Atheismus und Kommunismus

Kunterbuntes rund um Religion, Glaube und Spiritualität (für Gäste lesbar)
Benutzeravatar
Leila2003
Forums-Mufti
Forums-Mufti
Beiträge: 2406
Registriert: Mo 2. Apr 2007, 16:52
Wohnort: DD
Kontaktdaten:

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Leila2003 »

ka1960 hat geschrieben:
Leila2003 hat geschrieben: (...) d. h. das Sein bestimmt
das Bewusstsein.
Ist das bei religiösen Menschen nicht genauso?

Ich lese hier immer wieder bzw. höre das auch im wirklichen Leben, dass Menschen ihre Religion brauchen, um einen "Halt" im Leben zu haben. In diesen Zusammenhang passt es ja auch, dass Menschen in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten leichter von ihrem Glauben abfallen, nach dem Motto: es geht mir gut, wozu brauche ich Gott?
Nein, bei religiösen Menschen ist es genau umgekehrt: Hier bestimmt das Bewusstsein
das Sein, d. h. eine Idee geht allem voraus und das Ideelle gilt als ewig und unendlich.
Es wird davon ausgegangen, dass Materie (also Sein) aus dem Bewusstsein (also Idee oder Gott) hervorgegangen ist.
Glück ist die Abwesenheit von Leid. (Epikur)
http://stickerei1996.wordpress.com/eine-seite/
AlNour

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von AlNour »

Es ist doch aber auch bekannt und beschrieben das Allah nicht isst und auch nicht schläft...das sind auch menschlcihe Eigenschaften :confused:
Ich kann mir Allah nicht als Mensch mit Händen und Füßen vorstellen :shock:
Benutzeravatar
Hayat_Intisar
Admin in Pause
Admin in Pause
Beiträge: 2831
Registriert: Do 5. Jun 2003, 12:56
Wohnort: Rhein-Main

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Hayat_Intisar »

Manche Menschen nehmen halt bestimmte Aussagen im Quran wortwörtlich, anstatt sie als Bilder zu verstehen. ;)

Aber mal zum Ausgangsthema zurückzukommen.
Ich habe mir die Frage tatsächlich schon gestellt, ob bestimmte Religionen Schuld an Krieg, Unterdrückung etc. sind.
Ich bin für mich zum Schluss gekommen, dass sie nicht Ursache von Leid sind, sondern immer wieder missbraucht wurden.
Klar, rein verstandesmäßig würde man erwarten, dass eine Religion, die EINEN Gott verkündet, auch im verstärkten Maße negative Auswirkungen haben könnte auf Toleranz, Menschlichkeit etc.
Wenn ich mich aber in der Geschichte so umschaue, so sehe ich von Anfang bis Ende Kriege, Unterdrückung, Grausamkeit, das Streben nach bloßer Macht. Ganz egal, was für Gesellschaftsformen zugange waren, ob es Religionen gab oder nicht, und egal ob diese Religionen monotheistisch waren oder nicht.
Es scheint leider in der menschlichen Natur zu liegen genauso wie der Missbrauch von irgendetwas, und sei es eine Idee, um seine persönlichen Ziele zu erreichen.
Benutzeravatar
Madeleine
Profi
Profi
Beiträge: 628
Registriert: Di 27. Apr 2010, 22:27

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Madeleine »

Hayat_Intisar hat geschrieben:Manche Menschen nehmen halt bestimmte Aussagen im Quran wortwörtlich, anstatt sie als Bilder zu verstehen. ;)

Aber mal zum Ausgangsthema zurückzukommen.
Ich habe mir die Frage tatsächlich schon gestellt, ob bestimmte Religionen Schuld an Krieg, Unterdrückung etc. sind.
Ich bin für mich zum Schluss gekommen, dass sie nicht Ursache von Leid sind, sondern immer wieder missbraucht wurden.
Klar, rein verstandesmäßig würde man erwarten, dass eine Religion, die EINEN Gott verkündet, auch im verstärkten Maße negative Auswirkungen haben könnte auf Toleranz, Menschlichkeit etc.
Wenn ich mich aber in der Geschichte so umschaue, so sehe ich von Anfang bis Ende Kriege, Unterdrückung, Grausamkeit, das Streben nach bloßer Macht. Ganz egal, was für Gesellschaftsformen zugange waren, ob es Religionen gab oder nicht, und egal ob diese Religionen monotheistisch waren oder nicht.
Es scheint leider in der menschlichen Natur zu liegen genauso wie der Missbrauch von irgendetwas, und sei es eine Idee, um seine persönlichen Ziele zu erreichen.
Ich habe mich das auch schon oft gefragt, und bin zu einem ähnlichen Schluss gekommen. Ein großes Problem, v.a. bei monotheistischen Religionen ist der Absolutheitsanspruch, denn wenn ich Anders- oder Nichtglaubende als fehlgeleitet und somit minderwertig ansehe, fördert das nicht gerade den Respekt voreinander. Andererseits hat es Kriege immer schon gegeben, in allen Gesellschaften. Aber wenn alle Menschen für sich denken würden "Leben und leben lassen", dann würde es wohl friedlicher zugehen. Nur, das ist eben nicht so. :verysad:
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. (G. B. Shaw)
Benutzeravatar
Hayat_Intisar
Admin in Pause
Admin in Pause
Beiträge: 2831
Registriert: Do 5. Jun 2003, 12:56
Wohnort: Rhein-Main

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Hayat_Intisar »

Ja, einen Absolutheitsanspruch sehe ich auch als problematisch an, wobei ja eine monotheistische Religion den nicht unbedingt haben muss, genauso wie auch eine anderweitig geprägte Religion oder Lebenseinstellung diesen haben kann.
rosaveilchen
Forums-Mufti
Forums-Mufti
Beiträge: 1741
Registriert: So 5. Jul 2009, 15:17

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von rosaveilchen »

nur zum Einwurf: "Fundamentalisten der Aufklärung" ^^
Benutzeravatar
killyfisch
Admin in Pause
Admin in Pause
Beiträge: 6233
Registriert: Di 26. Aug 2003, 08:02

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von killyfisch »

Was meinst du damit?
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt."
(Friedrich Rückert)
Benutzeravatar
Madeleine
Profi
Profi
Beiträge: 628
Registriert: Di 27. Apr 2010, 22:27

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Madeleine »

Hayat_Intisar hat geschrieben:Ja, einen Absolutheitsanspruch sehe ich auch als problematisch an, wobei ja eine monotheistische Religion den nicht unbedingt haben muss, genauso wie auch eine anderweitig geprägte Religion oder Lebenseinstellung diesen haben kann.
Stimmt, das Judentum beispielsweise geht davon aus, dass jeder, sofern er sich an gewisse ethische Grundsätze hält (Noachidische Gebote), ins Paradies kommen kann, egal, welcher Religion er angehört.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. (G. B. Shaw)
Benutzeravatar
Madeleine
Profi
Profi
Beiträge: 628
Registriert: Di 27. Apr 2010, 22:27

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Madeleine »

rosaveilchen hat geschrieben:nur zum Einwurf: "Fundamentalisten der Aufklärung" ^^
Na ja, das eine schließt ja eigentlich das andere aus :confused:
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. (G. B. Shaw)
rosaveilchen
Forums-Mufti
Forums-Mufti
Beiträge: 1741
Registriert: So 5. Jul 2009, 15:17

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von rosaveilchen »

nein, tut es nicht. "Sie glauben, dass (...) jede Religion eine Beleidigung der Intelligenz und Verkrüppelung des menschlichen Geistes darstellt." (Timothy Garton Ash)

Es war als ein gedanklicher Einwurf gedacht, da wirklich jede Weltanschauung fundamentalistisch und absolut werden kann.
Benutzeravatar
Madeleine
Profi
Profi
Beiträge: 628
Registriert: Di 27. Apr 2010, 22:27

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Madeleine »

rosaveilchen hat geschrieben:nein, tut es nicht. "Sie glauben, dass (...) jede Religion eine Beleidigung der Intelligenz und Verkrüppelung des menschlichen Geistes darstellt." (Timothy Garton Ash)

Es war als ein gedanklicher Einwurf gedacht, da wirklich jede Weltanschauung fundamentalistisch und absolut werden kann.
Ist auch interessant, der Einwurf! Ich sehe das halt etwas anders, ich finde, dass jemand, der Vertreter der Aufklärung bzw. Religionskritik als Fundamentalisten bezeichnet, etwas über das Ziel hinausschießt. Ich finde, dass den Religionskritikern wesentliche Merkmale des Fundamentalismus fehlen.
Definitionen

* Es gibt - wie so oft - keine einheitliche Definition des Begriffs. Die folgenden Ansätze beginnen bei einem Grundkonsens, den dann verfeinert wird. Zur näheren Begriffsbestimmung dient der Abschnitt ,,Merkmale`` (Abschnitt [*])
* Grundkonsens besteht über folgenden Definitionsansatz:

Fundamentalismus soll als Strukturbegriff verwendet werden, der eine bestimmte Form von willkürlicher Selbstabschließung eines Denk- und Handlungssystemes gegen Alternativen bezeichnet.

Arten

* Der religiöse Fundamentalismus teilt sich wird differenziert nach dem Grad, in der Staat durch die Religion bestimmt werden soll (im Iran zum Beispiel mehr, als in den USA).
* Der politisch-ideologische Fundamentalismus findet sich zum Beispiel bei orthodoxen Marxisten. Man könnte ihn auch ganz schlau als ,,säkularen`` Fundamentalismus bezeichnen.

Merkmale
Dem Fundamentalismus sind - abgeleitet aus den Definitionen und Erscheinungsformen - mehr oder weniger charakterisierende Merkmale zu eigen:

* Der Fundamentalismus stellt den Versuch dar, die Öffnung der Gesellschaft für Alternativen rückgängig zu machen. Lediglich ein Gesellschaftsentwurf soll für alle verbindlich festgeschrieben werden.
* Folgende sechs Merkmale liefern nach meiner Ansicht einen halbwechs handhabbaren Fundamentalismusbegriff:

absolut:
Der Fundamentalismus setzt seine Grundlage als absolute Wahrheit fest. sie ist über jede Kritik erhaben und dem Diskurs entzogen.
totalitär:
Er weist eine Tendenz zur lückenlosen Erfassung der betroffenen auf.
wissenschaftsfeindlich:
Zumindest die Grundlage ist jedem Zugriff durch Wissenschaft entzogen.
antimodern:
Der Fundamentalismus richtet sich reaktiv gegen Aspekte der Moderen. Moderne Verhaltensweisen werden als dekadent und zerstörerisch gebrandmarkt.
heilsgewiß:
Die meisten Fundamentalismen stellen ihren Anhängern das ,,Heil`` in Aussicht. Tuen si das nicht, so stellen sie wenigstens ihren Gegnern das Unheil in Aussicht (sowohl hier als auch im Jenseits).
intolerant:
Alternative (Gesellschafts-)entwürfe werden nicht als gleichberechtigt anerkannt, sondern bekämpft.
Quelle: http://www.student.uni-kl.de/~paetzold/ ... ismus.html

lg Madeleine
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. (G. B. Shaw)
rosaveilchen
Forums-Mufti
Forums-Mufti
Beiträge: 1741
Registriert: So 5. Jul 2009, 15:17

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von rosaveilchen »

absolut:
Der Fundamentalismus setzt seine Grundlage als absolute Wahrheit fest. sie ist über jede Kritik erhaben und dem Diskurs entzogen.

Keiner darf die Errungenschaften der Aufklärung in Frage stellen. Wer dies tut ist rückschrittlich. Die Aufklärung ist das A und O. Man verlangt ja auch vom Islam, dass er seine eigene Aufklärung durchläuft um endlich modern zu werden.

wissenschaftsfeindlich:
Zumindest die Grundlage ist jedem Zugriff durch Wissenschaft entzogen.

Wissenschaftsfeindlich vllt nicht. Aber wie steht es mit der Theorie, dass die Erde durch einen Urknall entstanden sein soll? Es ist bisher nur eine Theorie und wird z.T. als unumstößliche Wahrheit präsentiert. Andere Entwürfe für die Entstehung der Erde (zumeist religiöse Vorstellungen) werden als unsinnig abgetan.


intolerant:
Alternative (Gesellschafts-)entwürfe werden nicht als gleichberechtigt anerkannt, sondern bekämpft.

Ja, denn alle Gesellschaftsentwürfe, die gegen ihren Sinn der Aufklärung stehen, werden als rückschrittlich betrachtet.
Es gibt, also wie in jeder Anschauung Tendenzen zum Fundamentalismus.
Anisah

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von Anisah »

Versuch mal, in einer westlichen Kultur, freiwillig und absichtlich auf Deine Freiheit zu verzichten. Das kann ziemlich anstrengend werden.
UmmAbdurrahman

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von UmmAbdurrahman »

Anisah hat geschrieben:Versuch mal, in einer westlichen Kultur, freiwillig und absichtlich auf Deine Freiheit zu verzichten. Das kann ziemlich anstrengend werden.
:tuedeltue:
Benutzeravatar
killyfisch
Admin in Pause
Admin in Pause
Beiträge: 6233
Registriert: Di 26. Aug 2003, 08:02

Re: Atheismus und Kommunismus

Beitrag von killyfisch »

Verzichtet ihr denn wirklich auf eure Freiheit, oder nutzt ihr sie einfach nur "anders"?
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt."
(Friedrich Rückert)
Antworten