Ein Thema, was wir schon öfter angesprochen haben, ist die Tatsache, dass zu früheren Zeiten die Muslime viel offener mit unterschiedlichen Meinungen umgegangen sind als heutzutage.
Dazu sehr interessant:
In examining this chapter of Islamic history, regardless of the validity or otherwise of the views expressed, one cannot help feel amazed at the fact that the Islamic thinkers of the 10th century had the freedom to discuss and publish their "unorthodox" ideas, while the Islamic world now cannot, or will not, deal with any form of intellectual dissent.
Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob das stimmt. Wenn man sich mit Aqidas aus der Zeit beschäftigt - da wird genau so hart mit abweichenden Meinungen ins Gericht gegangen wie heute. Für "Ketzer" war das Leben damals in vielen Gegenden sicher kein Zuckerschlecken.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Ich bin mir auch nicht sicher, ob die abweichenden Meinungen nur deswegen möglich waren, weil die islamische Welt so groß war und es keine schnellen Verkehrsmittel und kein Internet gab, so dass die einzelnen Orte eher Inseln glichen.
killyfisch hat geschrieben:Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob das stimmt. Wenn man sich mit Aqidas aus der Zeit beschäftigt - da wird genau so hart mit abweichenden Meinungen ins Gericht gegangen wie heute. Für "Ketzer" war das Leben damals in vielen Gegenden sicher kein Zuckerschlecken.
Aber dass unterschiedliche Meinungen auch nach so langer Zeit noch gelesen werden können, liegt doch daran, dass diese Sachen veröffentlicht werden konnten. Damals wäre es viel leichter gewesen, solche Schriften dann einfach zu zerstören. Wenn sie jetzt noch für uns zugänglich sind, heißt das doch schon auch, dass man es hingenommen hat, dass diese Leute ihre Gedanken mit anderen geteilt haben.
Na ja, was heißt "veröffentlicht"; das ging einfach unter ihren Schülern rum und wurde von denen weiter gegeben.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Salam,
zumindest in der frühen Phase war Meinungsvielfalt akzeptiert, ja sogar gewollt. Die früheren Gelehrten fügten am Ende ihrer Ausführungen deshalb immer den Satz "Allahu alem" an.
LG Jasinah
Glaube an Wunder, Liebe und Glück. Schaue nach vorne, niemals zurück. Tu was du willst und stehe dazu, denn dieses Leben lebst nur du!
Das wird doch heute noch so gemacht. Das ist nichts weiter als eine fromme Floskel und hat gerade in einem Text, in dem abweichende Meinungen verurteilt werden, nichts weiter zu bedeuten.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt." (Friedrich Rückert)
Ein Feigenblatt halt, um die eigene Engstirnigkeit zu bedecken. Will man das Gegenüber ärgern, sagt man "eben, und deswegen bleibe ich bei meiner Meinung", dann ist schnell Schluss mit der gespielten Toleranz.
In examining this chapter of Islamic history, regardless of the validity or otherwise of the views expressed, one cannot help feel amazed at the fact that the Islamic thinkers of the 10th century had the freedom to discuss and publish their "unorthodox" ideas, while the Islamic world now cannot, or will not, deal with any form of intellectual dissent.
Hmm, ich kann mich mit diesem Satz auch nicht wirklich anfreunden. Unorthodoxe oder gar 'liberale' Gedanken konnte man sicherlich äußern, nur die Konsequenzen waren nicht viel anders als heute. Ich glaube eher, dass es nischenhaft gewesen ist, dass man seine Meinungen und Einstellungen zwar äußern konnte, aber auch nur in eigener Konsequenz. Der Unterschied zu heute scheint mir minimal zu sein. Und noch immer haben die Orthodoxen das Zepter in der Hand, und die 'Liberalen' schaffen es nicht sich wirklich durchzusetzen. Auch wenn viele abweichend von der Norm denken, so bedeutet es leider noch lange nicht, dass es die Norm ist/ wird. Allerdings liegt es eben auch an den Unorthodoxen, dass sie sich nicht mundtot machen lassen. Und selbst in der heutigen Zeit ist das nicht einfach, denn wo ein Liberaler eine Meinung äußert, so wird er/ sie von 10 Konservativen oftmals mehr oder weniger überrannt. Somit ist diese freie Entfaltung eben gefährdet und der/ die Liberale muss erst einmal lernen mit diesem Druck klarzukommen.
Auch wenn ich versuchen wollte, Liebe zu beschreiben, wenn ich sie erfahre, bin ich sprachlos. - Rumi
Anisah hat geschrieben:Aber müssen Vordenker, Mutige das nicht immer? Wer keinen Stress haben will, muss mit der Herde laufen finde ich.
Natürlich...andere Möglichkeiten gibt es meiner Meinung nach nicht. Klar ist es einfacher in einer Herde mitzublöken als einzeln neue Töne zu erfinden, aber das liegt im Charakter des Einzelnen, was ihm/ ihr leichter oder schwerer fällt.
Auch wenn ich versuchen wollte, Liebe zu beschreiben, wenn ich sie erfahre, bin ich sprachlos. - Rumi
Und wo die Grenze ist, ist für jeden verschieden. Was für den einen Auslegungssache ist, ist für den anderen Gotteslästerung. So lange man offen darüber reden kann, ist alles gut.
Anisah hat geschrieben:Und wo die Grenze ist, ist für jeden verschieden. Was für den einen Auslegungssache ist, ist für den anderen Gotteslästerung. So lange man offen darüber reden kann, ist alles gut.
Schön wäre es ja. Den letzten Satz würde ich wirklich sehr gerne unterschreiben, da er aber leider nun einmal nicht Fakt, sondern immer noch Wunschdenken ist (da man eben nicht über alles offen reden kann, ohne einen Knüppel von manchen zwischen die Augen zu bekommen), ist noch nichts gut. Aber inshaAllah ändert sich das. Ich bin ein positiv denkender Mensch, aber ich glaube nicht, dass ich das noch erleben werde...
Auch wenn ich versuchen wollte, Liebe zu beschreiben, wenn ich sie erfahre, bin ich sprachlos. - Rumi
Anisah hat geschrieben:Aber müssen Vordenker, Mutige das nicht immer? Wer keinen Stress haben will, muss mit der Herde laufen finde ich.
Natürlich...andere Möglichkeiten gibt es meiner Meinung nach nicht. Klar ist es einfacher in einer Herde mitzublöken als einzeln neue Töne zu erfinden, aber das liegt im Charakter des Einzelnen, was ihm/ ihr leichter oder schwerer fällt.
wenn ich die letzten 26 Jahre eins gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass es "die Herde" gar nicht gibt. Jede Meinung hat irgendwie ihren Platz. Man muss sich halt nur die "Herde" suchen, die einem zusagt, denn der Mensch ist nicht fürs Alleinsein geschaffen, sondern für die Gemeinschaft.
nurhrii hat geschrieben:Schön wäre es ja. Den letzten Satz würde ich wirklich sehr gerne unterschreiben, da er aber leider nun einmal nicht Fakt, sondern immer noch Wunschdenken ist
Ach, mit der einen und dem anderen kann man ja offen reden. Hier im Forum klappt es ja auch - meistens jedenfalls. Eigentlich bin ich für den forumsinternen Mainstream viel zu konservativ eingestellt, aber weil offene Kommunikation hier möglich ist, macht das nichts. Ich finde, so muss es sein