Salam Claudia, danke für Deine Frage und auch die Achtung, die Du meiner Religion entgegenbringst.
Claudia hat geschrieben:
Da ich nun schon das Beten erwähnt habe, bleib ich mal dran:
- Gibt es vorgeschriebene bzw. empfohleneTexte für die einzelnen Pflichtgebete oder kann man sein Gebet frei gestalten?
- Ist die Tageszeit für das Pflichtgebet frei wählbar?
1. Wir verwenden ausschließlich offenbarte Gebetstexte. Man kann natürlich auch mal für sich selbst einmal ein Gebet frei
gestalten, aber dies kann nicht die gleiche Wirkung haben, wie ein heiliger Text.
So ist der Inhalt des offenbarten Gebete bereits eine Leitschnur für das eigene Leben. Außerdem fiel mir in einem Heilungsgebet
auf, dass durch den Satzaufbau und der Sprachmelodie bereits eine Ruhe einkehrt, ich auch einen ganz anderen Atemrhythmus
annehme und mich gleich viel ausgeglichener fühle. Dies kann ein frei formuliertes Gebet nie erreichen.
2. Wir können aus drei verschiedenen Pflichtgebeten wählen. Sie werden jeweils in einer andächtigen und demütigen Haltung
gesprochen. Gebetsrichtung zum Schrein von Bahá'u'lláh in Bahji (in der Nähe von Akka)
- Das kurze Gebet wird jeweils mittags gesprochen
"Ich bezeuge, o mein Gott, daß Du mich erschaffen hast, Dich zu erkennen und anzubeten.
Ich bezeuge in diesem Augenblick meine Ohnmacht und Deine Macht,
meine Armut und Deinen Reichtum.
Es ist kein Gott außer Dir, dem Hlefer in Gefahr , dem Selbstbestehenden."
- Das mittlere Gebet, es wird morgens, mittags und abends gesprochen
Teile des Gebetes werden bereits während der Waschung gesprochen, dann aufrecht, flehend, gebeugt bzw. sitzend
- Das lange Gebet, wird einmal innerhalb von 24 Std. gesprochen.
Auch hier sind die einzelnen Abschnitte mit unterschiedlicher Gebetshaltung verbunden.
Aufrecht, die Hände flehend zu Gott erhoben, knieend, mit der Stirn auf die Erde gebeugt,
gebeugt mit den Händen auf den Knien und sitzend
Ich liebe das kurze und das lange Gebet. Das mittlere Gebet wird meistens von Gläubigen aus arabischen Staaten bevorzugt.
Claudia hat geschrieben:
- Ist die Waschung identisch mit dem Wudu, wie ihn Muslime kennen?
Es ist ähnlich. Darum muss ich in drei Stufen antworten.
1. Grundsätzlich gilt:
"Gott hat euch größte Sauberkeit geboten. Washt, was mit Staub bedeckt ist, ganz zu schweigen von verhärtetem Schmutz und ähnlichen Verunreinigungen. Rürchtet Ihn und gehört zu den Reinen. Wer mit erkannbar schmutzigen Gewande betet, dessen Gebet steigt nicht zu Gott empor, und die himmlische Schar wendet sich von ihm ab. Verwendet Rosenwasser und reines Parfüm. Dies, wahrlich, liebt Gott vom Anfang an, der keinen Anfang hat. "
2. Fußwaschung nicht mit dem Gebet verbunden.
"Wascht euch die Füße jeden Tag im Sommer und alle drei Tage im Winter." -
Natürlich dürfen wir uns im Winter auch täglich die Füße waschen und müssen nicht drei Tage warten.
3. Waschung vor dem Gebet ist nur vor das Mittlere und das Lange tägliche Gebet, sowie die Anrufung Gottes vorgeschrieben.
"Jedem, der an Gott, den Herrn des Gerichts, glaubt, ist geboten, sich täglich, nachdem er die Hände und dann das Gesicht
gewaschen hat, niederzusetzen, sich Gott zuzuwenden und fünfundneunzigmal "Alláh'u'Abhá" zu sprechen. ....
Verrichtet ebenso die Waschung für das Pflichtgebet. Dies ist der Befehl Gottes, des Unvergleichlichen, des Uneingeschränkten."
Claudia hat geschrieben:
- Gibt es auch eine Entsprechung für den Ghusl?
Dies ist für mich nicht so einfach zu beantworten, da ich Ghusl nicht so genau kenne. Aber m.E. gibt es hier Unterschiede.
Zum einen habe ich oben bereits erwähnt, dass Reinheit und Sauberkeit für uns sehr wichtig ist. Auch das Baden in sauberem Wasser.
Auch wurde uns offenbart:
"Gott hat zum Zeichen Seiner barmherzigkeit für Seine Geschöpfe verfügt, dass Samen nicht unrein ist. .... ergreift das Seil seiner Feinheit so fest, daß keine Spur von Schmutz auf euren Gewändern zu sehen ist. ... Waschet alles Verschmutzte mit Wasser ...
Seid das Wesen der Sauberkeit unter den Menschen. Das ist fürwahr, was euer Herr, der Unvergleichliche, der Allweise, für euch wünscht."