Kardinalfehler des Westens gegenüber der islamischen Welt - Von Scheingefechten und fehlender Fairness und Aufrichtigkeit im Umgang mit den Muslimen
http://islam.de/18422.phpWorin liegt der Irrtum? Wir fast alle radikalen auch kriegerischen Phänomene der jüngsten drei Jahrzehnten werden auf die Religion zurückgeführt. Die Wirklichkeit: die Mehrzahl der vernünftigen Akteure in den betroffenen Ländern beharrt darauf, dass da eher wenig Religion in der Flasche ist. Viele der Bewegungen sind zwar religiös ausgerichtet, haben einen solchen Namen, sind aber eher nationalpolitische Agenturen.
Thumann ist ein gründlicher Reporter, der mit seiner bescheidenden Art besser durch einige Türen kommt, denn andere, die mit ihrer europäischen Arroganz das versuchen.
Selbst in Saudi Arabien gelingt es ihm, zu einer Redakteurin der großen Tageszeitung durchgelassen zu werden. Das Kapitel „Frauen: Mit dem Teufel auf dem Diwan“ beginnt natürlich in Saudi Arabien. In diesem Land sei selbst der einfachste Weg kompliziert: „Wo wollen Sie hin?“ fragt ihn der Pförtner in der Redaktion von Al Watan: „In die Frauensektion?“ Nein, meint er, das hat es noch nie gegeben. Aber der freundliche Reporter beharrt. Da wird der Chef angerufen und der hat es erlaubt. „Hinter der Trennwand der Geschlechteröffnete sich jene fremde nahe Welt, die für Männeraugen nicht bestimmt ist. Für einen Moment fühlte ich mich fast privilegiert, dass ich hier einen Eintritt bekam. In dem weißgetünchten Raum…saßen nun ganz unter sich ein Mann und eine Frau – weder verwandt noch verheiratet. Das kommt in Saudi Arabien einem Ausnahmezustand gleich.“ Er trifft Imam al-Khtani. Er hat sie nicht richtig gesehen, nur die schwarzen Augen, die hellblaue Brille, eine Ahnung von Stirn und die mit der Pinzette gezähmten feinen Brauen.
Es verändert sich in dem versteinerten Land des Nahen Ostens eben doch einiges. Ein Universitätsdozent unterrichtet Studentinnen. In dem Land, das Kinos verboten hat, wird die Vorlesung über den Fernseher in den Hörsaal eingespeist. Besonders raffiniert sei eine Glaswand, durch die die Studentinnen sehen können, die aber für den Dozenten verspiegelt sei. Die junge 22jährige Redakteurin sagt Thumann: „Glauben Sie bloß nicht, dass der Koran das alles vorschreibt. Wir leben hinter hohen Felsmauern der Tradition. Die Bräuche, nicht der Islam, schränken unsere Freiheit ein“.