Kulturschock

Wie leben Muslime in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.? (für Gäste lesbar)
Helga
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Kulturschock

Beitrag von Helga » Mi 15. Jun 2011, 13:36

Hi,

ich möchte das Thema "Kulturschock" anschneiden, also damit meine ich den "Schock" den Menschen haben wenn sie aus dem Ausland (in diesem Fall vor allem ein islamisches-arabisches Land) nach Mitteleuropa (Deutschland/Österreich) kommen.

Wie woanders schon erwähnt komme ich aus einem bunt gemischen Umfeld, darunter mein Vater der als Student aus Algerien nach Österreich eingewandert ist und hier geblieben ist. Er kam damals mit 7-8 anderen Studenten gemeinsam und blieb mit diesen auch jahrelang in Kontakt.

20-30 Jahre später, die meisten hatten ihr Studium erfolgreich beendet und eine Familie hier gegründet (kaum jemand ging zurück) haben wir in meiner Familie mal überlegt was aus ihnen geworden ist. Überdurchschnittlich viele davon gerieten in ernste private Probleme... von 8-9 Leuten waren zumindest die Hälfte schwere Alkoholiker, der Großteil davon hatte gescheiterte Ehen hinter sich, die meisten hatten Schwierigkeiten im Job und zwei davon landeten in der Psychiatrie (aus unterschiedlichen Gründen).

Natürlich tauchen solche Probleme immer wieder auf, egal welcher Hintergrund... aber hier in dieser Gruppe waren sie massiv gehäuft. Auch in unserer Familie.

Einmal sprach ich mit meinem Vater auch über sein Heimatland und er erzählte mir, dass er gerne zurück möchte aber nicht kann. Er fühlt sich hier und dort nicht mehr zu Hause... die Welt hier hat er nie wirklich verstanden und die Welt in seinem Heimatland ist ihm mittlerweile fremd geworden.

Ich verstehe, dass das zu einem Dilemma führen muss... aber die Verhaltensmuster die so einer Situation entspringen sind oft sehr sehr ähnlich.... und zeigte sich in dieser Gruppe (oder auch in später getroffenen Gruppen) durch ernste psychologische Erkrankungen, durch enormen Alkoholmissbrauch oder auch durch etwas dass ich nur als "Realitätsverweigerung" bezeichnen kann.

Es ist ganz offensichtlich etwas geschehen, die Fakten liegen schwarz auf weiß am Tisch und mehrere Leute können es bezeugen. Mein Vater wird dastehen und vehement behaupten: "das ist so nicht passiert." und er wird es wirklich glauben. Ich habe lange mit mehreren Leuten die das an ihm erlebt haben darüber diskutiert, und wir sind davon überzeugt dass er nichtmal lügt. Die Realität sieht für ihn anders aus, Dinge werden ausgeblendet oder sind plötzlich anders als alle anderen es wahrgenommen haben. Irrsinnige Behauptungen bei denen einem erstmal der Mund offen blebt und man dann resigniert feststellen muss dass jede weitere Diskussion zwecklos ist.

Wir haben dieses Gefühl oft beschrieben als zwei Realitäten... Die "normale" auf die sich die Leute zumindest in ihren grundlegenden Fakten einigen können... und die Realität meines Vaters... in der Dinge oft anders waren, anders sind und überhaupt alles ein ganzes Stück weit weg gerückt ist. Hier stoßt man dann auch oft an eine Wand durch die es kein durchkommen mehr gibt. Wenn jemand vor dir steht und aus voller überzeugung sagt dass er gestern nicht dabei war... und alle anderen aber dabei waren und wissen dass er da war... was willst du dann noch diskutieren? Kein Foto würde helfen, er würde sagen "das ist ein Fake. Ich weiß dass ich nicht dort war."

Diese Geschichten sind in meiner Erfahrung keine Einzelfälle die halt willkürlich Personen treffen - so wie es jeden erwischen kann plötzlich Schizophren zu werden. Egal welchen Hintergrund man hat. Diese Muster haben sich immer wieder wiederholt und ähnelten sich jedesmal sehr, das ist es was mich am meisten irritiert.

Aus meiner Erfahrung heraus habe ich die Theorie dass der Schritt in die Emigration die Psychologie eines Menschen überfordern kann und sich das mit immer wieder ähnlichen "Symptomen" zeigt. Auch beim Vater meines Freundes haben wir in vielen, langen Diskussionen immer wieder die selben Verhaltensmuster entdeckt. Auch er war offensichtlich in seinem neuen zu Hause (aus dem er nie wieder zurück ins Heimatland wanderte) überfordert. Ich vermute einfach, dass die typische Gesellschaft, die - vor allem Männer - von dort kennen und mitnehmen mit der Gesellschaft hier oft nur sehr schwer vereinbar ist... und dies zu einer Art Verlorenheit im neuen Land führt... Ich habe das hauptsächlich bei Männern erlebt und glaube deshalb dass der Sprung für sie schwerer sein muss als für Frauen... die vielleicht eher von der neuen Gesellschaftsform profitieren und sich deshalb vielleicht eher einfinden.

Mich würden eure Erfahrungen in diesem Zusammenhang interessieren... in diesem Forum werden wahrscheinlich mehrere Leute mit Migration zu tun haben, ob in die eine Richtung oder in die andere. Vielleicht habt ihr das auch ganz anders wahrgenommen, mit ganz anderen Herausforderungen.
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Re: Kulturschock

Beitrag von Dilara » Mi 15. Jun 2011, 15:33

Ich kenne so etwas ähnliches von einer Freundin: In D geboren als Kind türkischer Eltern, in den Urlauben immer in die Türkei, mit einem Türken verheiratet und generell in der Türkei sehr verwurzelt. Letzte Woche traf ich zufällig und stellte fest, daß sie unglaublich gelöst aussah und auch auf einmal jünger wirkte. Als ich vorsichtig nachfragte meinte sie nur "ich hab festgestellt, das ich hier wohnen bleiben möchte, ich zieh nicht in die Türkei"

Das Problem kenne ich von vielen Migranten, nirgendwo so ganz zuhause. Aber ich muß auch ganz ehrlich sagen, das es an beiden Seiten liegt. Viele Deutsche sind nicht besonders offen und viele Türken meckern ständig an den Deutschen.

Wie man das nun ändern kann, weiß ich leider auch nicht.. :confused:
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Re: Kulturschock

Beitrag von Birtanem » Mi 15. Jun 2011, 15:43

Dilara hat geschrieben:Aber ich muß auch ganz ehrlich sagen, das es an beiden Seiten liegt. Viele Deutsche sind nicht besonders offen und viele Türken meckern ständig an den Deutschen.
Das Argument kommt ja häufig, und ich muß gestehen, ich habe damit so meine Schwierigkeiten. Ich finde nicht, daß die Deutschen hier in der Bringpflicht sind. Wenn ich ins Ausland auswandere, liegt es doch in meiner Verantwortung, anzukommen. Und ich spreche ausdrücklich in der ersten Person, weil ich das auch so sehen würde, wenn ich direkt betroffen wäre.
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Re: Kulturschock

Beitrag von Dilara » Mi 15. Jun 2011, 15:46

Birtanem hat geschrieben:
Dilara hat geschrieben:Aber ich muß auch ganz ehrlich sagen, das es an beiden Seiten liegt. Viele Deutsche sind nicht besonders offen und viele Türken meckern ständig an den Deutschen.
Das Argument kommt ja häufig, und ich muß gestehen, ich habe damit so meine Schwierigkeiten. Ich finde nicht, daß die Deutschen hier in der Bringpflicht sind. Wenn ich ins Ausland auswandere, liegt es doch in meiner Verantwortung, anzukommen. Und ich spreche ausdrücklich in der ersten Person, weil ich das auch so sehen würde, wenn ich direkt betroffen wäre.
Aber wenn Du voll intregiert bist und trotzdem abgelehnt?

Ich kenne einige Türken: Hier geboren bzw. sprechen deutsch sehr gut, gute Ausbildung, Arbeit, Familie (manchmal sogar mit Deutschen.. :shock: ) und fühlen sich hier auch wohl. Und dann kommt trotzdem "oooh, Sie sprechen aber gut deutsch!" oder "Nein, die Wohnung ist leider schon weg" oder "Du mich lassen spreche mit Cheffe, ja?"
Meine eigene Familie war geschockt, als ich mit einem Türken ankam ("MUSS es denn ausgerechnet DER sein???") - und die sind nicht gerade das, was man rechts nennt.
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Re: Kulturschock

Beitrag von Birtanem » Mi 15. Jun 2011, 15:50

:confused:

Ich denke, dann habe ich etwas anderes gemeint als Du. Ungerechtfertigte Diskriminierung geht natürlich gar nicht.
Dilara hat geschrieben:Meine eigene Familie war geschockt, als ich mit einem Türken ankam ("MUSS es denn ausgerechnet DER sein???")
Ach komm, gib's zu, Dein Mann hat die nur mit einem seiner Kunststückchen zu Tode erschreckt :P
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Re: Kulturschock

Beitrag von Dilara » Mi 15. Jun 2011, 15:51

Birtanem hat geschrieben:
Ach komm, gib's zu, Dein Mann hat die nur mit einem seiner Kunststückchen zu Tode erschreckt :P
Durfte er damals nicht - er wollte eigentlich mit offenem Hemd, Goldkettchen und Schnauzer dort aufschlagen.... :smifun:
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Re: Kulturschock

Beitrag von Birtanem » Mi 15. Jun 2011, 15:55

:lol: Diese Selbstironie ist so herrlich.
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Re: Kulturschock

Beitrag von rotermangold » Mi 15. Jun 2011, 17:16

ist schon schwer in ein anderes Land zu gehen.

mein Eheliebster wurde 1999 weggeschickt, war zwei Jahre hierher unterwegs. Er wußte nur wovor er weglief nicht wohin er will. Und hier wirklich angekommen ist er erst 2010, nachdem wir zusammen seine Eltern besuchten und er dort erkannt hat, dass er da nicht mehr bleiben kann, trotz der Familie (oder gerade wegen deren Veränderung?)

sein Verhalten hatte manchmal auch etwas schizifrenes, ist aber gottseidank vorbei
jetzt isser eher deutsch :tuedeltue:

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Re: Kulturschock

Beitrag von Maymuna » Mi 15. Jun 2011, 17:30

Interessantes Thema Helga! Ich habe gerade ganz viel geschrieben, aber irgendwie ist mir das doch alles zu persönlich. Ich bin mir aber sicher, dass du mit deiner Beobachtung richtig liegst. Eine Anmerkung zu den Frauen wäre noch, dass ich glaube der Unterschied liegt v.a. darin, dass die meisten Frauen mit Mann oder Familie ausgewandert sind und nicht komplett alleine wie das bei vielen Männern der Fall war.
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Re: Kulturschock

Beitrag von Kalanchoe » Do 16. Jun 2011, 02:07

Dilara hat geschrieben:
Birtanem hat geschrieben:
Dilara hat geschrieben:Aber ich muß auch ganz ehrlich sagen, das es an beiden Seiten liegt. Viele Deutsche sind nicht besonders offen und viele Türken meckern ständig an den Deutschen.
Das Argument kommt ja häufig, und ich muß gestehen, ich habe damit so meine Schwierigkeiten. Ich finde nicht, daß die Deutschen hier in der Bringpflicht sind. Wenn ich ins Ausland auswandere, liegt es doch in meiner Verantwortung, anzukommen. Und ich spreche ausdrücklich in der ersten Person, weil ich das auch so sehen würde, wenn ich direkt betroffen wäre.
Aber wenn Du voll intregiert bist und trotzdem abgelehnt?

Ich kenne einige Türken: Hier geboren bzw. sprechen deutsch sehr gut, gute Ausbildung, Arbeit, Familie (manchmal sogar mit Deutschen.. :shock: ) und fühlen sich hier auch wohl. Und dann kommt trotzdem "oooh, Sie sprechen aber gut deutsch!" oder "Nein, die Wohnung ist leider schon weg" oder "Du mich lassen spreche mit Cheffe, ja?"
Meine eigene Familie war geschockt, als ich mit einem Türken ankam ("MUSS es denn ausgerechnet DER sein???") - und die sind nicht gerade das, was man rechts nennt.
Das Problem ist halt oft, dass dieses Weltbild feststeht. Medien suggerieren dir alles mögliche, der Sarrazin hat sich extrem viel Mühe gegeben die Statistiken handwerklich völlig falsch zu nutzen (Mit Zahlen werfen und scheinbar keine Ahnung haben von Scheinkorrelationen.. Ich würde echt gern mal wissen, ob der die Werte auf Signifikanz geprüft hat und richtig ausgewertet ? Es zeugt von grobem Fehlverständnis, wenn man eine Statistik zu Ergebnissen hin baut, als wenn man sie unvoreingenommen auswertet und das dokumentiert. Aber er wollte Geld und Aufmerksamkeit, sowas bekommt man nicht wenn man differenziert. Das haben einige Printmedien ja auch lernen müssen als der Volkszorn hoch schwappte von all den armen Deutschen, die sich bedroht fühlen und erwarten, dass sich die Muslime gefälligst anzupassen haben an ihre Furcht. (Dazu sehr bezeichnend: das hartaber fair mit PV, ich glaub das war 07. Muss Schatz mal nach dem Link fragen, der hat sich das sicher gemerkt)
Da hat ein Typ wirklich unverblümt gesagt, dass er erwartet, dass sich die Muslime ihre Religionsausübung verbieten lassen sollen um ein guter Gast zu sein.
Dabei ist ihm anscheinend nicht klar, dass er da als Politiker auffordert, das Grundrecht selektiv anzuwenden und zwar nach den Maßstäben, die momentan grad mal in sind. Oder so )

Und Erfahrungen mit Klofrauen, dicken türkischen(?) Omas, pöbelnden Jugendliche "Kopftuchmädchen" werden nur dann eingespeichert, wenn sie das Weltbild bestätigen.
Und dann kommt das unreflektiert raus. Ich glaube nicht, dass es Bösartigkeit ist, sondern einfach nur nicht nachdenken. Diese Menschen können sich nicht vorstellen, dass Fremde so sind wie sie. Und wenn sie jemanden treffen, der nicht in das Schema des H4-schmarotzenden radebrechenden dicken alten Türken asst dann ist es eine Ausnahme - dann muss man das eigene Bild nicht umstellen.

Es dauert vermutlich noch lange mit viel Aufklärung, bis die ganzen Ausnahmen plötzlich zur Regel werden, die da lautet

Muslime =das sind ganz normale Menschen wie wir.
ever tried?
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Try again,
fail again fail better
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Re: Kulturschock

Beitrag von iman07 » Do 16. Jun 2011, 05:28

Selam,
Helga hat geschrieben: Aus meiner Erfahrung heraus habe ich die Theorie dass der Schritt in die Emigration die Psychologie eines Menschen überfordern kann und sich das mit immer wieder ähnlichen "Symptomen" zeigt.
Ich denke man kann das alles unter den Sammelbegriff "Adjustment Disorder" (auf deutsch "Anpassungsstoerung") stellen. Menschen sind prinzipiell mit Veraenderungen ueberfordert. Manche verarbeiten Veraenderungen besser (oder auch einfach anders), und andere Menschen greifen zum Akohol, fallen in eine klinische Depression oder aehnliches.
Dasselbe gilt fuer andere Veraenderungen, wie zB Trennung vom Partner, Jobverlust etc. Und je nach Persoenlichkeitstyp kann dies verschiedenste Symptome (oder auch gar keine) verursachen.
Die Anpassungsstörungen sind Reaktionen auf Belastungen. Solche Belastungen können Beendigung einer Beziehung, Eheprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder Mobbing sein. Aber auch sogenannte kritische Lebensereignisse wie Schulwechsel, Heirat, Geburt, Tod eines Angehörigen, Arbeitslosigkeit, Emigration, Pensionierung können bei mangelnder Bewältigungsfähigkeit eine Belastung sein und zu einer Anpassungsstörung führen. Weiterhin gilt dies für Ereignisse wie Flucht, Unfälle, Raub oder Operationen. Bei Kindern und Jugendlichen kann Vernachlässigung (siehe: Hospitalismus, Deprivationssyndrom, Deprivation) die Ursache sein.

Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle; es ist dennoch davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entstanden wäre.
(Wiki)
"Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott"
Martin Luther

"Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, aber auf dem Boden des Bechers wartet Gott."
Werner Heisenberg
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Re: Kulturschock

Beitrag von Dilara » Do 16. Jun 2011, 08:29

Kalanchoe hat geschrieben:
Es dauert vermutlich noch lange mit viel Aufklärung, bis die ganzen Ausnahmen plötzlich zur Regel werden, die da lautet

Muslime =das sind ganz normale Menschen wie wir.
Wie kommst Du darauf, das wir nur von Muslimen reden...? :confused:
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Re: Kulturschock

Beitrag von Helga » Do 16. Jun 2011, 08:58

Mein Punkt ging vor allem von Muslimen aus, da meine Erfahrungen vor allem auf Muslime beruhen. Ich vermute, dass andere Einwanderer ebenfalls Probleme haben, vielleicht auch sehr ähnliche - aber mir ging es konkret um den Clash der in einem vorgeht wenn man von einem arabisch-muslimischen land nach Deutschland/Österreich kommt.

Vom "Adjustment Disorder" höre ich zum ersten mal, werde aber heute noch nachsehen was ich sonst dazu finde.
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Re: Kulturschock

Beitrag von chrikru » Do 16. Jun 2011, 09:04

Kalanchoe hat geschrieben:...Medien suggerieren dir alles mögliche, der Sarrazin hat sich extrem viel Mühe gegeben die Statistiken handwerklich völlig falsch zu nutzen (Mit Zahlen werfen und scheinbar keine Ahnung haben von Scheinkorrelationen.. Ich würde echt gern mal wissen, ob der die Werte auf Signifikanz geprüft hat und richtig ausgewertet ?...
Hallo Kalanchoe (und nachträglich ein herzliches Willkommen hier :) ),

zum Thema Sarrazin und Statistik ein Artikel aus den NachDenkSeiten: Sarrazin: „Deutschland wird immer ärmer und dümmer!“

Gruß
Christian
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Re: Kulturschock

Beitrag von Helga » Do 16. Jun 2011, 20:21

iman07 hat geschrieben:Selam,
Ich denke man kann das alles unter den Sammelbegriff "Adjustment Disorder" (auf deutsch "Anpassungsstoerung") stellen. Menschen sind prinzipiell mit Veraenderungen ueberfordert.
Im Zusammenhang mit Migration findet man leider nicht sehr viel dazu, und wenn handelt es sich fast ausschließlich um Fälle bei denen Menschen nach schweren Traumata in einem neuen Land Zuflucht suchen und schwer in eine Art Normalität zurück kehren können. Um traumatisierte Menschen aus Kriegsgebieten oder ähnlichem geht es mir nur eben nicht wirklich... sondern um den "kulturellen Sprung" von einer arabischen Kultur in eine mitteleuropäische hinein... die Schwierigkeit, ja der Spagat um seine Identität hier nicht zu verlieren und trotzdem mit den neuen Gegebenheiten umgehen zu können und "anzukommen". Oder auch um Menschen die eigentlich wieder zurück wollten und dann - so wie das Leben spielt - doch nicht zurück gingen in ihr Heimatland und damit scheinbar nicht mehr fertig werden.
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