Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

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masalim
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von masalim »

Und ich weiss jetzt, warum mein Sohn zur Ergotherapie geht und eine schlampige Schrift hat: Ich musste leider Geld verdienen, seit er ein halbes Jahr alt war! Und zwischendurch hab' ich sogar vollzeit gearbeitet und ihn in den KiGa abgeschoben, ich Böse! Boah, ich kann's nicht mehr hören!!!!!!!!!!!!!!!!!! :boese:
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Hiyam
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Hiyam »

Rabia hat geschrieben: Und warum sollte man (der Staat/die Allgemeinheit) dritte dafür bezahlen, dass sie alle Kleinkinder einsammeln und anstatt der Eltern großziehen???
Und warum sollte der Staat die individuelle Entscheidung einer Familie beeinflussen? Ob eine Mutter (oder der Vater) nach der Geburt arbeiten geht oder nicht, sollte die eigene Entscheidung sein, begründet z.B. auf der Wunsch nach mehr finanziellen Mitteln/Karriere/Ideologie und nicht weil der Staat diese oder jene Entscheidung mit einer monatlicher Überweisung honoriert.

Abgesehen davon habe ich in einem Bericht gelesen, daß genau in Ländern die Geburtenrate steigt, wo weniger Kindergeld gezahlt wird, dafür aber mehr Möglichkeiten für die Tagesbetreuung geschaffen wurde. Das Beste Beispiel ist Frankreich und ich meine, das kann man hier 1:1 übernehmen. In Deutschland steigt das Kindergeld kontinuierlich seit einigen Jahren, an der Geburtenrate hat man jedoch keine Steigerung gemerkt.


In dem Zusammenhang etwas OT: Auch erst letzte Woche gelesen, die Fußball WM 2006 hat sich wohl positiv ausgewirkt, im ersten Halbjahr 2007 stieg die Geburtenrate sprunghaft. :mrgreen:

@Masalim :bussi:
Zuletzt geändert von Hiyam am Do 26. Nov 2009, 12:35, insgesamt 1-mal geändert.
malaika

Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von malaika »

Hiyam hat geschrieben: Abgesehen davon habe ich in einem Bericht gelesen, genau in Ländern die Geburtenrate steigt, wo weniger Kindergeld gezahlt wird, dafür aber mehr Möglichkeiten für die Tagesbetreuung geschaffen wurde. Das Beste Beispiel ist Frankreich und ich meine, das kann man hier 1:1 übernehmen.
Frankreich hat, wenn ich mich recht erinnere, die höchste Geburtenrate in Europa, eben weil es dort ganz normal ist, dass Mütter auch arbeiten gehen, mit dem Wissen, dass ihre Kinder gut betreut werden.
Hiyam
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Hiyam »

ja, soweit ich mich erinnere, 2 pro Frau (irgendwie 2,0xx)
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Rabia
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Rabia »

Salam alaikum, masalim!
Meine drastischen Unmutsäußerungen bezogen sich nicht auf dich oder andere konkrete Fälle, sondern auf Beiträge wie diesen:
Von daher würde ich den Spieß sogar umdrehen - ich würde die entsprechenden Einrichtungen aufbauen, und die Auszahlung von Kindergeld daran koppeln, ob jemand sein Kind dann auch ab 2 Jahren zuverlässig sagen wir mal 10-20 Stunden in einer Tageseinrichtung fördern lässt.
Denn das impliziert, dass ich mein Kind in meiner Eigenschaft als Erzieherin außerhäuslich optimal fördern kann, in meiner Eigenschaft als Mutter im eigenen häuslichen Umfeld aber kläglich versagen muss.-
Diese Äußerung empfinde ich als Frechheit und äußere mich meinerseits deshalb auch nicht mehr vorsichtig.-
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Hayat_Intisar »

Und deshalb sagst du pauschal allen Müttern hier, die ihre Kinder in eine Betreuung gegeben haben, dass sie ihnen nicht Liebe und Geborgenheit gegeben haben? Und dass diese Kinder deshalb Gewalttäter werden?

Denn du magst diesen Vorschlag nicht gut finden. Aber er sagt ja nicht, dass alle Kinder, die nicht so eine Einrichtung besuchen, nicht gefördert würden und dann gleich sonstwas aus ihnen würde.
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von masalim »

Nur mal so nebenbei bemerkt: Es ist nicht unbedingt unterhaltsam oder entspannend, mit Kind arbeiten zu gehen. Ich hab' genauso einen Haushalt wie andere auch, auch wir haben Wäsche, es muss eingekauft werden, man muss Hausaufgaben kontrollieren, mit Lehrern Kontakt halten, zur Bank gehen, alles, was Nur-Hausfrauen auch machen. Man hat nur weniger Zeit.

Ich schätze mal, die wenigsten Frauen gehen arbeiten, weil sie masochistisch veranlagt sind :evil:
Vielleicht sollten wir einfach Hartz IV beantragen, das Gehalt meines Mannes reicht leider nicht, um die Familie zu ernähren!
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von malaika »

Rabia hat geschrieben: Denn das impliziert, dass ich mein Kind in meiner Eigenschaft als Erzieherin außerhäuslich optimal fördern kann, in meiner Eigenschaft als Mutter im eigenen häuslichen Umfeld aber kläglich versagen muss.-
Echt? So habe ich das gar nicht verstanden. :confused:

Überhaupt habe ich in dieser Diskussion -- und eigentlich immer, wenn es um dieses Thema geht -- das Gefühl, dass sich viele schnell persönlich angegriffen fühlen. Ist zwar irgendwie verständlich bei einem so sensiblen Thema, aber ich denke, etwas mehr Objektivität wäre im Sinne einer konstruktiven Diskussion ganz nützlich ... sage ich jetzt mal als quasi Außenstehende.

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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Dilara »

Birtanem hat geschrieben:Obwohl, Dilara...Du kamst mir in natura schon ein wenig gefährlich vor :confused: Jetzt weiß ich auch, wieso!
:fight: :smifun: :diva:
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von mamamia »

Hiyam hat geschrieben:Mit dem Argument hätte ich eine Putzfrauengehalt (Prämie) verdient, weil ich selber putze statt eine Haushaltshilfe zu beschäftigen.
Darüber musst halt mit denen verhandeln, für die du putzt :smifun:
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von mamamia »

Rabia hat geschrieben: Sich selber über einen längeren Zeitraum um das eigene Kind zu kümmern, ist heutzutage nicht mehr angesagt.
Das war noch nie angesagt.

Die Frauen, die es sich leisten konnten, hatten früher Ammen, die ihnen die Betreuung abnahmen ...

Die Frauen, die arbeiten gehen mussten, weils sonst zum Verhungern gereicht hätte, hatten keine Wahl (meine Urgroßmutter hat ihre beiden Kids einfach zu Hause eingesperrt, einmal hat der Jüngere seinen Kopf durchs Fenstergitter gesteckt, der war da ungefähr drei Jahre alt, blöderweise ging nur der Kopf durch, aber nicht der Rest vom Körper, oder wars umgekehrt, auf jeden Fall ist er ein paar Stunden dort "rumgehangen", Gott sei Dank im Erdgeschoß, vom großen vierjährigen Bruder gestützt, irgendwann riefen die Nachbarn die Feuerwehr, und als Mutter heimkam von der Maloche in der Fabrik, gabs dann nicht etwa Liebe und Geborgenheit, sondern Dresche .... die andere Urgroßmutter hat ihr Kind halt im Buckelkorb auf dem Kartoffelacker abgestellt ....)

Und dann gab's noch die Frauen, die keineswegs erheitert waren, wenn sie noch mal schwanger wurden - ich kenne durchaus ein paar alte Damen (über 80, eher über 90), deren einhellige Meinung zu mehreren Kindern ist "da hat eine Frau ja gar nichts mehr vom Leben".
Rabia hat geschrieben: Aber wenn man sich der Tatsache stellen müsste, was man bei Kleinkindern mit einer Trennung von der Mutter anrichtet - und das auch noch in einer Zeit, in der Vertrauen und Bindungsfähigkeit wachsen - dann könnte man den eingeschlagenen Weg so nicht mehr weitergehen.
Und die Wirtschaft müsste dann auf die gut ausgebildeten Frauen für eine längere Zeit verzichten.-
Also zieht man es vor warnende Stimmen zum Schweigen zu bringen. Um dann später sagen zu können, man habe es nicht besser gewusst.-
Wasalam
Mal ehrlich, ich bin kein Höhlenmensch und auch keine Bäurin, also KANN ich mir mein Kleinkind nun mal nicht auf den Buckel binden und mir meine Arbeit einfach so einteilen, wie ich möchte. Dass ich da beim Kleinkind vielleicht was anrichte (wird ja aufs Kind ankommen) nehme ich als "so ist das Leben" genauso in Kauf wie die Tatsache, dass ich ohne Geld nun mal nicht lange überleben werde (logo, ich kann in ein Zelt im Stadtpark ziehen oder in den Wald und mich von Beeren und Pilzen ernähren, aber meine Kinder würde in dem Fall wohl das Jugendamt mitnehmen).
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von mamamia »

Elisabeth hat geschrieben:Finanzausgleich dafür, weil ich mich gerne selber um meine Kinder kümmern möchte, dafür aber keinen Job annehmen kann, und mir desahalb soundsoviel Euro im Monat fehlen.
Die Allgemeinheit soll dir dafür, dass du keine Lohnsteuer etc. zahlst (und - in Österreich zumindestens - bei der Krankenkasse deines Mannes samt Kindern GRATIS mitversichert bist) und daher weniger als andere zum Staatshaushalt beiträgst, eine Prämie zahlen?

Meinst du, das macht - staatlicherseits - irgendwie einen höheren Sinn?

Ich mein, ich finde ja auch, ich bin nicht leistungsgerecht bezahlt im Job - aber mein Arbeitgeber findet, es reicht, da hab ich die Wahl, das zu akzeptieren oder den Arbeitgeber zu wechseln. Genauso wie du die Wahl hast, dir einen Arbeitgeber zu suchen.
Elisabeth hat geschrieben: Ich könnte dann meinen Kindern auch sagen: Ich bekomme jeden Monat ...Euro Kindergeld dafür dass ich euch in die Welt gesetzt habe! :boese:
In der Tat, genauso ist es.

Blöderweise hab ich den eigenen Kindern gegenüber halt auch eine Unterhaltsverpflichtung, deswegen werd ich trotz Familienbeihilfe (das wär euer Kindergeld hier) nicht reich.
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Rajaa »

Salam,

wenn ich Dinge lese, wie:
Anstatt ihnen wenigstens als Kleinkinder ein bisschen Geborgenheit und Liebe zu kommen zu lassen, damit sie später nicht zu herzlosen Gewalttätern werden???
oder:
Außerdem habe ich erst heute morgen mit einer anderen Erzieherin telefoniert, die eine Weile in einer Kinderkrippe gearbeitet hatte und mir davon berichtet hat, wie den Eltern Sand in die Augen gestreut wird und ihnen verschwiegen wird, durch welche Qualen ihre Kinder gehen.
Dann frage ich mich noch einmal, warum ein Kind gewalttätig werden soll, weil es mit anderen Kindern rund drei Stunden am Tag spielen darf. In der gesamten Menschheitsgeschichte konnte es sich keine Gesellschaft leisten, dass die Mütter sich 24 Stunden am Tag um die Kinder zu kümmern. Mütter haben immer andere Tätigkeiten geleistet als Kinder betüddeln, die mussten für das tägliche Brot sorgen, egal ob in Landwirtschaft oder Handwerk. Die Großfamilie hat die Betreuung von Anfang an mit übernommen. Mutter geht Kühe melken, Opa hütet das Krabbelkind, Mutter hilft in der Werkstatt, die Tante oder große Schwester hütet die Kleinen. Nur eine gewisse Bürgerschicht konnte ab dem Ende des 19. Jahrhunderts die Mütter mit den Kindern von der sonstigen Gesellschaft wegsperren und eine enge (und leider allzu oft auch neurotische) Mutter-Kind-Idylle schaffen.

Dann denke ich tatsächlich, dass Kinder, die in einer derartigen emotionalen Umklammerung aufwachsen müssen, glücklicher dran wären, wenn sie sich ein paar Stunden in Freiheit entwickeln können. Denn das ist genau das Problem - bei den einen ist es intellektuelle Vernachlässigung, bei anderen ist es Überbehütung, die nicht gerade gut ist. Ein paar Stunden außer Haus nützt allen.

Die "herzlosen" Gewalttäter der Gegenwart stammen vielfach von Eltern, die zu Hause hockten, und die die Kinder nicht in einer Gruppe fördern haben lassen ... das sind vielfach auch Leute, die gescheitert sind, keine Chance hatten, die Landessprache wirklich gut zu erlernen und so weiter.

Auf einem solchen Niveau, wenn nur die Gefühle sprechen und nicht die Tatsachen, ist eine Diskussion ungemein schwierig. Ich denke, dass Eltern, die ihre Kinder unbedingt gemeinschaftsfern erziehen möchten, doch sicher auch gerne auf das Kindergeld verzichten würden und ihrer Berufung nachkommen. Andere aber, die finanziell weniger gut gestellt sind und das sind nun mal auch häufig Kinder aus Zuwandererfamilien oder sonstiger Unterschicht, für die ist es die einzige Chance auf die notwendige frühe Bildung, wenn sie beizeiten von Fachkräften unterstützt werden, Spielmaterial bekommen und so weiter. Die werden gerade weniger gewalttätig werden, wenn sie später keine Aussenseiter sind, sondern guten Schulerfolg haben und einen Beruf erlernen können. Und auf den Weg zu diesem Erfolg hilft ihnen eben eine Betreuung, die rechtzeitig einsetzt - rund um den 2. Geburtstag (allein schon wegen der Zweisprachigkeit).

Und dann gibt es halt auch noch Mütter, die mit den Kindern keine symbiotische Einheit eingehen möchten, und die eine Gemeinschaftserziehung in der Gruppe pädagogisch begründen. Sich selbst für entbehrlich halten hilft sehr mit, das eigentliche Ziel der Erziehung zu erreichen: Sich tatsächlich entbehrlich machen.

Wassalam,
Rajaa
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malaika

Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von malaika »

Rajaa hat geschrieben: In der gesamten Menschheitsgeschichte konnte es sich keine Gesellschaft leisten, dass die Mütter sich 24 Stunden am Tag um die Kinder zu kümmern. Mütter haben immer andere Tätigkeiten geleistet als Kinder betüddeln, die mussten für das tägliche Brot sorgen, egal ob in Landwirtschaft oder Handwerk. Die Großfamilie hat die Betreuung von Anfang an mit übernommen. Mutter geht Kühe melken, Opa hütet das Krabbelkind, Mutter hilft in der Werkstatt, die Tante oder große Schwester hütet die Kleinen. Nur eine gewisse Bürgerschicht konnte ab dem Ende des 19. Jahrhunderts die Mütter mit den Kindern von der sonstigen Gesellschaft wegsperren und eine enge (und leider allzu oft auch neurotische) Mutter-Kind-Idylle schaffen.
Darauf habe ich in einer anderen Diskussion zum Thema auch schon mal hingewiesen. Das Ideal, dass eine Mutter den ganzen Tag zu Hause ist und sich hingebungsvoll um das Kind oder die Kinder kümmert, mit ihnen spielt und sie fördert, ist ein relativ modernes Phänomen, das es vorher nicht gegeben hat.

Auch in anderen Kulturen, in denen Kinder nachweislich viel Geborgenheit erfahren (z.B. in einigen afrikanischen Ländern) ist es keineswegs so, dass das Kind den ganzen Tag an der Mutter klebt, sondern die Gemeinschaft kümmert sich um die Kinder. Da wir heutzutage in den Industrieländern aber nicht mehr eine solche Gesellschaftsstruktur und auch keine Großfamilien mehr haben, müssen wir andere Lösungen finden ... wie halt zum Beispiel Kindergärten / -krippen mit qualitativ hochwertiger Betreuung. Oder Tagesmütter nach dem Vorbild der skandinavischen Länder, wo Kinderbetreuung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gilt und Betreuer gut bezahlt und gesellschaftlich hoch angesehen sind.
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Re: Herdpraemie - kann's mir mal einer erklaeren??

Beitrag von Rajaa »

In Japan haben Krippen- und Kindergartenerzieherinnen eine Universitätausbildung und werden auch bezahlt, als würden sie an der Uni lehren. Dort ist die Meinung, dass die Grundlage für den späteren Lernerfolg in den ersten Jahren gelegt wird, und dass man daran nicht sparen darf.
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