Mt. 25, 14-30

Schriften, Rituale, Dogmen etc. (für Gäste lesbar)
Antworten
Benutzeravatar
kiki
Nistet sich hier ein
Nistet sich hier ein
Beiträge: 84
Registriert: So 21. Okt 2007, 16:47
Wohnort: Deutschland

Mt. 25, 14-30

Beitrag von kiki »

Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Gedanken zum Gleichnis:

Meines Erachtens geht es in diesem Gleichnis in erster Linie um Vertrauen.
Ein Mann verreist für längere Zeit und vertraut seinen Dienern sein Vermögen an. Sie bekommen aber nicht alle das gleiche sondern der eine mehr als der andere, dieser wiederum mehr als ein Dritter. Auch wir haben von Gott "Talente" anvertraut bekommen. Der eine mehr der andere weniger, aber jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten, Gaben und Begabungen erhalten. Wir mögen es als ungerecht empfinden, dass die einen mehr erhalten haben als andere, aber Gott hat sicher Seine Gründe, die wir auch nicht hinterfragen sollten, denn wir wissen nicht, was Gott weiß. Wir sollen uns nicht mit anderen vergleichen oder gar neidvoll auf das schauen, was andere mehr erhalten haben, denn das würde verbittern und lähmen, uns den Blick versperren auf das was wir haben und uns undankbar werden lassen. Mehr erhalten zu haben, bedeutet ja auch immer auch ein Mehr an Verantwortung und Pflichten. Wer mehr hat muss auch mehr bringen. So wird auch Diener im Gleichnis, der zwei Talente erhalten und dann noch zwei dazu gewonnen hat, genauso gelobt wie derjenige der fünf Talente erhalten und fünf dazu gewonnen hat. Es wird von dem, der nur zwei Talente hat, also nicht das gleiche erwartet, wie von dem der fünf Talente hat. Getadelt wird nur derjenige, der gar nichts tut.
Es geht darum, dass wir unsere Begabungen, Fähigkeiten und Möglichkeiten erkennen und diese dann auch einzusetzen, zum Wohle aller und zur Ehre Gottes, und sie nicht brach liegen zu lassen, so wie der 3.Diener in dem Gleichnis. Dieser hat aus Angst vor seinem Herrn und aus Angst etwas zu verlieren, das Ihm Anvertraute vergraben und es nicht vermehrt. Er hat es nicht eingesetzt und weiterentwickelt. Er wollte sich absichern und schiebt sein Angst dann sogar seinem Herrn zu, indem er ihn anklagt streng zu sein und zu ernten wo er nicht gesät hätte. Aus dieser Angst heraus macht er nichts, ist quasi handlungsunfähig. Der Fehler dieses Dieners war das fehlende Vertrauen und aus diesem Mangel an Vertrauen resultierte die Angst, das Anvertraute falsch einzusetzen am Ende nicht gut genug dazustehen.

Ich denke, wir alle sollten uns ab und zu fragen ob und an welcher Stelle wir vielleicht diesem "faulen Diener" gleichen:

Welche Fähigkeiten haben wir, die wir nicht nutzen?
Wo ist es uns möglich zu helfen und wir tun es nicht?
Wann sorgen wir uns zu sehr und wollen uns absichern?
Wo haben wir Ängste etwas nicht leisten zu können und handeln dann gar nicht?

Wenn wir ängstlich an dem festhalten was wir erhalten haben und dieses vergraben anstatt es einzusetzen, so werden wir dieses am Ende doch verlieren
"Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat"
Wenn wir unsere Fähigkeiten sinnvoll einsetzen, werden wir dafür auch reichlich zurückerhalten. Vielleicht müssen wir uns dazu überwinden, haben Angst zu versagen und sind unsicher, doch in dem Vertrauen auf Gott und darauf, dass Er uns nicht überfordert und nichts von uns verlangt, was uns nicht möglich wäre, können wir mutig handeln und das einsetzen, was uns gegeben ist.

Ich wünsche uns allen das Erkennen unserer Talente und den Mut, diese dann auch einzusetzen, im Vertrauen auf Gott.

Kiki :)
"Weicher ist stärker als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt" - Hermann Hesse
Benutzeravatar
marion
Forums-Mufti
Forums-Mufti
Beiträge: 2741
Registriert: Sa 20. Sep 2003, 20:46

Re: Mt. 25, 14-30

Beitrag von marion »

Cool Kiki!!

DAS ist für den heutigen Tag eine sehr gute Info und Ausgangsbasis :clapp:
Es würde jetzt zu weit führen meine Hintergründe zu erklären :aetsch: deshalb probier ich es gar nicht erst.

PEACE
Psalm 95:6 Kommt, laßt uns anbeten und uns neigen, laßt uns niederknien vor dem HERRN, der uns gemacht hat!

Die Auslegung der Schrift ist nicht in erster Linie abhängig von der Theologie, sondern vom Charakter. (Hans Peter Royer)
Benutzeravatar
Musafira
Administratorin
Administratorin
Beiträge: 9215
Registriert: Do 15. Mai 2003, 17:34
Wohnort: Jenseits von Afrika

Re: Mt. 25, 14-30

Beitrag von Musafira »

Interessant. Aber irgendwie sehe ich das persoenlich anders.
Ein Talent ist eine alte Masseinheit. Natuerlich kann man dann darueber diskutieren, wie man die ganze Geschichte im weiteren Sinne verstehen kann, aber in erster Linie geht es um Geld oder Besitz.
Nun haben diejenigen, die das Geld genommen haben, um damit Handel zu treiben und es zu vermehren Glueck gehabt, dass es ihnen gelungen ist, Gewinn zu machen. Aber wie haette der Herr reagiert, wenn sie das Geld verloren haetten? Wenn sie beide - oder einer von ihnen gesagt haette - ich habe das Geld investiert um damit Handel zu treiben, aber leider waren die Absatzchancen nicht so gut wie erwartet und von den fuenf Talenten habe ich jetzt nur noch drei uebrig?
Waere das eingetreten, haette er vielleicht den letzten gelobt, denn er war kein Abenteurer und hat wirklich auf das ihm anvertraute Geld aufgepasst. Also wenn ICH eine Reise unternehme und anderen mein Geld zur Aufbewahrung anvertraue, will ich nicht, dass sie damit irgendwelche Geschaefte machen. Wenn, dann muessten sie mich vorher schon fragen, ob ich damit einverstanden bin.
Irgendwie wuerde ich die Geschichte anders sehen. Der Mann war geldgierig und hat nur gesaehen, dass die anderen beiden sein Geld vermehrt haben, und hat dabei die Tatsache uebersehen, dass sie vielleicht mit seinem Geld riskante Geschaefte eingegangen sind. Es haette aber auch schief gehen koennen. Der dritte hat ihn kritisiert - das hat ihn schon gar nicht gepasst - und da uebersieht er, dass er eigentlich derjenige war, der sein Geld am zuverlaessigsten aufbewahrt hat.
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
Benutzeravatar
kiki
Nistet sich hier ein
Nistet sich hier ein
Beiträge: 84
Registriert: So 21. Okt 2007, 16:47
Wohnort: Deutschland

Re: Mt. 25, 14-30

Beitrag von kiki »

Frieden Musafira,
Ein Talent ist eine alte Masseinheit. Natuerlich kann man dann darueber diskutieren, wie man die ganze Geschichte im weiteren Sinne verstehen kann, aber in erster Linie geht es um Geld oder Besitz.
Ja Talent ist eine alte Masseinheit, das ist richtig. Aus diesem Wort kommt dann auch das heutigen Wort Talent im Sinne einer besonderen Begabung. Deshalb hatte ich es auch in Anführungsstriche gesetzt.

Auf den ersten Blick mag es aussehne, als ob es um das Geld gehe. Wenn wir es mit der heutigen Situation vergleichen, wo es oft so ist, dass der der viel hat (an Besitz) noch mehr bekommt, kann einem natürlich dieser Gedanke in den Sinn kommen. Aber du denkst hier zu materiell, es geht nicht um das Geld, es ist ja ein Gleichnis. Du musst das im Zusammenhang mit der Bibel sehen und den anderen Gleichnissen. Jesus erzählt ja diese Gleichnisse als ein Beispiel, wie wir handeln solle und er provoziert dabei oft. Wir sehen vieles auf den ersten Blick vielleicht als ungerecht an, aber Gottes Gerechtigkeit ist eine andere, oder auch "Gott rechnet anders" wie Zaf-Ad ja hier anhand eines Gleichnisses hier im Forum auch schon mal geschrieben hat. Wenn du den letzten Satz siehst, in dem von Heulen und Zähneklappern die Rede ist, dann kannst du erkennen, das der 3 Knecht falsch gehandelt hat. Das kommt in den Gleichnissen zuvor auch immer mal wieder vor. Der Herr in dem Gleichnis ist Gott. Die Diener sind wir alle.
Jesus sagte einmal an anderer Stelle, dass wir unser Licht "nicht unter eine Scheffel stellen sollen" und soviel ich weiß gibt es im Koran eine ähnliche Aussage. Ich kann jetzt leider nicht danach suchen, da ich gleich zur Arbeit muss, aber vielleicht weißt du ja den Vers. Wir sollen also mit unseren "Talenten wuchern" . Wenn Gott uns bestimmte Gaben schenkt oder auch materiellen Reichtum, dann nützt es doch nicht, dieses zu behalten. Wir müssen es auch sinnvoll einsetzen, denn sonst würde es ja niemanden nützen. Was wäre wenn es keine mutigen Menschen gäbe, die ihren Besitz einsetzen und Arbeitsplätze schaffen, wenn Menschen Geld haben und es nicht teilen mit denen die nichts haben, die ihre Begabung z.B. im Umgang mit anderen Menschen nicht einsetzen um diesen zu helfen, die ihre musikalische Begabung verkümmern lassen und sich nicht bemühen und anderen damit Freude bereiten. Wenn Menschen besonderes Wissen haben aber dieses nicht weitergeben, aus Bequemlichkeit oder Angst.
Jeder von uns hat etwas mitbekommen von Gott. Diese müssen wir entdecken und sollen dann damit Gutes bewirken, oder es teilen. Etwas zu haben bedeutet auch immer Verantwortung zu tragen, auch wenn es heute leider oft so ist, dass dies nicht mehr gemacht wird, sondern jeder sich selbst der Nächste ist

Liebe Grüße
Kiki
"Weicher ist stärker als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt" - Hermann Hesse
Antworten