Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

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Birtanem
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Birtanem »

Judy hat geschrieben:@Birtanem:

wobei ich sahen muss, ich hatte beim Sprachfördern in Köln-Kalk genau einen Jungen, der dreist & frech war und der die Klasse gestört hat im Ablauf und auch Null Bock hatte, sich fördern zu lassen. (Das war der, der meinte, er lasse sich von einem Mädchen wie mir eh nix sagen :boese: ).
Und den hat man auch in jeder mittelständischen Grundschule drin.

Abi bringt gerade Gedankengut und Sprüche mit nach Hause von nem Jungen vom Mittelstand, da fällt mir nix mehr ein :shock:

Aber ich denke auch, das dürfte die klassische Reaktion von Eltern sein, die Du beschreibst :confused:
In dem von mir geschilderten Fall ging es gar nicht um freche oder rabaukige Kinder, sondern um die Tatsache, daß die eine Hälfte der Klasse schlicht zu kurz kommt, wenn der Lehrer damit beschäftigt ist, der anderen erstmal Deutsch beizubringen.
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Musafira
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Musafira »

Ideologisierung der Debatte ... ich habe das hier bisher nur von einer Seite gesehen, wo wirklich hanebuechene Argumente gebracht wurden wie dass Kinder, die in irgendeiner Form fremdbetreut wurden spaeter zu herzlosen Gewalttaetern wuerden und Kindergaerten wohl fuer eine Art Kindergefaengnisse gehalten werden. :? Sonst habe ich da eigentlich keine ideologischen Angriffe gesehen.
Nur weil ich (Eigenzitat ;) ) die Herdpraemie fuer "unnoetig wie einen Kropf" halte, heisst es ja nicht, dass ich etwas gegen Muetter habe, die ihre Kinder unter 3 Jahren nicht in einen Kindergarten schicken wollen (ab 3 Jahren finde ich es aber schon seltsam, wenn Kinder gar nicht in einen Kindergarten gehen. Die wenigen Kinder, die ich kennengelernt habe, die keinen Kindergarten besuchten, waren meist voellig verschuechterte, sozial inkompetente Kinder, weil sie kaum Sozialkontakte hatten). Ich bin nur schlichtweg der Meinung, dass man - angesichts angespannter Haushaltslage - nicht auch noch fuer etwas Geld zahlen muss, was diejenigen, die es tun, ohnehin tun wuerden. Ich sehe einfach keinen ordnungspolitischen Sinn dahinter - sorry, als Oekonomin (und nicht nur als Mutter) muss ich da halt so denken.
Wo ich unbedingt zustimme ist zu der Aussage (es war Beate), dass Kleinkinder anstrengend sind. Das unterstreiche ich sofort. Aber Kleinkinder sind auch noch anstrengend, wenn man 150 Euro Herdpraemie bekommt. Sie traegt ja dann nur dann zur Entlastung bei, wenn man dieses Geld in einen Babysitter oder eine Putzhilfe investiert. 8)
Und da wird es dann noch unfairer: eine nicht-berufstaetige Mutter bekommt sozusagen einen Putzhilfenzuschuss und die arbeitende nicht. Also wenn man schon Muetter irgendwie entlasten will, dann auch richtig. Da ja die Herdpraemie auch innerhalb der CDU umstritten war und eher ein Konzept der ultra-rechten war glaube ich auch nicht, dass damit Mutter entlastet werden sollten, sondern sehe es auch so, dass man schlichtweg keine Kita-Plaetze finanzieren will und glaubt, Frauen wieder an den Herd zu kriegen. :(
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
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Judy
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Judy »

Birtanem hat geschrieben:
In dem von mir geschilderten Fall ging es gar nicht um freche oder rabaukige Kinder, sondern um die Tatsache, daß die eine Hälfte der Klasse schlicht zu kurz kommt, wenn der Lehrer damit beschäftigt ist, der anderen erstmal Deutsch beizubringen.
Das kann ja auch nicht funktionieren. Deutsch kann ein lehrer Kindern nicht im regulären Unterricht beibringen. Dann hat man echt für die anderen keine Zeit mehr. Da muss es eine andere Lösung geben.

Idealerweise natürlich VOR der Grundschule!

Achso Musafira:

Ich hatte das mit der Ideologisierung gar nicht mal auf diesen Strang hier bezogen, sondern eher auf die gesellschaftliche Debatte zur Herdprämie.
Wa aleikom salam, Judy :cheer:

*****************************************
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Rajaa
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Rajaa »

Salam,

eines der größten Hindernisse zum korrekten Deutsch ist, dass viele Migrantenkinder durchaus Deutsch sprechen ... und zwar mit den Kindern vieler Nationen und allen Fehlern, die man sich nur igendwie ausdenken kann. Wie sollten auch sonst Kinder aus der Türkei, Russland, Polen, Afghanistan, Iran, Libanon, Marokko, allen möglichen Ländern Ex-Jugoslawiens und so weiter miteinander kommunizieren? Sie bleiben schon auf dem Spielplatz unter sich und erlernen ein Gestammel, das einem das Nackenfell sträubt - und gerade diese Dinge (genau, Judy!) können kaum wieder ausgemerzt werden.

Auch das Deutsch, das ältere Geschwister oder sogar bemühte Eltern mit den Kindern sprechen ist eher ein Hindernis. Klar, die Eltern kommen auch mit Grammatikfehlern durchs Leben. Sie freuen sich, dass sie klarkommen, sie verstehen den Chef, wenn er sagt, was als nächstes zu putzen oder ins Regal zu packen ist (sorry fürs Klischee) und können antworten, sie verstehen den Arzt, wenn er sagt "alle Tabletten nehmen, ganze Packung, Frühstück eine, abend eine". Sie können im Kindergarten anrufen und sagen "Miriam krank, viel Husten". Aber schon die Elternbriefe der Grundschullehrerin werden sie nicht verstehen. Und Kinder, die dieses Deutsch erlernen, verstehen schon im ersten Lesebuch manche Geschichten nicht, geschweige denn die Fachtexte in weiterführenden Schulen.

Nebenbemerkung: Da saßen letztens mein Sohn, die Schwiegertochter und ich verstört und hatten trotz akadamischer Bildung ernste Probleme, den Kram der Elternbriefe auseinanderzuklamüsern: Elternabend mit Wahl zum Elternsprecher und Elternsprecherstellvertreter, Gesamtelternbeirat mit Anwesenheitserlaubnis, nicht aber Wahlerlaubnis der nicht als Elternvertreter gewählten Eltern ... blabla ... würde mir jemand in fremden Sprachen so einen Kram auf den Tisch legen, ich würde damit den Mülleimer auspolstern!
Da macht sich niemand die Mühe, die Dinge, die mal wirklich wichtig sind, in einfachen Sätzen aufzuschreiben. "Wir lernen lesen. Die Eltern können helfen. - Hausaufgaben. Wie lange? - Welche Stifte sind richtig? Sollen Kinder malen? - Unser Ausflug in den Wald." Das geht dann unter, und wäre doch zentral wichtig!

Wenn nur eine einigermaßen gebildete homogene Gruppe einwandert, kommt sie auch ohne Spezialförderung klar, wenn die Kinder zu Hause ausschließlich die Muttersprache sprechen. Das gab es immer mal - Polen in Deutschland, Tschechen in Österreich und so weiter. Die haben zu Hause nur die Herkunftssprache gesprochen, und im Umfeld die Sprache der neuen Heimat. Da kommt so ein rudimentäres Deutsch gar nicht erst zustande. Nach 2-3 Generationen sprechen die Kinder dann kaum noch die "alte" Sprache und verstehen Oma oft gar nicht mehr richtig.

Weil das Umfeld auf dem Spielplatz und in Schule und Kindergarten, diese Aufgabe heute aber nicht mehr übernehmen kann, sind diese Stunden für Kleinkinder im Spielkreis für Migranten unverzichtbar - jemand, der mit grammatikalisch richtigen Sätzen antwortet und dadurch den natürlichen Spracherwerb fördert, erspart mit relativ geringen Investitionen hohe spätere Kosten.

Wassalam,
Rajaa
"Ich habe in einem langen Leben in den verschiedensten Gesellschaftssystemen mit ihren Hoffnungen und Ängsten gelebt. Vielleicht ist es meine einzige Art von Weisheit, sicher zu sein, dass auf Erden eine gute Gesellschaft nicht existiert. " (Zygmunt Bauman)
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Beate
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Beate »

malaika hat geschrieben:
Beate hat geschrieben:und zu Frankreich noch:
Fakt ist auch, dass die Zahl der adipösen Kinder und Jugendlichen in Frankreich drastisch zunimmt, deutlich stärker als in Deutschland und dass Frankreich das europäische Land mit dem größten Hamburger- und Pommesverzehr. Die Franzosen verzehen nämlich genauso viele Hamburger und Pommes wie wir hier in Deutschland, obwohl sie 20 Mio weniger Einwohner sind.
OT ... gerade erst gelesen>

The World's 10 Fattest Countries
wie gesagt, ich habe nicht geschrieben, dass die Franzosen die Weltmeister im Übergewicht sind, sondern dass die Zahl der adipösen Kinder und Jugendlichen drastischer zunimmt als in Deutschland.
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[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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Beate
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Beate »

Musafira hat geschrieben:Ideologisierung der Debatte ... ich habe das hier bisher nur von einer Seite gesehen, wo wirklich hanebuechene Argumente gebracht wurden wie dass Kinder, die in irgendeiner Form fremdbetreut wurden spaeter zu herzlosen Gewalttaetern wuerden und Kindergaerten wohl fuer eine Art Kindergefaengnisse gehalten werden. :? Sonst habe ich da eigentlich keine ideologischen Angriffe gesehen.
ich habe wiederum den Eindruck, dass die andere Seite das Thema auch leider völlig ideologisch angeht.
Die Ganztagsbetreuung wird total idealisiert, so als ob es bei Ganztagsschulen keine Schulversager und keine sozial auffälligen Kinder mehr gäbe.
Und dabei haben Ganztagsbetreuungen auch ihre Tücken, die aber nie richtig zur Sprache kommen.
Bei uns z.B. gibt es seit wenigen Jahren eine Ganztagsgrundschule. Alle Eltern, mit denen ich gesprochen habe, bestätigen mir, dass vor allem die Kleinen total erschlagen sind, wenn sie abgeholt werden. Für manche berufstätige Eltern ist die Ganztagsschule keine Option, weil für die Ferienzeit keine Betreuung angeboten wird. Und dann besteht die Schulpflicht, was zu solchen Auswüchsen führt, dass Eltern, die z.B. Urlaub haben, nicht ihre Kinder früher abholen dürfen, obwohl der Unterricht schon um ist und die Kinder nur noch beaufsichtigt werden. Vor zwei Jahren, als dieser Hitzesommer war, wollten viele Eltern ihre Kinder früher abholen, um mit ihnen ins Schwimmbad zu gehen. Ging nicht, weil Schulpflicht.
Von der städtischen Musikschule weiß ich, dass es mit einer Zunahme von Ganztagsunterricht immer schwieriger wird, den Musikunterricht zu organisieren und viele Kinder auch gar keine Lust mehr haben auf außerschulische Aktivitäten, wenn sie erst um 17.00 Uhr oder so nach Hause kommen.
Mir fehlt der kritische Blick. Die Befürworter der Ganztagsbetreuung loben und preisen nur, von wegen die Kinder würden ja so gefördert und alles läuft prima. Aber dem ist eben nicht ganz so.
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von starlight1210 »

Deswegen war die Betreuung in Horten auch besser und flexibler.
Salam aleikum



Er (Allah) aber zürnt denen, die ihren Verstand nicht gebrauchen. [Qur'an, 10:100]
Hiyam
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Hiyam »

Salam Beate,

interessant.
Beate hat geschrieben: Für manche berufstätige Eltern ist die Ganztagsschule keine Option, weil für die Ferienzeit keine Betreuung angeboten wird. Und dann besteht die Schulpflicht, was zu solchen Auswüchsen führt, dass Eltern, die z.B. Urlaub haben, nicht ihre Kinder früher abholen dürfen, obwohl der Unterricht schon um ist und die Kinder nur noch beaufsichtigt werden. Vor zwei Jahren, als dieser Hitzesommer war, wollten viele Eltern ihre Kinder früher abholen, um mit ihnen ins Schwimmbad zu gehen. Ging nicht, weil Schulpflicht.
WEnn ich das richtig deute, sind das organisatorische Probleme die - Flexibilität vorausgesetzt - die Schulleitung auch anders entscheiden könnte?

Ich fände es gut, wenn die Familien überhaupt die Wahl hätten zu entscheiden - um auf das Thema zurückzukommen, Berufstätigkeit nach der Geburt oder erstmal 3 Jahre Zwangsweg vom Job, da keine Betreuung. Diese Wahlmöglichkeit sehe ich zur Zeit im Grunde nicht.

Was haltet Ihr übrigens vom neuen Familienministerin?
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rotermangold
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von rotermangold »

As-salaku alaikum,

kaum zwei Tage ohne Internetanschluß und schon ist so ein interessantes Thema zum Informationsberg angewuchert, den ich gar nicht aufarbeiten kann...

habe in einem "atheistischen" deuschen Staat 2 Kinder geboren, bin nach je einem Jahr wieder in den Beruf zurück, Arbeit, 2 kleine Kinder, Mann auf Montage und noch keine Wegwerfwindeln und kein Faastfood oder Mikrowelle. ging nur mit extrem straffer organisation und eiserner Disziplin. Den kleinen gings gut, ich war total überarbeitet, aber nicht unglücklich!
Die zwei sind jetzt groß, sozial kompetent, studieren, Schwiegertochter ist ausgewählt, meine "Kariere" läuft und ich habe nicht das Gefühl, als Mutter versagt zu haben...

Das ist mein Weg. Denke Muttersein muß gefördert werden, vorallem mit Annerkennung, durchaus auch mit finanzieller Unterstützung. Dabei sollte die Gesellschaft Raum für verschiedene Wege lassen. "Herdprämie" impliziert allerdings schon:"Weiber zurück an den Kochtopp"
Die berufstätige Mutter ist nicht eine schlechtere Mutter, nur eine, die gerne einen Teil der Btreuung in qualifizierte Hände geben möchte, dafür sollte die Gesellschaft auch sorgen.

masalame
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Birtanem
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Birtanem »

Beate hat geschrieben: Mir fehlt der kritische Blick. Die Befürworter der Ganztagsbetreuung loben und preisen nur, von wegen die Kinder würden ja so gefördert und alles läuft prima. Aber dem ist eben nicht ganz so.
Aber um Ganztagesbetreuung ging es doch hier gar nicht?
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maryamberlin
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von maryamberlin »

Musafira hat geschrieben: Ich bin nur schlichtweg der Meinung, dass man - angesichts angespannter Haushaltslage - nicht auch noch fuer etwas Geld zahlen muss, was diejenigen, die es tun, ohnehin tun wuerden. Ich sehe einfach keinen ordnungspolitischen Sinn dahinter - sorry, als Oekonomin (und nicht nur als Mutter) muss ich da halt so denken.

[...]sondern sehe es auch so, dass man schlichtweg keine Kita-Plaetze finanzieren will und glaubt, Frauen wieder an den Herd zu kriegen. :(
salam,

aber jetzt mal eine ganz provokative Frage an die Ökonomin in dir: wird denn dadurch nicht auch wirklich Geld gespart?? Also 150,00 Euro "Herdprämie"(wobei ich diesen Ausdruck nicht mag) erscheinen mir doch wirklich wesentlich weniger zu sein, als der Staat für einen qualitativ hochwertigen (Klein- )Kindergartenplatz ausgeben müsste.
"Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, zur Ausübung der einfachsten angewendet würde."
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von starlight1210 »

Auf jeden Fall!!!!!!!
Salam aleikum



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Musafira
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Musafira »

maryamberlin hat geschrieben:
Musafira hat geschrieben: Ich bin nur schlichtweg der Meinung, dass man - angesichts angespannter Haushaltslage - nicht auch noch fuer etwas Geld zahlen muss, was diejenigen, die es tun, ohnehin tun wuerden. Ich sehe einfach keinen ordnungspolitischen Sinn dahinter - sorry, als Oekonomin (und nicht nur als Mutter) muss ich da halt so denken.

[...]sondern sehe es auch so, dass man schlichtweg keine Kita-Plaetze finanzieren will und glaubt, Frauen wieder an den Herd zu kriegen. :(
salam,

aber jetzt mal eine ganz provokative Frage an die Ökonomin in dir: wird denn dadurch nicht auch wirklich Geld gespart?? Also 150,00 Euro "Herdprämie"(wobei ich diesen Ausdruck nicht mag) erscheinen mir doch wirklich wesentlich weniger zu sein, als der Staat für einen qualitativ hochwertigen (Klein- )Kindergartenplatz ausgeben müsste.
Natuerlich, kurzfristig moeglicherweise schon. Aber da sie langfristig nicht zu positiven Veraenderungen fuehrt ist es eine unnoetige Ausgabe.

Uebrigens, offiziell heisst das wohl "Betreuungsgeld", der Begriff "Herdpraemie" ist wohl eher von den Gegnern gepraegt worden, die sagen, dass es da um "Frauen zurueck an den Herd" geht. Das war doch auch das Unwort des Jahres 2008 oder so.
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von mamamia »

Beate hat geschrieben:Ich bin sehr dafür, die Betreuungsangebote auszubauen und unterstütze jede Frau, die so schnell wie möglich wieder in den Beruf zurückwill, ABER bitte dann sachlich bleiben und nicht immer nur die Vorteile aufzählen, die Berufstätigkeit und Ganztagsbetreuung mit sich bringen, sondern auch die Nachteile.
Beim Thema "Frankreich" kann ich nicht mitreden, ich kenne echt keinen einzigen Franzosen.

Aber ansonsten: Ich sehe echt keine Nachteile von Berufstätigkeit und Ganztagsbetreuung.

Wird an meiner Lebenseinstellung liegen: Ich gehe davon aus, dass jeder sich und die seinen finanziell versorgt, wenn er kann (ich nehme mal Kranke und so ausdrücklich aus, da kannst allerdings sein, dass sie auch die Kinder und den Haushalt nimmer versorgen können und sowieso Hilfe brauchen; ich rede auch nicht von Menschen, die keine Arbeit finden könnnen, schon klar, da muss die Gesellschaft einspringen; und ich rede nicht von den Menschen, denen die Gesellschaft per Gesetz schlicht die Auszeit vom Geldverdienen zugesteht, per Gesetz, etwa beim Kinderbetreuungsjahr oder bei mehreren -jahren). Sprich, für mich wärs ein Zeichen von absoluter Unfähigkeit im Erwachsenenleben, wenn ich auf Kosten der anderen (irgendwer wird es zahlen müssen, wenn ich nicht mein eigenes Geld verdiene) keiner Arbeit nachgehe - für mich persönlich, ja? - da würde ich mich also innerlich so unwohl fühlen ....

Das würde sich auch nicht ändern, wenn ich einen Ehemann hätte, der genug verdient - ich hätte trotzdem das Gefühl, ich steuere nicht genausoviel bei ...

So, das war die Gefühlsebene.

Von der faktischen Ebene, nämlich knallharter Abhängigkeit vom Ehegespons, reden wir erst gar nicht - da äußere ich nämlich die unpopuläre Ansicht, dass ich lieber von der Gesellschaft (vom Staat) abhängig wäre, als von einem einzelnen (die Chance, dass der Staat mir die Zuwendung streicht, weil er gerade auf mich persönlich sauer ist, ist geringer als die, dass der Ehemann das beschließt und ich mich durch die Instanzen klagen muss, die Chance, dass der Staat sich "absetzt" und sich eine Neue sucht, ist auch nicht gegeben).

Außerdem wäre mir ja stinkefad gewesen, wenn ich ganztags zu Hause gewesen wäre (ja, ich WEISS, frau findet eine Beschäftigung, wenn sie lange genug sucht :smifun: so ein Haushalt ist ja eh "dehnbar", außerdem kann frau auch ihre Hobbies pflegen, blöderweise braucht es dazu halt meist ein wenig Kohle, siehe oben, wo kommt die dann her?).

Und mich hätte es genervt, ganztags von Kindern umgeben zu sein - ich pflegte in jungen Jahren auf Fragen wie "wärst nicht viel lieber mit deinen Kindern zusammen?" auch immer zu antworten "wärs mein Traum gewesen, mich ganztags mit Windelsch*ßern zu umgeben, hätte ich doch glatt eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht, ich war in der Handelsakademie - was schließt du denn daraus?" ....

Frank und frei: Ich hätte sicher NICHT fünf Kinder, wenn ich diese bis zum Schuleintritt ganztags selbst hätte betreuen müssen (ich hätte in dem Fall vermutlich gar keines, weil einfach nie geplant war, dass ich das mache).

Immer noch die rein persönliche Ebene - andere Frauen werden es anders sehen, da bin ich sicher.

Ansonsten bin ich der Meinung, dass man viele "Nachteile" der Ganztagsbetreuung nicht der Ganztagsbetreuung zuschreiben sollte, sondern bestenfalls deren Umsetzung - ob eine Familie etwa dreimal in der Woche zum McDoof geht, hängt nicht damit zusammen, ob die Kinder in einer Ganztagseinrichtung sind, das könnte auch an der familiären Einstellung liegen. Es gbit Menschen, die kochen gerne, die werden kaum den McDoof besuchen, es gibt Menschen, die kochen nicht gerne, tuns aber trotzdem, es gibt Leute, die legen Wert auf gesunde Ernährung und solche, die tuns nicht .....

Zumal es - zumindestens in den Ganztagseinrichtungen, die ich kenne (bin in Österreich) - ja zu essen gibt, und zwar ziemlich ausgewogen (im Hort vom Sohn wird gekocht, einmal die Woche Fleisch, einmal Fisch, einmal eine Mehlspeise, der Rest ist flexibel; immer Vorspeise und Hauptspeise oder Hauptspeise und Nachspeise; es gibt in jeder Gruppe eine "Obstjause" am Nachmittag, dafür zahlen die Eltern dann extra und die Tanten besorgen das Obst, das die Kinder gerne essen am Vormittag dann frisch, Äpfel etc. haben sie ohnehin auf Lager; im Kiga wars auch so, nur dass das Mittagessen von der Großküche kam, dafür hat die Vegi-Tante mit den Kids jede Woche Vollkornbrot gebacken, hatte selbstgemachte Säfte mit ....). Die Tatsache, dass ich nicht jeden Tag koche, betrifft höchstens meine Tochter (und mich), meinen Sohn sicher nicht, der hat abends nämlich schon ein bis zwei Mahlzeiten intus (weil am Nachmittag, um 16:30, die Reste vom Mittagessen noch mal serviert werden im Hort).

Genauso schaut es mit der "Betreuung" aus - es wird Eltern geben, die den Kindern jede Menge "bieten" (ich meine jetzt nicht finanziell, sondern halt Aktivitäten, die als "Förderung" durchgehen - unter Anführungszeichen, weil ich eine Allergie dagegen habe, dass Malen und Töpfern ja so förderlich sind, das Kind, das am Spielplatz ein Loch in den Sand buddelt, aber als intellektuell vernachlässigt ankommt - die Einstellung habe ich zu oft kennengelernt :( ) und solche, die es nicht tun.

Logo, wenn ich ganztags arbeite, habe ich eher wenig Zeit, höchstpersönlich zu fördern, das stimmt sicher - aber daraus würde ich jetzt nicht schließen, dass jede Mutter, die ganztags zu Hause ist, die Kinder mehr fördert als eine, die ganztags oder halbtags arbeitet (echt nicht, ich kenne jede Menge Familien, wo seit Jahren alle BEIDE nicht arbeiten gehen, ich beschreib den Tagesablauf echt NICHT).

Vielleicht würde ich den Nachmittag dann fernsehend oder lesend (ich bin ja ein Bildungsfreak *gg*) auf der Couch verbringen, während die Kinder .... einfach tun, was ihnen Spaß macht.

Vielleicht würde ich sie (wie meine Nachbarin) jeden Abend ab 17:00 zu mamamia schicken, weil ich in Ruhe meine Serien gucke (bis 20:15, Schlag 20:20 holt die Dame dann ihre Kids ab; ich hab schon alles versucht, Sohn rüberschicken, klappt genau für eine HALBE Stunde, dann sind die Kids wieder da, denn drüben ist der Fernseher besetzt, was bedeutet, dass im Wohnzimmer Ruhe zu herrschen hat, da spielen sie dann lieber hier, wo sie keine Rücksicht nehmen brauchen, die Playstation frei ist, das Hochbett zum Kletterturm umfunktioniert werden darf .....).

Mich stören die Verallgemeinerungen - klar, für mich persönlich wäre es nichts gewesen, Hausfrau zu sein (und im nachhinein kann ich nur dem Herrn dafür danken, dass ich es nicht ernsthaft versucht habe, sonst wär ich nach der Scheidung praktischerweise gleich am Sozialamt eingezogen, weil vom Unterhalt, den Ex bisher bezahlt hat, können nicht mal die Kinder zur Hälfte leben). Ich sehe eben per se weder Vorteile noch Nachteile in "Fremdbetreuung", genauso wie ich per se weder Vorteile noch Nachteile in Betreuung durch die Mutter sehe, ich sehe per se ja auch keine Vor- oder Nachteile in Homeschooling etc (kann super laufen, kann furchtbar in die Hosen gehen), im Wohnen in der Stadt oder auf dem Land, ..... Es kommt doch immer auf die Umsetzung an.

Schlimm ist nur eines: Wenn ich eigentlich EINE Variante leben MÖCHTE, mir das Leben aber so richtig reinpfuscht, und ich die andere leben MUSS (und da ist es dann egal, ob die Kinderbetreuungeinrichtung fehlt und ich zuhause bleiben MUSS, oder ob ich eigentlich gerne Hausfrau wäre und arbeiten gehen MUSS, weil mir einer fehlt, der das für mich macht).
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von mamamia »

Judy hat geschrieben:Übrigens gibt es bei uns im Dörfle einen positiven Beweis dafür. Ein Junge aus einem afghanischen Elternhaus, der zuhause nur seine Muttersprache spricht, wird seit er 3 Jahre ist morgens für 3 Stunden und Nachmittags für 2 stunden in den KIGA gebracht und was soll ich sagen, er konnte kaum ein Wort als er in den KIGA kam, nun ist er 5 1/2 und spricht ohne Akzent und grammatisch völlig korrekte Sätze.
Ich hab mich richtig gefreut, als ich mich letztens mit ihm unterhalten habe :D
Da fällt mir ein: Mein ägyptischer Ex-Schwager und seine ägyptische Frau haben alle ihre Kinder mit zwei Jahren in eine private Kindertagesstätte geschickt, damit die Kinder "richtiges Deutsch sprechen lernen", ganztags und voll bezahlt. Ex-Schwägerin (die immerhin mittlerweile hier ihr Studium nachholt und wirklich akzentfrei hochdeutsch spricht) meinte nur "Ich kann doch nicht deutsch mit ihnen sprechen, dann lernen sie meine Fehler gleich noch dazu". Grinsen musste ich nur, weil die Kita in einem weit entfernten Stadtteil lag - im eigenen gab es "zu viele Ausländer, da lernen sie ja erst recht nicht Deutsch" - und Ex-Schwägerin echt den ganzen Tag nur am Hinbringen und Abholen war; die Dame war und ist nicht berufstätig, wär auch kaum gegangen *gg*. Zumindestens die ersten Kinder (die anderen sind noch zu klein) sind im Gymnasium und haben gute Noten (also, Deutsch dürfte ausreichen *fg*).
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