Das Gebot der Nächstenliebe

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Vitoria

Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Vitoria » Di 7. Feb 2012, 22:45

schwarzerose hat geschrieben: Ich denk aber schon, dass auch dem Opfer Genugtuung verschafft werden sollte und das das ein Aspekt der Strafe ist. Niemand hat wirklich etwas davon, wenn der Täter auch leidet, aber das Gefühl der Genugtuung ist irgendwie da. Nicht umsonst, empfindet man diese Genugtuung nicht, wenn man eben Fälle sieht, wo die Opfer unter sinnlosen Taten leiden, die Täter aber frei herumlaufen.
Die vom Gericht verhängten Strafen sollen - zumindest hierzulande - nicht der Genugtuung des Opfers dienen, sondern vor allem auch zur Resozialisierung beitragen, also nicht nur Strafe sein. Wobei das Strafsystem zugegebenermaßen hinsichtlich dieser Zielrichtung eher kontraproduktiv wirkt. Ein Grund übrigens, warum ich selbst nach Möglichkeit für Bewährungsstrafen bei Ersttätern plädiere.

Es gibt aber meiner Meinung nach einen ganz anderen, sehr wichtigen Kritikpunkt: den der derzeit meist mangelnden Entschädigung für das Opfer, als da z.B. wären Ausgleich für erlittene finanzielle Verluste, Schmerzensgeld, Finanzierung von Therapien etc. Zum einen müsste man den Täter dafür ordentlich schuften lassen, zum anderen müsste aber auch der Staat einspringen, da der Täter meist gar nicht genug Geld dafür hat.

Wie ist das koranisch geregelt?
schwarzerose

Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Di 7. Feb 2012, 22:55

Vitoria hat geschrieben:
schwarzerose hat geschrieben: Ich denk aber schon, dass auch dem Opfer Genugtuung verschafft werden sollte und das das ein Aspekt der Strafe ist. Niemand hat wirklich etwas davon, wenn der Täter auch leidet, aber das Gefühl der Genugtuung ist irgendwie da. Nicht umsonst, empfindet man diese Genugtuung nicht, wenn man eben Fälle sieht, wo die Opfer unter sinnlosen Taten leiden, die Täter aber frei herumlaufen.
Die vom Gericht verhängten Strafen sollen - zumindest hierzulande - nicht der Genugtuung des Opfers dienen, sondern vor allem auch zur Resozialisierung beitragen, also nicht nur Strafe sein. Wobei das Strafsystem zugegebenermaßen hinsichtlich dieser Zielrichtung eher kontraproduktiv wirkt. Ein Grund übrigens, warum ich selbst nach Möglichkeit für Bewährungsstrafen bei Ersttätern plädiere.

Es gibt aber meiner Meinung nach einen ganz anderen, sehr wichtigen Kritikpunkt: den der derzeit meist mangelnden Entschädigung für das Opfer, als da z.B. wären Ausgleich für erlittene finanzielle Verluste, Schmerzensgeld, Finanzierung von Therapien etc. Zum einen müsste man den Täter dafür ordentlich schuften lassen, zum anderen müsste aber auch der Staat einspringen, da der Täter meist gar nicht genug Geld dafür hat.

Wie ist das koranisch geregelt?
Da sind wir uns doch fast einig. Klar sollte es u.a. auch der Resozialisierung dienen, weshalb ich ja auch nicht grad auf Gefängnisstrafen plädiere. Aber die Genugtuung des Opfer halte ich ebenso für nen wichtigen Aspekt. Und ich bin ebenso für Schmerzensgeld, und selbst, wenn es NUR Schmerzensgeld ist, bekommt das Opfer das Gefühl ihm widerfährt Gerechtigkeit, also Genugtuung, weil der Täter in welcher Form auch immer dafür büßt.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von marion » Mi 8. Feb 2012, 01:21

Nimm Schmerzensgeld wenn zB dein Kind ermordet wird. Wieviel bitte könnte diesem Schmerz gerecht werden? Es ist in meiner Vorstellung viel besser wenn ich daran denke dass ich weiß, dass zumindest die anderen Kinder in Sicherheit vor dem Mörder meines Kindes sind. Keine Summe der Welt könnte hier angemessen sein.

Deine Gedanken, schwarzerose, sind für mich teilweise nicht nachvollziehbar und ich klinke mich jetzt aus dem Lesen aus.

LG
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Psalm 95:6 Kommt, laßt uns anbeten und uns neigen, laßt uns niederknien vor dem HERRN, der uns gemacht hat!

Die Auslegung der Schrift ist nicht in erster Linie abhängig von der Theologie, sondern vom Charakter. (Hans Peter Royer)
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Mi 8. Feb 2012, 01:39

:roll: Für Kindsmörder hatte ich nun wirklich andere Strafen vorgesehen... Als ob ich dafür Schmerzensgeld nehmen würde, für KV vielleicht, aber dafür? Würde ich sagen, was ICH mit jemandem täte, der mein Kind umbringt, würde MIR wieder mangelnde Vergebung und Rachegelüste vorgeworfen.....Egal... Ich gebs auf...
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von marion » Mi 8. Feb 2012, 01:44

Naja... nur weil du gegen Gefängnisstrafen bist. Oder habe ich dich falsch verstanden.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Mi 8. Feb 2012, 02:26

marion hat geschrieben:Naja... nur weil du gegen Gefängnisstrafen bist. Oder habe ich dich falsch verstanden.
Ja hast du ;) Als ich schrieb "selbst wenn es NUR Schmerzensgeld gibt" meinte ich damit, wenn es Geld als Entschädigung OHNE das Recht auf Widervergeltung in gleichem Maße in Dt gäbe.... Damit meine ich nicht Schmerzensgeld ohne Gefängnis (Gefängnis dann, wenn die Gesellschaft vor ihm geschützt werden muß)..... Wenn ich im Fall jemand bringt mein Kind um (in einem fiktiven koranischen Staat) das Recht auf Widervergeltung hätte, würde ich es vermutlich nutzen, und dann wäre die Gesellschaft auch vor ihm geschützt. Wenn wir vom heutigen hiesigen System reden, würde der Schutz der Gesellschaft ja nur durch Gefängnisstrafe zu gewährleisten sein......

Vllt sollte ich kurz nochmal erklären, warum ich nicht so für Gefängnis bin. Bei kleinen Diebstählen zB ist Gefängnis kontraproduktiv, er sollte lieber arbeiten und dem Opfer den materiellen Verlust entschädigen, bei Körperverletzung als Unfall sollte eine angemessene Entschädigung kommen, bei vorsetzlicher Körperverletzung wirds schwer, wenn er Reue zeigt, dann ne angemessene Entschädigung und Bewährung (Gefängsnisstrafe), wenn keine Reue, dann MUß er ins Gefängnis um die Gesellschaft zu schützen und sollte Entschädigung zahlen, auch wenn notfalls sein Konto gepfändet wird. Bei dem der Reue zeigt ist vllt noch die Sozialprognose gut. Ich rede jetzt von dem System hier. Ich bin nur der Meinung, dass die Gefängnisse entlastet werden sollten, bei Straftaten wo keine Gefährdung der Umwelt zu befürchten ist, sollten Strafen eher den Zweck haben, dem Opfer gerecht zu werden und zu entschädigen. Der Bestohlene hat nix davon, wenn der Dieb, im Knast sitzt, davon bekommt der Bestohlene sein Geld auch nicht wieder, ist später schwer einzugliedern und liegt den Steuerzahlern auf der Last. Ebenso Bankräuber sollten ihre Schulden tilgen usw. In Dt kommt der Entschädigungsaspekt zu kurz und teilweise bekommen Täter für recht üble Taten Bewährungsstrafen ohne Entschädigung des Opfers..... Und ein Kindsmörder käme in Dt wohl auch max. 15 Jahre in den Bau, und wenn er sich gut führt und keine zwanghafte Neigung festzustellen ist, gibts keine Sicherungsverwahrung... Naja das dt Strafen zu lasch sind, hab ich schon gesagt......

Ich steig langsam dahinter.... Ich weiß was ich denke und sagen will, mag schon sein, dass das nicht ganz leicht zu verstehen ist :confused:
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von iman07 » Mi 8. Feb 2012, 04:01

Eine Frage haette ich dann noch - Wo hoert die Rache (das Vergelten einer Tat mit derselben - in deinem Beispiel Mord fuer Mord) fuer dich auf?
Diese Mentalitaet fuehrt doch in Teilen unserer Welt immer noch zu Blutfehden, die sich ueber Generationen erstrecken und unzaehlige unschuldige Menschen in Mitleidenschaft ziehen.

Der Kindsmoerder in deinem Beispiel hat zum Beispiel vielleicht selbst ein Kind, eine Frau, eine Mutter, einen Vater etc. Wie schaut es in deinen Augen mit der Gerechtigkeit fuer diese Menschen aus? Duerfen die ebenfalls ihre Rachegedanken ausleben, oder haben die dann einfach Pech gehabt und muessen halt akzeptieren dass ihr Familienmitglied aus Rache umgebracht wurde?

Mir ist schon klar dass das in deinem "idealen islamischen Rechtssystem" geregelt waere (und sie natuerlich keine Rache ueben duerften). Ich finde nur dass wenn man fuer System plaediert in dem man theoretisch seine Rachegefuehle in die Tat umsetzen darf, man auch etwas ueber den eigenen Tellerrand schauen sollte (vor allem wenn wir von Koerper- und Todesstrafen sprechen), und sich vielleicht ueberlegen sollte was das fuer alles Beteiligten bedeutet. Eine Gefaengnisstrafe ist natuerlich auch fuer niemanden schoen, aber mit einer Todesstrafe oder dem Fehlen einer Hand absolut nicht zu vergleichen. Von dem Thema "zur Unrecht verurteilt" will ich gar nicht anfangen (und bevor du damit kommst - auch 4 Zeugen koennen luegen)....

Natuerlich gibt es in all diesen Faellen kein Ideal, das ist mir schon klar. Aber diese Gerechtigkeit, bzw Opfer-Entschaedigung von der du sprichst gibt es nach einer Straftat schlicht und einfach nicht (niemand wird dir zB das Kind ersetzen koennen). Dass diese mit einer ebenso grausamen Tat wiederhergestellt wird ist doch illusorisch :| Meiner Meinung nach versuchst du etwas zu erlangen was schier unmoeglich ist, so oder so.
"Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott"
Martin Luther

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Werner Heisenberg
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Claudia » Mi 8. Feb 2012, 10:25

Genugtuung - was für ein Wort. Da krieg ich Beklemmungsgefühle. :verysad:

Irgendwie sind Rachegedanken ja schon sehr menschlich, besonders wenn der Täter keine Reue zeigt. Ich glaube aber, wir sollen daran arbeiten, solche "niederen" Gefühle zu überwinden, und dass gerade in solch schweren Prüfungen der Sinn des Glaubens liegt.

Spätestens mit Jesus sollte das eigentlich deutlich geworden sein. Ich sehe das neue Testament (mal ganz salopp ausgedrückt) als "Kurs für die Fortgeschrittenen", während der Quran nochmal einen "Anfängerkurs" für alle, die Gott noch nicht kannten, bereitstellt.
Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine
Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von marion » Mi 8. Feb 2012, 10:55

Claudia hat geschrieben: Ich sehe das neue Testament (mal ganz salopp ausgedrückt) als "Kurs für die Fortgeschrittenen", während der Quran nochmal einen "Anfängerkurs" für alle, die Gott noch nicht kannten, bereitstellt.
:top: :mrgreen: :top:

So inetwa sehe ich das auch. Der Quran beschreibt das niedrigste noch erträgliche menschliche Niveau und wenn du auch das nicht einhalten kannst, schauts nicht gut aus. Allerdings ist dem Wachsen nach oben keine Grenze gesetzt!

Weil ich ein neugieriger Mensch bin möchte ich trotzdem wissen welche Jesusgeschichte (ich meine damit nicht ob Jesus Gott ist oder nicht) stimmt. Im Quran gibt es keinen Josef, zB. Und was war mit der Kreuzigung? :diva:
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Mi 8. Feb 2012, 11:32

iman07 hat geschrieben:Eine Frage haette ich dann noch - Wo hoert die Rache (das Vergelten einer Tat mit derselben - in deinem Beispiel Mord fuer Mord) fuer dich auf?
Diese Mentalitaet fuehrt doch in Teilen unserer Welt immer noch zu Blutfehden, die sich ueber Generationen erstrecken und unzaehlige unschuldige Menschen in Mitleidenschaft ziehen.
Wie du sagst, es gibt nicht das perfekte System, das allen gerecht wird, weils schon an der Fehlerhaftigkeit der Menschen scheitert. Für mich sind Rache und Vergebung nicht zwangsläufig zu trennen, das ist ein Wechselspiel, man muß das Maß finden. Und die die die Blutrache ausführen sind maßlos, aber man muß doch irgendwie nen Zeichen setzen, bis hier hin und nicht weiter.
iman07 hat geschrieben: Natuerlich gibt es in all diesen Faellen kein Ideal, das ist mir schon klar. Aber diese Gerechtigkeit, bzw Opfer-Entschaedigung von der du sprichst gibt es nach einer Straftat schlicht und einfach nicht (niemand wird dir zB das Kind ersetzen koennen). Dass diese mit einer ebenso grausamen Tat wiederhergestellt wird ist doch illusorisch :| Meiner Meinung nach versuchst du etwas zu erlangen was schier unmoeglich ist, so oder so.
Genau niemand wird das Kind ersetzen können, wäre der Mörder aber weg vom Fenster (egal wie, Gefängnis, Hinrichtung) dann wäre jedes potentielle nächste Opfer geschützt. Und kommt der Mörder nach 15 Jahren raus, und tötet ein weiteres Kind, dann überleg mal, welchen Hass die zweite Mutter entwickelt, DAS hätte nicht sein müssen, und da ist die Politik gefragt. Das ganze ist auch illusorisch.... Das ist ein fiktiver koranischer Staat mit fiktiv gottesfürchtigen Muslime, schon da scheiterts.....
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Claudia » Mi 8. Feb 2012, 11:41

marion hat geschrieben: Weil ich ein neugieriger Mensch bin möchte ich trotzdem wissen welche Jesusgeschichte (ich meine damit nicht ob Jesus Gott ist oder nicht) stimmt. Im Quran gibt es keinen Josef, zB. Und was war mit der Kreuzigung? :diva:
Das sind für mich unwichtige Details. Ich glaube, wir sollen uns auf die übergeordneten Prinzipien konzentrieren, die uns (als Anhänger verschiedener Religionen bzw. Weltanschauungen) verbinden und Trennendes überwinden.


Der Quran beschreibt das niedrigste noch erträgliche menschliche Niveau und wenn du auch das nicht einhalten kannst, schauts nicht gut aus. Allerdings ist dem Wachsen nach oben keine Grenze gesetzt!
Ganz so streng sehe ich das nicht. Ich würde sagen, wenn der Mensch sich bemüht, wenigstens die leichten Übungen zu schaffen, schauts schon mal ziemlich gut aus. :D
Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine
Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Mi 8. Feb 2012, 11:44

Claudia hat geschrieben:Genugtuung - was für ein Wort. Da krieg ich Beklemmungsgefühle. :verysad:

Irgendwie sind Rachegedanken ja schon sehr menschlich, besonders wenn der Täter keine Reue zeigt. Ich glaube aber, wir sollen daran arbeiten, solche "niederen" Gefühle zu überwinden, und dass gerade in solch schweren Prüfungen der Sinn des Glaubens liegt.

Spätestens mit Jesus sollte das eigentlich deutlich geworden sein. Ich sehe das neue Testament (mal ganz salopp ausgedrückt) als "Kurs für die Fortgeschrittenen", während der Quran nochmal einen "Anfängerkurs" für alle, die Gott noch nicht kannten, bereitstellt.
http://www.welt.de/gesundheit/psycholog ... -kann.html

Zitate: Gründe für Rache gibt es viele: Ein Kollege macht sich vor den anderen Mitarbeitern lustig über einen, der Chef übergeht einen bei der Beförderung oder man wird von einer guten Freundin belogen. „Rache ist süß“, heißt es dann oft. Tatsächlich sollte man seine Rachegedanken nicht immer sofort verschämt unterdrücken. Denn sie kann durchaus gut tun.

Rachegefühle zu unterdrücken, klappt meistens nicht. Besser ist es, sie in Maßen auszuleben und damit ein Gefühl der Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Studien bestätigen das, zum Beispiel von Wissenschaftlern um Arlene Stillwell von der State University New York. Die Forscher fanden unter anderem heraus, dass diejenigen, die keine Rache geübt hatten, mehr Wut empfanden als diejenigen, die sie ausgelebt haben.

Tatsächlich verbinden viele Menschen mit Rache nicht nur eine bestimmte Hoffnung. „Sie kann unter Umständen wirklich befriedigend sein“, sagt Gollwitzer. Warum? „Rache ist etwas sehr Funktionales. Damit kann man dem anderen zeigen: 'So kannst du mit mir nicht umgehen'.“ Man mache klar: „Ich bin keine Person, auf der man herumtrampeln kann. Rache ist nur dann befriedigend, wenn diese Botschaft bei dem anderen ankommt.“

Außerdem könne man so eine empfundene Ungerechtigkeit wieder ausgleichen. „Rache bezieht sich fast immer auf das Gefühl von Ungerechtigkeit“, so Gollwitzer. „Wer das Gefühl hat, von einer anderen Person unfair behandelt worden zu sein, möchte das rächen.“ Das bestätigt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität von Calgary in Kanada: Bei einer Befragung von Susan Boon und ihren Kollegen gaben fast 47 Prozent „Gerechtigkeit“ als eines der Motive für Rache an.

Wer Rache übt, erreicht oft noch etwas anderes. Sie wird eingesetzt, um in einer bestimmten Beziehung wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Darauf weisen Stillwell und ihre Kollegen hin. Hatte man vorher noch das Gefühl, dem anderen unterlegen zu sein, kann man mit Rache möglicherweise beide Positionen aneinander angleichen.

Trotzdem ist Rache nicht immer die richtige Reaktion


Das läßt sich auch nicht ganz von der Hand weisen..... Und ich denke nicht, dass es göttliche Prüfung ist, diese maßlos zu unterdrücken, ebenso wie man sie nicht maßlos ausleben soll. Nen Mittelweg irgendwie.

P.S. "Sie wird eingesetzt, um in einer bestimmten Beziehung wieder ein Gleichgewicht herzustellen". Das ist, was ich meinte mit der Widerherrstellung des Selbswertgefühls. Wenn du durch ne Tat gedemütigt wurdest und dem Täter passiert nichts , gibt dir Rache wieder das Gefühl gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein, weil du dein Recht bekommst.....
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von Claudia » Mi 8. Feb 2012, 12:21

schwarzerose hat geschrieben: Das läßt sich auch nicht ganz von der Hand weisen..... Und ich denke nicht, dass es göttliche Prüfung ist, diese maßlos zu unterdrücken, ebenso wie man sie nicht maßlos ausleben soll. Nen Mittelweg irgendwie.
Unterdrücken ist für mich hier nicht das passende Wort. Annehmen trifft es für mich besser. Es ist natürlich ein angestrebtes Ideal, und ich behaupte nicht, dass ich das jedes Mal schaffe. Aber wenn jemand mir etwas Schlimmes antut, versuche ich schon, mal bei mir zu schauen, ob ich sowas auch schon bei einem anderen gemacht habe. Wenn nicht, liegt es vielleicht an meinem schlechten Erinnerungsvermögen? Auf jeden Fall kann es eine Warnung sein, ein bisschen aufzupassen. Oder ein Grund zur Dankbarkeit, dass mir der Fehler nicht passiert ist. Irgendwie lassen sich solche negativen Gefühle meistens aufarbeiten. Vielleicht kommt nicht gleich Vergebung dabei raus, aber immerhin die Aussicht, eines Tages verzeihen zu können.
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Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von princesa » Mi 8. Feb 2012, 12:23

As-salamu-alaykoum!
Gerade gelesen zum Stichwort "Rache" (in "la tahzan" / "sei nicht traurig"):
_____________________
Die Besessenheit nach Rache ist Gift,
das durch eine kranke Seele fließt

Die Gekreuzigten der Geschichte ist ein Buch voller
Geschichten über rachsüchtige Menschen, die ihren Feinden harte
Strafen zufügten. Wenn man dieses Buch liest, realisiert man (und
das war vom Autor wohl beabsichtigt), dass das Töten der Feinde
nicht ausreichend war, um ihren Durst nach Rache zu stillen. Die
vom Verfasser aufgezeigte Ironie ist die, dass z. B. eine
gekreuzigte Person aufhört, Schmerzen zu empfinden, nachdem
ihre Seele den Körper verlassen hat. Dagegen wird der
rachsüchtige Mörder nie Frieden oder Glück finden, denn das
Feuer der Rache hat sein ganzes Dasein beansprucht bzw. in
Besitz genommen.
Das Buch berichtet über die Leben einiger Führer der Banu
Abbaas. Sie verpassten die Gelegenheit, ihre Rivalen von den
Banu Umaya zu töten, nur weil die letzteren starben, bevor die
ersteren das Amt antreten konnten. Immer noch aufgebracht
entfernte einer von ihnen den Leichnam seines Feindes aus dem
Grab und peitschte ihn aus, kreuzigte ihn und verbrannte ihn
daraufhin. Verstehe daher dies: Der rachsüchtige Mensch wird
immer mehr Schmerz und Elend empfinden, als das Objekt seiner
Rache, denn er hat sowohl den Frieden als auch die Gelassenheit
verloren.

"Feinde bekümmern nicht den Dummen, genauso wenig wie der
Dumme sich selbst bekümmert."

~Wenn sie euch treffen, sagen sie: ,Wir glauben.' Wenn sie jedoch
allein sind, beißen sie sich aus Wut gegen euch in die Fingerspitzen.
Sprich: Sterbt an euerer Wut!~ (Quran 3: 119)
_________________________

Wassalam, P.
schwarzerose

Re: Das Gebot der Nächstenliebe

Beitrag von schwarzerose » Mi 8. Feb 2012, 12:32

princesa hat geschrieben:Die Besessenheit nach Rache ist Gift.
:top: Da sind wir wieder beim Maß....
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