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Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 07:03
von Maira
"Bislang werden an fünf Standorten in Deutschland Imame an Hochschulen ausgebildet. Bald soll es einen sechsten geben: Berlin plant ein Islamisches Institut. Im Wintersemester 2017/18 sollen die ersten Studenten anfangen, viele Fragen sind aber noch offen. ....
... In der politischen und öffentlichen Diskussion lautet eine zentrale Forderung: Die Imame müssen hier ausgebildet werden, denn es sei wichtig, die hiesigen Lebensumstände zu kennen, um auf die Bedürfnisse vor allem junger Muslime einzugehen.
Auch wird oft laut über Predigten in deutscher Sprache nachgedacht. Der stellvertretende Landesvorsitzende der DITIB in Berlin, Süleyman Küçük, hält das aber für eine Ungleichbehandlung. Genauso wie Russen, Griechen und Italiener ihre Predigten in ihrer Sprache hielten, müssten die Muslime das auch dürfen, sagt Küçük. ...."
http://www.deutschlandfunk.de/imam-ausb ... _id=326657
Hr. Kücük hat wohl vergessen, dass nicht alle Muslime türkischstämmig sind oder der türkischen Sprache mächtig, und dass es einer gemeinsamen Sprache bedarf wenn man eine offene Gemeinschaft sein möchte. Da wir uns in Deutschland befinden, ist ganz klar das diese Sprache deutsch ist und nicht türkisch !
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 09:01
von Mechthild
Seit wann steht die DITIB für Offenheit? Deren Ziel ist doch, die türkischen Auswanderer nicht nur religiös, sondern auch national bei der Stange zu halten.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 09:15
von Maira
Mechthild hat geschrieben:Seit wann steht die DITIB für Offenheit? Deren Ziel ist doch, die türkischen Auswanderer nicht nur religiös, sondern auch national bei der Stange zu halten.
Ich habe auch nicht behauptet das DITIB offen ist und ich gebe dir recht, die wollen nichts verändern. DITIB schaut nicht über den Tellerrand, für die gibt es nur türkischstämmige Muslime. Man bleibt unter sich.
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. "...wenn man eine offene Gemeinschaft sein möchte..." bezog sich nicht auf DITIB, die möchten keine offene Gemeinschaft sein - weder heute noch morgen.
Ich meinte vielmehr allgemein, das wenn Muslime eine offene Gemeinschaft sein möchten, dann wäre eine gemeinsame Sprache unbedingt notwendig.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 10:03
von nouar
Khutba auf Deutsch sollte selbstverständlich sein. Arabisch mit guter Übersetzung würde ich mir noch eingehen lassen. Immerhin ist das die Sprache des Korans, weshalb es gut ist es zu lernen. Aber Türkisch in Deutschland finde ich mal so richtig unverschämt. Da werden alle nicht türkischen Muslime ausgeschlossen.
Außerdem sind die heutigen Türken schon in 2. oder 3. Generation in Deutschland und sprechen oft besser Deutsch als Türkisch. Wenn ich sowas lese, bin ich froh, nicht in D. zu wohnen. Mich würde das wahnsinnig nerven.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 10:17
von Maira
nouar hat geschrieben:Khutba auf Deutsch sollte selbstverständlich sein. Arabisch mit guter Übersetzung würde ich mir noch eingehen lassen. Immerhin ist das die Sprache des Korans, weshalb es gut ist es zu lernen.
Der Koran wurde auf arabisch offenbart, weil der Prophet Araber war. Wäre er Deutscher gewesen, wäre der Koran auf deutsch offenbart worden.
"Wir haben es als einen arabischen Qurʾān hinabgesandt, auf daß ihr begreifen möget." 12:2
"Und Wir haben keinen Gesandten gesandt, außer in der Sprache seines Volkes, damit er ihnen (die Botschaft) klar macht. Allah läßt dann in die Irre gehen, wen Er will, und leitet recht, wen Er will. Und Er ist der Allmächtige und Allweise." 14:4
Ich sehe keinen Grund, warum man die Khutba / Predigt auf arabisch abhalten sollte.
Auch finde es nicht zwingend notwendig arabisch zu lernen. Was den Koran angeht, so gibt es schließlich Übersetzungen.
Die Empfehlung oder Aufforderung man solle arabisch lernen, erinnert mich an die katholische Kirche mit ihrem Latein.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 11:41
von Arife
Maira ich sehe das wie du und bin gespannt ob es Veränderungen geben wird.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 12:03
von Maira
Arife hat geschrieben:Maira ich sehe das wie du und bin gespannt ob es Veränderungen geben wird.
Es wäre schön und zum Wohle aller.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 13:16
von Hassiba
nouar hat geschrieben:Aber Türkisch in Deutschland finde ich mal so richtig unverschämt. Da werden alle nicht türkischen Muslime ausgeschlossen.
Genau - und das ist wirklich ein Problem für den heute gelebten Islam, denn die Umma hat keine Nationalität, wenn ich die Geschichten über die erste Umma richtig verstehe. Aber nicht nur viele türkische Moscheen verhalten sich so, sondern auch die meisten anderen Nationalitäten.
nouar hat geschrieben:Außerdem sind die heutigen Türken schon in 2. oder 3. Generation in Deutschland und sprechen oft besser Deutsch als Türkisch.
Ja - und das macht sie so anfällig für Extremisten, die im Internet auf deutsch "Islam" unterrichten bzw. die hasserfüllte Ideologie, die sie weitergeben wollen. Hier in Hamburg versuchen ja einige seit Langem, die Schüler schon in den Schulen auf deutsch zu erreichen. Aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn die Moscheen als solches nicht endlich mitziehen. Ich finde vor diesem Hintergrund das Verhalten der meisten Moschee-Vorstände nicht nur unhöflich, sondern regelrecht brandstifterisch.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 15:06
von Mechthild
Maira hat geschrieben:Arife hat geschrieben:Maira ich sehe das wie du und bin gespannt ob es Veränderungen geben wird.
Es wäre schön und zum Wohle aller.
Aber nicht mit Verbänden, die es sich in ihrer nationalen Ecke gemütlich gemacht haben. Die werden alles tun um die hier so vielbeklagte Gleichung "Muslim=Türke (allenfalls noch Araber)" aufrecht zu erhalten, da sie sich die Deutungshoheit über religiöse, aber auch über das bürgeliche Leben ihrer Schäfchen nicht nehmen lassen wollen. Also, es geht, wie so oft, um Macht.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 15:33
von Hassiba
Also was tun? Deutsche Konvertiten-Moscheen eröffnen, in denen alle willkommen sind? Das ist auch zum Scheitern verurteilt, weil es so viele Strömungen im Islam gibt. Ich denke, es wird schon ein Ding der Unmöglichkeit sein, allein die deutschen Muslime unter einen Hut zu bringen.
Aber es wäre schon schön, wenn es zumindest in den Großstädten je eine deutschsprachige, für alle offene Moschee gäbe, die auch eindeutig auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes stehen sollte, mit Frauen im Vorstand, Transparenz nach außen etc. Vielleicht sollte das einmal eine Initiative sein, die vom Bund finanziert wird, damit niemand Unerwünschtes mit zwielichtigem Hintergrund das Geld geben muss.
Mal ehrlich, glaubt Ihr, dass so etwas eine Chance hätte? Oder würden dann kaum Leute dorthin gehen?
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 16:46
von nouar
Maira hat geschrieben:nouar hat geschrieben:Khutba auf Deutsch sollte selbstverständlich sein. Arabisch mit guter Übersetzung würde ich mir noch eingehen lassen. Immerhin ist das die Sprache des Korans, weshalb es gut ist es zu lernen.
Der Koran wurde auf arabisch offenbart, weil der Prophet Araber war. Wäre er Deutscher gewesen, wäre der Koran auf deutsch offenbart worden.
"Wir haben es als einen arabischen Qurʾān hinabgesandt, auf daß ihr begreifen möget." 12:2
"Und Wir haben keinen Gesandten gesandt, außer in der Sprache seines Volkes, damit er ihnen (die Botschaft) klar macht. Allah läßt dann in die Irre gehen, wen Er will, und leitet recht, wen Er will. Und Er ist der Allmächtige und Allweise." 14:4
Ich sehe keinen Grund, warum man die Khutba / Predigt auf arabisch abhalten sollte.
Auch finde es nicht zwingend notwendig arabisch zu lernen. Was den Koran angeht, so gibt es schließlich Übersetzungen.
Die Empfehlung oder Aufforderung man solle arabisch lernen, erinnert mich an die katholische Kirche mit ihrem Latein.
Da hast du recht, so ist es. Es gibt wirklich keinen Grund, weshalb die Khutba nicht in Deutschland auf Deutsch sein sollte. So wie sie ja auch in der Türkei auf Türkisch ist und in der Moschee von Granada auf Spanisch.
Dennoch ist es von Vorteil (nicht zwingend), Arabisch zu lernen.
Natürlich gibt es Gott sei Dank Koranübersetzungen. Aber eine Übersetzung ist NIE das Gleiche wie ein Originaltext. Es gibt immer Verluste beim übersetzen. Je weiter die Sprache des Originals von der Zielsprache entfernt ist, umso größer und unvermeidbarer sind diese Verluste. Selbst ich mit meinem rudimentären Arabisch kann das schon oft merken. Mag sein, dass mein Blick für solche Sachen geschärft ist, weil ich vom Fach bin (also Übersetzung, -leider- nicht Arabisch).
Auch dass die Gebete auf Arabisch sind, hat seinen Vorteil: Man kann überall auf der Welt in eine Moschee gehen und fühlt sich gleich irgendwie zu Hause. Stell dir vor, jeder rezitiert al-Fatiha in seiner Sprache. Wie sollte man da zusammen beten? Wie soll Tajweed-Unterricht funktionieren, wenn nicht auf Arabisch? Und was sollte dieser überhaupt bringen, wenn man null Ahnung hat, was man eigentlich rezitiert. Ich verstehe mittlerweile Bruckstücke, und glaube mir, es ist spirituell ein Riesengewinn. Tarawih im Ramadan ist ganz anders, wenn man wenigstens ein Bisschen versteht.
Türkisch hingegen hilft da gar nicht weiter. Da gibt es also islamisch gesehen gar keinen Grund, es lernen zu wollen.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 18:00
von Maira
Mechthild hat geschrieben:
Aber nicht mit Verbänden, die es sich in ihrer nationalen Ecke gemütlich gemacht haben. Die werden alles tun um die hier so vielbeklagte Gleichung "Muslim=Türke (allenfalls noch Araber)" aufrecht zu erhalten, da sie sich die Deutungshoheit über religiöse, aber auch über das bürgeliche Leben ihrer Schäfchen nicht nehmen lassen wollen. Also, es geht, wie so oft, um Macht.
Ja, leider. Und wenn ich so was über DITIB sehe, da wird mir echt schlecht !
http://mediathek.daserste.de/report-M%C ... tId=431936
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 18:06
von Maira
Hassiba hat geschrieben:Also was tun? Deutsche Konvertiten-Moscheen eröffnen, in denen alle willkommen sind? Das ist auch zum Scheitern verurteilt, weil es so viele Strömungen im Islam gibt. Ich denke, es wird schon ein Ding der Unmöglichkeit sein, allein die deutschen Muslime unter einen Hut zu bringen.
Deutscher Moscheenverband gründen und alle anderen verbieten ?
Hassiba hat geschrieben:
Vielleicht sollte das einmal eine Initiative sein, die vom Bund finanziert wird, damit niemand Unerwünschtes mit zwielichtigem Hintergrund das Geld geben muss.
Der Islam ist keine anerkannte Religion und Körperschaft des Öffentlichen Rechts.
Daher gibt es kein Geld vom Bund. Ohne Geld kein deutscher Moscheenverband, ohne deutsche Moscheeverbände / ohne deutsche Moscheen kein deutscher Islam = es bleibt alles wie es ist.
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 18:48
von Hassiba
Naja - was heißt "keine anerkannte Religion"? Der Islam existiert, in vielen Facetten. Man könnte ja so etwas wie einen deutschen Islam begründen und den als Körperschaft anerkennen und dann die entsprechenden Moscheen finanzieren. Ganz grobe Grobidee...
Angesichts der vielen Probleme, die die Einmischungen aus dem Ausland uns bringen, wundere ich mich über die Trägheit von deutscher Seite, den Muslimen in Deutschland endlich eine Alternative zu nationalem Kuddelmuddel zu bieten. Wenn es einen politischen Willen dazu gäbe, würden sich die Wege auch finden lassen.
= politische Willensbildung
Re: Deutscher Islam - Entstehung, Entwicklung, Ziele & Co.
Verfasst: Mi 29. Jul 2015, 19:26
von Arife
Hassiba hat geschrieben:Also was tun? Deutsche Konvertiten-Moscheen eröffnen, in denen alle willkommen sind? Das ist auch zum Scheitern verurteilt, weil es so viele Strömungen im Islam gibt.
Wieso sollte das die Konsequenz sein? Auch wenn es viele Strömungen gibt... Alle unter einen Hut zu bekommen wird eh nie gehen selbst wenn man nach Nationalität, Generation, Strömung etc gehen würde.
Eigentlich fände ich eine deutsche Moschee (=Konvertiten Moschee) eine logische Sache. Quasi der kleinste gemeinsame Nenner, da wir hier doch alle in D Leben und die meisten daher auch D können. Wer sich religiös in seiner Heimatsprache unterhalten will (wenn hier geborene wirklich das Bedürfnis danach haben??) können sie ja Gesprächsrunden gründen in den Räumen bzw die anderen türkischen, bosnischen etc sind dann ja nicht aus der Welt.