Persönlicher Gott

Verschiedene Richtungen im Islam. Theologische Konzepte. Forschung (für Gäste lesbar)
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Leila2003
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Persönlicher Gott

Beitrag von Leila2003 »

Ich habe mal versucht, herauszufinden, was "persönlicher Gott" heißt, da
alle monotheistischen Religionen an einen persönlichen Gott glauben.

Es geht dabei nicht darum, Gott oder Allah als Person anzunehmen. Das auf
keinen Fall. Denn Gott ist unfassbar und unbegreiflich.

Es geht vor allem um die Beziehung. Es ist eine persönliche Beziehung zwischen
dem Gläubigen und Gott. Der Einzelne kann ganz individuell zu Gott beten und
sich an ihn wenden und wir glauben auch daran, dass Gott sich uns als Einzelwesen
zuwendet.

So verstehe ich die Vorstellung von einem Persönlichen Gott als eine ganz
individuelle Beziehung zum Einzelnen.

Ich habe einen Link gefunden, der mehr die Christen angeht, aber auch auf Muslime zutrifft:

http://www.glauben-und-bekennen.de/chri ... r-gott.htm

Leila!
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UmmAbdurrahman

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von UmmAbdurrahman »

Für mich wird "Persönlicher Gott" z.B. durch diese Koranverse definiert:
"Und wahrlich Wir erschufen den Menschen, und wir wissen, was er in seinem Innern hegt, und Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader." (50:16)
"... Und Er ist mit euch, wo immer ihr (auch) sein möget. ..." (57:4)
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Asandra
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Asandra »

@ UmmA:
:bussi: Genau für diese Verse suche ich seit Tagen den exakten Nachweis, und da isser!! :dancing:

Zum eigentlichen Thema:
Meister Eckhart, ein katholischer Mönch, befasste sich auch mit diesen Gedanken - und weil er sie äußerte, hatte er den Papst "am Hals" - wäre damit doch die überaus wichtige Bedeutung der katholischen Kirche und ihrer Sakramente in Gefahr. Er (Meister Eckhart, nicht der Papst ;) ) und Rumi (islamischer Mystiker) vergleichen die Gottesbeziehung mit einer Liebesbeziehung, in der nach dem (geistigen) Einswerden mit dem Geliebten (Gott/Allah) gestrebt wird. In der Bibel steht das "Hohelied der Liebe / das Hohelied Salomos", das eine dichterische Beschreibung dieser Liebe sein soll.
Und dass Jesus sich als "Sohn" und Gott als "Vater" bezeichnete, kann mMn ebenso Ausdruck einer nahen, persönlichen Gottesbeziehung sein, nicht als gezeugter Sohn.

23,118:
Sprich: "Mein Herr, vergib, und erbarme dich! Du bist doch der beste Erbarmer!"
ka1960

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von ka1960 »

Leila2003 hat geschrieben:Denn Gott ist unfassbar und unbegreiflich.
Dem stimme ich zu. Die logische Konsequenz daraus ist allerdings, das man sich dann weiter keine Gedanken zu machen braucht, denn alles andere wäre ein Widerspruch.
rosaveilchen
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von rosaveilchen »

wieso ist das logisch? :confused:

Die Liebe ist bisher auch unbegreiflich und auch unfassbar und dennoch beschäftigen sich die Menschen mit diesem Phäomen.
ka1960

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von ka1960 »

Wenn Gott "unfassbar und unbegreiflich" ist, dann frage ich mich z. B., welchen Sinn es hat, sich Gedanken über ein gottgefälliges Leben zu machen. Denn das bedeutet ja, dass man meint, den (unbegreiflichen!) Gott, in dem was er für Richtig oder Falsch hält, begriffen zu haben bzw. seine Absichten zu kennen. Genausogut könnte es aber sein, dass es Gott völlig egal ist, was der Mensch macht bzw. die vom Menschen empfundene Gut/Böse-Unterscheidung für ihn einen ganz anderen Stellenwert hat. Wir wissen es eben nicht, da Gott unbegreiflich ist.

Liebe ist überhaupt nicht unbegreiflich, im Gegenteil, sie wird seit Jahrtausenden von vielen Menschen immer wieder beschrieben. Nur ist es eben so, dass psychosoziale Phänomene extrem komplex sind und sich daher (wie vieles in der Natur) bis dato der Möglichkeit einer wissenschaflich-methodischen Untersuchung entziehen.
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Beate
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Beate »

Gott ist die Wahrheit. Und die Wahrheit ist die, dass alles aus selbstloser Liebe zum Leben entstanden ist. Das ist mein Gottesbild.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Leila2003
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Leila2003 »

Ich habe in der Zwischenzeit in Winfried Löfflers "Einführung in die Religionsphilosophie" gelesen,
dass einer der wesentlichen Eigenschaften des jüdisch-islamischen-christlichen Gottesbildes ist:
das er eine Person ist, allerdings ohne einen räumlichen Körper.

So präzise habe ich das noch nicht gewusst. Also ist Allah wirklich eine Person, allerdings ohne Körper.
Aber vielleicht nutzt man auch dieses Bild, weil sich die Menschen kein anderes allmächtiges Gegenüber vorstellen können.
Da nun Allah eine Person ohne Körper sein soll, drückt sich sein personeller Charakter wohl in erster Linie in der individuellen Beziehung aus, die er zum Menschen hat.

Also besteht sein personeller Charakter weniger in seinen 99 Eigenschaften, die
eher das Wesen einer Person im menschlichen Sinne übersteigen, sondern
ganz besonders in der individuellen Beziehung, die jeder Gläubige mit Allah eingehen kann.

Mir persönlich fällt es schwer, an diese Form von Gott zu glauben, weil ich mir nicht
vorstellen kann, dass sich Gott ganz persönlich mit mir oder mit anderen Menschen beschäftigt. Ich glaube eher an einen Gott, der die Welt als Ganzes
überwacht und lenkt.

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Hayat_Intisar
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Hayat_Intisar »

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich ihn nicht als Person sehe und wahrnehme, sondern als eine Kraft. Die ich aber natürlich ansprechen kann und die mir auch auf ihre Art antwortet.
regina

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von regina »

Leila2003 hat geschrieben:Ich habe in der Zwischenzeit in Winfried Löfflers "Einführung in die Religionsphilosophie" gelesen,
dass einer der wesentlichen Eigenschaften des jüdisch-islamischen-christlichen Gottesbildes ist:
das er eine Person ist, allerdings ohne einen räumlichen Körper.

So präzise habe ich das noch nicht gewusst. Also ist Allah wirklich eine Person, allerdings ohne Körper.
Aber vielleicht nutzt man auch dieses Bild, weil sich die Menschen kein anderes allmächtiges Gegenüber vorstellen können.
Da nun Allah eine Person ohne Körper sein soll, drückt sich sein personeller Charakter wohl in erster Linie in der individuellen Beziehung aus, die er zum Menschen hat.

Also besteht sein personeller Charakter weniger in seinen 99 Eigenschaften, die
eher das Wesen einer Person im menschlichen Sinne übersteigen, sondern
ganz besonders in der individuellen Beziehung, die jeder Gläubige mit Allah eingehen kann.

Mir persönlich fällt es schwer, an diese Form von Gott zu glauben, weil ich mir nicht
vorstellen kann, dass sich Gott ganz persönlich mit mir oder mit anderen Menschen beschäftigt. Ich glaube eher an einen Gott, der die Welt als Ganzes
überwacht und lenkt.

Leila
Ich denke, "Person-Sein" setzt aktive Subjektivität voraus, im Gegensatz zur "Personifkation", bei der eine Idee oder Sache vermenschlicht -also personifiziert- wird.
Da der Mensch vor jeder "Transzendenz" in seinem Menschsein natürlicherweise verhaftet bleibt, wird auch seine "individuelle" Beziehung zur Transzendenz dieser Verhaftung entsprechen und damit sein "Gottesbild".
Als konsequenteste und radikalste Personifizierung eines gedachten transzendenten Gottesbegriffs erscheint mir das:"Ich bin, der Ich bin".
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Leila2003
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Leila2003 »

regina hat geschrieben: Ich denke, "Person-Sein" setzt aktive Subjektivität voraus, im Gegensatz zur "Personifkation", bei der eine Idee oder Sache vermenschlicht -also personifiziert- wird.
Da der Mensch vor jeder "Transzendenz" in seinem Menschsein natürlicherweise verhaftet bleibt, wird auch seine "individuelle" Beziehung zur Transzendenz dieser Verhaftung entsprechen und damit sein "Gottesbild".
Als konsequenteste und radikalste Personifizierung eines gedachten transzendenten Gottesbegriffs erscheint mir das:"Ich bin, der Ich bin".
Das erscheint mir logisch.
Aber in den Büchern wird nicht von Personifikation
gesprochen, sondern von Gott als Person.
Dass der moderne Begriff Person mit aktiver Subjektivität in Verbindung
gebracht wird, habe ich auch schon gelesen.
Deshalb fällt es mir auch nicht leicht, den Begriff Person auf den monotheistischen
Gott angewandt zu lesen.
Ich denke der springende Punkt ist hier die mangelnde Körperlichkeit und die
persönliche Beziehung.
Und da "... der Mensch in seinem Menschsein natürlicherweise verhaftet bleibt, wird auch seine "individuelle" Beziehung zur Transzendenz dieser Verhaftung entsprechen und damit sein "Gottesbild". - wie Du schön gesagt hast, Regina.
Damit ist auch gesagt, dass sein Person-Sein nicht Subjektivität bedeutet, sondern
der Vorstellung des Menschen entspricht, die er sich nur von dieser Allmacht machen kann.
Glück ist die Abwesenheit von Leid. (Epikur)
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Ayda92

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Ayda92 »

ka1960 hat geschrieben: Nur ist es eben so, dass psychosoziale Phänomene extrem komplex sind und sich daher (wie vieles in der Natur) bis dato der Möglichkeit einer wissenschaflich-methodischen Untersuchung entziehen.
Na gottseidank!
Ayda92

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Ayda92 »

Leila2003 hat geschrieben: Mir persönlich fällt es schwer, an diese Form von Gott zu glauben, weil ich mir nicht
vorstellen kann, dass sich Gott ganz persönlich mit mir oder mit anderen Menschen beschäftigt. Ich glaube eher an einen Gott, der die Welt als Ganzes
überwacht und lenkt.
Das eine schließt doch das andere nicht aus! :confused:
regina

Re: Persönlicher Gott

Beitrag von regina »

Ayda92 hat geschrieben:
Leila2003 hat geschrieben: Mir persönlich fällt es schwer, an diese Form von Gott zu glauben, weil ich mir nicht
vorstellen kann, dass sich Gott ganz persönlich mit mir oder mit anderen Menschen beschäftigt. Ich glaube eher an einen Gott, der die Welt als Ganzes
überwacht und lenkt.
Das eine schließt doch das andere nicht aus! :confused:
Darüber können wir nichts wissen- weder über das eine noch über das andere.
Wir könnten uns immer nur in einem "eigenen Bild" spiegeln, ein eigenes "Gottesbild" entwerfen und dann daran glauben oder auch nicht...
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Leila2003
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Re: Persönlicher Gott

Beitrag von Leila2003 »

regina hat geschrieben:
Ayda92 hat geschrieben:
Leila2003 hat geschrieben: Mir persönlich fällt es schwer, an diese Form von Gott zu glauben, weil ich mir nicht
vorstellen kann, dass sich Gott ganz persönlich mit mir oder mit anderen Menschen beschäftigt. Ich glaube eher an einen Gott, der die Welt als Ganzes
überwacht und lenkt.
Das eine schließt doch das andere nicht aus! :confused:
Darüber können wir nichts wissen- weder über das eine noch über das andere.
Wir könnten uns immer nur in einem "eigenen Bild" spiegeln, ein eigenes "Gottesbild" entwerfen und dann daran glauben oder auch nicht...
Ja, dem würde ich zustimmen.
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