Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... n-kopftuchDer Reiz des Kopftuchs
Eine Frau mit Kopftuch signalisiert, dass sie sexuell nicht verfügbar ist. Aber gerade das kann reizen. Schließlich gehört das Verhüllen zum Geschlechterspiel. [...]
Nach der Lektüre dieses Artikels bin ich unentschlossen, wie ich ihn nun finden soll. Einerseits enthält er einige interessante Gedankenansätze, andererseits bin ich vor allem über folgende Aussage gestolpert:
Ich stoße mich vor allem an der sexuellen Verfügbarkeit. Was soll das heißen? Dass im Umkehrschluss Frauen ohne KT verfügbar sind, also nach Gutdünken benutzt werden können? Sowohl die KT-Trägerin als auch Nicht-KT-Trägerin sollten im Idealfall über die eigene Sexualität verfügen.Eine mögliche Erklärung ist: Eine Frau, die ein Kopftuch trägt, folgt in der Öffentlichkeit meistens einem bestimmten Verhaltens-Codex. Sie zeigt sich nicht nur im textilen Sinne zugeknöpft; sie vermeidet Gespräche und Körperkontakt mit Männern und nimmt eine distanzierte Haltung ein. Sie signalisiert damit Ehrbarkeit, die nicht nur in islamisch konservativen Kreisen damit gleichgesetzt wird, dass die Frau sexuell nicht verfügbar ist.
Für mich bedeutet sexuelle Freiheit nicht Promiskuität, sondern die Wahl in der Gestaltung des eigenen Sexuallebens zu haben. Als ob es nichts zwischen "jungfräulich in die Ehe gehen" und "jede Woche ein neuer Sexpartner" geben würde.All die modernen, aufgeklärten Männer, die jetzt empört gucken, sollten sich einmal selbstkritisch fragen, mit wem sie lieber eine solide Lebenspartnerschaft begründen möchten: Mit einer Frau, die signalisiert, dass sie sexuell frei lebt oder mit einer, die das nicht macht? Eben. Die deutsche Sprache kennt viele Ausdrücke für erstere – Schlampe ist noch der harmloseste.
Hier regt sich bei mir der Verdacht, dass die Autorin lediglich das Klischee von der unmoralischen westlichen Frau, eben der "Schlampe", zum Ausdruck bringt.