Wie gehts euch?

[maryamberlin]

Also eigentlich geht es mir ganz gut, zumindest mit dem Fasten an sich. Was mich nur unheimlich nervt, ist dass es eigentlich keine gemeinsamen Familienmahlzeiten mehr gibt.

Ich hab es zunächst noch versucht, dass wir alle gemeinsam zum Iftar Abendessen. Immerhin hatten wir ja noch Ferien, und ich dachte das wäre schon ok, wenn wir erst so spät essen. Aber meine jüngste Tochter hält das absolut nicht durch. Die brauch ihren Schlaf so unbedingt, und hat dann nur noch durchgehangen und war ungenießbar. Also isst sie jetzt immer wie gewohnt um 18.30 und die großen dürfen sich entscheiden, ob sie mit ihr oder mit mir essen.. Aber schön für das Familienleben finde ich das eigentlich nicht.

Wie macht ihr das denn so? Oder sind eure Kinder da nicht so schlafbedürftig??

[Judy]

Salam,

für meinen Zwerg ist Iftar auch vieeeeeeel zu spät.
Er isst mittags gemeinsam mit meiner Mutter warm und ich setze mich dann dazu, da das Essen bei uns auch stark Kommunikationsort ist.
Abends isst er dann nochmal gegen 18Uhr und ich setze mich dazu.
Ich selbst esse dann abends alleine. Abi schläft dann auch schon.

Ich denke, solange die Kinder so klein sind, geht das einfach nicht anders...leider.

[nouar]

Ich esse fast immer alleine, ob Ramadan oder nicht. Mein Sohn pfeift auf Familienleben .
Versucht es positiv zu sehen. Wenn ihr jetzt nicht wie gewohnt gemeinsam essen könnt, wisst ihr besser zu schätzen, dass ihr es sonst immer macht. 12 Tage sind ja schon geschafft.

[maryamberlin]

Hmm, sozusagen Familiebleben-Fasten...na ja... klar ist es schön, wenn es danach wieder "normal" zugeht. Ich finds halt nur schade, weil das halt eigentlich etwas ist, worauf ich großen Wert lege, und selbst die beiden großen sind auch immer bei den Familienmahlzeiten anwesend, wenn sie da sind. Durch das Studium und so war ja vieles nicht so "familien-optimal", aber das hatten wir doch immerhin größtenteils beibehalten.

Und das jetzt ausgerechnet durch die Religion, die soviel Wert auf Familie legt, das ganze "ausgehebelt" wird enttäuscht mich halt ein wenig.

Naja, morgen geht die Schule wieder los, und da stellt sich die Frage sowieso gar nicht mehr, ob wir zusammen so spät essen.

@Judy und Nouar (und alle anderen Solo-Esser): ich werde dann in Zukunft an euch denken und in Gedanken mit euch "zusammen" essen

[Arife]

Und das jetzt ausgerechnet durch die Religion, die soviel Wert auf Familie legt, das ganze "ausgehebelt" wird enttäuscht mich halt ein wenig.

Ehrlichgesagt habe ich das beim Islam schon öfter beobachten müssen

Und wenn du dich einfach so dazusetzt? Dann sind wenigstens noch die gemeinsamen Gespräche möglich.

[Rosalie]

Ach Leute, mir geht es ganz komisch.
Ich kann einfach nichts richtiges essen. Wenn ich so einen halben Teller Suppe gegessen habe, bin ich schon pappsatt. Heute hab ich nicht mal den geschafft, nur ein paar Süßigkeiten und Knabberkram (ich dachte, wenn ich keine Suppe esse, schaffe ich vielleicht das Hauptgericht, aber das war wohl nix). Auf dem Tisch steht noch ein ganzer Topf Gulasch, aber ICH KANN NICHT. Gestern hab ich mit Mühe die Suppe aufgegessen und nachts noch so 2-3 Löffel vom Hauptgericht. Vorgestern auch nur ein paar Löffel Suppe und Kuchen. Also überhaupt nicht gesund oder nahrhaft.
Mir geht's tagsüber nicht schlimm, ich bin ein bisschen unkonzentriert und hätte manchmal natürlich Lust, eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen, aber sonst ist alles ok, mein Körper hat sich wohl einfach an das Sparprogramm gewöhnt?!
Komischerweise hab ich auch gar keine Lust mehr auf Essen, sobald ich wieder "darf".
Kennt das jemand? Was kann man dagegen tun?
Ich glaube, morgen muss ich Schnitzel essen, aus irgendwelchen Gründen ist das mein Lieblingsessen, seit ich in Tunesien war (ich weiß, voll bekloppt ), wenn das nicht geht, weiß ich auch nicht mehr.

[Musafira]

Und das jetzt ausgerechnet durch die Religion, die soviel Wert auf Familie legt, das ganze "ausgehebelt" wird enttäuscht mich halt ein wenig.

Ganz ehrlich, das habe ich mir auch schon oft gedacht. Ich finde so viel Familienleben gibt naemlich die traditionelle islamische Lebensweise gar nicht her. Davon abgsehen, ich glaube, es war nur unsere illusionaere Sichtweise (die wir wohl alle hatten), zu glauben, dass der Islam die Religion sei, die viel Wert auf Familie legt. Warum soll der Islam mehr wert auf Familie legen als das Christentum, der Buddhismus, Hinduismus ... andere Religionen?

Zum Beispiel die "Familienfeindlichkeit" des Ramadan ist mir auch schon oeters auf den Keks gegangen - jedenfalls seit ich Kinder habe. Ich finde es z.B. doof, dass man da keinen Mittagstisch hat und am WE nicht gemeinsam mit den Kindern fruehstuecken kann. Noch mehr als das Essen selbst fehlt mir da diese Gemeinsamkeit. Ich setze mich dann zu den Kindern dazu, wenn sie essen, aber besonders schoen ist das nicht. Meinem Mann wuere das nie im Traum einfallen, sich da dazu zu setzen - aber das ist ohnehin ein Kapitel fuer sich.

Ueberhaupt gibt es sonst nur Maenner, Frauen und Kinder, aber so viel "Familie" habe ich im real exisiterenden Islam (nicht im Islam unserer Traeume) bisher nicht gesehen.

[nurhrii]

Salam Alaikum,

also ich habe unlängst meine rosarote Brille abgesetzt, was den Zusammenhalt der Ummah und das Miteinander von Muslimen angeht. Die jüngste Vergangenheit - seit Anfang Ramadan - hat mich das sehr gelehrt und geprägt. Leider...muss ich dazu sagen. Ich glaube, bis ich wieder Vertrauen darin gefunden habe, wird wohl etwas mehr Wasser unter der Brücke hindurchfließen müssen.

Zwar hatte ich doch einen schönen Iftar mit einer Freundin gestern Abend - auch wenn sie 45 Minuten nach dem eigentliche Fastenbrechen erst erschien, grrrr - dennoch hat diese Freundin mir viel mehr mit diesem Abend gegeben, als so manche Glaubensschwester. Traurig, aber wahr.

Immerhin: Mein Essen war so gut, dass ich jetzt heiraten darf .

[adaia]

Mir geht's tagsüber nicht schlimm, ich bin ein bisschen unkonzentriert und hätte manchmal natürlich Lust, eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen, aber sonst ist alles ok, mein Körper hat sich wohl einfach an das Sparprogramm gewöhnt?!
Komischerweise hab ich auch gar keine Lust mehr auf Essen, sobald ich wieder "darf".
Kennt das jemand? Was kann man dagegen tun?

Ja, ich kenn das. Aber was man dagegen tut, weiß ich auch nicht. Lieblingsgerichte kochen ist schon mal eine gute Idee, aber auch das kann evtl. nix helfen. Ich hab Phasen während Ramadan, in denen ich nicht mal Gummibärchen mag, obwohl ich sonst ständig welche futtere. Seit ein paar Tagen muss ich nicht fasten, das nutzt mein Körper dann immer zum Auftanken, da ist auch mein Appetit wieder da.
Also eine wirkliche Lösung kann ich dir nicht anbieten, nur den Trost, dass du nicht alleine damit bist und dass das spätestens nach Ramadan wieder vorbei ist. Vielleicht nutzt dein Körper die Gelegenheit ja zum Entschlacken oder so. Und eine Weile (aufgrund von Appetitlosigkeit) wenig bis nichts essen bringt einen nicht gleich um, hauptsache, du trinkst genug.

[Asiye]

Salam alaikum,

mir geht es genauso. Wenn ich faste, habe ich abends, kurz vorm fasten brechen, immer das Gefühl ein riesen Loch im Magen zu haben. Aber wenn ich die ersten Happen gegessen habe, bin ich schon wieder satt.
Ich denke das ist normal.

[Hayat_Intisar]

Also, wenn ich faste brauche ich auch noch weniger Essen als sonst. Ich weiß das aber mittlerweile, und gestalte eben entsprechend meinen "Speiseplan".
Sprich, ich mache dann halt eben "nur" einen Obstsalat und gut ist.

Früher, als ich noch verheiratet war, habe ich deshalb auch die Harira meistens sein lassen als "Vorsuppe", denn nach einer Harira hat einfach nichts anderes mehr reingepasst. Und habe leider böse Blicke dafür geerntet.

[maryamberlin]

Zum Beispiel die "Familienfeindlichkeit" des Ramadan ist mir auch schon oeters auf den Keks gegangen - jedenfalls seit ich Kinder habe. Ich finde es z.B. doof, dass man da keinen Mittagstisch hat und am WE nicht gemeinsam mit den Kindern fruehstuecken kann. Noch mehr als das Essen selbst fehlt mir da diese Gemeinsamkeit. Ich setze mich dann zu den Kindern dazu, wenn sie essen, aber besonders schoen ist das nicht.

Ja, ich finde dieses "dazu setzen" auch irgendwie unbefriedigend, es ist doch irgendwie eine ganz andere Stimmung als wenn alle zusammen am Tisch sitzen und essen. Außerdem habe ich dann irgendwie das Gefühl, ständig mit Essen beschäftigt zu sein, obwohl ich doch gerade faste

Weiter oben kam ja auch der Gedanke, dass man dann dankbarer sein kann, für das Familienleben, das man sonst hat.

Ich hab das in Gedanken nochmal weiter gesponnen, dass diese fehlenden Familienmahlzeiten ja eigentlich der Armut hier in Westeuropa entsprechen,Stichwort "soziale Verarmung". Dies ist ja aber ein Phänomen, unter dem primär die Kinder leiden und nicht die Erwachsenen ( weswegen es ja auch so Projekte wie "die Arche" gibt). Wenn dies aber so ist, dann zwinge ich ja eher meinen Kindern dieses "Familien-Fasten" auf. Und da finde ich dann ehrlich gesagt einen ganzen Monat für das Bewusstmachen etwas so wichtigen viel zu lange...

Na ja, vielleicht sollte ich da nicht so lange drin rumwühlen....

[Rosalie]

Beruhigend, dass ich nicht alleine bin.
Mein Mann braucht im Ramadan auch viel zu essen, also Suppe, Hauptgericht, und am besten noch Brik oder Salat oder irgendwas anderes dazu. Ich will ihm das nicht wegnehmen (die Suppe kocht er eh meistens selber ), aber ich merke, dass ich da einfach nicht mitmachen kann.

Und ich bin soo doof, meine Mutter hat mir gestern einen Blumentopf mit so Chilischoten geschenkt, und ich wollte nachts dann mal eine probieren... Dadurch, dass ich sie einfach komplett in den Mund gesteckt habe, fühlt sich mein Hals immernoch nicht ganz normal an, hätte Lust auf ein Glas Wasser. Ich bin wirklich kein Weichei, ich esse auch Harissa als Brotaufstrich zum Frühstück, aber DAS war nicht clever! Naja, nun weiß ich, die Dinger taugen was
Und wenn ich mich aufraffe, vor die Tür zu gehen und einzukaufen, gibt's heute abend lecker Schnitzel.

[Asiye]

Und ich bin soo doof, meine Mutter hat mir gestern einen Blumentopf mit so Chilischoten geschenkt, und ich wollte nachts dann mal eine probieren... Dadurch, dass ich sie einfach komplett in den Mund gesteckt habe, fühlt sich mein Hals immernoch nicht ganz normal an, hätte Lust auf ein Glas Wasser. Ich bin wirklich kein Weichei, ich esse auch Harissa als Brotaufstrich zum Frühstück, aber DAS war nicht clever! Naja, nun weiß ich, die Dinger taugen was
Und wenn ich mich aufraffe, vor die Tür zu gehen und einzukaufen, gibt's heute abend lecker Schnitzel.

[malaika]

Ich bin wirklich kein Weichei, ich esse auch Harissa als Brotaufstrich zum Frühstück,

Ich LIEBE tunesische Harissa als Brotaufstrich.