Mein Tag in einer Baptistenkirche
Mein Tag in einer Baptistenkirche
Hallo,
ich war eben in LA und habe es mir dort nicht entgehen lassen einige Erfahrungen zu sammeln. Wir waren zu Besuch bei Verwandten, die sehr überzeugte Anhänger ihrer Baptistenkirche sind. Ich mag die zwei sehr gerne und wollte mir mal ansehen wie es in der Kirche, die ihnen so viel bedeutet zugeht. Aus diesem Grund hab ich einen der Sonntage mit ihnen in der Bibelrunde und im Anschluss in der Kirche verbracht - und dabei nicht schlecht über ein paar Dinge gestaunt.
Zum Beispiel über die sehr aggressive Art alles und jeden missionieren zu wollen. (Wir wurden gleich mal mit Büchern überhäuft die behaupteten wissenschaftlich beweisen zu können warum Jesus Gottes Sohn ist und warum es das beste für uns sei das endlich einzusehen). Sie schickten an dem Tag auch eine Gruppe kalifornischer Jugendlicher nach Togo um die (Quote) "armen, schwarzen, spirituell verhungerten Kinder" dort zu retten.
Ich war über die Modernität erstaunt (der Pastor kam in Flip Flops, die Videowall machte hinten Werbung für den Facebook-Account der Kirche, die Band auf der Bühne klang bis auf den Text wie jeder andere moderne Popsong).
Am meisten erstaunte, bzw. schockierte mich die Naivität der Besucher. Der Pastor hatte als Thema "Diskriminierung" gewählt und an alle Zettel verteilt auf denen stand: "Discrimination is ______ . " Während seiner Show erklärte er dann allen Besuchern: "Discrimination is bad." und oben auf der Videowall stand groß: "Discrimination is bad." Und alle 200 Leute im Raum zückten ihren Stift und schrieben über den Strich: "bad" .
Es war irgendwie sehr eigenartig... einerseits betont lässig und modern, andererseits erschien mir die Kirche gleichzeitig fundamentalistisch, weltfremd und in ihrer Denkweise ausschließlich. Andere Meinungen waren nicht erwünscht, das hab ich schnell bemerkt. Hier kam dann auch wieder das, was ich sonst hauptsächlich von meinen islamischen Bekannten und Verwandten kenne:
Meine christlichen Verwandten wollen mich sofort missionieren, überhäufen mich mit Büchern und nehmen sich das Recht heraus mir verstehen zu geben wie falsch ich liege. Sobald ich aber (eh vorsichtig) sage, dass ich glaube dass "Glauben" etwas mit Glauben zu tun hat und sich nicht wissenschaftlich beweisen lässt ist die Empörung groß und meine restliche Verwandtschaft legt mir nahe des Hausfriedens wegen das Buch höflich anzunehmen, zu nicken und ja nichts zu kritisieren.
Und was mich auch irritierte war die Diskussion in der Bibelrunde... die Gläubigen fragten sich gegenseitig was sie tun würden wenn jemand ihnen eine Waffe an die Stirn halten würde und sie fragen würde "ist Jesus wirklich Gottes Sohn?" Bei Verneinung der Religion dürften sie leben, wenn sie mit "Ja" antworten werden sie erschossen. Begeistert sagten viele, auch Eltern und Großeltern sie würden laut "JA" sagen und sich die Kugel durch den Kopf jagen lassen, sie wüssten ja dass sie dann im Paradies landen. (Egal ob sie jetzt wirklich so handeln würden oder nicht) Ich hielt die Klappe und fragte nicht nach wem eine so sinnlose Aktion was bringen würde... den Kindern die dann keine Eltern mehr haben bestimmt nicht.
Ich merke wie wenig ich so etwas verstehe...
ich war eben in LA und habe es mir dort nicht entgehen lassen einige Erfahrungen zu sammeln. Wir waren zu Besuch bei Verwandten, die sehr überzeugte Anhänger ihrer Baptistenkirche sind. Ich mag die zwei sehr gerne und wollte mir mal ansehen wie es in der Kirche, die ihnen so viel bedeutet zugeht. Aus diesem Grund hab ich einen der Sonntage mit ihnen in der Bibelrunde und im Anschluss in der Kirche verbracht - und dabei nicht schlecht über ein paar Dinge gestaunt.
Zum Beispiel über die sehr aggressive Art alles und jeden missionieren zu wollen. (Wir wurden gleich mal mit Büchern überhäuft die behaupteten wissenschaftlich beweisen zu können warum Jesus Gottes Sohn ist und warum es das beste für uns sei das endlich einzusehen). Sie schickten an dem Tag auch eine Gruppe kalifornischer Jugendlicher nach Togo um die (Quote) "armen, schwarzen, spirituell verhungerten Kinder" dort zu retten.
Ich war über die Modernität erstaunt (der Pastor kam in Flip Flops, die Videowall machte hinten Werbung für den Facebook-Account der Kirche, die Band auf der Bühne klang bis auf den Text wie jeder andere moderne Popsong).
Am meisten erstaunte, bzw. schockierte mich die Naivität der Besucher. Der Pastor hatte als Thema "Diskriminierung" gewählt und an alle Zettel verteilt auf denen stand: "Discrimination is ______ . " Während seiner Show erklärte er dann allen Besuchern: "Discrimination is bad." und oben auf der Videowall stand groß: "Discrimination is bad." Und alle 200 Leute im Raum zückten ihren Stift und schrieben über den Strich: "bad" .
Es war irgendwie sehr eigenartig... einerseits betont lässig und modern, andererseits erschien mir die Kirche gleichzeitig fundamentalistisch, weltfremd und in ihrer Denkweise ausschließlich. Andere Meinungen waren nicht erwünscht, das hab ich schnell bemerkt. Hier kam dann auch wieder das, was ich sonst hauptsächlich von meinen islamischen Bekannten und Verwandten kenne:
Meine christlichen Verwandten wollen mich sofort missionieren, überhäufen mich mit Büchern und nehmen sich das Recht heraus mir verstehen zu geben wie falsch ich liege. Sobald ich aber (eh vorsichtig) sage, dass ich glaube dass "Glauben" etwas mit Glauben zu tun hat und sich nicht wissenschaftlich beweisen lässt ist die Empörung groß und meine restliche Verwandtschaft legt mir nahe des Hausfriedens wegen das Buch höflich anzunehmen, zu nicken und ja nichts zu kritisieren.
Und was mich auch irritierte war die Diskussion in der Bibelrunde... die Gläubigen fragten sich gegenseitig was sie tun würden wenn jemand ihnen eine Waffe an die Stirn halten würde und sie fragen würde "ist Jesus wirklich Gottes Sohn?" Bei Verneinung der Religion dürften sie leben, wenn sie mit "Ja" antworten werden sie erschossen. Begeistert sagten viele, auch Eltern und Großeltern sie würden laut "JA" sagen und sich die Kugel durch den Kopf jagen lassen, sie wüssten ja dass sie dann im Paradies landen. (Egal ob sie jetzt wirklich so handeln würden oder nicht) Ich hielt die Klappe und fragte nicht nach wem eine so sinnlose Aktion was bringen würde... den Kindern die dann keine Eltern mehr haben bestimmt nicht.
Ich merke wie wenig ich so etwas verstehe...
I am so clever that sometimes I don't understand a single word of what I am saying. - Oscar Wilde
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Ja...das Kennzeichen aller Fundamentalisten, irgendwie. Manche Menschen brauchen anscheinend sowas, selbst so etwas wie "welches Betriebssystem ist das richtige" kann religiöse Zustände annehmen, wie ich gerade wieder erfahren durfte.
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Willkommen im ClubHelga hat geschrieben:Ich merke wie wenig ich so etwas verstehe...
Ich hatte vor Jahren ähnliche Erlebnisse zu Besuch bei einer Familie in Chicago, allerdings Römisch-Katholisch ... aber sonst gleichen sich die Erlebnisse ziemlich.
Ich kann mich noch erinnern, dass bei den Kindern und Enkelkindern (waren ein Wochenende mit der erweiterten Sippschaft in so einer Urlaubsbungalow-Siedlung an einem See) streng nach Männchen und Weibchen sortiert wurde und die Kinder (zwischen 3 und 6) geschlechtergetrennt schlafen müssen, weil - wortwörtlich - es Sünde ist, wenn Mädchen und Jungs im selben Zimmer schlafen.
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
ja, auch ich kann nur bestätigen, wie erschreckend es ist, wenn jede Glaubensrichtung behauptet die alleinig "seligmachende" zu sein. .............
Die Verwandlung der Menschen ist oft erschreckend......
Die Verwandlung der Menschen ist oft erschreckend......
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Es kam mir einfach so furchtbar dumm vor. Sorry. Nicht das Glauben an sich, das bleibt jedem selbst überlassen... aber die Leute, die dort aufhören selbstständig zu denken. Mir macht so eine "Gemeinschaft" eher Angst wenn sie mir das Gefühl gibt, sie gibt mir vor was gut und was schlecht sei. Und alle sind sich einig. Denn wenn's jemand nicht ist is seine Meinung sowieso unerwünscht und man kann gehen. So dass man sich wieder einig ist und die heile Welt wiederhergestellt ist. Das war einfach beschränkt.
I am so clever that sometimes I don't understand a single word of what I am saying. - Oscar Wilde
- Judy
- Liebelein
- Beiträge: 4458
- Registriert: Fr 2. Jan 2004, 22:45
- Wohnort: Hinter den Sieben Bergen bei einem Zwerg
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Ich kenne viele Konvertitinen, die genauso sind
Gerade Salafisten haben häufig ähnliche Sicht auf ihren Glauben...insofern scheint das übertragbar...gerade bei den wissenschaftlichen Beweisen musste ich schmunzeln, die sind ja unter bestimmten Muslimen auch sehr beliebt, um zu belegen, dass der Koran die Wahrheit ist...
Gerade Salafisten haben häufig ähnliche Sicht auf ihren Glauben...insofern scheint das übertragbar...gerade bei den wissenschaftlichen Beweisen musste ich schmunzeln, die sind ja unter bestimmten Muslimen auch sehr beliebt, um zu belegen, dass der Koran die Wahrheit ist...
Wa aleikom salam, Judy
*****************************************
"Wir sind alle bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun." Nelson Mandela
*****************************************
"Wir sind alle bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun." Nelson Mandela
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
@ helga ,ich habe es selbst so erlebt. So lange ich mich eingebracht und gemacht und getan habe, nach DEREN Vorstellungen, war ich lieb und nett.......
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Selam,
mich erinnert die Religionsauslebung hier und in den USA (natuerlich nicht komplett, aber teils) ehrlich gesagt an Pierre Vogel und seine theatralische Darstellung seines Islams. Auf der einen Seite total modern, aber das Gedankengut im Prinzip 100% konservativ, wenn nicht gar fundamentalistisch (wobei ich mit diesem Begriff hier etwas vorsichtiger umgehen wuerde). Es hat mich schon immer etwas gewundert dass dieser "Stil" in Europa nie von christlichen Gruppierungen uebernommen wurde (zumindest meines Wissens nach nicht, vielleicht liege ich da auch falsch).
Immerhin fand er dass Discrimination "bad" ist
Und es muss auch nicht unbedingt so sein dass all die Menschen die du da angetroffen hast auch im "echten Leben" so beschraenkt sind. Ich hab mehrere Freundinnen hier die solchen Kirchen angehoeren, aber ansonsten sehr liebe, intelligente und auch tolerante Menschen sind.
mich erinnert die Religionsauslebung hier und in den USA (natuerlich nicht komplett, aber teils) ehrlich gesagt an Pierre Vogel und seine theatralische Darstellung seines Islams. Auf der einen Seite total modern, aber das Gedankengut im Prinzip 100% konservativ, wenn nicht gar fundamentalistisch (wobei ich mit diesem Begriff hier etwas vorsichtiger umgehen wuerde). Es hat mich schon immer etwas gewundert dass dieser "Stil" in Europa nie von christlichen Gruppierungen uebernommen wurde (zumindest meines Wissens nach nicht, vielleicht liege ich da auch falsch).
Immerhin fand er dass Discrimination "bad" ist
Naja, aber ist nicht gerade das ein Hauptgrund fuer viele Menschen sich einer organisierten Religion zuzuwenden - die Suche nach einer Antwort? Vielleicht sind viele Menschen alleine einfach ueberfordert, denken zwar, aber kommen auf keinen Nenner. Natuerlich gibt eine Religion vor was gut und schlecht ist, das ist ja vollkommen logisch (in meinen Augen).Es kam mir einfach so furchtbar dumm vor. Sorry. Nicht das Glauben an sich, das bleibt jedem selbst überlassen... aber die Leute, die dort aufhören selbstständig zu denken. Mir macht so eine "Gemeinschaft" eher Angst wenn sie mir das Gefühl gibt, sie gibt mir vor was gut und was schlecht sei. Und alle sind sich einig. Denn wenn's jemand nicht ist is seine Meinung sowieso unerwünscht und man kann gehen. So dass man sich wieder einig ist und die heile Welt wiederhergestellt ist. Das war einfach beschränkt.
Und es muss auch nicht unbedingt so sein dass all die Menschen die du da angetroffen hast auch im "echten Leben" so beschraenkt sind. Ich hab mehrere Freundinnen hier die solchen Kirchen angehoeren, aber ansonsten sehr liebe, intelligente und auch tolerante Menschen sind.
"Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott"
Martin Luther
"Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, aber auf dem Boden des Bechers wartet Gott."
Werner Heisenberg
Martin Luther
"Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, aber auf dem Boden des Bechers wartet Gott."
Werner Heisenberg
- killyfisch
- Admin in Pause
- Beiträge: 6233
- Registriert: Di 26. Aug 2003, 08:02
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Ach doch, das gibt es auch, vor allem bei den Freikirchen. Ich habe in Frankfurt mal an einem Heilungsgottesdienst teilgenommen, das war ziemlich erschreckend.iman07 hat geschrieben:Es hat mich schon immer etwas gewundert dass dieser "Stil" in Europa nie von christlichen Gruppierungen uebernommen wurde (zumindest meines Wissens nach nicht, vielleicht liege ich da auch falsch).
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Der Trend geht überall in diese Richtung. Es gibt hier kaum noch traditionelle religiöse Millieus, in die man selbstverständlich reinwächst, auch die unserer muslimischen Einwanderer werden zusehends bröckeliger.
Falls bei jungen Menschen doch irgendwann mal das Bedürfnis nach Religiösität auftaucht, sind solche Angebote, die man, böse gesagt, mit "Religion für Dummies" unschreiben kann, recht attraktiv. Klare Gebrauchsanweisungen und kurze knackige Antworten auf sämtliche Sinnfragen, sehr praktisch.
Falls bei jungen Menschen doch irgendwann mal das Bedürfnis nach Religiösität auftaucht, sind solche Angebote, die man, böse gesagt, mit "Religion für Dummies" unschreiben kann, recht attraktiv. Klare Gebrauchsanweisungen und kurze knackige Antworten auf sämtliche Sinnfragen, sehr praktisch.
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Ja, genau. Religion als selbstverständlicher Teil des Lebens, das gibt es kaum noch.
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Das muss dann, eine sehr extreme Baptistengemeinde gewesen sein.
Es sind nicht, alle Baptisten gleich, in Düsseldorf wahr ich mal in einer und da
hat keiner versucht mich zu missionieren. Die haben nur, die Fragen beantwortet die ich
hatte und das war es dann auch, Buch Empfehlungen gab es zwar, aber dann auch nur solche
die das Thema zu dem ich eine Frage hatte, etwas tiefer gehend behandeln, aber mehr war da nicht. Die Gemeinden, sind ja auch Autonom organisiert, es gibt extrem konservative und liberalere Gemeinden unter den Baptisten.
Es sind nicht, alle Baptisten gleich, in Düsseldorf wahr ich mal in einer und da
hat keiner versucht mich zu missionieren. Die haben nur, die Fragen beantwortet die ich
hatte und das war es dann auch, Buch Empfehlungen gab es zwar, aber dann auch nur solche
die das Thema zu dem ich eine Frage hatte, etwas tiefer gehend behandeln, aber mehr war da nicht. Die Gemeinden, sind ja auch Autonom organisiert, es gibt extrem konservative und liberalere Gemeinden unter den Baptisten.
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Ich seh schon ein, dass Menschen Antworten in einer Religion suchen... ich dachte nur sie wären eher spiritueller Natur und weniger im Stil eines Selbsthilfebuches. Mein Eindruck war wenig spiritueller Natur sondern einfach nur eine Anleitung für Menschen die selbst nicht entscheiden können oder wollen was sie nun tun und lassen sollen und deswegen von einer Autorität hören wollen was erlaubt ist und was nicht. Der sagt einem wie ein Elternteil was man zu tun hat und was man sein lassen soll (mit der Begründung er weiß es von Gott) und selbst kann man sich dann drauf verlassen. Man glaubt ja einfach.iman07 hat geschrieben: Naja, aber ist nicht gerade das ein Hauptgrund fuer viele Menschen sich einer organisierten Religion zuzuwenden - die Suche nach einer Antwort? Vielleicht sind viele Menschen alleine einfach ueberfordert, denken zwar, aber kommen auf keinen Nenner. Natuerlich gibt eine Religion vor was gut und schlecht ist, das ist ja vollkommen logisch (in meinen Augen).
Und es muss auch nicht unbedingt so sein dass all die Menschen die du da angetroffen hast auch im "echten Leben" so beschraenkt sind. Ich hab mehrere Freundinnen hier die solchen Kirchen angehoeren, aber ansonsten sehr liebe, intelligente und auch tolerante Menschen sind.
Die paar Charaktere aus der Gemeinde die ich etwas besser kenne passen in dieses Bild auch sehr gut rein, der Großteil davon kriegt sein Leben vorn und hinten nicht auf die Reihe. Drogenabhängigkeiten, Prügeleien mit der Polizei, Ehekrisen, Alkohol, Familiäre Gewalt, Lügen, Misstrauen.... und oft ein Verhalten dass eher an Pubertäre erinnert als an erwachsene, auf eigenen Füßen lebende Menschen erinnert.
Einige davon haben ihr Leben auch wirklich mit der Kirche etwas in den Griff bekommen, haben es zb. geschafft clean zu werden dadurch. Sie haben sich die Gebote der Kirche angehört, geglaubt, befolgt und plötzlich gings irgendwie. Und das is ja auch irgendwie ein nicht abzustreitender Erfolg. Auch Ehepartner reissen sich zusammen und versuchen sich nicht mehr zu betrügen und gut zu behandeln (weils jetzt göttlich vorgeschrieben wurde, vorher hat das nicht geklappt). So hat dieses moralische "am Händchen halten" vielleicht sogar Sinn... und bewahrt viele davor abzustürzen, hält Familien zusammen und sorgt für Gemeinschaften wo es den einen interessiert ob es dem anderen nun gut oder schlecht geht. Sie beschreiben es ja auch als eine Art "Familie" die eine gewisse Sicherheit und einen Rückhalt bietet. Gemeinsame Aktivitäten wie Grillnachmittage stärken den Zusammenhalt auch noch und geben Leuten die es sonst sehr schwer haben sicher Unterstützung.
Und trotzdem werd ich das Gefühl nicht los, dass diese Dinge ja eigentlich auch von sich heraus möglich sein müssten. Es ist doch KLAR, dass Diskriminierung keine gute Sache ist, oder? Dazu brauch ich nicht Sonntags in die Kirche gehen und Mitschreiben. Wenn ich mich darauf verlasse Sonntags in der Kirche zu lernen was moralisch richtig und was moralisch verwerflich ist, mach ich mich dann nicht zu einem Schaf das zu bequem ist um selbst über die Folgen von Diskrimierung nachzudenken? Und deswegen vorgekaute, präsentierte Meinungen einfach annehme? Mir kommt das vor als würde sich die Katze in den Schwanz beißen... einerseits versucht man die Menschen moralisch richtig zu erziehen, andererseits behandelt man sie wie Kinder und entnimmt sie der Pflicht sich das selbst zu erarbeiten.
I am so clever that sometimes I don't understand a single word of what I am saying. - Oscar Wilde
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Ich habe da auch einige Erfahrungen gesammelt mit Christen, die sich bibeltreu und evangelikal nannten. Da ging es wie in einer Sekte zu und alles war vom Teufel. Z.B. alternative Heilmethoden wie z.B. Akupunktur, Shiatsu, Homöopathie und natürlich auch andere Religionen, ja selbst andere christliche Konfessionen....Es war einfach nur schrecklich.
Re: Mein Tag in einer Baptistenkirche
Was mich betrifft: ich habe immer gewusst, was moralisch korrekt ist und was nicht. Aber es hat mich im allgemeinen nicht interessiert, ich habe halt das gemacht, was erstmal einfacher ist und keinen Stress macht. Und, ja, ich gehöre zu den Leuten die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen, auch wenn man das nicht ohne weiteres sieht. Und nochmal ja, klare Strukturen tun mir gut - nur würde ich sie mir selber nicht schaffen, siehe oben. Freiheit ist nichts, womit ich sonderlich gut umgehen kann, ich gehe dann auf Dauer unter, oder ich suche mir wieder einen Rahmen mit klaren Strukturen. So, und jetzt dürft Ihr geschockt seinHelga hat geschrieben:Und trotzdem werd ich das Gefühl nicht los, dass diese Dinge ja eigentlich auch von sich heraus möglich sein müssten. Es ist doch KLAR, dass Diskriminierung keine gute Sache ist, oder? Dazu brauch ich nicht Sonntags in die Kirche gehen und Mitschreiben. Wenn ich mich darauf verlasse Sonntags in der Kirche zu lernen was moralisch richtig und was moralisch verwerflich ist, mach ich mich dann nicht zu einem Schaf das zu bequem ist um selbst über die Folgen von Diskrimierung nachzudenken? Und deswegen vorgekaute, präsentierte Meinungen einfach annehme? Mir kommt das vor als würde sich die Katze in den Schwanz beißen... einerseits versucht man die Menschen moralisch richtig zu erziehen, andererseits behandelt man sie wie Kinder und entnimmt sie der Pflicht sich das selbst zu erarbeiten.