Gelebter Islam

Wie leben Muslime in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.? (für Gäste lesbar)
UmmAbdurrahman

Gelebter Islam

Beitrag von UmmAbdurrahman » Mi 7. Jul 2010, 11:05

Hallo und herzlich willkommen, liebe Silli.

Hier mein gelebter Islam:

- (derzeit) 4 Uhr: Aufstehen, rituelle Waschung vollziehen, Morgengebet (Fadschr) machen, danach bisschen Koran lesen und wieder ins Bett
- 13.30 Uhr: rituelle Waschung, Mittagsgebet (Zuhr)
-18 Uhr: rituelle Waschung, Nachmittagsgebet (Asr)
-22 Uhr: rituelle Waschung, Abendgebet (Maghrib)
-23 Uhr: Nachtgebet (Ischa)

Um dieses Gerüst herum baue ich meinen Alltag in Form von (Heim-)Arbeit, Putzen, Kochen, Besuch bekommen/besuchen gehen ...
Wobei ich bei diesen Alltagsdingen auch darauf achte, sie so weit möglich auf die Weise zu verrichten, wie sie der Prophet s.a.w. bzw. seine Frauen getan haben (Sunnah).

:D
Benutzeravatar
nouar
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 4243
Registriert: Sa 19. Jun 2010, 16:35
Wohnort: Spanien
Kontaktdaten:

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von nouar » Mi 7. Jul 2010, 11:27

Von mir auch herzlich willkommen :D
@ UmmA: Ich finde es wirklich bewundernswert, wie du das durchziehst :respekt: aber....
Als Hausfrau ist das mit der nötigen Willenskraft machbar, weil man zwar Arbeit satt und genug hat, sich die aber einteilen kann.
Wenn man außer Haus berufstätig ist, sieht die Sache leider anders aus :cry: . Zwischen 23:00 und 4:00 liegen gerade mal 5 Stunden, und sogar weniger, denn man ist ja dann nicht um Punkt 23:00 im Bett und schon eingeschlafen. Wenn man dann den ganzen Tag auf den Beinen sein muss und wirklich fit und konzentriert (in meinem Fall 12-18 jährige unterrichten, gefährliche Schnellstraße hin und zurück, usw.) ist das schlicht und einfach ein Ding der Unmöglichkeit - was Allah hoffentlich einsieht.
LG :)
Wa Alaykum Assalam أمل
UmmAbdurrahman

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von UmmAbdurrahman » Mi 7. Jul 2010, 11:58

Mein Mann ist auch keine Hausfrau ;) , der legt sich nach dem Morgengebet auch noch mal hin, da er ja nicht schon um 5 Uhr zur Arbeit gehen muss. Die Zeiten sind auch nur immer Sommer so weit auseinander.

Meine Meinung: probier es mal, man hat ein gewisses Zeitfenster für jedes Gebet, so dass man sich arrangieren kann. Von vornherein mit der Einstellung "Das geht nicht. Das schaffe ich sowieso nicht." heranzugehen, finde ich kontra-produktiv. Da nimmt man sich selbst den Wind aus den Segeln.

Ob, wann wie und wie oft du überhaupt betest oder nicht, ist allein deine Sache. Allah verliert nichts, wenn du nicht betest und Er gewinnt nichts, wenn du es tust. :)
Silli

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Silli » Mi 7. Jul 2010, 12:03

Wenn ich persönlich an Nachtdienst denke, an hohe Konzentration, die abrufbereit sein muss, da frage ich mich schon auch, wie die Gebete in den Tagesablauf sinnvoll einfließen können. Und auch als Hausfrau und Mutter mit Kindern, die krank sind oder nicht durchschlafen oder was auch immer, stelle ich mir die Organisation schwierig vor.
UmmAbdurrahman

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von UmmAbdurrahman » Mi 7. Jul 2010, 12:12

Die Gebete dauern jeweils nur wenige Minuten und die Zeitfenster dafür sind relativ weit gefasst. Ob ich mich mehrmals am Tag z.B. eine Zigarettenpause mache oder stattdessen meine Gebete verrichte, nimmt sich vom Zeitplan her nichts.
Benutzeravatar
nouar
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 4243
Registriert: Sa 19. Jun 2010, 16:35
Wohnort: Spanien
Kontaktdaten:

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von nouar » Mi 7. Jul 2010, 12:18

UmmA, im Prinzip hast du Recht, aber ... :tuedeltue:
Vielleicht wäre es keine so schlechte Idee im Herbst/Winter anzufangen anstatt knallhart mitten im Sommer.
Dann hat man hat man die Gebete schon in den Tagesablauf integriert und die Zeiten verschieben sich nach und nach, so dass man sich dran gewöhnen kann.
Aber der Vergleich mit Zigarettenpause... naja.
Zigarettenpausen sind nicht so aufwendig. Rauchen kann man draußen überall. Man muss nur vor die Tür gehen und fertig. Im Winter friert man halt ein paar Minuten. Aber beten während der Pause? Ich meine, so richtig korrekt, mit Wudu, KT, dem ganzen Bewegungsablauf? Das kann ich bei mir in der Schule nirgendwo bringen und ich befürchte, da bin ich nicht die einzige. Viele Arbeitgeber tolerieren sowas leider nicht.
Wa Alaykum Assalam أمل
Anisah

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Anisah » Mi 7. Jul 2010, 12:18

Bei mir, heute:
Wudu, dann Fajr um 4:55, danach Tag anfangen
Gleich Mittagspause (12:45), danach Zuhr(13:21)
Asr ist um 17:44, ich mache um 17:30 Feierabend
Maghrib um 21:39
Isha'a fällt leider oft aus - irgendwann muss ich ja auch mal schlafen.

Die Tage werden aber bereits wieder kürzer, schon in 1-2 Wochen bekomme ich wieder alle Gebete unter.

Ich arbeite und bete trotzdem - wenn möglich ziehe ich mich zurück. Wenn ich unterwegs/beim Kunden/irgendwo zu Besuch bin, findet sich immer eine Gelegenheit - ich habe inzwischen viel Übung darin, auf fremden Toiletten diskret Wudu zu machen und ebendort ebenso diskret zu beten.

Die Gebete sind mir wichtig, ich lasse sie nur ausfallen wenn es wirklich nicht anders geht.

Wenn Ramadan ist und ich noch früher aufstehe, werde ich wohl nachmittags ein Stündchen schlafen - das kann der durchschittliche Angestellte nicht, zugegeben. Irgendwie schaffen die das aber auch, bei unseren Kunden gibt es so einige Muslime.

Viele (größere) Firmen wo ich arbeite haben übrigens auch Gebetsräume, man muss nur fragen.
Anisah

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Anisah » Mi 7. Jul 2010, 12:19

@nouar: Bevor Du gar nicht betest, bete ein bisschen. Sei Allah nahe, das ist das wichtigste. Ich bete auch schon mal im Hamburger Hauptbahnhof auf dem Bahnsteig, mitten unter den Leuten. Ich stelle mir die Bewegungen dann vor.
Benutzeravatar
Hayat_Intisar
Admin in Pause
Admin in Pause
Beiträge: 2831
Registriert: Do 5. Jun 2003, 12:56
Wohnort: Rhein-Main

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Hayat_Intisar » Mi 7. Jul 2010, 12:22

Stimmt, die Gebete selber dauern nicht lange.
Ich denke, es geht den meisten nur um die Gebete, die nicht so "günstig" liegen. Denn ich will ja das Gebet auch mit der entsprechenden Konzentration, Anbindung an Gott machen.
Und genau da ist es im Sommer ein Problem, weil zwei Gebete entweder sehr spät oder sehr früh liegen, oder im Winter, dass manche Gebete viel zu nah beieinander liegen.

Was aber nicht heißt, dass es unmöglich ist, nur, ich bete dann das Nacht-Gebet, wenn ich ins Bett gehe, und wenn das im Sommer bereits um 22 Uhr ist. Genauso wie ich das Morgengebet bete, wenn ich aufstehe. Das mag zwar dann für viele ein Grauen sein, dass man das so handhabt, aber das finde ich auf Dauer praktikabel.
Übrigens habe ich mich früher auch streng an die vorgegebenen Zeiten gehalten, ging solange, bis Haushalt, Kind, 40-Stunden-Woche und damals lange Fahrtzeiten zusammenkamen. Und ja, das zunehmende Alter. Ist wirklich so, mit 20, 30 steckt man noch mehr weg als jetzt mit 40 ;)
Benutzeravatar
nouar
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 4243
Registriert: Sa 19. Jun 2010, 16:35
Wohnort: Spanien
Kontaktdaten:

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von nouar » Mi 7. Jul 2010, 12:28

@ Anisah: Ja, ich weiß :) Werde ich dann auch tun... sobald ich es kann (bin gerade noch am lernen).
@ Hayat: Genau so ist es leider. Mit 20 habe ich auch noch die Nächte am WE durchgemacht und dann am Montag den ganzen Tag gearbeitet. :smifun:
Wa Alaykum Assalam أمل
Benutzeravatar
filfla
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 3152
Registriert: Mo 22. Sep 2008, 20:10

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von filfla » Mi 7. Jul 2010, 13:29

lso mir fällt es im Sommer viel leichter die Zeiten einzuhalten, wweil die Spanne viel größer ist, im Winter, wo Abendgebet um 16.30 uhr ist und nachtgebet um 18, hat man echt ein "Problem", wenn man da in ner Vorlesung (studiere ja :engel_lieb: ) sitzt, man kann j schlecht mittendrin mal kurz beten gehen... :tuedeltue:
"Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ins Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern nur noch um Seiner ewigen Schönheit Willen" (Rabia al-Adawiyya).
ka1960

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von ka1960 » Mi 7. Jul 2010, 14:14

filfla hat geschrieben:lso mir fällt es im Sommer viel leichter die Zeiten einzuhalten, wweil die Spanne viel größer ist, im Winter, wo Abendgebet um 16.30 uhr ist und nachtgebet um 18, hat man echt ein "Problem", wenn man da in ner Vorlesung (studiere ja :engel_lieb: ) sitzt, man kann j schlecht mittendrin mal kurz beten gehen... :tuedeltue:
Es geht mich ja im Prinzip nichts an aber ich denke mir, dass sich das schon viele gefragt haben:

Was macht ein Moslem, der nördlich des Polarkreises wohnt, wo die Sonne zeitweise überhaupt nie auf bzw. untergeht?

:confused: :confused:
Benutzeravatar
Hayat_Intisar
Admin in Pause
Admin in Pause
Beiträge: 2831
Registriert: Do 5. Jun 2003, 12:56
Wohnort: Rhein-Main

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Hayat_Intisar » Mi 7. Jul 2010, 14:18

Ist kein Problem, dann orientiert er sich nicht an der Sonne, sondern an den Gebetszeiten anderer Regionen. Entweder der von Mekka (eine Gelehrtenempfehlung), oder an der des nächstgelegenen Ortes, wo es noch praktikable Gebetszeiten gibt (andere Gelehrtenempfehlung), gleiches gilt für das Fasten.
Benutzeravatar
mona43
Profi
Profi
Beiträge: 740
Registriert: So 30. Nov 2008, 21:39
Wohnort: Berlin

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von mona43 » Mi 7. Jul 2010, 14:40

Mein Tagesablauf:
8:00 Uhr Aufstehen, Wudu, Morgengebet nachholen, Frühstück, Arbeit
17:15-17:30 Uhr, wenn ich es schaffe Mittagsgebet nachholen oder gemeinsam mit Nachmittagsgebet
Magrebh und Nachtgebet ist kein Problem, gehe eh erst um Mitternacht schlafen.
Naja und die Hausarbeit wird nach dem Nachmittagsgebet vor Magrebh erledigt.
Im Winter finde ich es anders schwierig. Da kann ich das Morgengebet in der Zeit erledigen, aber Mittag und Nachmittag ist schwierig, vor allem wenn Magrebh dann auch noch so früh ist.
Ich versuche was ich kann, Allah will es uns ja leicht machen und nicht schwer ;)
Für Ramadan nehme ich mir für die ersten 2 1/2 bis 3 Wochen Urlaub.
Ach und herzlich willkommen :lol:
"I wish religion would reach politicians, but I don't wish the religious reach political life"
Asiye

Re: Was ich zu finden hoffe …

Beitrag von Asiye » Mi 7. Jul 2010, 15:53

Silli hat geschrieben:Wenn ich persönlich an Nachtdienst denke, an hohe Konzentration, die abrufbereit sein muss, da frage ich mich schon auch, wie die Gebete in den Tagesablauf sinnvoll einfließen können. Und auch als Hausfrau und Mutter mit Kindern, die krank sind oder nicht durchschlafen oder was auch immer, stelle ich mir die Organisation schwierig vor.

Ich habe zwar jetzt keine Quelle dazu, aber man kann ja auch das Mittags- und Nachmittagsgebet und das Abend- und Nachtgebet zusammen beten, wenn man es sich vornimmt, weil man es nicht schafft, z.B. wegen der Arbeit. Vielleicht hat eine Schwester hier Genaueres. So habe ich es jedenfalls auch immer gemacht. Als Op-Schwester kann man ja nicht mal eben vom Tisch abtreten und beten gehen und im Bereitschaftsdienst mussten wir auch jeder Zeit bereit sein in den Kreiss-Saal zu laufen. Mach es Dir nicht zu schwer. Verrichte die Gebete so gut Du kannst. Und je mehr man sich damit auseinandersetzt, umso mehr Möglichkeiten fallen einen ein. In welchem Medizinischen Bereich arbeitest Du denn? Vielleicht kannst Du ja im Bereitschaftsdienst in Deinem Bereitschaftszimmer beten.

Wa salam
Antworten