Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Verschiedene Richtungen im Islam. Theologische Konzepte. Forschung (für Gäste lesbar)
daphne

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von daphne »

salam,
Ismail hat geschrieben:.. noch relativ frisch konvertiert und in Saudi-Arabien (als Berater Ibn Sauds) lebend, seine euphorische und auch konservative Phase...
ismail, das erklärt mir einiges. ich lese gerade "weg nach mekka" und finde es doch teilweise sehr, naja, konservativ. das buch wurde mir wärmstens empfohlen, ich würde "es nicht mehr aus der hand legen können" etc. ich finde es interessant, jedoch kommt mir die haltung frauen gegenüber doch sehr patriarchalisch vor. ist das in seinen späteren werken anders?
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killyfisch
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Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von killyfisch »

Ich muss sagen, der "Weg nach Mekka" war mir sprachlich so ein Genuss, dass alles andere Nebensache war :) "Islam am Scheideweg" habe ich nicht zu Ende gelesen.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt."
(Friedrich Rückert)
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starlight1210
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Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von starlight1210 »

Da bin ich ja mal gespannt. Ich habe das Buch auch hier legen und will demnächst damit anfangen.
Salam aleikum



Er (Allah) aber zürnt denen, die ihren Verstand nicht gebrauchen. [Qur'an, 10:100]
Ismail

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von Ismail »

@ Daphne

Der Islam IST patriarchalisch.
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Rabia
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Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von Rabia »

Salam alaikum!
Der Islam IST patriarchalisch.
Das ist eine Frage der Interpretation.-

Aber Muhammad Asad ist Jahrgang 1900 und hat all sein Wissen natürlich auch vor dem Hintergrund seiner Zeit und seiner Erfahrung interpretiert. Somit wirkt sein Islamverständnis (vor allem das seiner frühen Jahre - nicht aber sein Tafsir) für uns heute extrem patriarchalisch. Gemessen an seiner Zeit und seinem Umfeld war sein Islamverständnis aber überaus fortschrittlich. So fortschrittlich, dass er in Saudi Arabien mehrere Jahre lang unerwünscht war und seine Bücher nicht verkauft werden durften. So fortschrittlich, dass er sich auch aus Pakistan überaus enttäuscht zurückgezogen hatte.-
Sprich: "Mein Gebet und mein Opfer und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten." (6:162)
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Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von Birtanem »

Wohl eher eine Frage der Definition.
Don't act like the hypocrite,
Who thinks he can conceal his wiles,
While loudly quoting the Qur'an.
Hafiz
daphne

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von daphne »

Ismail hat geschrieben:@ Daphne

Der Islam IST patriarchalisch.
nun mal kurz OT:
das frage ich mich eben. wie stark patriarisch ist der islam? oder wieviel davon sind traditionen und verhaltenssmuster aus patriarchalischen kulturen des orients und gar nicht direkt muslimische?

wieviel davon ist so stark partiarchalisch, dass er frauen einschränkt und unterdrückt? ich habe irgendwo gelesen (vielleicht bei kristiane backer?), dass nciht der islam frauen unterdrückt, sondern die männer. eben genau diese patriarchalischen, oft stammes-. kulturen.das leuchtet mir schon ein. über den propheten muhammad habe ich noch nicht so viel gelesen,aber was ich bisher gelesen habe hat kein so schlechtes bild auf die stellung der frau geworfen. auch in diversen interpretationen des korans habe ich durchaus andere dinge gelesen. aber auch widersprüchliches.
sonnenkind

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von sonnenkind »

Ich würde sagen, Judentum, Christentum, Islam (und auch Buddhismus z.B.) "sind" patriarchalisch, nicht weil die Glaubensinhalte das wären (wie sollte das sein?), aber sie wurden halt in einer durch und durch patriarchischen Umwelt und für eine patriarchische Gesellschaft offenbart. Das ist DER Hemmschuh aller drei Offenbarungsreligionen, aus meiner Sicht. Ihre religiöse Botschaft ist zeitlos und übergesellschaftlich, eben spirituell, aber ihr Gewand ist durch und durch geschichtsgebunden und irdisch. Leider verwechseln alle drei oft Gewand mit Inhalt (beim Buddhismus scheint es mir weniger ausgeprägt, dieses Problem).
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Asandra
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Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von Asandra »

Rabia hat geschrieben:Salam alaikum, Asandra!
Danke! Daraus entnehme ich, daß ich von seinen Gedanken und Erfahrungen lernen kann, was ich für mich nützlich halte, aber nicht jede seine Äußerungen für gut und richtig halten muß.
Ja, was sonst??? Du musst einfach lernen, selektiv zu lesen. Du wirst niemanden finden, dessen Ansichten du zu 100% bejahen kannst. Das ist doch auch gar nicht schlimm. Erst die Differenzen ermöglichen schließlich eine tatsächliche intellektuelle Auseinandersetzung mit Thesen.
Das ist jetzt OT, aber: Da fallen mir einfach die KiK-Prospekte vom WE ein...
Was meinst du damit? Ich verstehe mal wieder gar nichts, was vielleicht daran liegt, dass ich ein "Keine Werbung" Schild am Briefkasten habe.... :confused:
Salam alaikum, Rabia!
Das mit dem selektiven Lesen ist mir schon klar - bei den Büchern, an die ich skeptisch herangehe sowieso. Aber bei Asad war ich einfach völlig überrascht (gelinde ausgedrückt), da hatte ich was völlig anderes erwartet. Aber

@ all: dank Eurer reichhaltigen Hinweise - kann ich das nun besser einordnen.

KiK-Prospekte: die waren hier (Mehrfamilienhaus) nicht zu übersehen. Die neue Mode mit Leggings und kurzem Kleidchen drüber - naja... Da schließe ich mich doch insgeheim Asad an :tuedeltue:

23,118:
Sprich: "Mein Herr, vergib, und erbarme dich! Du bist doch der beste Erbarmer!"
malaika

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von malaika »

sonnenkind hat geschrieben:Ich würde sagen, Judentum, Christentum, Islam (und auch Buddhismus z.B.) "sind" patriarchalisch, nicht weil die Glaubensinhalte das wären (wie sollte das sein?), aber sie wurden halt in einer durch und durch patriarchischen Umwelt und für eine patriarchische Gesellschaft offenbart. Das ist DER Hemmschuh aller drei Offenbarungsreligionen, aus meiner Sicht.
Das sehe ich genau so.

Asandra hat geschrieben:Die neue Mode mit Leggings und kurzem Kleidchen drüber
Das ist hier in Ägypten sehr angesagt. :tuedeltue:
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Hayat_Intisar
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Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von Hayat_Intisar »

sonnenkind hat geschrieben:Ihre religiöse Botschaft ist zeitlos und übergesellschaftlich, eben spirituell, aber ihr Gewand ist durch und durch geschichtsgebunden und irdisch. Leider verwechseln alle drei oft Gewand mit Inhalt (beim Buddhismus scheint es mir weniger ausgeprägt, dieses Problem).
Das stimmt allerdings.
Deshalb spricht man oftmals über verschiedene Ebenen.

Der Inhalt des Islam ist in meinen Augen auch nicht patriarchalisch, aber das Gewand ist es definitiv.
Und beim Gewand gibt es auch noch Unterschiede. Da gibt es das "Außengewand", das man leicht als Traditionen abtun kann, die einfach früher oder später mit eingeflossen sind.
Dann gibt es aber auch ein "Untergewand", das sind die herkömmlichen Interpretationen, die sich in der Rechtssprechung etc. niedergeschlagen haben, als Theologie angesehen wird, und diese Ebene wird man nicht so schnell los. Und auch die ist in meinen Augen sehr patriarchalisch geprägt.

Sprich, wenn ich für mich Islam leben und verstehe, dann ist da nichts patriarchalisches, dann hat er eine ganz andere Ausprägung.

Mir ist aber die andere Ebene sehr wohl bewusst und vor allem bewusst, dass tagtäglich Menschen von dieser Auslegung negativ betroffen sind.
Und auch das ist Islam, es ist nicht MEIN Islam, eindeutig nicht, aber es ist Islam, ob es mir gefällt oder nicht.
Das heißt aber nicht, dass es zwangsläufig so sein müsste, sprich, dass der Quran daran Schuld sei.
Nein, ich sehe, dass der Islam sehr viel Potential für viele Richtungen hat. Es hängt einfach davon ab, was die Menschen draus machen.
sonnenkind

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von sonnenkind »

Nein, ich sehe, dass der Islam sehr viel Potential für viele Richtungen hat. Es hängt einfach davon ab, was die Menschen draus machen.

Sehr schön gesagt, Hayat_Intisar (was bedeutet dieser Name eigentlich?)
Das denke ich, ist überhaupt der Kern von allem! Und um was draus zu machen, müssen die Menschen eben erst mal friedlich und interessiert miteinander umgehen. Daran krankt doch alles, dass alle gleich alle anderen immer davon überzeugen wollen, sie hätten nun den "wahren" Glauben gepachtet. Für jeden einzelnen für sich genommen mag das ja stimmen, aber so kann man nie miteinander ins Gespräch kommen oder sich wirklich begegnen. So bleibt die Friedensbotschaft in allen Religionen immer auf der Strecke.

Aber jetz mal OT: Bitte, bitte keine Sachen bei Kik kaufen, auch wenns noch so billig ist, schon gar nicht für Kinder oder Babys!! Die Sachen sind nicht nur echt giftig (Farben, Blei, Verarbeitungsstoffe, Weichmacher), was für kleine Kinder wirklich ungesund sein kann, wenn sie dauernd so Sachen auf der Haut tragen, sondern die beuten bei Kik auch echt ihre Mitarbeiter und die Menschen in den Herstellerländern ganz schlimm aus. Also, wenn Ihr es Euch irgendwie leisten könnt, bitte keine Sachen von Kik. :bitte:
malaika

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von malaika »

sonnenkind hat geschrieben:die beuten bei Kik auch echt ihre Mitarbeiter und die Menschen in den Herstellerländern ganz schlimm aus. Also, wenn Ihr es Euch irgendwie leisten könnt, bitte keine Sachen von Kik. :bitte:
Das Thema hatten wir schon mal. Ein Problem ist halt, dass das leider bei sehr, sehr vielen Firmen so ist, obwohl KIK tatsächlich besonders schlimm sein muss. :|

http://www.muslima-aktiv.de/forum/viewt ... 9&p=210136
Hayat76

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von Hayat76 »

@sonnenkind:
das ist nicht nur bei den billig-anbietern wie KiK so, sondern auch bei marken wie adidas, puma, nike, jack wolfskin, benetton (nicht schadstoffe aber landraub siehe hier http://oe1.orf.at/artikel/214882 ) und natürlich die ganzen großketten wie h&m, forever18, pimkie, c&a und wie sie alle heißen...

http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=3187
http://www.michael-schade.dreipage2.de/ ... 48593.html

http://unsdiewelt.com/tag/ausbeutung/

http://www.welt.de/wirtschaft/article90 ... g-vor.html

http://www.abendblatt.de/wirtschaft/art ... strie.html

http://unsdiewelt.com/2008/11/hm-in-ban ... -notigung/
sonnenkind

Re: Muhammad Asad: Islam am Scheideweg

Beitrag von sonnenkind »

Danke, Hayat76. Dem Grunde nach war mir das bewusst. Allerdings dachte ich, C & A hätte eine Selbstverpflichtung gegen Kinderausbeutung und so unterschrieben und würde sich auch relativ strikt dran halten? H & M muss wohl besonders schlimm sein. Allerdings: Noch wiederlicher finde ich es bei Firmen wie Nike usw. Statt 400% würden 200% Profit vielleicht ausreichen, so dass man dann die eigenen Arbeiter anständig bezahlen und behandeln könnte? Aber es läuft eben alles doch wieder auf Verbrauchermacht raus. Danke für die Videos!
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