Das Gebot der Nächstenliebe

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Claudia
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Claudia » Di 24. Jan 2012, 11:17

Amina85 hat geschrieben:Salam
ich sehe es eher so, dass Gott uns liebt wir aber Undankbar sind und ER deswegen sich von uns abwendet, weil wir das gleiche tun.
Ja, ich glaube, es geht darum, dass wir unseren Seelenzustand selbst bestimmen. Gott ist die ganze Zeit bei uns (siehe meine Signatur). Genau in dem Maß wie wir diese Nähe zulassen, können wir sie spüren. Wenn wir sie ignorieren, bestrafen wir uns gewissermaßen selbst. Das ist dann der Zustand, der als Hölle beschrieben wird.
Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine
Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader.
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Amina85
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Amina85 » Di 24. Jan 2012, 11:57

:top:
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Tirzah
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Tirzah » Di 24. Jan 2012, 17:16

Vitoria hat geschrieben: Meine Bemerkung sollte besagen: Der Koran erhebt den Anspruch, universal zu gelten. Dann ist aber die Zielgruppe die gesamte Menschheit, und diese ist nicht durchweg als roh etc. anzusehen, sondern da gibt es auch eine Menge zarter Besaitete - inzwischen geschätzt einige Milliarden -, die bei der Ansprache zu berücksichtigen wären. Und für die sind die zahllosen Höllenandrohungen sowie z.B. das mit der Haut abschmoren und immer wieder ersetzen eher abstoßend. (Das hätte Allah aber wissen müssen - duck und weg!)
Sehe das exakt genauso. Und derart zart besaitet bin ich gar nicht mal. Trotzdem stoßen mich solche Texte stark ab.
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Tirzah
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Tirzah » Di 24. Jan 2012, 17:32

marion hat geschrieben: Auch die Beschreibungen der Hölle passen zusammen und dass die Strafe ewig währt, weil man die Chance im Leben verpasst hat, deckt sich auch. Das ist nicht der Punkt.
Ein Unterschied in diesem Punkt sehe ich allerdings darin, wie Kinder erzogen werden.
Christliche Kinder (zumindest die ich kenne) werden zur Liebe zu Gott/Jesus erzogen. Sie singen und basteln viel im Unterricht und lernen ganz genau, dass Gott zu 100% für sie da ist, weil sie geliebt werden.
Muslimische Kinder lernen viel darüber was haram ist und darüber dass Gott böse wird, wenn sie dies oder das machen, dass sie abgelehnt werden.
Hier ist ein zentraler Punkt.
Wobei das natürlich schon eine eher idealisierte Beschreibung der Dinge ist. Man muss nur mal seine Eltern und Großeltern fragen. Da verlief das bei Christen sehr ähnlich. Mein Vater berichtete mir, dass ihm als Kind sehr oft mit der Hölle gedroht worden sei. Und Pfarrer und Priester haben Kinder in der Sonntagsschule etc. geschlagen.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob christliche Kinder im Biblebelt zur Liebe zu Gott erzogen werden. Ich hatte mal die Zeitschrift Idea Spektrum abonniert, das ist ein evangelikales deutsches Magazin. Da wird des öfteren darüber abgejammert, dass man die Strafen Gottes und die Hölle heute völlig vergessen habe. Das Christentum heute sei weichgespült, ein Wohlfühlchristentum. Es gibt genug Christen, die diesen bösen, strafenden Gott gern zurück hätten.
marion hat geschrieben:
Die Annahme in Liebe und die Ablehnung. Laut NT wirst du geliebt, weil du bist.
Wenn ich den Quran richtig in Erinnerung habe wirst du geliebt, weil du so oder so bist. Es sind Bedingungen an diese Liebe geknüpft, die man ersteinmal erreichen muss.
Das stimmt allerdings. Im Koran ist fast nie von Liebe die Rede. Ich las mal, es seien insg. ca. 80 Stellen. An den meisten würde gesagt, was Gott nicht liebt, dann dass man Gott lieben soll und nur an wenigen Stellen, dass Gott die Menschen liebt. Und auch hier die Einschränkung: Er liebt nur die Guten, nicht die "Übertrittigen", die Sünder. Finde ich ein bisschen traurig.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Claudia » Di 24. Jan 2012, 18:08

Tirzah hat geschrieben:Trotzdem stoßen mich solche Texte stark ab.
Das kann ich so stehen lassen. :)
Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine
Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Beate » Di 24. Jan 2012, 18:30

ja, aber mal angenommen, die Hölle ist tatsächlich so schrecklich. Wenn die Hölle der Raum ist, in dem all die ungesühnten, mit Absicht und möglicherweise sogar Schadenfreude begangenen Verbrechen als Déjàvu gewissermaßen fortbestehen, ist es dann nicht ein furchtbarer Raum? Und sollte eine religiöse Schrift das verharmlosen? Wäre das fair?
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Beate » Di 24. Jan 2012, 18:34

Kleines Quiz:
Aus welcher religiösen Schrift stammt dieser Auszug?

10. "Die Wächter der Hölle foltern ihn mit der fünffachen Durchbohrung. Sie treiben einen rotglühenden Eisenpfahl durch die eine Hand, sie treiben einen rotglühenden Eisenpfahl durch die andere Hand, sie treiben einen rotglühenden Eisenpfahl durch den einen Fuß, sie treiben einen rotglühenden Eisenpfahl durch den anderen Fuß, sie treiben ihm einen rotglühenden Eisenpfahl durch den Bauch. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat."
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Mechthild » Di 24. Jan 2012, 19:16

Aus dem Palikanon! :shock: :clapp:
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Beate » Di 24. Jan 2012, 19:21

ja, das fand ich auch interessant. 8)
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Di 24. Jan 2012, 19:40

Ich muß jetzt mal ganz unbedarft fragen: Muß es das eine ODER das andere sein? Also Bibel ODER Koran? Ich hab mir das immer so vorgestellt, Gott hat die Thora gesandt, die Menschen haben es gefälscht, Gott hat das Evangelium als Widerherstellung der Originalbotschaft gesandt, die Menschen haben es gefälscht, Gott hat den Koran als Widerherstellung der Originalbotschaft (mit Abstrichen) gesandt und versprochen, dass es diesmal nicht gefälscht werden kann. Im Koran steht mehrmals, dass wir auch an die Bibel glauben sollen und dass der Koran die Bestätigung der vorherigen Botschaften ist. Mit kleinen Abänderungen, was ich dann so verstanden hatte, wo Gott sagte "Und wenn wir Zeichen/Verse in Vegessenheit geraten lassen, bringen wir gleichwertige oder bessere dafür, hab ich so verstanden, dass in der Thora z.B Steinigung für Ehebruch stand, im Koran aber Peitschenhiebe. Im Prinzip haben doch die Menschen vorher Teile der Botschaft Gottes geleugnet und die Bücher abgeändert, vielleicht ist das ein Grund, warum Gott sooft denjenigen droht, die die Botschaft leugnen?

Im Koran steht oft "gedenkt Noah, als....", "Gedenk Maria, als...." die Geschichten stehen im Koran nur kurz, sind in der Bibel viel ausführlicher erklärt. Eigentlich denke ich dass auch Muslime sich mit der Bibel mehr ausseinandersetzen müßten, um den Koran zu verstehen? Für mich sind die 3 Religionen fast gleich, auch in der Praktizierung mehr oder weniger, da die Riten Abraham gegeben wurde, manchmal denke ich, dass im Koran mit Abänderungen durch Menschenhand aufgeräumt wird, z.B. ist die Geschichte mit Josef (?, ich habs mit den Namen nicht so) mit dem Brunnen in der Bibel leicht anders erklärt als im Koran. Ich denke, der Kern ist in allen Religionen gleich (Monotheismus und gutes soziales Verhalten), kommt ja vom selben Gott, wenn ich dir Bibel lese suche ich eher nach Gemeinsamkeiten als Unterschieden, der Rest, was mit dem Koran überhaupt nicht zu vereinbaren ist, verbuche ich für mich unter menschgemacht, da ich mir nicht vorstellen kann, dass Gott sooft seine Meinung ändert. Das handhabe ich so, kann aber falsch sein.... Was die Nächstenliebe betrifft, um die es in der Bibel ausführlich geht, so steht diese noch ansatzweise auch im Koran, Slaven freilassen, Zakat, die Waisen behüten, Almosen geben, den Reisenden unterstützen.... Manchmal denke ich, man sieht den Koran mit anderen Augen, wenn man die Bibel vorher gelesen hat und findet viel aus der Bibel in einzelnen Versen wider, die sonst untergehen würden, z.B die 10 Gebote stehen auch im Koran.... Warum öfters mit der Hölle gedroht wird, erkläre ich mir eher so, um die Menschen abzuhalten wieder das Wort Gottes zu ändern.....? Das sind nur so meine Gedanken dazu....
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von hal » Di 24. Jan 2012, 20:08

für Feindesliebe, sehe ich eine gewisse Parallele im Koran
(die Stellen kann ich jetzt auf Anhieb nicht genau nennen)
aber sinngemäss: das Auge um Auge Prinzip ist erlaubt, besser ist es aber, wenn vergeben wird.
2:148 Jeder hat eine Richtung, zu der er sich wendet. So eilt zu den guten Dingen um die Wette. Wo immer ihr euch befindet, Gott wird euch alle zusammenbringen. Gott hat Macht zu allen Dingen.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Claudia » Di 24. Jan 2012, 20:20

schwarzerose hat geschrieben:Eigentlich denke ich dass auch Muslime sich mit der Bibel mehr ausseinandersetzen müßten, um den Koran zu verstehen?
Das halte ich zumindest für empfehlenswert. Ich finde nicht, dass ich mich für Bibel ODER Koran entscheiden muss und kann da auch keine gravierenden Widersprüche erkennen.
Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine
Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von hal » Di 24. Jan 2012, 20:49

Tirzah hat geschrieben:
Beate hat geschrieben:es ist doch auch eine Warnung. Ich meine, dieser Ort/Zustand ist doch so schlimm, dass man nicht oft genug davor warnen kann.
Für mich besteht die Hölle aus all dem Schrecken, den Menschen auf der Erde verbreitet haben. Sie werden in ihrer eigenen Wut und all dem, was sie in ihrer Wut anderen angetan haben, feststecken. Das ist doch auch schlimm.
Ja, man kann warnen. Aber ich finde, nicht so! Mich stört die Art und Weise. Der Ton macht die Musik. Mal ganz davon abgesehen: Ich denke, ich kann das auch als Nichtmuslim nach wenigen Seiten verstehen, warum es geht. Man muss mir das nicht hunderte Male wiederholen und mittels brachialer Drohungen eintrichtern.
Im Bezug auf die ''Drohungen/Warnungen'' der Unterschied zwischen Unwahrheit und Lüge spielt eine Rolle.
Lügen ist bewusstes verleugnen obwohl man die Wahrheit kennt.
Man muss die Wahrheit kennen um sie zu verleugnen.

Unwahres sprechen ist Nichtwissen weitergeben.

Meiner Meinung werden in diesen Versen diejenigen angesprochen, die wissen, dass sie lügen.
Diejenigen die sich betroffen fühlen, weil sie vielleicht unwahres sprechen könnten, lügen nicht und haben die Möglichkeit weiterzuforschen...den Standpunkt zu überdenken und dieser Weg ist individuell.
2:148 Jeder hat eine Richtung, zu der er sich wendet. So eilt zu den guten Dingen um die Wette. Wo immer ihr euch befindet, Gott wird euch alle zusammenbringen. Gott hat Macht zu allen Dingen.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Vitoria » Di 24. Jan 2012, 23:28

schwarzerose hat geschrieben: Ich hab mir das immer so vorgestellt, Gott hat die Thora gesandt, die Menschen haben es gefälscht, Gott hat das Evangelium als Widerherstellung der Originalbotschaft gesandt, die Menschen haben es gefälscht,
Dafür hätte ich gern einen Beweis. Wann und wo, durch wen und warum wurde denn gefälscht?
schwarzerose hat geschrieben: Im Prinzip haben doch die Menschen vorher Teile der Botschaft Gottes geleugnet und die Bücher abgeändert, vielleicht ist das ein Grund, warum Gott sooft denjenigen droht, die die Botschaft leugnen?
Es wurde also absichtlich gefälscht. Ein schwerer Vorwurf. Bringt Allah auch einen Beweis statt nur Drohungen?

Ich weiß, das klingt provokativ; es ist auch so gemeint. Wie stellt man sich muslimischerseits unter diesen Umständen eigentlich einen christlich-muslimischen Dialog vor, und zwar auf "Augenhöhe", die, wie ich in diesem Zusammenhang bereits mehrmals gelesen habe, von den beteiligten Muslimen eingefordert wurde. Die beteiligten Christen kennen diese Koranstellen offenbar überhaupt nicht, sonst könnten sie sich den Dialog sparen.
Vitoria

Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Vitoria » Di 24. Jan 2012, 23:31

Amina85 hat geschrieben:Salam
ich sehe es eher so, dass Gott uns liebt wir aber Undankbar sind und ER deswegen sich von uns abwendet, weil wir das gleiche tun.Ich denke schon, dass Gott alle seine Geschöpfe liebt ich sehe nicht wirklich Bedingungen die Gott einen stellt damit ER uns liebt.
Amina, welche Koranstellen vermitteln Dir denn diesen Eindruck?
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