Gelebter Islam
Re: Gelebter Islam
Hm, all das will ich dem Islam auch nicht absprechen, aber das ist doch nicht "typisch islamisch". Ich kenne das sowohl aus meiner christlichen (katholischen) Zeit als auch aus dem Judentum so, dass man nicht nur einfach vor sich hin beten soll, sondern sich bewusstmachen soll, was man da sagt und meint und auch danach leben soll.
Wir haben damals im katholischen Reli-Unterricht die typischen Gebete und das Glaubensbekenntis ebenso zerlegt und analysiert, wie es Gott im obrigen Beispiel tut und darüber diskutiert, was wir dabei sagen/meinen und welche Auwirkungen das auf unseren Alltag hat. Und das mehr als einmal zwischen Erstkommunionsvorbereitung und Matura.
Wir haben damals im katholischen Reli-Unterricht die typischen Gebete und das Glaubensbekenntis ebenso zerlegt und analysiert, wie es Gott im obrigen Beispiel tut und darüber diskutiert, was wir dabei sagen/meinen und welche Auwirkungen das auf unseren Alltag hat. Und das mehr als einmal zwischen Erstkommunionsvorbereitung und Matura.
- Hayat_Intisar
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Re: Was ich zu finden hoffe …
Allein der Satz lässt erkennen, dass du eben ganz offensichtlich nicht so richtig erfasst, was hier diskutiert wird.ka1960 hat geschrieben:Natürlich weiß ich (auch aus diesem Forum!), dass diese Ge- und Verbote nicht von allen gleichermaßen eingehalten werden, aus welchem Grund auch immer.
Denn in den seltensten Fällen geht es darum, Ge- und Verbote nicht einzuhalten, sondern darum, dass, wie auch schon Malaika darauf hingewiesen hat, man diese Ge- und Verbote im Zweifelsfall gar nicht sieht.
Sprich, es wird hier sehr oft darüber diskutiert, ob dieses oder jenes wirklich ein Gebot oder Verbot ist, was sich aus dem Quran ergibt, was wirklich zweifelsfrei zum Islam gehört.
DAS ist etwas ganz anderes als sich einfach nicht daran zu halten.
Aber natürlich passt es, wenn man vom Islam (und Religionen allgemein) ein sehr negatives Bild hat, besser rein zu sagen "Oh schau mal, die Religion ist so unlebbar, dass die sich selber nicht dran halten", als zu erkennen, dass der Islam vielleicht von seiner Basis her mehr Möglichkeiten und Freiheiten bietet, als es allgemein den Anschein hat.
Re: Was ich zu finden hoffe …
Ich sehe eher das Gegenteil. Wie sonst wäre es erklärbar, dass hier (und an anderen Stellen) pausenlos Fragen auftauchen, ob dies oder das im Islam erlaubt ist, obwohl es dabei häufig um Dinge geht, die nicht einmal im entferntesten etwas mit Ethik zu tun haben. Bei allen Vorbehalten gegen das Christentum, aber ich kann mir z. B. beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Christin auf die Idee kommen könnte zu fragen, ob es OK ist, sich vor dem Gebet zu schminken (um nur ein Beispiel von vielen zu nennen).Hayat_Intisar hat geschrieben:Allein der Satz lässt erkennen, dass du eben ganz offensichtlich nicht so richtig erfasst, was hier diskutiert wird.ka1960 hat geschrieben:Natürlich weiß ich (auch aus diesem Forum!), dass diese Ge- und Verbote nicht von allen gleichermaßen eingehalten werden, aus welchem Grund auch immer.
Denn in den seltensten Fällen geht es darum, Ge- und Verbote nicht einzuhalten, sondern darum, dass, wie auch schon Malaika darauf hingewiesen hat, man diese Ge- und Verbote im Zweifelsfall gar nicht sieht.
Die Sache ist eben die, dass die religiöse Welt des Islam dermaßen mit Ge- und Verboten überfrachtet ist, dass viele meinen, sicherheitshalber erst einmal nachfragen zu müssen, was geht. Dass das durchaus so gewollt ist, weil der Islam sich ganz gezielt an Menschen wendet, die in allen Lebensbereichen eine Rechtleitung suchen, geht u. a. aus folgenden Texten bei http://www.islam.de hervor:
Es ist leider ein häufiges Vorurteil, dass der Islam nur aus Regeln und Verboten besteht. Die erlaubten Dinge im Islam überwiegen. Die Religion des Islam schließt lediglich keinen Bereich des Lebens aus, man kann den Islam in allen Lebenssituationen als Rat und Hilfe hinzuziehen.
Der Islam befasst sich nicht nur mit dem ewigen Leben im Jenseits, sondern er richtet sein Augenmerk in gleichem Maße auch auf das diesseitige Leben.
Der Koran stellt die Regeln für das gesellschaftliche Zusammenleben auf: für Handel, Ehe, Erbschaft, Strafrecht, internationales Recht usw..
Der Begriff "jihad" oder "dschihad" bedeutet "sich anstrengen für die Sache Allahs". Diese Anstrengung bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens.
http://www.morgenpost.de/berlin/article ... Niqab.html
Iman will ins Paradies kommen, das ist ihr Ziel - und sie ist froh, dass es im Islam klare Regeln gibt, wie sie ihr Ziel erreichen kann.
Re: Gelebter Islam
Danke, daß Du uns den Islam erklärst!
Don't act like the hypocrite,
Who thinks he can conceal his wiles,
While loudly quoting the Qur'an.
Hafiz
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Hafiz
- killyfisch
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Re: Gelebter Islam
Merkst du eigentlich, dass du mit solchen Äußerungen anderen Ausrichtungen oder Auslegungen des Islam das Existenzrecht absprichst? Und woher nimmst du dir eigentlich das Recht, darüber urteilen zu dürfen, wer "den" Islam "richtig" lebt? Es ist natürlich einfach, seine eigene Definition von einer Religion pauschal allen Anhängern derselben überzustülpen und sie dann dafür zu verurteilen Vielleicht solltest du dir ein anderes Forum suchen.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
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Re: Gelebter Islam
killyfisch hat geschrieben: Vielleicht solltest du dir ein anderes Forum suchen.
"Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ins Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern nur noch um Seiner ewigen Schönheit Willen" (Rabia al-Adawiyya).
Re: Gelebter Islam
Nein.killyfisch hat geschrieben:Merkst du eigentlich, dass du mit solchen Äußerungen anderen Ausrichtungen oder Auslegungen des Islam das Existenzrecht absprichst?
Wenn jemand schreibt, dass die meisten Mulsimas KT tragen, dann heißt das nicht, dass er damit allen anderen Muslimas das Recht abspricht, kein KT zu tragen.
Mit Verallgemeinerungen muß man leben können, ohne sie gäbe es z. B. keine Berichterstattung in der Presse. Oder hätte die Autorin dieses Artikels alle 25.000 Konvertiten befragen sollen? Würdest du ihr auch vorwerfen, anderen Ausrichtungen oder Auslegungen des Islam das Existenzrecht abzusprechen?
http://www.tagesspiegel.de/politik/deut ... 56250.html
Als der Muezzin zum Gebet ruft, taucht ein Problem auf: Babyspucke auf dem Hijab. „Bin ich jetzt unrein und darf nicht beten?“, fragt die junge Mutter. Im Islam gibt es ein weit verzweigtes Regelwerk, das nur Eingeweihte nach Jahren verinnerlicht haben. Man darf nur mit der rechten Hand essen, nur mit dem linken Fuß die Toilette betreten, muss wissen, wie viel Prozent Alkohol in Medikamenten zulässig ist und wie man den exakten Anfang und das Ende der Monatsblutung bestimmt. Eine Frau, die ihre Tage hat, ist unrein und darf nicht beten. Tut sie es doch, begeht sie eine Sünde und riskiert die Hölle. „Der Teufel sucht sich die kleinsten Türchen“, sagt die Lehrerin. Die vielen Regeln wirken wie eine Geheimsprache, die den Zusammenhalt stärkt. Man kann Experte werden in der religiösen Leistungsgesellschaft. Die Lehrerin fragt, ob der Säugling nur Muttermilch bekomme oder ob zugefüttert werde. Milch sei rein, Karottenpüree nicht. Die Mutter wird zum Auswaschen ins Bad geschickt.
Zuletzt geändert von ka1960 am Mo 19. Jul 2010, 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Gelebter Islam
Naja, das Islam-Archiv Soest ist nun aber keine seriöse Quelle, sorry. Die Angaben sind noch nicht einmal vom Islam-Archiv selbst nachweisbar. Allerdings sammeln sie die Infos von den unterschiedlichen Moscheen und islamischen Kulturzentren, nur sollten sie auch wissen, dass nicht alle ihnen die Info geben, da es auch so etwas wie Datenschutz gibt. Persönlich würde ich mich nicht auf das Islam-Archiv verlassen. Seit es neu gegründet wurde, liegt so einiges im Argen mit dem Islam-Archiv. Man sollte sich überlegen, welche Quellen seriös erscheinen und welche nicht.ka1960 hat geschrieben: Oder hätte die Autorin dieses Artikels alle 25.000 Konvertiten befragen sollen?
http://www.tagesspiegel.de/politik/deut ... 56250.html
Auch wenn ich versuchen wollte, Liebe zu beschreiben, wenn ich sie erfahre, bin ich sprachlos. - Rumi
Re: Gelebter Islam
Dieses Regelwerk gibt es nur, wenn man an die Gültigkeit von Hadithen / Überlieferungen glaubt und daran, dass diese nicht historische Momentaufnahmen sind, sondern Handlungsanweisungen beinhalten, die im Hier und Heute eins zu eins befolgt werden müssen. Ich persönlich tue das nicht; und du wirst in diesem Forum sehr viele Leute finden, die der Zuverlässigkeit der Hadithe und ihrer Relevanz für die heutige Zeit kritisch gegenüber stehen.ka1960 hat geschrieben: Im Islam gibt es ein weit verzweigtes Regelwerk, das nur Eingeweihte nach Jahren verinnerlicht haben.
Erst die Hadithe machen "den Islam" so ungeheuer komplex und verzweigt wie viele Menschen, Muslime sowie Nichtmuslime, ihn empfinden. Und erst die Hadithe machen es nötig, dass man "Eingeweihte" – sprich: Gelehrte braucht, die jahrelang die ganzen Überlieferungen studiert haben und daraus ihre Fatwas, Gebote und Verbote ableiten. Dadurch wird der Glauben künstlich kompliziert gehalten, zu etwas gemacht, das der einzelne Gläubige nicht selber verstehen kann und somit die Autorität der Scheichs zementiert.
Re: Gelebter Islam
Aber so langsam solltest Du doch germerkt haben daß wir eben genau deswegen so viel diskutieren weil wir dieses Regelwerk NICHT verinnerlichen wollen und NICHT danach leben wollen. Es geht darum WAS man annimmt und was nicht, natürlich gibt es - leider - viele Muslime die nur das machen was Gelehrte ihnen sagen. Aber die gibts hier im Forum eher selten...ka1960 hat geschrieben: Im Islam gibt es ein weit verzweigtes Regelwerk, das nur Eingeweihte nach Jahren verinnerlicht haben.
“God has revealed to me
that there are no rules for worship.
Say whatever and however your loving tells you to.
Your sweet blasphemy is the truest devotion.”
Rumi, translated by Coleman Barks
that there are no rules for worship.
Say whatever and however your loving tells you to.
Your sweet blasphemy is the truest devotion.”
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- Judy
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Re: Gelebter Islam
Sorry, aber diese Aussage ist echt der größte Schwachsinn, den ich seit langem gelesen habe.ka1960 hat geschrieben:[ Die Lehrerin fragt, ob der Säugling nur Muttermilch bekomme oder ob zugefüttert werde. Milch sei rein, Karottenpüree nicht. Die Mutter wird zum Auswaschen ins Bad geschickt.[/i]
Karottenpürree ist unrein...
Wa aleikom salam, Judy
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"Wir sind alle bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun." Nelson Mandela
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Re: Gelebter Islam
Och, seitdem ich diese Fatwa gelesen habe, dass der Urin eines weiblichen Säuglings mit Seife ausgewaschen werden muss, aber der eines männlichen nicht, wundert mich in der Hinsicht gar nichts mehr.
- Yalisa
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Re: Gelebter Islam
@Judy,
Die Presse trägt entscheidend zur Meinungsbildung bei und hat auch eine Verantwortung. Ich finde es schon sehr auffällig, wie "der Islam" in vielen Zeitungen dargestellt wird.Mit Verallgemeinerungen muß man leben können, ohne sie gäbe es z. B. keine Berichterstattung in der Presse.
Oh Gott, ich habe nichts für das Paradies getan und ich habe nicht die Kraft, die Hölle zu ertragen; nun liegt die Sache bei Deiner Gnade. Yabria ibn Mu`adb ( Persischer Mystiker)
- killyfisch
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Re: Gelebter Islam
Dein Beispiel mit dem Kopftuch hinkt an dieser Stelle, denn mit so einer Formulierung hätte wohl kaum einer ein Problem, denn der kann man einfach zustimmen oder auch nicht. Dein Nachsatz beweist aber mal wieder, dass du unser Anliegen gar nicht verstanden hast: es geht nicht darum, was Konvertiten tun oder nicht tun oder dass wir Konvertiten (wer ist eigentlich "die Konvertiten"?) uns unseren Islam zurechtbasteln, wie es uns gefällt, sondern es geht uns schlicht und einfach darum, dass es unterschiedliche Ausrichtungen und Auslegungen des Islam gibt. Dass das auch von der Presse nur selten wahrgenommen wird, steht auf einem anderen Blatt, regt mich aber natürlich auch auf. (Ich kenne übrigens bisher keine muslimische Mutter, die sich Gedanken über Babykotze auf ihrer Kleidung macht, wohl aber ein paar mysteriöse Fatwas dazu, die wir hier auch schon mal diskutiert haben.)ka1960 hat geschrieben:Nein.killyfisch hat geschrieben:Merkst du eigentlich, dass du mit solchen Äußerungen anderen Ausrichtungen oder Auslegungen des Islam das Existenzrecht absprichst?
Wenn jemand schreibt, dass die meisten Mulsimas KT tragen, dann heißt das nicht, dass er damit allen anderen Muslimas das Recht abspricht, kein KT zu tragen.
Mit Verallgemeinerungen muß man leben können, ohne sie gäbe es z. B. keine Berichterstattung in der Presse. Oder hätte die Autorin dieses Artikels alle 25.000 Konvertiten befragen sollen? Würdest du ihr auch vorwerfen, anderen Ausrichtungen oder Auslegungen des Islam das Existenzrecht abzusprechen?
Ich finde es jedenfalls lächerlich, auf Beiträge von gestandenen Musliminnen, die zum Teil auch noch jahrelang Islamwissenschaften, Arabistik oder Orientalistik studiert haben, einfach mit einem Artikel zu reagieren, mit dem bewiesen werden soll, dass der Islam ja doch ganz anders ist, als wir es uns vorstellen. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand ernsthaft an einem Gedankenaustausch interessiert ist. Den Eindruck habe ich jedoch bei dir nicht. Du gibst hier einfach immer nur dieselben stereotypen Behauptungen wieder, ohne dich inhaltlich mit unseren Beiträgen auseinander zu setzen, und das nervt gewaltig.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)