Spenden statt Fasten
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von unserem Mitglied Beate
Als ich konvertierte, war der Ramadan im Winter. Das Fasten dauerte nie länger als 12 Stunden. Am Anfang fiel mir das Fasten sehr schwer. Ich schaute fast jede Viertelstunde auf die Uhr und zählte die Minuten bis zum Fastenbrechen. Mit der Zeit stellte sich mein Körper jedoch um, und ich ging entspannter mit dem Fasten um. Da ich zu dieser Zeit nicht berufstätig war, sondern Hausfrau und Mutter, konnte ich Pausen einlegen und meinen Alltag an das Fasten anpassen. So habe ich mich am frühen Nachmittag hingelegt und ein wenig geruht. Wichtig war für mich auch das Frühstück. Wenn ich das mal verschlafen hatte und nüchtern in den Tag ging, wurde mir spätestens um die Mittagszeit schlecht und ich musste mein Fasten brechen.
Das Fasten zeigte mir, wie es wohl ist, wenn man hungert. Wenn der Hunger das Leben bestimmt. Es muss furchtbar sein, denn ich hatte ja zumindest abends ein wunderschönes Abendessen auf dem Tisch, aber ein Hungernder muss sich selbst dann noch mit etwas Reis oder Brot begnügen. Und das Fasten zeigte mir auch, was für eine wunderbare Sache Essen ist, wie wunderbar Früchte duften, wie herrlich ein Schluck Wasser ist, was für eine Wohltat es ist, eine Suppe zu essen. Das Essen gewinnt wieder an Bedeutung. Man lernt es wieder zu schätzen.
Meinem Mann und mir war es immer wichtig, Leute zum Iftar einzuladen, weil das gemeinsame Fastenbrechen ein wirklich wunderschönes Erlebnis ist. Es gibt immer etwas Tolles zum Essen, der Tisch ist schön gedeckt, die Kinderaugen leuchten. Die Vorfreude auf das Essen ist riesengroß. Die Gäste bringen etwas mit, oft auch etwas zum Essen wie Gebäck oder Kuchen. Im Anschluss an das Essen und natürlich auch die gemeinsamen Gebete, haben sich immer interessante Gespräche entwickelt und wir saßen oft bis spät in die Nacht bei Tee und Nüssen und Gebäck im Wohnzimmer und haben im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt gesprochen. Und im Gegenzug wurden auch wir eingeladen und haben diese gemeinsamen Abenden bei Freunden und Verwandten sehr genossen. An den Abenden, an denen wir unter uns waren, haben wir nach dem Abendessen mit den Kindern über den Glauben gesprochen, ihnen Prophetengeschichten erzählt, oder zwei, drei Verse aus dem Koran besprochen. Das hat den Kindern sehr gut gefallen. Die ganze Familie vereint, isst zusammen und hat Zeit füreinander. Hin und wieder habe ich mich auch aufgerafft und bin in die Moschee gefahren für das Tarawih-Gebet. Die Kinder habe ich manchmal sogar mitgenommen.
Doch mit der Zeit wanderte der Ramadan in den Herbst und in den Sommer hinein und wurde für mich immer beschwerlicher. Mittlerweile bin ich auch wieder berufstätig und die Arbeit nimmt mich sehr in Anspruch. Vor drei Jahren dann, als auch noch die Hitze des Sommers dazukam, wurde das Fasten für mich zur Quälerei. Ich merkte, dass meine Kräfte drastisch schwanden und dass ich sehr unkonzentriert wurde. Mir wurde das besonders beim Autofahren bewusst, als ich wie in Trance das Auto durch den Verkehr fuhr und fast einen Unfall gebaut hätte. Das war für mich der Moment, mich vom Fasten zu verabschieden. Der Schaden, den das Fasten verursachte, war für mich größer als der Nutzen. Ich beschloss, nicht mehr im Ramadan zu fasten. Und da es auch mühselig ist, das Fasten ganz alleine im Winter nachzuholen, faste ich gar nicht mehr, sondern spende Geld an karitative Einrichtungen und berufe mich dabei auf Vers 2, 184 Und denen, die es nur mit großer Mühe ertragen können, ist als Ersatz die Speisung eines Armen auferlegt.