muslima aktiv

Also, ich kenne da unter anderem eine Frau, die (außerhalb jedes religiösen Kontexts) zugunsten Ihres Gatten auf jede freie Entscheidung verzichtet hat und das auch durchzieht. Die ist damit absolut glücklich - ihre Nachbarn sind es aber nicht und auch sonst erntet sie damit bestenfalls Kopfschütteln.

killyfisch hat geschrieben:Verzichtet ihr denn wirklich auf eure Freiheit, oder nutzt ihr sie einfach nur "anders"?

Hey, Danke für die super Definition
Also wenn man darüber nachdenkt, dann ist es ja eben meine Freiheit, meinen Hintrn (oder auch mein Gesicht) nur einem ausgewählten Personenkreis zugänglich zu machen. Du hast völlig Recht, Killy.
Ich verzichte auf die Freiheit, in der Öffentlichkeit Hotpants zu tragen (wofür mir die Öffentlichkeit zu Dank verpflichtet ist!) und genieße hingegen die Freiheit, mich von meinem hart arbeitenden Mann durchfüttern zu lassen. *CafféLatteschlürf*

Bei uns werden Entscheidungen übrigens immer gemeinsam abgesprochen und getroffen, wie es der Koran auch vorschreibt:

Was immer euch gegeben worden ist, ist Nießbrauch des diesseitigen Lebens. Was aber bei Allah ist, ist besser und beständiger für diejenigen, die glauben und sich auf ihren Herrn verlassen,
...
und diejenigen, die auf ihren Herrn hören und das Gebet verrichten, ihre Angelegenheit(en) durch Beratung untereinander (regeln) und von dem ausgeben, womit Wir sie versorgt haben ... (Koran, Sure 42, Verse 36-38)

killyfisch hat geschrieben:Verzichtet ihr denn wirklich auf eure Freiheit, oder nutzt ihr sie einfach nur "anders"?

Philosophisch interessant gefragt...aber wenn Du zu Hause eingesperrt bist und nicht raus kannst, ist das nicht mehr sonderlich frei, oder? Auch wenn die ursprüngliche Entscheidung dazu vielleicht einmal frei gefällt war.

Anisah hat geschrieben:

killyfisch hat geschrieben:Verzichtet ihr denn wirklich auf eure Freiheit, oder nutzt ihr sie einfach nur "anders"?

Philosophisch interessant gefragt...aber wenn Du zu Hause eingesperrt bist und nicht raus kannst, ist das nicht mehr sonderlich frei, oder? Auch wenn die ursprüngliche Entscheidung dazu vielleicht einmal frei gefällt war.

Nun, solange nicht jemand anders dich einsperrt, hast du immer noch die Freiheit, dich anders zu entscheiden. Aber ehrlich gesagt kann ich deine "Beispiele" nicht ganz nachvollziehen. Jedenfalls hat niemand behauptet, dass die Wahl bestimmter Freiheiten oder zwischen verschiedenen Freiheiten glücklich macht Gelegentlich kann durch die Wahl einer Freiheit eine andere eingeschränkt werden.

Anisah hat geschrieben:

killyfisch hat geschrieben:Verzichtet ihr denn wirklich auf eure Freiheit, oder nutzt ihr sie einfach nur "anders"?

Philosophisch interessant gefragt...aber wenn Du zu Hause eingesperrt bist und nicht raus kannst, ist das nicht mehr sonderlich frei, oder? Auch wenn die ursprüngliche Entscheidung dazu vielleicht einmal frei gefällt war.

Doch, das kann "frei" sein, wenn es das ist, was man immer noch will, wenn es einem gut tut, einen innerlich befreit.

Das mag dann für viele nicht nachvollziehbar sein, aber es ist möglich.

Im BDSM-Kontext kommen einem öfter so Dinge unter, die von Außen betrachtet nach absoluter Unfreiheit und Unterdrückung aussehen, aber die freie Wahl derjenigen sind und sie innerlich befreien.
Aber DAS sie das können geht meines Erachtens auch nur, weil sie die Freiheit haben zu entscheiden, ob sie das überhaupt wollen oder nicht.

Hayat_Intisar hat geschrieben:Aber DAS sie das können geht meines Erachtens auch nur, weil sie die Freiheit haben zu entscheiden, ob sie das überhaupt wollen oder nicht.

Ja. Und die Situation richtig einschätzen. Viele nette junge Muslime scheinen sich ja doch spürbar zu ändern, wenn Kinder da sind.

Anisah hat geschrieben:Versuch mal, in einer westlichen Kultur, freiwillig und absichtlich auf Deine Freiheit zu verzichten. Das kann ziemlich anstrengend werden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man schiefe Blicke und Unverständnis erntet. Mit Kritik muss man rechnen, wenn man sich abseits des Mainstreams bewegt. Aber man wird nicht ins Gefängnis geworfen oder noch schlimmeres. Wenn hingegen jemand es z.B. im christlichen Mittelalter, oder auch noch später in der Neuzeit gewagt hat, öffentlich das Christentum bzw. die gängige Lehrmeinung zu kritisieren, dann ging es ihm im wahrtsten Sinne des Wortes an den Kragen. Und wenn Religion noch heute in der Gesellschft/Staat einen so großen Einfluss hätte und wörtlich ausgelegt werden würde, würden wir uns in Europa noch immer im tiefsten Mittelalter befinden. Und genau das haben wir der Aufklärung zu verdanken! Dass sie die Religion/Kirche weitestgehend ins Private gedrängt hat.
Voltaire hat sehr treffend bemerkt: "Was sollte man einem Menschen antworten, der einem sagt, er gehorche lieber Gott als den Menschen, und der sich infolgedessen sicher ist, den Himmel zu verdienen, wenn er einen erdrosselt?" (Voltaire) Genau das will Aufklärung verhindern, indem sie dazu aufruft, dass jeder einzelne seinen (übrigens gottgegebenen ) Verstand gebrauchen soll.

Und noch eine Frage @Rosaveilchen: Was ist daran fundamentalistisch, die Freiheit des Individuums der religiösen Freiheit des Kollektivs vorzuziehen?

Madeleine

Ich habe mal eine sehr schöne Definition einer Muslima gelesen: Freiheit heißt mich NUR vor Allah niederzuknien.
Freiheit kann für jeden etwas anderes sein - für die eine Mohnkuchen und Kaffee wann immer sie will ( ), für die andere das Dasein als Hausfrau und / oder Mutter, für die andere die Karriere... Freiheit heißt für mich aber auch den anderen die Freiheit zu lassen daß sie tun und lassen können was sie wollen (innerhalb bestimmter Grenzen wie Grundgesetz usw...)

Dilara hat geschrieben:...Freiheit heißt für mich aber auch den anderen die Freiheit zu lassen daß sie tun und lassen können was sie wollen (innerhalb bestimmter Grenzen wie Grundgesetz usw...)

Was bedeutet Freiheit... das ist ein sehr interessantes Thema, über das ich mir schon einige Gedanken gemacht habe.
Wir leben auch in einer Zeit in der Freiheit DAS Thema schlechthin ist und eigentlich auch das Wichtigste ist. Nur macht es wirklich glücklicher? Ich kenne viele Menschen, die mit dieser Freiheit überfordert sind. Z.B. stehen dir bei der Berufs- und Ausbildungswahl alle Türen offen. Was machst du nun? Kann man sich mit 15 oder auch erst mit 18 oder 20 schon entscheiden was man will? Außerdem hat man dann immer das Gefühl etwas zu verpassen, denn wenn man sich für eines entscheidet und dabei bleibt, hat man ja nicht alle Chancen genutzt.

Ich bin völlig bei euch, dass es wirklich gut ist die Wahl zu haben was man machen möchte (sei es nun Beruf oder Beziehung etc.) aber ich glaube auch dass sich diese Freiheit sorum entwickelt, dass man sich nicht mehr festlegt. Was mich im Rahmen von Beziehungen und Ehen wirklich Sorgen macht.

Ich für mich habe, genau aus dem Grund der Freiheit, den Islam gefunden. Er gibt mir einen Rahmen und Regeln um meine Freiheit sinnvoll und in die richtigen Richtungen einzusetzten.

Das ist die Frage aller Fragen: Ist Freiheit die Freiheit, entscheiden zu dürfen? Oder ist Freiheit die Freiheit, nicht entscheiden zu müssen?

*schupper* Hat hier jemand das Zauberwort erwähnt? Mohnkuchen?
Eigentlich wollte ich mal langsam 3 Kilo abnehmen ...

Cat hat geschrieben:Ich für mich habe, genau aus dem Grund der Freiheit, den Islam gefunden. Er gibt mir einen Rahmen und Regeln um meine Freiheit sinnvoll und in die richtigen Richtungen einzusetzten.

Da hast du meinen Zustand sehr schön beschrieben, Für mich war dieses "alles ist möglich" einfach zu viel und zu verwirrend.

UmmAbdurrahman hat geschrieben:*schupper* Hat hier jemand das Zauberwort erwähnt? Mohnkuchen?
Eigentlich wollte ich mal langsam 3 Kilo abnehmen ...

Cat hat geschrieben:Ich für mich habe, genau aus dem Grund der Freiheit, den Islam gefunden. Er gibt mir einen Rahmen und Regeln um meine Freiheit sinnvoll und in die richtigen Richtungen einzusetzten.

Wow, so seh ich das auch

Man gebe mir alle Freiheit und ich gehe vor die Hunde, das habe ich mehrfach ausprobiert. Ich habe viele Jahre mit wachsender Verzweiflung nach einer Grenze gesucht, einem Rahmen, den ich nicht überschreiten kann, nicht überschreiten darf. Mehrfach hätte mich das beinahe das Leben gekostet, meinen Seelenfrieden sowieso, mein Zuhause, meine Heimat, meine Freunde. Ich habe immer wieder alles verloren, weil ich mich einfach daran gewöhnt hatte, keinerlei Grenzen mehr zu akzeptieren. Ein "Nein" gab es für mich nicht.

Ich habe versucht, Grenzen bei Menschen zu finden, mich in heftige BDSM-Abenteuer gestürzt - natürlich ohne Erfolg, außer ein paar Narben ist davon nichts nachgeblieben. Habe Monate damit zugebracht, eine absolut sichere Selbstmordmethode zu ersinnen (dafür gibt's natürlich auch Foren) - nur Allah weiß, warum ich im Dezember letzten Jahres den letzten Schritt dann doch nicht gegangen bin, ich hatte alles zusammen was ich dafür gebraucht hätte.

Und dann kam der Islam zu mir. Eine ganz einfache, klare Ansage. Klare Regeln, klare Grenzen. Genau das was ich brauche. Ich bin immer noch ziemlich innerlich verletzt, aber ich heile. Fasse in Minischritten wieder Vertrauen in mich selbst, lerne mich wieder lieben - in dem Maße, wie ich auch Allah mehr und mehr liebe. Lerne mehr und mehr, für ihn und das Gute in der Welt zu leben, wende mich langsam wieder ab vom Horrortrip materiellen Erfolgs, für den ich nie geschaffen war. Es kommt wieder Ordnung in mein Leben, vielleicht das erste Mal überhaupt, so lange ich denken kann.

Freiheit? Ich bin überzeugt, dass sie mir nicht gut tut. Für andere kann ich nicht sprechen.

Ich meine das jetzt auf die nettestmögliche Weise...aber Islam als Therapie funktioniert nicht.