Glaube vs. Glaube

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killyfisch
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von killyfisch »

Schön, dass du wieder da bist :D Ich bin leider noch etwas müde (habe ein sehr langes und schlafarmes Wochenende hinter mir), aber ich versuche mich an einer Antwort.
LEN hat geschrieben:es geht nicht darum ob die methoden von mir anerkannt werden, sondern ob es neutral betrachtet überhaupt ein hinterfragen ist.
Damit stoßen wir doch aber wieder auf die Frage nach Objektivität und Subjektivität. Es gibt keine Objektivität, weder in den Naturwissenschaften noch in den Geisteswissenschaften. Nur ist man in den Geisteswissenschaften eher bereit, das zuzugeben.
zum wissenschaftlichen glauben: klar kann ich unhinterfragt glauben, was wissenschaftler behaupten und das hat auch zu vielen betrügereien durch hochstapler und quacksalber geführt. aber schon allein deshalb, dass diese entlarvt wurden, halte ich sogar unhinterfragtes glauben an thesen von wissenschaftlern für vertrauenswürdiger als religiöse glaubensbekenntnisse.
Das ist dann doch aber unbedingter Glaube. Meiner Ansicht nach haben die meisten wissenschaftsgläubigen Menschen einen unbedingten Glauben, da sie ja gar nicht in der Lage sind, die Argumente oder Beweisketten selbst nachzuvollziehen. Sie müssen also einfach blind das annehmen, was die Wissenschaftler behaupten. Und wonach richten sie sich da? Dem Bauchgefühl?
man kann nicht die ratio und die irratio als gleichwertige seiten für unseren erkenntnisgewinn betrachten, wenn man damit über kurz oder lang nicht auf die nase fallen möchte.
Ich sehe das nicht mehr als zwei Seiten oder Gegensätze, sehe mich aber momentan außer Stande, meine Ansicht dazu in Worte zu fassen. Vielleicht später :)
hermeneutik ist eher in juristischen, religiösen und künstlerischen bereichen relevant.
Nicht nur, auch in den Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften ist sie wichtig. Es ist im Prinzip eine Anleitung zum Verstehen, die keinen Anspruch auf Objektivität erhebt.
"Von deinen Kindern lernst du mehr als sie von dir:
Sie lernen eine Welt von dir, die nicht mehr ist.
Du lernst von ihnen eine, die nun gilt."
(Friedrich Rückert)
Anisah

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von Anisah »

LEN hat geschrieben:logik und empirie sind die werkzeuge, auf die man sich für einen gültigen erkenntnisgewinn stützen sollte
Ist das so? Was verstehst Du in diesem Zusammenhang unter "Erkenntnis"?
Hayat76

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von Hayat76 »

LEN hat geschrieben: - zunächst mal ist der gottesbehaupter in erklärungspflicht, nicht der gottesleugner.
wieso?
DieWahrheit

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von DieWahrheit »

@LEN

Den Sinn verstehe ich jetzt nicht,weil der Gottesleugner könnte doch auch eine Erklärung abgeben,
warum er nicht daran glaubt dass es einen Gott gibt,warum denn nur der Gottesbehaupter?
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Amina85
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von Amina85 »

Vor allem kann man auch als Ungläubiger nicht 100%ig ausschliessen, dass es Gott nicht gibt, weil es sich nicht beweisen lässt.Umgekehrt kann der Gläubige schon den einen oder anderen Beweis erbringen.Im Koran stehen ja genügend drin, die sich auch nachweisen lassen.
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nouar
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von nouar »

DieAmina hat geschrieben:...Umgekehrt kann der Gläubige schon den einen oder anderen Beweis erbringen.Im Koran stehen ja genügend drin, die sich auch nachweisen lassen.
Da wäre ich allerdings vorsichtig.... Wenn sich Glaube wirklich hieb- und stichfest beweisen ließe, wäre es kein Glauben mehr sondern Wissen.... und jeder Ungläubige wäre nicht ungläubig sondern schlicht und einfach bescheuert.
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filfla
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von filfla »

nouar hat geschrieben:
DieAmina hat geschrieben:...Umgekehrt kann der Gläubige schon den einen oder anderen Beweis erbringen.Im Koran stehen ja genügend drin, die sich auch nachweisen lassen.
Da wäre ich allerdings vorsichtig.... Wenn sich Glaube wirklich hieb- und stichfest beweisen ließe, wäre es kein Glauben mehr sondern Wissen.... und jeder Ungläubige wäre nicht ungläubig sondern schlicht und einfach bescheuert.
das ist aber die konservativ islamische Definition von Imaan, was ja oft lapidar als Glaube übersetzt wird, " die mit Wissen verbundene bewusste Verinnerlichumg" :engel_lieb:
"Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ins Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern nur noch um Seiner ewigen Schönheit Willen" (Rabia al-Adawiyya).
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Amina85
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von Amina85 »

Genau ;) :engel_lieb:
Ist das Auge rein, so sieht es nichts als Reinheit.
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LEN

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von LEN »

killyfisch hat geschrieben:Schön, dass du wieder da bist :D Ich bin leider noch etwas müde (habe ein sehr langes und schlafarmes Wochenende hinter mir), aber ich versuche mich an einer Antwort.
LEN hat geschrieben:es geht nicht darum ob die methoden von mir anerkannt werden, sondern ob es neutral betrachtet überhaupt ein hinterfragen ist.
Damit stoßen wir doch aber wieder auf die Frage nach Objektivität und Subjektivität. Es gibt keine Objektivität, weder in den Naturwissenschaften noch in den Geisteswissenschaften. Nur ist man in den Geisteswissenschaften eher bereit, das zuzugeben.
die übereinkunft darüber, dass es keine 100% objektiven tatsachen gibt, ist kein dammbruchargument für eine völlige subjektivität. es gibt phänomene, die intersubjektiv tausendfach überprüft solange als objektiv gültig gelten können, bis anderslautende beweise auftauchen.
es gibt die allgemeingültige definition was hinterfragen ist. wenn es nicht erfüllbar ist(wie es beim glauben der monotheistischen religionen nun mal ist) ist das, was gläubige möglicherweise als "zweifeln" bezeichnen kein hinterfragen im allgemeingültigen sinne - und um diesen geht es hier.
zum wissenschaftlichen glauben: klar kann ich unhinterfragt glauben, was wissenschaftler behaupten und das hat auch zu vielen betrügereien durch hochstapler und quacksalber geführt. aber schon allein deshalb, dass diese entlarvt wurden, halte ich sogar unhinterfragtes glauben an thesen von wissenschaftlern für vertrauenswürdiger als religiöse glaubensbekenntnisse.
Das ist dann doch aber unbedingter Glaube. Meiner Ansicht nach haben die meisten wissenschaftsgläubigen Menschen einen unbedingten Glauben, da sie ja gar nicht in der Lage sind, die Argumente oder Beweisketten selbst nachzuvollziehen. Sie müssen also einfach blind das annehmen, was die Wissenschaftler behaupten. Und wonach richten sie sich da? Dem Bauchgefühl?
richtig, es ist schon aufgrund mangelnder kenntnisse unbedingter glaube der auf vertrauen basiert. in dieser hinsicht ist er dem religiösen glauben ähnlich, der unterschied besteht allein in der möglichkeit sich unabhängig von anderen forschern oder schriften kenntnisse anzueignen um theorien von wissenschaftlern überprüfen zu können. bei religionen ist dies unabhängig von anderen gläubigen oder schriften unmöglich.
man kann nicht die ratio und die irratio als gleichwertige seiten für unseren erkenntnisgewinn betrachten, wenn man damit über kurz oder lang nicht auf die nase fallen möchte.
Ich sehe das nicht mehr als zwei Seiten oder Gegensätze, sehe mich aber momentan außer Stande, meine Ansicht dazu in Worte zu fassen. Vielleicht später :)
du könntest mit einer schlüssigen und umfassenden erläuterung deiner ansicht großes aufsehen erregen, denn diese frage ist wohl eine der kontroversesten in den geistes- und religionswissenschaften!
hermeneutik ist eher in juristischen, religiösen und künstlerischen bereichen relevant.
Nicht nur, auch in den Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften ist sie wichtig. Es ist im Prinzip eine Anleitung zum Verstehen, die keinen Anspruch auf Objektivität erhebt.
wie ich oben schon sagte: wenn man davon ausgeht, seinen sinnen vertrauen zu können, und weiterhin davon ausgeht, dass die subjektiven beobachungen vieler menschen in eine intersubjektiv plausible betrachtung münden ist dies zwar keine objektive wahrheit, kommt ihr jedoch relativ nahe. hermeneutik in geschichts- oder geisteswissenschaften ist quasi ein appell zur vermeidung von objektivitätsansprüchen, jedoch keiner zum totalen relativismus.
ansonsten könnte man sich forschung ja gleich schenken, oder? ;)
LEN

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von LEN »

Anisah hat geschrieben:
LEN hat geschrieben:logik und empirie sind die werkzeuge, auf die man sich für einen gültigen erkenntnisgewinn stützen sollte
Ist das so? Was verstehst Du in diesem Zusammenhang unter "Erkenntnis"?
ich halte mich da vor allem an Popper der jegliche erkenntnis als vorläufig betrachtet. stichwort falsifizierbarkeit.
hier findest du wenn du magst mehr dazu.
LEN

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von LEN »

Hayat76 hat geschrieben:
LEN hat geschrieben: - zunächst mal ist der gottesbehaupter in erklärungspflicht, nicht der gottesleugner.
wieso?
weil ich ohne beweis für die existenz einer sache davon ausgehen muss, dass sie nicht existiert.
wenn ich behaupte ich hätte einen schuldscherin von dir in höhe von, sagen wir mal, 1.500,- EUR dann wirst du sicher von mir verlangen dies zu beweisen. wenn nicht dann behaupte ich es jetzt einfach mal und gebe dir dann meine kontodaten, okay? :D
LEN

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von LEN »

DieWahrheit hat geschrieben:@LEN

Den Sinn verstehe ich jetzt nicht,weil der Gottesleugner könnte doch auch eine Erklärung abgeben,
warum er nicht daran glaubt dass es einen Gott gibt,warum denn nur der Gottesbehaupter?
es ging um das "zunächst" im sinne einer reihenfolge.
LEN

Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von LEN »

DieAmina hat geschrieben:Vor allem kann man auch als Ungläubiger nicht 100%ig ausschliessen, dass es Gott nicht gibt, weil es sich nicht beweisen lässt.Umgekehrt kann der Gläubige schon den einen oder anderen Beweis erbringen.Im Koran stehen ja genügend drin, die sich auch nachweisen lassen.
ich spreche von unmittelbaren beweisen für die existenz gottes.
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Amina85
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von Amina85 »

Du hast aber auch keine unmittelbaren Beweise, das Gott nicht existiert
Ist das Auge rein, so sieht es nichts als Reinheit.
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Beate
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Re: Glaube vs. Glaube

Beitrag von Beate »

LEN hat geschrieben:
ich spreche von unmittelbaren beweisen für die existenz gottes.
LEN, ich wiederhole mich zum tausendsten Mal:
Diese Aussage stimmt nur dann, wenn man davon ausgeht, dass Gott ein Wesen ist, das existiert.
Diese Definition von Gott ist aber nur eine von vielen.
Und deswegen ist die Diskussion mit dir auch so sinnlos, weil du uns immer dein Gottesbild unterjubeln willst und uns auf deine Vorstellungen festnageln willst.
Sure 18
[103] Sprich: "Sollen Wir euch die nennen, die bezüglich ihrer Werke die größten Verlierer sind?
[104] "Das sind die, deren Eifer im irdischen Leben in die Irre ging, während sie meinen, sie täten gar etwas Gutes."
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