Die Frage, was denn eigentlich die richtige Religion ist, beschäftigt mich auch momentan (mal wieder, bzw. immer noch). Hier wurde ja oft kritisiert, dass einige Frauen in einem Überschwang (oft im Zusammenhang mit einem Mann) zum Islam konvertieren, ohne zu bedenken, ob sie sich in ihrer ursprünglichen Religion nicht ebenso wohl fühlen könnte, bzw. Gott nahe sein könnten.
Nun ist es bei mir ja so, dass ich keine "Ursprungs-Religion" in dem Sinne habe, meine Eltern sind beide aus der Kirche ausgetreten lange bevor ich geboren war und sind halt auch hundertprozentige Atheisten. Für mich persönlich war dann der eigentliche Durchbruch erstmal überhaupt zu erkennen, dass es einen Gott gibt.
Da ich das für meine Kinder auch in irgendeiner ritualisierten Form zelebrieren wollte, war für mich das naheliegendste erstmal das Christentum, mit dem ich mich aber auch nicht hundertprozentig auseinandergesetzt habe, habe z.B. die Bibel nur auszugsweise gelesen. Meine Einstellung zu den verschiedenen Religionen war zu dem Zeitpunkt dann halt auch, dass es halt verschiedene Darreichungsformen für verschiedene Völker/ Menschengruppen gäbe. Ich habe das dann aber nicht wirklich weiterverfolgt.
Als ich aufgrund persönlicher Umstände in engeren Kontakt mit dem Islam in Kontakt kam und dann den Koran gelesen habe, war das damals für mich wie eine Offenbarung, da dort ja auch steht, dass dies eine Botschaft für alle Völker wäre, und dass es quasi die logische Fortsetzung vom Christentum wäre. Ich hatte dann einfach das Gefühl, dass es logisch wäre zu konvertieren, denn wenn ich anerkenne, das Mohammed ein Prophet Gottes und der Quran Gottes Offenbarung ist, dann bin ich ja schon Muslima. Alles andere, womit sich hier einige lange und gründlich beschäftigen, war für mich erstmal ziemlich nebensächlich. Die Gebete, wenn ich sie denn regelmäßig ausführe, geben mir in der Regel sehr viel und ich fühle mich auf die Art und Weise auch sehr Gott verbunden.
Aber fast alles andere, was Muslime hier oft als "den Islam" darbieten, erschließt sich mir so gut wie gar nicht. Sei es das Kopftuch, die Geschlechtertrennung, das Aufrechnen von Hasanat, das ständige Mashallah, allhamdulillah und sonstiges Zitieren von arabischen Floskeln, die Regeln bezüglich linker und rechter Hände und Füße... das finde ich so absurd, dass ich es gar nicht mir dem Gefühl in Verbindung bringen kann, was ich während eines guten (innigen) Gebetes wahrnehme.
Ich erlebe da also einen ziemlichen Widerspruch und der setzt sich in vielen Dingen fort. Beispielsweise finde ich die christlichen Feste einfach schön, da sie sich mit ihren Traditionen auch in die entsprechende Jahreszeit einfügen. Ramadan jedoch, dem ich schon auch einiges abgewinnen kann, finde ich gar nicht eingepasst in die Jahreszeit. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt, dass es schwierig ist, so lange zu fasten, sondern dass das ganze "Lichter in der Nacht anzünden" nicht wirklich bei mir greift, wenn die Nacht erst um 22 Uhr richtig dunkel ist und zudem auch noch eher warm ist..Das Opferfest ist mir noch fremder.
So ganz zurück zum Christentum kann ich aber doch nicht, da ich die dort enthaltenen Widersprüche schon auch als solche wahrnehme, und halt auch nicht an den Gott glaube, der sich in Form seines Sohnes erscheint und der durch den Tod dieses Sohnes die Sünden der Menschen vergibt (ich weiß, dass das jetzt arg abgekürzt ist).
Was ist nun also die richtige Religion für mich? Ursprung habe ich nicht. Eine geografische Zuordnung ist irgendwie auch blödsinnig, vor allem, wenn man auf die Ursprünge zurückgeht, beide Ursprungsländer sind ja doch ziemlich weit von Deutschland entfernt....
Ich hatte mich der zeitlichen Logik unterworfen, aber ist es eigentlich überhaupt so, dass Gott in den gleichen zeitlichen Dimensionen denkt wie wir? Ist für ihn Vergangenheit wirklich Vergangenheit oder kann es nicht genausogut zukünfitg sein? (Ich hoffe, hier hat mich noch nicht jede veroren, weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll...)
Was hat es denn nun mit diesem "Siegel der Propheten" auf sich? Ich findem im sich manifestierten Islam so viel falsches, dass doch Gott wirklich sich die Mühe machen könnte, ein weiteres Update hinunterzu senden, oder nicht?
Und irgendwie suche ich ja auch nicht nur meine eigene kleine persönliche Wahrheit, sondern auch sowas wie eine Gemeinschaft von Menschen, die ähnlich denken, die Gott ähnlich sehen, mit denen man dann ensprechende Feste gemeinsam feiern könnte....
Bin im Moment wirklich sehr ratlos
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"Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, zur Ausübung der einfachsten angewendet würde."
(Marie von Ebner-Eschenbach)