Im großen und ganzen gibt er einen ganz guten Einblick
Meine Widerstände sind in der Zwischenzeit verschwunden. Ich genieße jeden einzelnen Abend.Ja was machen wir eigentlich so, wenn wir nichts machen. Ich beschreibe einmal einen Abend in der Sangha, in der ich sitze.
Wenn ich abends ankomme heißt es erst einmal umziehen. Raus aus der Motoradkluft und rein in die Kutte. Kutte muss nicht sein. Es geht auch in jeder anderen Kleidung. Wir achten nur darauf, das die Farben möglichst dunkel sind, um die Ablenkung in Grenzen zu halten. Wenn noch Zeit ist, unterhalte ich mich noch ein bischen mit den Anderen, ansonsten nehme ich mir eine Teetasse und ein Sitzkissen und gehe in die Zendo.
Natürlich nicht einfach so. Hier ist fast alles reglementiert. Das heißt, vor der Zendo Hände in Gassho und verbeugen(Gassho Tetto). Die Zendo wird zuerst mit dem linken Fuß betreten. Dann gehe ich mit den Händen in Gassho zu meinem Platz, drehe mich zur Raummitte und verbeuge mich erneut. Dann betrete ich rückwärts die Matte. Beim Rückwärtsgehen zuerst mit dem rechten Fuß. Ich setze mich nun auf mein Kissen, mache einen leichten Knoten in meine Beine und lächle lieb. Das kann ich besonderst gut. Die Teetasse stelle ich rechts hinter die Matte. Im Rinzai-Zen sitzen wir, im Unterschied zu den Soto-Zennies, mit dem Gesicht zur Raummitte.
Der Abend beginnt um 19:00 Uhr. Das heißt, spätestens 5 Minuten früher sitzt auch der Letzte auf seinem Kissen. Pünktlich um 19:00 Uhr schließt der Teegeber, der als letzter den Raum betritt, die Außentür ab. Wer jetzt noch kommt hat Pech gehabt.
Der Jikki-Jitsu, Leiter der Meditation, schlägt seine Inkin (kleine Klangschale am Stiel) und alle setzen sich in Fersensitz. Nun beginnt die Rezitation. Kleines Beispiel:
http://www.strunck.net/marco/sankikai/r ... 0Banka.mp3
Danach gibt es Tee. Auch hier ist der gesamte Ablauf streng geregelt. Die Klingelzeichen, die Schläge mit den Takkus (Klanghölzer) und wer wann, wo und wie die Tasse hinstellt. Getrunken wird gemeinsam in vier Schlucken..
Wieder Klingelzeichen und Schläge mit den Takkus und ZaZen beginnt. Die Sitzrunden dauern ca 25 Minuten und werden von jeweils 5 Minuten Kinhin (langsames und schnelles Gehen im Kreis) unterbrochen. Sitzhaltung und Haltung beim Kinhin sind, wie sollte es auch anders sein, streng reglementiert.
Zwischendurch ist Dokusan, das Einzelgespräch zwischen Lehrer und Schüler. Hier wird entweder Koanarbeit geleistet oder andere z.B. persönliche Dinge mit dem Lehrer besprochen. Auch hier ist der Ablauf, ihr ahnt es sicher schon, streng reglementiert.
Der Abend endet wieder mit einer gemeinsamen Rezitation.
So, so weit so gut.
Diesen Ablauf haben wir, bis auf Kleinigkeiten, von unserem Stammkloster in Japan, dem Hoko-Ji Tempel übernommen.
Warum eigentlich diese strengen Regeln. Ist es nicht scheiß egal mit welchem Fuß ich zuerst in die Zendo gehe oder wo die Teetasse steht?
Sicher, natürlich ist es auf den ersten Blick egal. Deiner möglichen Erleuchtung tut es keinen Abbruch.
Aber diese Regeln zwingen jeden Einzelnen Achtsam zu sein. Und das ist erst mal ihr ganzer Sinn. Wenn du nicht ständig Aufmerksam bist, klappt das nicht. Das gilt auch für die Rezitation. Wenn du anfängst zu denken und nicht einfach rezitierst, mit fließt mit den Anderen, geht das in die Hose. Und etwas zweites geschieht. Du wirst auf wunderbare Weise mit deinem Ego konfrontiert: " Was soll der Scheiß? Ich bin doch kein Japaner. Das ist doch zwanghaft!! Ich will das nicht..............."
Damit hast du für die nächsten Jahre Arbeitsmaterial ohne Ende. Dukkha, Anicca, Anata, Gier; Hass, Verblendung.....alles was du nur willst und brauchst, um dich zu beschäftigen.
Und wenn das noch nicht reicht kommen recht bald auch noch Schmerzen in den Knien oder Rücken oder oder oder.... dazu.
Das muss erst mal reichen.
Alles Liebe, Ji'un Ken