Al Baqara (die Kuh): Lektüre und Besprechung

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Beate
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Re: Al Baqara (die Kuh): Lektüre und Besprechung

Beitrag von Beate »

251 Und so schlugen sie sie mit Allahs Erlaubnis, und Dawud tötete Galut. Und Allah gab ihm die Herrschaft und die Weisheit und lehrte ihn von dem, was Er wollte. Und wenn nicht Allah die einen Menschen durch die anderen zurückweisen würde, geriete die Erde wahrlich ins Verderben. Aber Allah ist voll Huld gegen die Weltenbewohner.

Auch Dawud war ein einfacher Hirte und die anderen belächelten ihn ein wenig. Niemand erwartete, dass ausgerechnet er, den mächtigen Galut (Goliath) töten würde. Aber Gott hatte ihn mit anderen Qualitäten ausgestattet, z.B. mit Weisheit.
Für mich ist das wieder ein Hinweis darauf, dass man nicht nach den Äußerlichkeiten urteilen soll, so wie schon im Falle von Saul. Was jemanden stark macht, sind bestimmte Charaktereigenschaften und Tugenden. Die Herkunft, die Abstammung etc. alleine machen aus einem Menschen noch keinen klugen oder weisen oder vernünftigen Menschen.




252 Dies sind Allahs Zeichen, die Wir dir der Wahrheit entsprechend verlesen. Und du bist wahrlich einer der Gesandten.

253 Dies sind die Gesandten; einige von ihnen haben Wir vor anderen bevorzugt. Unter ihnen gibt es manche, zu denen Allah gesprochen hat, und einige, die Er um Rangstufen erhöht hat. Und 'Isa, dem Sohn Maryams, gaben Wir die klaren Beweise und stärkten ihn mit dem unserem heiligen Geist. Und wenn Allah gewollt hätte, hätten diejenigen nach ihnen nicht miteinander gekämpft, nachdem die klaren Beweise zu ihnen gekommen waren. Aber sie waren uneinig: Unter ihnen gab es manche, die glaubten und andere, die ungläubig waren. Und wenn Allah gewollt hätte, hätten sie nicht miteinander gekämpft. Doch Allah tut, was Er will.


Die Hierarchie der Propheten kann darin begründet sein, dass sie mit unterschiedlichen Aufgaben geschickt wurden. Manchen oblag allein die Verkündung einer Botschaft (wie z.B Noah), andere hingegen wurden Staatsmänner und mussten regieren und sich in weitaus komplexeren Situationen bewähren als andere. Das heißt nicht, dass die einen wertvoller seien als die anderen. Jeder von ihnen erfüllte seine Aufgabe aufs Beste.

Dass die Menschen die Botschaft nicht als eine erkennen, liegt daran, dass die Botschaft je nach Epoche und Umständen, in einem anderen Gewand daherkommt. Wer sich nun an den Äußerlichkeiten verbeißt, sieht dann natürlich nur Unterschiede. Wer aber auf die Werte schaut, die vermittelt werden, erkennt, dass die Botschaften in ihrem Kern immer gleich sind.



254 O die ihr glaubt, gebt aus von dem, womit Wir euch versorgt haben, bevor ein Tag kommt, an dem es keinen Verkauf, keine Freundschaft und keine Fürsprache gibt! Die Ungläubigen sind die Ungerechten.


Das ist für mich ein wichtiger Satz. Wir wissen nicht, wann wir gehen müssen. Wir sollten nichts aufschieben.


255 Allah - es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen und Beständigen. Ihn überkommt weder Schlummer noch Schlaf. Ihm gehört (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Wer ist es denn, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte - außer mit Seiner Erlaubnis? Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen liegt, sie aber umfassen nichts von Seinem Wissen - außer, was Er will. Sein Thron umfaßt die Himmel und die Erde, und ihre Bewahrung fällt ihm nicht schwer. Er ist der Erhabene und Allgewaltige.

Das ist jetzt der berühmte Thronvers, der auch gerne auf Kettenanhängern etc. zu finden ist.
Kurzum, es gibt nichts, was nicht Gott unterliegen würde. Und Gott ist immer gleichermaßen präsent.
Yusuf Ali schreibt dazu:

Dies ist der berühmte Thron-Vers. Wer könnte ihn in seiner vollen Bedeutung übersetzen oder den Rhythmus der so unvergleichlich gewählten, tiefsinnigen Worte wiedergeben? Selbst im arabischen Original scheint die Bedeutung größer zu sein als sich in Worten ausdrücken lässt. Die Eigenschaften Allahs sind so verschieden von allem, was uns aus dieser Welt bekannt ist, dass wir uns damit zufrieden geben müssen, wenn wir wenigstens begriffen haben, dass wir Ihn eigentlich nur mit dem einen Wort "Er" benennen können, wobei das Pronomen für Seinen Namen steht. Sein Name – Gott oder Allah - wird manchmal missbraucht und für andere Geschöpfe oder Dinge verwendet. Wir jedoch müssen ganz entschieden jeden Gedanken zurückweisen, dass es irgend jemanden geben könnte, der mit Ihm wettzueifern im Stande wäre, denn Er allein ist der Wahre, Lebendige Gott. Er lebt, doch Sein Leben ist selbsterhaltend und ewig: es ist nicht abhängig von anderen Wesen und weder an Zeit noch an Raum gebunden. In dem arabischen Wort "qaijuum" mag außer dem Begriff des Selbsterhaltens auch der Gedanke des "Erhaltens und Bewahrens allen Lebens" stecken, da Sein Leben der Ursprung und die ständige Stütze jeglicher daraus entstandener Lebens­form ist. Vollkommenes Leben ist vollkommene Aktivität, im Gegensatz zum unvollkommenen Leben, das wir um uns herum beobachten können und das nicht nur dem Tod unterworfen ist, sondern auch verminderter Aktivität (etwas das zwischen Aktivität und Schlaf liegt und das hier mit "Müdigkeit" übersetzt wurde) und dem Bedürfnis nach richtig gehendem Schlaf. Seine Aktivität wie auch Sein Leben sind vollkommen und selbsterhaltend.

256 Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend.


Ein ganz wichtiges Prinzip: es darf keinen Zwang geben in Glaubensdingen. Das wäre kontraproduktiv und nutzlos.
Wie soll man diesen Zwang verstehen? Heißt es, man darf z.B. niemand zwingen, den Islam anzunehmen, darf aber die Leute zwingen z.B. das Kopftuch zu tragen? Oder darf keinerlei Druck ausgeübt werden z.B. seitens einer Regierung?
Ich bin natürlich für die zweite Variante. Kein Zwang im Glauben bedeutet für mich auch, dass man niemand dazu zwingen darf, z.B. das Gebet zu verrichten oder das KT zu tragen etc.


257 Allah ist der Schutzherr derjenigen, die glauben. Er bringt sie aus den Finsternissen heraus ins Licht. Diejenigen aber, die ungläubig sind, deren Schutzherren sind die falschen Götter. Sie bringen sie aus dem Licht hinaus in die Finsternisse. Das sind Insassen des (Höllen)feuers. Ewig werden sie darin bleiben.


258 Siehst du nicht jenen, der mit Ibrahim über seinen Herrn stritt, weil Allah ihm die Herrschaft gegeben hatte? (Damals) als Ibrahim sagte: "Mein Herr ist Derjenige, Der lebendig macht und sterben läßt." Er sagte: "Ich mache lebendig und lasse sterben." Ibrahim sagte: "Allah bringt ja die Sonne vom Osten her; so bringe du sie vom Westen her!" Da war derjenige, der ungläubig war, verblüfft. Und Allah leitet nicht das ungerechte Volk recht.


Wahrscheinlich hat Ibrahim mit einem Herrscher oder König gesprochen, der wohl mit dem ich lasse sterben darauf anspielte, dass er unliebsame Zeitgenossen hinrichten ließ. Ganz unabhängig davon, dass das in keinster Weise Ausdruck göttlicher Fähigkeiten ist, zeigt es doch, dass der Herrscher etwas Fundamentales nicht verstanden hat: Gott tötet nicht die Menschen, weil sie ihm bei etwas im Wege stehen.
Der Tod ist das natürlich Ende des irdischen Daseins. Er trifft jeden und jeder kehrt zurück.
Dies mit der Hinrichtung von unangenehmen Menschen zu vergleichen, ist völlig abwegig.

259 Oder (kennst du nicht) einen ähnlichen, denjenigen, der an einer Stadt vorbeikam, die wüst in Trümmern lag? Er sagte: "Wie sollte Allah diese (Stadt) wieder lebendig machen, nachdem sie ausgestorben ist?" Da ließ Allah ihn (für) hundert Jahre tot sein. Hierauf erweckte Er ihn und sagte: "Wie lange hast du verweilt?" Er sagte: "Ich verweilte einen Tag oder den Teil eines Tages." Er sagte: "Nein! Vielmehr verweiltest du hundert Jahre. Nun schau deine Speise und dein Getränk an! Sie sind nicht verfault. Und schau deinen Esel an! - Und damit Wir dich zu einem Zeichen machen für die Menschen. Und schau die Knochen an, wie Wir sie zusammensetzen und sie hierauf mit Fleisch bekleiden!" Nachdem es ihm klar geworden war, sagte er: "Ich weiß (jetzt), daß Allah zu allem die Macht hat."

Yusuf Ali schreibt dazu:

Ein Mensch verfällt in Verzweiflung, wenn er die Zerstörung eines ganzen Volkes, einer Stadt oder Zivilisation mit ansehen muss. Doch Allah kann die Wiederauferstehung bewirken, wie Er es schon so oft im Lauf der Geschichte getan hat und wie Er es bei der endgültigen Wiederauferstehung tun wird. Zeit ist bedeutungslos vor dem Angesicht Allahs. Der Zweifler meint, dass er tot gewesen sei oder "so verharrt habe" für einen Tag oder noch weniger, während es in Wirklichkeit hundert Jahre gewesen sind. Andererseits sind Speise und Trank, die er zurückgelassen hat, unverdorben und so frisch, geradeso wie zu dem Zeitpunkt, als er sie zurückließ. Der Esel dagegen ist nicht nur tot, sondern es sind nur noch seine Knochen übrig, Doch vor den Augen des Mannes werden sie wieder zusammengefügt, mit Fleisch bekleidet und wieder zum Leben erweckt. Daraus ergibt sich: 1. Zeit ist bedeutungslos für Allah; 2. sie wirkt auf verschiedene Dinge in unterschiedlicher Weise ein; 3. die Schlüssel zu Leben und Tod ruhen bei Allah; 4. der Mensch besitzt keinerlei wirkliche Macht; er sollte all sein Vertrauen in Allah setzen.


260 Und als Ibrahim sagte: "Mein Herr, zeige mir, wie Du die Toten lebendig machst!" Er sagte: "Glaubst du immer noch nicht?" Er sagte: "Doch, aber (ich frage,) damit mein Herz Ruhe findet." Er (Allah) sagte: "So nimm vier von den Vögeln und zieh sie dann her zu dir. Hierauf setze auf jeden Berg einen Teil von ihnen. Hierauf rufe sie, so werden sie zu dir herbeigeeilt kommen. Und wisse, daß Allah Allmächtig und Allweise ist."


Wir erinnern uns noch einmal an Vers 2, 210:

210 Erwarten sie (etwas anderes), als daß Allah in Schattendächern aus Wolken zu ihnen kommt und die Engel? Doch dann wird die Angelegenheit entschieden sein. Und zu Allah werden (all) die Angelegenheiten zurückgebracht.

Wie ist das mit den Zeichen und Wundern? Die Leugner verlangen Wunder und würden dann aber trotzdem nicht glauben.
Der Gläubige glaubt schon längst und Wunder bestärken in in seinem Glauben.
Deswegen kommt Gott der Bitte der Leugner nicht nach, wohl aber der Bitte des Gläubigen.

Siehe dazu auch:
6, 34 Ja, bereits vor dir wurden Gesandte der Lüge bezichtigt. Und da ertrugen sie standhaft, daß sie der Lüge bezichtigt wurden und daß ihnen Leid zugefügt wurde, bis Unsere Hilfe zu ihnen kam. Es gibt nichts, was Allahs Worte abändern könnte. Dir ist ja bereits Kunde von den Gesandten zugekommen.

35 Und wenn dir ihre Ablehnung schwer zusetzt, dann, (selbst) wenn du einen Gang in die Erde oder eine Leiter in den Himmel ausfindig machen kannst, und ihnen dann ein Zeichen bringen kannst, ... Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er sie wahrlich unter der Rechtleitung zusammengeführt. Gehöre also ja nicht zu den Toren!
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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