Salam, Beate,
In wie weit stellt eine unterschiedliche Anordnung der Suren die These des göttlichen Ursprungs des Koranstextes in Frage?
wie ich schon sagte: gar nicht. Es stellt nur infrage, was Rabia hier geschildert hat: dass nämlich auch die Anordnung der Suren direkt - ohne Fehler in der Stillen Post - "gottgeschützt" "unveränderlich" gegeben war.
Ja, es gibt Ungereimtheiten. Aber die Ungereimtheiten, die man recherchieren kann, wie z.B. dass im einen Falle die Suren 113 und 114 nicht enthalten waren, verändern doch nirgends die Bedeutung. Es ist doch nicht so, dass dadurch der gesamte Koran eine völlig neue Bedeutung erhielte.
Ich sehe es schon so, dass ein Koran, der zwei Suren mehr oder zwei Suren weniger enthält, ein
anderes Buch ist.
Aber eine "völlig neue Bedeutung" - das kann ich schlicht nicht beurteilen, weil ich die Suren nicht kenne. Das Neue Testament ohne die Bergpredigt wäre jedenfalls ein völlig anderes.
Natürlich waren da Menschen zugange. Und wenn man sich die Hadithsammlungen anschaut, muss man sich selbst eingestehen, dass mit Sicherheit auch ein paar schwarze Schafe darunter waren, die versuchten, die Religion in ihrem Sinne zu korrumpieren.
Auch Uthman und seine Mitstreiter waren ganz normale Menschen. Man braucht noch nicht mal ein schwarzes Schaf zu sein, um einen Text zu korrumpieren. Jeder Mensch macht im Normalzustand "Fehler". Wenn ich Mohammed ein einem Propheten würdiges Verständnis von Gerechtigkeit, Liebe und so weiter zugestehe, so heißt das noch lange nicht, dass ich glaube, dass Uthman ein Mann war, der z.B. die Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft im Auge hatte.
Es ist ein ähnliches Gefühl wie bei Jesus und Paulus. Paulus hat für mich eine ganze Menge wegorganisiert, was an Befreiung in der Bibel enthalten war.
Anders gesagt: selbst wenn ich dem Propheten vertraue, warum sollte ich Uthman vertrauen?
LG
Vera
Das Ende von was?
Das Ende des Korans.
Nochmal:
es lassen sich weder der göttliche Ursprung des Korans noch die Prophetenschaft Muhammads wissenschaftlich beweisen.
Es ist eine
Glaubenssache.
Für mich ganz persönlich war es einfach so, dass ich, als ich anfing, mich mit dem Koran zu beschäftigen, ein sehr intensives Gotteserlebnis hatte. Ich begegnete im Koran Gott auf direkte unmittelbare Weise. Und deswegen ist der Koran
Gottes unmittelbares direktes Wort. Muhammad ist für mich in dem Zusammenhang nur ein Postbote. Ich begegne im Koran Gott und nicht Muhammad. Und natürlich kann ich das auch nicht wissenschaftlich beweisen oder erklären. Vielleicht bilde ich mir alles nur ein, vielleicht habe ich Halluzinationen.
Aber es prägt eben meinen Glauben.
Aus meiner ganz persönlichen Sicht gibt es absichtlich ein paar Ungereimtheiten, um nämlich Zweifel streuen zu können.
Ja, auch der Koran muss anzweifelbar sein können. Das gehört für mich zur Strategie.
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus ist nämlich die Gesamtaussage des Korans wichtig. Auch wenn ich den Korantext nie verändern würde, ist es für mein Glaubensverständnis irrelevant ob in einem Vers nun "fa" oder "wa" steht. Diese Unterschiede sind nur für Dogmatiker von Bedeutung.
Ich persönlich bin im Koran Gott begegnet und Gott hat mir vermittelt, dass ich diesem Buch folgen soll, so wie es sich mir präsentiert hat. Mehr kann ich über meinen persönlichen Zugang zum Koran nicht sagen.
Salam[/quote]