Studie über Muslime in Deutschland
Gläubig und integriert
In Deutschland leben viel mehr Muslime als bisher angenommen, nämlich nicht drei Millionen, sondern mehr als vier - und sie sind sozial besser integriert, als man bisher dachte.
Die deutsche Integrations-Politik muss von neuen Voraussetzungen ausgehen: In der Bundesrepublik leben viel mehr Muslime als bisher angenommen, nämlich nicht drei Millionen, sondern mehr als vier - und sie sind sozial besser integriert, als man bisher dachte. Dies besagt eine umfassende Studie des Bundesinnenministeriums, die am Donnerstag auf der Deutschen Islamkonferenz in Berlin vorgestellt werden soll.
Jeder zweite Muslim ist demnach Mitglied in einem deutschen Verein; nur vier Prozent sind ausschließlich Mitglied in einem herkunftsbezogenen Verein. Auch die Probleme mit der Teilnahme muslimischer Schülerinnen und Schüler am gemischtgeschlechtlichen Sport- und Schwimmunterricht sind zahlenmäßig viel kleiner, als bislang angenommen: Nur sieben Prozent der muslimischen Mädchen bleiben ihm fern.
Anlass zur Sorge gibt aber das Bildungsniveau: Trotz eines in der zweiten Generation feststellbaren Bildungsaufstiegs ist die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss hoch und der Anteil der Abiturienten gering. Etwa 45 Prozent der vier Millionen Muslime sind deutsche Staatsangehörige, mehr als 86 Prozent der Muslime bezeichnen sich selbst als "sehr stark gläubig" oder "eher gläubig".
Für die Untersuchung "Muslimisches Leben in Deutschland" hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gut 6000 Bürger am Telefon befragt und so Daten über fast 17.000 Menschen aus 49 muslimisch geprägten Ländern gewonnen.
Die Studie ist die erste bundesweit repräsentative Analyse zu dem Thema. Den Auftrag hierzu hatte die Islamkonferenz von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) erteilt, deren Vertreter aus Bund, Ländern, Kommunen sowie von Muslimen sich am Donnerstag zum vorerst letzten Mal treffen. Die Studie beziffert die Zahl der Muslime in Deutschland auf 3,8 bis 4,3 Millionen.
Die meisten zugewanderten Muslime, etwa 2,6 Millionen, haben türkische Wurzeln; diese und Muslime aus Afrika zeigten sich bei den Interviews besonders religiös. Dagegen sind 30 Prozent der Migranten aus Iran nicht gläubig. Trotz der weit verbreiteten Religiosität nehmen viele Gläubige die üblichen islamischen Alltagsvorschriften eher lax. So tragen 70 Prozent der Frauen nie ein Kopftuch, selbst unter den stark gläubigen Musliminnen bedeckte nur jede Zweite ihr Haar. In Deutschland geborene Musliminnen tragen deutlich seltener (17,8 Prozent) das Kopftuch täglich als zugewanderte (25,2 Prozent).
"Große Integrationskraft unserer Gesellschaft"
Das viel kritisierte Fernbleiben muslimischer Schülerinnen vom Sport- und Schwimmunterricht, von Sexualkundeunterricht und Klassenfahrten ist kein Massenphänomen. Am häufigsten fürchten die Eltern um ihre Töchter bei Klassenfahrten, hier bleiben fast zehn Prozent der Musliminnen Zuhause. Der Boykott betreffe "eine Minderheit", so die Studie. "Gleichwohl weisen die Zahlen darauf hin, dass Prozesse der Selbstausgrenzung stattfinden", schreiben die Autoren. Die Islamkonferenz hat sich deshalb auf Empfehlungen an die Schulen geeinigt, die nun skeptische Eltern einladen und über den Ablauf des Unterrichts und die Aufsicht durch die Lehrer informieren sollen.
Würden die Schulen flächendeckend einen islamischen Religionsunterricht anbieten, so wäre ihnen großer Zulauf sicher: 76 Prozent der Muslime wünschen sich einen solches Angebot. Islam-Unterricht wird bisher in mehreren Bundesländern nur in Modellversuchen angeboten. Von den muslimischen Verbänden, die diesen Unterricht mitgestalten wollen, fühlen sich allerdings weniger als 25 Prozent der Befragten vertreten.
Bei den Fragen zur Eingliederung stellten die Forscher bei vielen Muslimen schlechtere Schulergebnisse fest als bei anderen Migranten - auch im Vergleich zu nichtmuslimischen Zuwanderern aus denselben Ländern. Ein direkter Zusammenhang mit dem islamischen Glauben lasse sich allerdings nicht feststellen, vielmehr sei die Anwerbung von gering qualifizierten Gastarbeitern aus muslimischen Ländern dafür verantwortlich.
Bei Zuwanderer-Kindern sei immerhin ein deutlicher Fortschritt erkennbar. Auffällig seien die schlechten Werte unter Türkischstämmigen. Dies hatten bereits frühere Studien zur Integration ergeben. Hintergrund sind laut jetziger Untersuchung "extrem niedrige Werte" - sprich kaum oder keine Schulbildung - bei den zugewanderten Frauen aus der Türkei.
Bundesinnenminister Schäuble sagte, die soziale Integration von Muslimen sei "sehr viel besser als angenommen" und zeige die "große Integrationskraft unserer Gesellschaft".
http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/polit ... 3114/text/
Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Re: Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Zum einen ist es erfreulich, dass die Integration anscheinend doch besser funktioniert als angenommen, ABER:
Wa salam
Solche Studien finde ich ein bisschen lächerlich. Gibt es zurzeit nicht andere Probleme, mit denen man sich beschäftigen kann? Gehört das Kopftuch zu den üblichen islamischen Alltagsvorschriften?malaika hat geschrieben:Die meisten zugewanderten Muslime, etwa 2,6 Millionen, haben türkische Wurzeln; diese und Muslime aus Afrika zeigten sich bei den Interviews besonders religiös. Dagegen sind 30 Prozent der Migranten aus Iran nicht gläubig. Trotz der weit verbreiteten Religiosität nehmen viele Gläubige die üblichen islamischen Alltagsvorschriften eher lax. So tragen 70 Prozent der Frauen nie ein Kopftuch, selbst unter den stark gläubigen Musliminnen bedeckte nur jede Zweite ihr Haar. In Deutschland geborene Musliminnen tragen deutlich seltener (17,8 Prozent) das Kopftuch täglich als zugewanderte (25,2 Prozent).
Wa salam
Re: Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Salam,
interessanter Artikel, danke fürs Posten!
interessanter Artikel, danke fürs Posten!
Das Problem ist einfach, man muss Religiosität an etwas festmachen. Es ist sonst schwer es statistisch zu untersuchen, zumal wenn man nur fragen wie Religion, neigen die Leute dazu zu übertreiben. Ich hab grad meine B.A.-Arbeit zu dem Zusammenhang von Religiosität und Integration geschrieben....Amina19 hat geschrieben: Solche Studien finde ich ein bisschen lächerlich. Gibt es zurzeit nicht andere Probleme, mit denen man sich beschäftigen kann? Gehört das Kopftuch zu den üblichen islamischen Alltagsvorschriften?
"Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ins Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern nur noch um Seiner ewigen Schönheit Willen" (Rabia al-Adawiyya).
- Musafira
- Administratorin
- Beiträge: 9215
- Registriert: Do 15. Mai 2003, 17:34
- Wohnort: Jenseits von Afrika
Re: Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Also erstens ist Integration zur Zeit eines der ganz grossen Themen in Deutschland. Es gehoert ohne Zweifel zu den derzeit wichtigen Themen. Zweitens werden solche Studien ueber einen laengern Zeitraum durchgefuehrt. Drittens ist es einerseits so, wie filfla sagt, man muss als Wissenschaftler irgendwelche Indikatoren finden, um "Religiositaet" festzumachen. Und ist es nicht so, dass die Muslime selbst sagen, dass das Kopftuch ein Zeichen der Religiositaet sei? Und andererseits wird sowohl von den muslimischen Verbaenden immer behauptet, muslimische Frauen werden v.a. wegen des Kopftuchs auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert und generell angefeindet als auch von den Konservativen das Kopftuch als Integrationshemmnis gesehen. Wenn nun aber die Mehrheit gar kein Kopftuch traegt, zeigt das doch, dass die Rolle des Kopftuchs voellig ueberschaetzt wird und zwar von beiden Seiten.Amina19 hat geschrieben:Zum einen ist es erfreulich, dass die Integration anscheinend doch besser funktioniert als angenommen, ABER:
Solche Studien finde ich ein bisschen lächerlich. Gibt es zurzeit nicht andere Probleme, mit denen man sich beschäftigen kann? Gehört das Kopftuch zu den üblichen islamischen Alltagsvorschriften?malaika hat geschrieben:Die meisten zugewanderten Muslime, etwa 2,6 Millionen, haben türkische Wurzeln; diese und Muslime aus Afrika zeigten sich bei den Interviews besonders religiös. Dagegen sind 30 Prozent der Migranten aus Iran nicht gläubig. Trotz der weit verbreiteten Religiosität nehmen viele Gläubige die üblichen islamischen Alltagsvorschriften eher lax. So tragen 70 Prozent der Frauen nie ein Kopftuch, selbst unter den stark gläubigen Musliminnen bedeckte nur jede Zweite ihr Haar. In Deutschland geborene Musliminnen tragen deutlich seltener (17,8 Prozent) das Kopftuch täglich als zugewanderte (25,2 Prozent).
Wa salam
Manche Leute meinen, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, dabei war es nur eine Buchstabensuppe.
Re: Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Bismillah
Salämmchen
.......oder das eben viele Frauen resigniert aufgegeben haben und das Kopftuch nicht mehr anlegen weil sie eben keine Lust mehr haben eben wegen diesem ständig angefeindet zu werden und in ihrer Berufdkarriere gehindert zu werden ???
Also lieber Tuch weg und sozialer Aufstieg statt abstieg .............
Wassalam
Salämmchen
.......oder das eben viele Frauen resigniert aufgegeben haben und das Kopftuch nicht mehr anlegen weil sie eben keine Lust mehr haben eben wegen diesem ständig angefeindet zu werden und in ihrer Berufdkarriere gehindert zu werden ???
Also lieber Tuch weg und sozialer Aufstieg statt abstieg .............
Wassalam
Re: Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Habe mich wohl etwas falsch ausgedrückt. Was mich daran einfach gestört hat ist, wie du im letzten Satz schreibst, dass dieses Thema völlig überbewertet wird und man dann auch noch solche Studien darüber erstellen muss. Es gibt Dinge, die für die Integration wohl eine entscheidendere Rolle spielen und einige davon sind ja in diesem Artikel gut dargestellt.Musafira hat geschrieben:
Also erstens ist Integration zur Zeit eines der ganz grossen Themen in Deutschland. Es gehoert ohne Zweifel zu den derzeit wichtigen Themen. Zweitens werden solche Studien ueber einen laengern Zeitraum durchgefuehrt. Drittens ist es einerseits so, wie filfla sagt, man muss als Wissenschaftler irgendwelche Indikatoren finden, um "Religiositaet" festzumachen. Und ist es nicht so, dass die Muslime selbst sagen, dass das Kopftuch ein Zeichen der Religiositaet sei? Und andererseits wird sowohl von den muslimischen Verbaenden immer behauptet, muslimische Frauen werden v.a. wegen des Kopftuchs auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert und generell angefeindet als auch von den Konservativen das Kopftuch als Integrationshemmnis gesehen. Wenn nun aber die Mehrheit gar kein Kopftuch traegt, zeigt das doch, dass die Rolle des Kopftuchs voellig ueberschaetzt wird und zwar von beiden Seiten.
Wa salam
Re: Muslime in Deutschland -- gläubig und integriert
Ich finde den Artikel supiii.....schon interessant zu sehen, dass von Seiten der Muslimen ein positives Bild zur Integration dargestellt wird.....wenigstens besser als erwartet...
über die Indikatoren für Religiösität könnte man sich streiten, aber die werden nun mal so bestimmt wie sie von der Gesellschaft aufgenommen bzw. bestimmt werden.....wie zum Beispiel das Kopftuch angeblich Probleme für Integration darstellt...weil es ein "politisches Symbol der Unterdrückung darstellt".....und je weniger es tragen desto besser für die Integration.....
Ich find trotzdem insgesamt für alle Themen bezüglich der Integration.....dass sie von beiden Seiten kommen muss....einerseits von den Muslimen, Ausländern, oder Sonstigen und andererseits von den "Eingeborenen"....weil eigentlich für beide Seiten ein gewisses Anpassen oder intergrieren notwendig ist um sich gegenseitig zu akzeptieren...und zwar in jedem Land......egal wo...nur dies kann zur positiven Integrationspolitik führen.........
is aber nur meine Meinung.....die Hauptsache ist, wir sehen Fortschritte allgemein in der Integrationspolitik
über die Indikatoren für Religiösität könnte man sich streiten, aber die werden nun mal so bestimmt wie sie von der Gesellschaft aufgenommen bzw. bestimmt werden.....wie zum Beispiel das Kopftuch angeblich Probleme für Integration darstellt...weil es ein "politisches Symbol der Unterdrückung darstellt".....und je weniger es tragen desto besser für die Integration.....
Ich find trotzdem insgesamt für alle Themen bezüglich der Integration.....dass sie von beiden Seiten kommen muss....einerseits von den Muslimen, Ausländern, oder Sonstigen und andererseits von den "Eingeborenen"....weil eigentlich für beide Seiten ein gewisses Anpassen oder intergrieren notwendig ist um sich gegenseitig zu akzeptieren...und zwar in jedem Land......egal wo...nur dies kann zur positiven Integrationspolitik führen.........
is aber nur meine Meinung.....die Hauptsache ist, wir sehen Fortschritte allgemein in der Integrationspolitik