem Traum erinnern zu können, der Jahre zurücklag, der wie eine Film ablief, der Bilder durchblätterte, der, diese Bilder enthaltete.
Irgendwann hat es aufgehört. Hatte schon lange kein Deja vu mehr.

Bei einem Treffen, damals mit meinem Freund, sagte mein Mann, er hätte dieses Treffen geträumt. Er meint, dass die Seelen im Traum, Schlafzustand, in die Zukunft wandern können, dass aufgrund dessen, solche Ereignisse geschehen können.

:nixweiss::
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Beate » Do 15. Sep 2011, 07:28

Ruh ist der Atem Gottes, der alle Lebewesen belebt.
Nafs ist das Ich. Der Begriff ist ja im Koran eher negativ besetzt. Aus dem Nafs heraus können sich Egoismus und Arroganz bilden, aus dem Ruh nicht.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Beate » Do 15. Sep 2011, 07:32

Interessant finde ich auch die buddhistische Schilderung der Menschwerdung, die im Palikanon beschrieben wird.
Demnach waren alle Menschen ursprünglich Lichtwesen, die alle wunderschön und friedlich und liebevoll waren. Dann entstand die Erde. Die Lichtwesen schauten hinab und fanden die Erde anziehend mit all ihrem saftigen Grün usw. Also stiegen sie hinab und aßen von ihr. Dadurch aber veränderten sie sich. Sie waren nicht mehr reine Lichtwesen, sondern enthielten etwas Irdisches. Dadurch dass sie von der Erde aßen, wurde sie von ihr abhängig, da der irdische Teil von ihnen Hunger und Durst verspürte. Also aßen sie immer mehr von ihr (gemeint von ihren Früchten natürlich) und wurden dafür immer irdischer. Ihr Lichtkörper verwandelte sich in einen irdischen Körper und diese waren nun nicht mehr alle gleich schön, sondern jeder war anders. Dies generierte Arroganz, denn die einen begannen sich für schöner zu halten als die anderen.

http://www.palikanon.com/digha/d27.htm

Im Grunde genommen ist das die gleiche Geschichte wie die von Adam und Eva.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Re: Die Wiedergeburt und das Seelenleben vor der Geburt

Beitrag von Beate » Do 15. Sep 2011, 07:38

ich hole diesen Beitrag auch mal hierher:
Maymuna hat geschrieben:Ich finde, dass man Geduld und ähnliche Eigenschaften auch in weniger extremen Situationen zeigen kann. :?
Ich glaube, dass ich damit geringere Probleme hätte, wenn diese Menschen das z.B. tatsächlich so ausdrücken würden wie du es siehst. Als Parallele vielleicht zu der christlichen Sichtweise zu Jesus, wo er wusste, was ihm passieren wird und das so angenommen hat. Wenn also diese Leute sich entschlossen haben sollten, dann wäre es für alle einfacher, wenn ihnen das auch noch bewusst wäre und sie dies anderen Menschen mitteilen könnten. Aber so müssen wir spekulieren.
Vielleicht wissen die Menschen selbst es ja irgendwie oder haben zumindest eine Ahnung.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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