Erfahrungsbericht
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von unserem Mitglied nouar
Wie fühlt man sich beim Fasten?
Die ersten 2-3 Tage furchtbar. Nachmittags Kopfschmerzen, total fertig :( . Aber ich habe den Verdacht, dass das nicht am Fasten an sich liegt, sondern am Koffeinentzug. Ich sollte versuchen, den Kaffee- und Teekonsum in der Woche vorher etwas herunterzufahren. Das müsste eigentlich helfen. Und wenn man dann doch Kopfschmerzen bekommt, kann man ja etwas dagegen nehmen. Ist ja noch kein Ramadan. Nach den ersten Tagen wird es besser. Der Essensentzug ist kein Problem mehr. Schlimmer ist der Durst (hier ist es im Sommer sehr heiß) und der Schlafmangel.
Wie entwickelt sich das Fasten? Gewöhnt man sich daran?
Am Anfang ist es eigentlich für den Körper jedes Jahr wieder so, als wäre es das erste Mal, denn es ist ja ein ganzes Jahr dazwischen. Außer man fastet montags freiwillig oder so....
Was würdet ihr Ersteinsteigern raten?
Nachts eine Flasche Wasser neben dem Bett stehen haben. Bloß nicht das Frühstück verschlafen, und sei es nur etwas trinken. Nichts frühstücken, wo man Durst von bekommt. Schweißtreibende Tätigkeiten möglichst bis kurz vor Maghrib vermeiden, der Tag ist lang. Mal den Bus nehmen für Strecken, die man sonst zu Fuß gehen würde. Raus aus der Sonne.
Wie haltet ihr es mit dem Frühstück?
Eine Kanne marokkanischen Tee, die ich mir vor dem Schlafengehen mache und in eine Thermoskanne umfülle. Schmeckt nicht wie frisch gemacht, aber ich kann um 4 oder 5 Uhr morgens nicht auch noch anfangen groß Tee oder Kaffee zu kochen, sonst muss ich mir den Wecker ja noch früher stellen. Eigentlich wäre es besser, koffeinhaltige Getränke ganz wegzulassen, aber das schaffe ich nicht. Wasser, soviel wie möglich. Und dann zwinge ich mich, irgendwas zu essen, was möglichst lange vorhält. Müsli wäre gut, aber das kriege ich um die Uhrzeit kaum runter.
Bekommt ihr Gäste oder werdet ihr eingeladen?
Meist werde ich eingeladen. Gäste zu empfangen ist bei mir leider ungünstig :( . Meine Wohnung ist sehr klein, kaum Sitzgelegenheiten. Es ist heiß, da die Sonne den ganzen Nachmittag auf die Fassade knallt und man kann nicht draußensitzen. Und dann ist ja auch noch mein Sohn da (----> würde keine das KT oder die Abaya ausziehen ---> sehr unangenehm bei den Temperaturen hier).
Geht ihr manchmal in eine Moschee zum Iftar? Wie ist es dort?
Vorletztes Jahr bin ich samstags nach dem Unterricht hingegangen, war sehr schön. Letztes Jahr fiel Iftar in der Moschee aus, wegen Geldmangel.
Wie haltet ihr es mit dem Tarawihgebet?
Das ist für mich das absolute Ramadan-Highlight. Ich liebe es! Soo schön! Der Haken dabei ist nur, dass man sehr spät nach Hause kommt. Wenn man dann nicht schnurstracks ins Bett geht, lohnt es sich kaum noch überhaupt ins Bett zu gehen, denn nur 2-3 Stunden später klingelt schon der Wecker. Man kann eigentlich nur jeden Tag zum Tarawih gehen, wenn man Urlaub hat. Ramadan ist mit europäischen Arbeitszeiten absolut inkompatibel. Man kann nicht um 1.00 nach Hause kommen, um 5.00 aufstehen und dann fit in der Arbeit sein. Das geht ein paar Tage, aber nicht einen ganzen Monat. Ich habe ja hmdl Sommerferien, müsste aber eigentlich ganz dringend an meiner Dissertation weiterarbeiten (da ist es kurz vor zu spät), und das geht nicht, wenn man den ganzen Tag todmüde ist. Letztes Jahr war es so, dass ich mir dann immer gesagt habe, heute abend fällt Tarawih flach. Isha beten und ab ins Bett. Dann war ich aber nach dem Iftar kurz wieder fit und bin doch wieder hingegangen....um am nächsten Tag wieder total kaputt auf dem Sofa rumzugammeln.
Gibt es Dinge, die ihr speziell im Ramadan macht, wie Koran lesen etc.?
Ich versuche, den Koran zu lesen, komme aber nicht weit, weil ich einschlafe. Letzten Ramadan habe ich Ayat al Kursi auswendig gelernt, zu mehr hat es nicht gereicht, aber besser als gar nichts.
Wo sehr ihr den Sinn des Fastens?
Das ist eine schwere Frage. Natürlich hat es für mich Sinn, sonst würde ich es ja nicht tun, aber ich kann es schlecht erklären. Kommt man dadurch Allah (swt) näher? Irgendwie schon. Man übt sich in Selbstdisziplin, denkt auch an die, die unfreiwillig fasten, weil sie nichts zu essen haben. Irgendwie bekommt man das Gefühl, Allah (swt) auch mal was zu geben (was er natürlich nicht braucht, schon klar) und nicht immer nur zu nehmen.